Forum: HF, Funk und Felder Umrechnung Feldstärke (dbµA/m) in Sendeleistung auf 13,56MHz


von Effe (Gast)


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Hallo,

laut den Gesetzen für RFIDs auf 13,56MHz ist ja die zulässige Leistung 
durch die magnetische Feldstärke (bei 13,56MHz auf 60 dbµA/m) begrenzt, 
laut

http://www.mikrocontroller.net/articles/Allgemeinzuteilung#Induktive_Funkanwendungen

Meine Frage ist nun, wie komme ich bei einer gegebenen Antenne (magnetic 
loop mit einigen -zig cm Durchmesser) auf die zulässige 
HF-Eingangsleistung an der Antenne? Natürlich wird das vom Wirkungsgrad 
der Antenne abhängen, aber gibt es vielleicht grobe Faustformeln, so 
dass man sagen kann, mit xx mW wird man auf keinen Fall über den 
Grenzwert kommen? Allgemein würde mich der Rechenweg interessieren, und 
ob es eine einfache, hobbytaugliche Möglichkeit gibt, die Feldstärke zu 
messen.

Gruß,
Effe

von Günter R. (guenter-dl7la) Benutzerseite


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Diese Messung ist ein etwas dickeres Brett. Wenn man gemäß Vfg. das 
E-Feld in 10 m Entfernung misst und über den Feldwellenwiderstand 
umrechnet, gibt es Fehler, weil bei λ von 22 m eigentlich da noch 
Nahfeld herrscht. Außerdem geht die Geometrie der Sendeantenne selbst 
ein (Wirkungsgrad resp. Verluste); eine einfache Hobby-Lösung gibt es 
IMHO eher nicht.

Funkamateure sind bei größeren Leistungen (> 10 W EIRP) verpflichtet, 
Nachweis über die Feldstärken ihrer Station zu führen und in den 
Ortsverbänden des DARC findet man daher oft Messkoffer, die mit 
Schleifenantennen (entsprechend kalibriert) solche Messungen durchführen 
können. Das Amateurfunkband 20 m = 14 MHz liegt nicht weit von deiner 
Arbeitsfrequenz, das sollte passen.

von Effe (Gast)


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Danke für die Antwort, ich habe mir schon gedacht, dass es nicht ganz 
trivial wird ;)

Habe noch dieses gefunden:
http://www.iks.tugraz.at/lehre/unterlagen/rfid-systems/3-nahfeld-grundlagen
Damit kann man zumindest von einem gegebenen Grenzwert auf den Strom in 
einer (idealen) Magloop-Antenne zurückrechnen, jetzt muss ich nur noch 
von dem Strom auf die Eingangsleistung kommen.

Gruß,
Effe

von Effe (Gast)


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Und hier ein Magloop-Rechner, der den Strom im Resoanzfall anzeigt:

http://www.66pacific.com/calculators/small_tx_loop_calc.aspx

Bin dann mal rechnen ...

von Günter R. (guenter-dl7la) Benutzerseite


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Sehr vollständig und nützlich, was die TU Graz da ausweist. Wollte aber 
noch auf das Problem der sog. magnetischen Antennen hinweisen, dass man 
da an Teilstücken im Resonanzfall extrem hohe Spannungen hat, so dass an 
der Stelle wieder der auf magnetische Durchflutung umgerechnete Wert 
lokal zu hoch wäre. Man wird also die Antenne unter Umständen in einen 
'Abstandshalter' einpacken müssen. Naheliegend wäre alternativ die 
elektrische Schirmung der Schleife (es werden elektrisch geschirmte 
Empfangsantennen vertrieben, die so nur die magnetische Komponente 
auswerten und die elektrische Komponenten eines störenden Nahfeldes 
unterdrücken sollen. Teilweise wird von guten Erfolgen berichtet).

Nebenbei: Verstehe ich die Verfügung so richtig, dass man zwar in 10 m 
Entfernung misst, aber am Ort des Strahlers die Feldstärke limitiert, 
man also zurückrechnen muss? Dann würde mich die Umrechnungsformel 
interessieren, denn so ein Antennenfeld ist ja immer 
inhomogen/unsymmetrisch und umweltbeeinflusst.

von Effe (Gast)


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Günter Richter schrieb:
> Verstehe ich die Verfügung so richtig, dass man zwar in 10 m
> Entfernung misst, aber am Ort des Strahlers die Feldstärke limitiert,
> man also zurückrechnen muss?

Ja, das scheint so zu sein. Ich habe mal für eine grobe Rechnung eine 
koaxiale Anordnung von Sende- und Empfangsantenne angenommen (S.15) und 
die betragsmäßige Darstellung des H-Feldes in diesem Fall (S.16) mit der 
Formel für das magnetische Moment einer Leiterschleife (S.8) verwurstet, 
um bei gegeneber Feldstärke in 10m (bei angenommener koaxialer Anordnung 
zur Messantenne!) den Strom in der Sendeantenne zu bestimmen. Dazu 
dieses Scilab-Skript (Freier matlab-Clone):
1
H = 0.001    // limit: 60dB(uA/m) = 1mA/m
2
3
lamb = 300/13.56        // wavelength (13,56MHz)
4
r = 10                // distance
5
rant = 0.5        // antenna radius
6
n = 1            // number of loop turns
7
8
9
// coaxial layout
10
11
m = H * (2 * %pi *(lamb^2) * (r^3))/(lamb^4 + lamb^2 * r^2)
12
13
// antenna current 
14
iant = m / (rant^2 * %pi * n)

Hinweis: Das ist kurz vor dem Schlafengehen zusammengefrickelt, 
möglicherweise teilweise oder ganz falsch ;)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Günter Richter schrieb:
> Wenn man gemäß Vfg. das
> E-Feld in 10 m Entfernung misst und über den Feldwellenwiderstand
> umrechnet, gibt es Fehler, weil bei λ von 22 m eigentlich da noch
> Nahfeld herrscht.

Das ist ja auch der wesentliche Grund, warum die Allgemeinzuteilung
den Betrieb bei dieser Frequenz (und den noch niedrigeren) als
"magnetische Anwendung" bezeichnet und ausschließlich Grenzwerte für
die magnetische Feldstärke vorgibt.  Eine wirkliche Abstrahlung des
Felds steht im Allgemeinen bei derartigen Anwendungen nicht im
Vordergrund.

von Günter R. (guenter-dl7la) Benutzerseite


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...bin auch noch nicht zum Rechnen gekommen. Grundsätzlich die Anordnung 
als einen Transformator mit ganz niedrigem k bzw ωM zu betrachten ist 
einerseits gut, weil die Nahfeldeffekte herausfallen (kapazitive 
Kopplung klein), andererseits schlecht, wenn durch Umweltabsorption in 
der Messschleife weniger induziert wird, weil unterwegs auf der 
Messstrecke Verluste sind und man sozusagen am Sender mehr erregen 
müsste. Daher läuft es darauf hinaus, im freien Feld zu rechnen und zu 
messen; danach einen als sicher betrachteten Strom einzuspeisen und mit 
dem Ergebnis zufrieden zu sein, auch wenn die Reichweite dann später 
wegen Umwelt (Bodenleitfähigkeit, Reflexionen etc.) schlechter wird. 
(Etwas verquast, hoffe, dass da der Sinn 'rüberkommt).

Während der eigentlichen Messung kann man ja dann ruhig mehr einspeisen, 
damit am Empfänger genug messbar ist (eventuell sehr selektiv messen).

von Effe (Gast)


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Effe schrieb:
> Dazu
> dieses Scilab-Skript (Freier matlab-Clone):

Die Wurzel hat gefehlt:
1
// calculation of maximal rf power
2
// http://www.iks.tugraz.at/lehre/unterlagen/rfid-systems/3-nahfeld-grundlagen
3
4
H = 0.001    // limit: 60dB(uA/m) = 1mA/m
5
6
lamb = 300/13.56        // wavelength (13,56MHz)
7
r = 10                // distance
8
rant = 0.5        // antenna radius
9
n = 1            // number of loop turns
10
11
12
// coaxial layout
13
14
m = H * (2 * %pi *(lamb^2) * (r^3))/(sqrt((lamb^4 + lamb^2 * r^2)))
15
16
// antenna current 
17
iant = m / (rant^2 * %pi * n)

Output mit den Werten im Quellcode:
1
-->m = H * (2 * %pi *(lamb^2) * (r^3))/(sqrt((lamb^4 + lamb^2 * r^2)))
2
 m  =
3
 
4
    5.7254787  
5
-->// antenna current 
6
-->iant = m / (rant^2 * %pi * n)
7
 iant  =
8
 
9
    7.2899059

Also ca. 7A Strom in der Loopantenne.

von Günter R. (guenter-dl7la) Benutzerseite


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OK, damit hätte man dann in 10 m Entfernung von der Sendeantenne die 1 
mA/m.

Ich habe Deine Aufgabe aber anders aufgefasst: Du willst in einer 
Leiterschleife von 1 m Durchmesser im Zentrum 1 mA/m erzeugen und fragst 
nach der Leistung, die in die Schleife einzuspeisen ist. Eigentlich 
bietet sich doch dafür eher der Ansatz nach Biot-Savart an: Die Schleife 
ist halbwegs klein gegenüber der Wellenlänge und der Strombelag auf der 
Schleife halbwegs konstant, wenn man bei der 'Magnetantenne' den Umfang 
von ca 3 m bei λ = 22 m noch als klein gegen die Viertelwellenlänge 
duldet (bei der dann der Leiter kein End-C brauchen würde).

Eventuell ist es sogar sinnvoll, diese Schleife noch kleiner im 
Durchmesser zu machen (wie groß ist denn der Empfänger?), damit der 
Strombelag noch weniger zum kapazitiv belasteten Ende abnimmt.

Oder wolltest Du jetzt mit der Anordung nur dein Messgerät kalibrieren? 
Dann ist das i.O.

von Günter R. (guenter-dl7la) Benutzerseite


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BTW bereits die angenäherte Biot-Savart-Lösung liefert 837 µA/m, 
garnicht so sehr daneben. Jetzt muss man nur noch die Aufgabe lösen, den 
Strom in der Sendeloop zu messen. Wenn der Sender 50 Ω hat und man wie 
üblich mit einer Koppelschleife einspeist, ließe sich das über die Güte 
des so angeregten Schwingkreises errechnen; die ist auch nicht so leicht 
zu bestimmen wegen der Strahlungsverluste.

Ansonsten zu Deiner Anordnung: Wäre es nicht eine Möglichkeit, eine 
kleine Loop (meinetwegen nur 10 cm Durchmesser aus geschirmtem Koax in 
Reihe mit einem 50-Ω-Abschluss zu betreiben? Dann wäre der Strombelag 
fast konstant, das E-Feld abgeschirmt und man könnte sich den Abstand 
errechnen, wo die 1 mA/m herrschen.

von HF Freund (Gast)


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Ja das mit der Güte ist nun die entscheidende Frage :

Normalerweise wird so eine RFID Antenne z.B. durch einen 
Parallelwiderstand bewußt bedämpft, um über eine Güte von 10 - 20 die 
notwendige Bandbreite zur Übertragung der Modulationsseitenbänder zu 
bekommen.

Kennst Du den Parallelwiderstand und die Schwingkreisdaten (z.B. aus 
Simulation oder Messung) kannst Du daraus bei bekannter eingespeister 
Leistung das Gewünschte errechnen. Die Verluste der Spule und der 
Parallelkondensatoren sind hingegen deutlich geringer.

Alternativ mittels niederkapazitivem FET Tastkopf (ggfs differentiell) 
die Spannung über dem Schwingkreis messen und daraus den Strom 
ermitteln.

Aber Vorsicht : zusätzlich zum Feldstärkegrenzwert gemäß VfG.. sind auch 
noch Personenschutzgrenzwerte einzuhalten. Diese sind an die INCPR 
Empfehlungen angelehnt und werden soweit ich mich erinnere von den BGs 
rausgegeben. Da gibt es dann verschieden Expositionsklassen (Feldstärke 
/ Dauer) einzuhalten. Die Werte lagen unter 10A/m und werden im Nahfeld 
unter 10cm schon bei Leistungen unter 1W überschritten.

Desweiteren gibt es eine EN - Norm die unter anderem den Personenschutz 
regelt und SAR Berechnungsmethoden behandelt. Die wird dann für Deine CE 
Erklärung interessant ;)

Die Abweichungen aus o.g. Berechnungen zu den Messwerten einer 
magnetischen Meßantenn in 10m Entferung und einem EMV H-Feld 
Handsondensatz in absoluten Nahbereich lagen bei etwa 10dB.

viel Spaß....

von Effe (Gast)


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Günter Richter schrieb:
> OK, damit hätte man dann in 10 m Entfernung von der Sendeantenne die 1
> mA/m.
>
> Ich habe Deine Aufgabe aber anders aufgefasst

Nein, meine Frage ging zunächst schon dahin, wie weit man beim 
Antennenbau bzw. der Endstufe für RFID-Zwecke legal gehen darf.
Schaut man sich im Netz dazu um, gibt es nicht viel: Wenn nicht einfach 
die eingebauten Endstufen der RFID-Readerchips verwendet werden (die 
vermutlich auch mit "guten" Antennen die Grenzwerte nicht erreichen, 
zumal ja auch wegen der Bandbreite, wie HF-Freund schon schrieb, die 
Güte ggf.künstlich verschlechtert werden muss), dann wird halt mal 
rausgehauen, was geht. Genauer messen oder rechnen macht keiner.
Die Idee mit der kleinen, geschirmten Loop ist gut, wenn man damit eine 
selbstgebastelte "Referenz"sonde "kalibrieren" könnte.

HF Freund schrieb:
> Die Abweichungen aus o.g. Berechnungen zu den Messwerten einer
> magnetischen Meßantenn in 10m Entferung und einem EMV H-Feld
> Handsondensatz in absoluten Nahbereich lagen bei etwa 10dB.

Das ist gut zu wissen, als Hausnummer kommt das also hin.

Vielen Dank Euch!

von Günter R. (guenter-dl7la) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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mal als Beispiel eine meiner Schnüffelsonden zur EMV-Suche auf Boards. 
Ca. 2 cm Durchmesser aus Semirigid mit 47-Ω-HF-Melf als Abschluss. (Wer 
hier Ähnlichkeit mit den Konstruktionen aus dem KONTRON-Messkoffer 
vermutet, liegt genau richtig ;-)

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