Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Vakuummeter für Grobvakuum selber bauen - welcher Sensor?


von Jens B. (nixiefreak)


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Hallo Leute,

ich möchte Nixie-Röhren selber bauen, und dazu brauche ich ein 
Vakuummeter. Es sollte folgenden Spezifikationen genügen:

Messbereich von 1000 mbar abwärts (klar), Auflösung 0.1 mbar. Ich 
arbeite mit Enddrücken um die 30 Torr (das sind ca. 40 mbar), vorher 
evakuiere ich die Röhren auf ca. 1 mbar. Details hier: 
Beitrag "Vakuumpumpe für Röhrenherstellung"

Die Frage ist nun, wie gehe ich vor? Ich kenne mich mit Elektronik aus 
(meine Webseite: http://www.jb-electronics.de/) und kann problemlos 
einen entsprechenden Sensor über ggf. OPV -> ADC -> uC auswerten.

Die Frage ist: Welchen Sensor nehme ich, und wo gibt es die? 
Pirani-Sensoren liegen bei 300EUR und höher, da kann ich ja fast schon 
ein fertiges Gerät kaufen. Daher frage ich mich, was es da sonst so 
gibt.

Besten Dank schon einmal für eure Antworten,
Jens

von Jens B. (nixiefreak)


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OK, ich kann wohl auch einen einfachen Drucksensor benutzen, wie etwa 
den hier: 
http://www.reichelt.de/Sensoren/MPX-2100DP/index.html?ACTION=3&GROUPID=3190&ARTICLE=42065&SHOW=1&START=0&OFFSET=500&;

Der hat 0.4mV/kPa = 40µV / mbar

Das heißt für 0.1 mbar Auflösung muss ich 4µV auflösen können. Über den 
ganzen Messbereich ist das natürlich quatsch. Also könnte ich ja die 
Ausgangsspannung mittels OPV logarithmieren. Hört sich das so weit 
sinnvoll an?

Gruß
Jens

von Ulrich (Gast)


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0,1 mbar Auflösung ist schon eine recht hohe Anforderung. Es gibt ggf. 
noch relativ billige Piezoresistive Drucksensoren, die empfindlichesten 
vermutlich von 0 bis 1 bar absolut. Je nach Art der Auswertung könnte 
man damit vielleicht noch 1 mbar auflösen. Wenn man die analoge 
Auswertung selber macht und mit einem Differentiellen Typ gegen ein 
gutes Vakuum könnte es gehen, zumindest von der Auflösung.

Es gibt ähnliche Mechanische Manometer auch in guter Ausführung  (MKS 
Baratron) allerdings ist man da vom Preis deutlich über 300 EUR.


Ein Pirani ist ohnehin von der Gasart abhängig, also nicht unbedingt die 
beste Wahl. Ein Alternative wäre im Eigenbau ggf. eine Gasentladung mit 
Messung der Brennspannung entsprechend der Paschenkurve.

von MaWin (Gast)


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> Messbereich von 1000 mbar abwärts (klar), Auflösung 0.1 mbar

1:10000 oder 14 bit. Kannste vergessen. Ist auch unnötig.
Du musst über 100mbar gar nichts messen können.
Und eigentlich musst du nur messen könne, ob dein
benötigtes Vakuum auch erreicht wurde, also ein Schalter
reicht schon, sagen wir 3 Schater für unterschiedliche Drücke.

Die guten sind nicht billig:
http://www.mksinst.com/product/Catalog.aspx?catalogID=4

Die billigen Sensoren (Unterdruck im Auto Drosselklappe)
helfen dir nicht weiter, die sind zu schlecht.

von Norbert S. (norberts)


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Hi,

klingt vielleicht primitiv:
Glasröhre mit Wasser füllen, oben geschlossen. Stellt sich bei 1m 
Wassersäule gerade ein Vakuum ein, sind es 100mbar.
Auflösung 0,1mbar entspricht 1mm, sollte gehen.

Gruß,
Norbert

von Bastler (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Ein Alternative wäre im Eigenbau ggf. eine Gasentladung mit
> Messung der Brennspannung entsprechend der Paschenkurve.

Nette Idee, aber geht nicht so leicht, da sich ja die Atmospjäre im 
Gaskolben ändert. Paschenkurven sind ja für eine Gassorte recht leicht 
beschreibbar, aber für eine sich ändernde Atmosphärenzusammensetzung 
wird das die Hölle.

MaWin schrieb:
> 1:10000 oder 14 bit. Kannste vergessen. Ist auch unnötig.

Daher wollte ich die Signalspannung ja auch logarithmieren, sprich: Sehr 
sensitiv im unteren Bereich, dagegen für alles über 100mbar fast schon 
in der Sättigung. Muss doch so gehen, oder?

Gruß
Jens

von Ulrich (Gast)


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Das Logarithmieren bringt nur noch mehr Fehler. Das Verarbeiten eines 
Spannungssignals mit 14 Bit Auflösung ist noch möglich, das Problem ist 
der Sensor selber, das machen die Piezoresistiven Sensoren nicht mit.

Die Paschenkurve ist von der Gasart abhängig, aber für die Funktion so 
einer Nixie-Anzeige muss man vermutlich schon auf das richtige Gas 
achten, und der wichtige Parameter ist eher die Spannung als der 
tatsächliche Druck.

Die Idee mit der Wassersäule hat nur einen kleinen Nachteil: Das Wasser 
hat einen nicht so kleinen Dampfdruck - von rund 20 mbar. Man bekommt 
also leicht Wasserdampf ins System.

Mit einem passenden Öl oder Silikonöl als Ersatz fürs Wasser wäre das 
aber eine Möglichkeit.

von MaWin (Gast)


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von Bastler (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Das Verarbeiten eines
> Spannungssignals mit 14 Bit Auflösung ist noch möglich, das Problem ist
> der Sensor selber, das machen die Piezoresistiven Sensoren nicht mit.

Sind doch spezifiziert bis 0kPa. Welcher der obigen Sensorenfamilie ist 
eigentlich der Absolutmesser?

http://www.reichelt.de/Sensoren/MPX-2010GP/index.html?;ACTION=3;LA=2;ARTICLE=42061;GROUPID=3190;artnr=MPX+2010GP
Gruß
Jens

von Bastler (Gast)


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Ich interessiere mich ja nur für das untere Ende der Skala. Unter der 
Annahme, dass der Sensor auf dem ganzen Bereich halbwegs rauscharm 
arbeitet, kann ich ja mir dieses überlegen:

Es sind also 4uV pro 0.1mbar aufzulösen. Wenn ich nun sage, ich will von 
100mbar abwärts messen können, ist das sicherlich sinnvoll, und das sind 
10 Bit, also gut machbar, oder vielleicht nehme ich einen 12Bit-ADC.

Ich verstärke mir die Ausgangsspannung des Sensors also mit einem OPV 
mit dem Faktor 1200 +- 25. Wenn nun mehr als 100mbar = 1000 * 4uV = 4mV 
am Sensor rauskommen, geht der OPV in die Sättigung und die Auswertung 
gibt mir permanent das MSB. Da mache ich eine Software-Abfrage und zeige 
dann "> 100mbar" an.

Ist das so möglich? Ich sehe spontan keinen Grund, warum das nicht 
funktionieren sollte. Was meint ihr?

Gruß
Jens

von tdk (Gast)


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Die MKS Baratron sind oft für nen Appel und nen Ei zu haben > Ebay USA
Ich hab selber min 10st dort gekauft und nie über 30eu.
Alternativ Inficon Sky.
Für das Geld kann man nix selber machen.

von Stefan S. (novafly)


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Hallo Jens,
bezüglich Sensoren schau dir mal die "SSC"-Serie von Honeywell an! Eine 
Auswahl gibts beim Mouser: 
http://de.mouser.com/Sensors/Pressure-Force-Sensors/_/N-6g7qc?Keyword=ssc&FS=True

Gibt es als analog, I²C und SPI Version.

Willst du in den industriellen Bereich, dann gibts von Honeywell die 
"SST"-Versionen (auch beim Mouser) bzw. kannst du dich mal in der Bucht 
umsehen (Suchgebriff: Druckmessumformer).

Ein Blick zu den "Sensortechnics"-Produkten ist sicherlich auch nicht 
falsch: 
https://www.distrelec.de/sensortechnics?gclid=CO3YrNr20a0CFcsKtAoddmw8lg


Bin auch gerade dabei, eine Vakuumanlage fertig zu stellen. Allerdings 
für den Modellbaubereich zum pressen von Flächen und beschichten von 
Platten mit CFK/GFK/AFK

Viele Grüße
Stefan

von geb (Gast)


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Für kleine Drücke bietet AllSensors gute Messumformer ab 2,5 mbar 
(voller Messbereich) an. Die Fa. Kellmi GmbH in Andernach hat da noch 
Restposten um ca. 25-30€ /Stk., am besten dort anrufen.Die Druckumformer 
sind schon thermisch stabilisiert und haben eine sehr kleine Drift.

Grüsse

von Bastler (Gast)


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Hallo Stefan,

danke für deine Antwort. Ich habe allerdings gesehen, dass die SSC nur 
von 60mbar aufwärts spezifiziert sind, dann dürften sie ja bei mir 
gerade nicht mehr anwendbar sein, oder?

Die von Sensortechnics gefallen mir deutlich besser, aber die 
250mbar-Versionen haben einen Burst-Pressure von 350mbar. Wie kann ich 
die denn überhaupt an der Luft betreiben? Gar nicht?

Gruß
Jens

von cskulkw (Gast)


Angehängte Dateien:

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Schon einmal über dem MS5540C von intersema nachgedacht? Der liefert 
gleiche Kalibrierungswerte. Dann kann man den Druck und die Temperatur 
über eine digitale Schnittstelle auslesen und brauch die nur noch 
umwandeln.

Der schafft eine (operative) Auflösung von 0,1 mBar

von Stefan S. (novafly)


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Hallo Jens,
also wenn ich bei mouser den Filter "0-15 psi" und "absolut" (also dann 
0-1Bar absolut) markiere, erhalte ich folgende Sensoren:

http://de.mouser.com/Sensors/Pressure-Force-Sensors/Board-Mount-Pressure-Force-Sensors/_/N-6g7qs?P=1z0vvutZ1z0xkev&Keyword=ssc&FS=True

Das passt doch dann in deinen Anwendungsbereich!?

Gruß
Stefan

von Bastler (Gast)


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Ups, da habe ich im Datenblatt wohl was falsch verstanden. Danke für den 
Hinweis, Stefan, der hier sieht gut aus:

SSCDANN015PA2A3

Hat I2C (habe ich zwar noch nie genutzt, aber werde ich schon 
hinbekommen) und eine Auflösung von 1bar/2^14, klasse.

Ist es realistisch, damit bis in den untersten Bereich zu gehen? 
Funktioniert er da noch gut?

Gruß
Jens

von Stefan S. (novafly)


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Hallo Jens,
sieh dir dazu  mal den DB an (ist bei Mouser immer in den Artikeln 
mitverlinkt). Die Honeywell Sensoren funktionieren auch im unteren 
Breich sehr präzise, zumindest war das bei meinem Testaufbau so (meine 
Thomas USA Pumpe schafft -900mbar relativ, also 100mbar absolut.

Gruß
Stefan

von Bastler (Gast)


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Na gut, ich möchte ja gerne nach 1mbar absolut und dann wieder auf 20 
bis 30 mbar hoch, aber es sollte wohl klappen. Danke auf jeden Fall für 
den Tip!

Gruß
Jens

von Wolfgang-G (Gast)


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wer keine Angst vor Quecksilber hat:
HG-Manometer mit Spiegel-Glasskala, verschiebbar, 1 Fa 10    31,45 EUR
http://www.labmarket.com/Products/HG-Manometer.aspx

keine Kalibrierung notwendig

MfG

von Jo Kurt (Gast)


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http://www.labmarket.com/Products/HG-Manometer.aspx

"Ohne Hg-Füllung"

Du wirst dir als Privatmensch etwas schwer tun, das nötige Quecksilber 
zu besorgen, vermutlich wird die Füllung mehr kosten als das Gerät.

Außerdem ist es für Laien relativ schwierig, dieses Gerät korrekt zu 
befüllen.

von Jens (Gast)


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Hallo,

naja, ich werde in der Uni kein Quecksilber benutzen dürfen 
(Sicherheitsbestimmungen am Institut), und auch zu Hause habe ich da 
nicht so wirkliche Ambitionen.

Es ist natürlich eine sehr nette Sache, weil Tor == mmHg, aber ich 
denke, die Nachteile überwiegen doch.

Gruß
Jens

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