Forum: HF, Funk und Felder Impedanzanpassung


von Magic E. (phix)


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Hallo!

ich habe da ein kleines Verstaendnisproblem:

Wenn man eine Schaltung mit dem Betrag einer komplexen Impedanz von 
einigen MegaOhm bei 50 MHz hat und diese Schaltung auf den 50 Ohm 
Eingang eines Generators transformieren will, kann man da auch die 
Lambda/4-Leitungen verwenden?

Laut ZL^2=ZE*ZA muesste dann die Lamda/4 Leitung bei einer Impedanz von 
z.B. 2MegaOhm dann 10 kOhm Leitungswiderstand haben und eine Laenge von 
1.5m. Ist das ueberhautp moeglich? Wenn nein, gibt es dann ueberhaupt 
eine Moeglichkeit solche Impedanzen mit Hilfe von Leitungen anzupassen?

Vielleicht auch noch eine Frage zum Schluss:  Wie realisiert man 
eigentlich eine Lambda/4 Trafo? Ist es wirklich so einfach, das ich z.B. 
am Ausgang des Frequenzgenerators ein BNC-Kabel mit definiertem 
Leitungswiderstand und Laenge anschliesse und dieses dann auch mit der 
Schaltung verbinde?

Danke!

: Verschoben durch Admin
von Mikrowilli (Gast)


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Rein theoretisch funktioniert die Anpassung so wie von Dir beschrieben. 
Zu berücksichtigen ist dabei, daß die Viertelwellenleitung die reelle 
Impedanz der Quelle am einen Ende auch wieder in eine reelle Impedanz am 
lastseitigen Ende transformiert - der Blindanteil der Last muß dann noch 
durch eine geeignete Maßnahme kompensiert werden (Parallelkondensator 
oder -induktivität oder entsprechende Stichleitung).

In dem von Dir beschriebenen Fall ist die Herstellung der benötigten 
Viertelwellenleitung praktisch kaum möglich: Bei einer Koaxialleitung 
mit üblichem Dielektrikum müßte der Außenleiter mehr als eine Million 
mal so dick sein wie der Innenleiter; bei einer Streifenleitung sieht es 
nicht viel besser aus.

In der Praxis reicht in vielen Fällen, in denen die Quellimpedanz 
niederohmig und die Lastimpedanz sehr hochohmig ist, eine einfache 
Spannungsanpassung aus, d.h. die Quelle wird mit 50 Ohm gegen Masse 
abgeschlossen und die hochohmige Last parallel zu diesem Widerstand 
angeschlossen. Falls doch eine Leistungsanpassung erforderlich ist, kann 
z.B. ein Übertrager (als "Spartransformator" oder mit zwei getrennten 
Wicklungen auf geeigneten Ferritkern gewickelt) verwendet werden, oder 
man bezieht die Blindkomponente der Lastimpedanz in einen Schwingkreis 
ein, den man dann als Transformationsglied benutzt (also z.B. den 
kapazitiven Blindanteil der Last mit einer parallelgeschalteten 
Luftspule kompensieren und die niederohmige Quelle über eine Anzapfung 
nahe am fußpunktseitigen Ende dieser Spule anschließen.)

Ein Zahlenbeispiel zur Veranschaulichung des erforderlichen 
Transformationsfaktors: 1mW an 50 Ohm entsprechen einer Spannung von 
223mV eff. An 1Megaohm entspricht 1mW dann 31,6V eff!

von John D. (Gast)


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Elecool Phix schrieb:
>
> Laut ZL^2=ZE*ZA muesste dann die Lamda/4 Leitung bei einer Impedanz von
> z.B. 2MegaOhm dann 10 kOhm Leitungswiderstand haben und eine Laenge von
> 1.5m. Ist das ueberhautp moeglich? Wenn nein, gibt es dann ueberhaupt
> eine Moeglichkeit solche Impedanzen mit Hilfe von Leitungen anzupassen?

Nein, solche Impedanzwerte sind vollkommen unrealitisch. Musst du denn 
wirklich die gesamte Leistung des Generators in die 2MOhm bringen? Wenn 
nicht, reicht doch ein einfacher 50Ohm-Parallelwiderstand, um 
Reflexionen zu vermeiden.

> Vielleicht auch noch eine Frage zum Schluss:  Wie realisiert man
> eigentlich eine Lambda/4 Trafo? Ist es wirklich so einfach, das ich z.B.
> am Ausgang des Frequenzgenerators ein BNC-Kabel mit definiertem
> Leitungswiderstand und Laenge anschliesse und dieses dann auch mit der
> Schaltung verbinde?

Ja, wobei man eher versuchen würde, die Steckverbindungen zu vermeiden.

von Bernhard R. (barnyhh)


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Elecool Phix schrieb:
> ich habe da ein kleines Verstaendnisproblem:
>
> Wenn man eine Schaltung mit dem Betrag einer komplexen Impedanz von
> einigen MegaOhm bei 50 MHz hat

Wie sieht diese Schaltung real aus?

Verwundert
Bernhard

von Magic E. (phix)


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Also irgendwie bin ich jetzt total verwirrt....

Eigentlich moechte ich nur gewaehrleisten, dass die Spannung mit 
definierter Amplitude des Generators auch an der Schaltung mit derselben 
Amplitude liegt...dann brauche ich wohl keine Leistungsanpassung, oder?
Aber ich habe noch zwei Fragen:
Wenn ich eine gute Spannungsanpassung, haben moechte sollte der 
Lastwiderstand sehr gross sein. Es kommt aber zu Reflexionen, d.h. ich 
muesste einen 50 Ohm parallel schalten.
1) Durch die Parallelschaltung wird doch mein Abschluss veraendert und 
dann ist die Spannungsanpassung nicht mehr so gut, oder?

Danke nochmals!

von Purzel H. (hacky)


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>Wie sieht diese Schaltung real aus?

Ja. eine Last von 1 Megaohm bei 50MHz ist unrealistisch. Auch nur schon 
100pF ziehen ordentlich Strom. Und ein Koax hat 100pF/m

von John D. (Gast)


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Pico Oschi schrieb:

> 100pF ziehen ordentlich Strom. Und ein Koax hat 100pF/m

Das ist in einem 50Ohm-System ja vollkommen irrelevant.

von Purzel H. (hacky)


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Ja. Aber nicht wenn die 1M Ohm Last noch an einem Koax angeschlossen 
ist, das irgendwie vergessen ging ...

von Purzel H. (hacky)


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Normalerweise, wenn man eine hohe Spannung will, verwendet man einen 
Resonanzkreis, den man auf eine hohe Gute abstimmt.

von Magic E. (phix)


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Okay, ich denke, dass ich den Unterschied zwischen Spannungs und 
Leistungsanpassung irgendwie verstanden habe!

Vielleicht noch eine Frage aus Interesse:

Wenn ich an einer hohen Impedanz die Spannung bei so hohen Frequenzen 
messen will, sollte ich die 50-Ohm-Messtechnik verwenden, d.h. Oszi aus 
50-Ohm Eingang, dann Leitung und dann ...???

1) Wenn ich die Leitung direkt parallel zur Impedanz anschliesse, ist 
die Leitung nicht reflexionsfrei, dann messe ich die Spannung sehr 
fehlerbehaftet am Oszi oder?
2) Wenn ich aber z.B. einen 50-Widerstand parallel zur Impedanz schalte, 
dann ist die Leitung zwar angepasst, aber habe ich nicht dadurch die 
Spannung an der Impedanz bzw. den Strom veraendert?

Lg und vielen Dank!

PS: Finde es echt toll, dass ihr einem Anfaenger geduldig die Sachen 
erklaert!

von zeitvergeudung (Gast)


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...man muß sich schon ziemlich klein fühlen um so was zu schreiben...

von Reinhard Kern (Gast)


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Elecool Phix schrieb:
> 2) Wenn ich aber z.B. einen 50-Widerstand parallel zur Impedanz schalte,
> dann ist die Leitung zwar angepasst, aber habe ich nicht dadurch die
> Spannung an der Impedanz bzw. den Strom veraendert?

Klar: wenn du eine 50-Ohm-Quelle hast (sonst macht es ja keinen Sinn), 
kommt genau die halbe Leerlaufspannung raus, weil an den beiden 
Innenwiderständen die gleiche Spannung abfällt. Das musst du beim Aufbau 
beachten, denn wenn du z.B. an einem 50-Ohm-Pulsgenerator 5V einstellst 
und nicht mit 50 Ohm abschliesst, gibt er 10V von sich.

Gruss Reinhard

von Magic E. (phix)


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Bernhard R. schrieb:
> Elecool Phix schrieb:
>> ich habe da ein kleines Verstaendnisproblem:
>>
>> Wenn man eine Schaltung mit dem Betrag einer komplexen Impedanz von
>> einigen MegaOhm bei 50 MHz hat
>
> Wie sieht diese Schaltung real aus?
>
> Verwundert
> Bernhard

Eine Frage: In vielen Lehrbüchern steht nur, dass die Leitung am Anfang 
und Ende mit dem gleichen Widerstand wie dem Leitungswellenwiderstand 
abgeschlossen werden sollte. Allerdings sagen bzw. verwenden sie nicht 
relle Widerstaende (R) sondern immer Beträge komplexer Impedanzen (Z). 
Daher verstehe ich die Frage von Bernhard nicht...
Ich könnte doch auch eine Leitung mit Kapazitäten usw. abschliessen. Das 
gilt dann wahrscheinlich nur für eine Frequenz aber ich könnte es 
theoretisch schon, oder?

von Pascal O. (raven761)


Angehängte Dateien:

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Bernhard wollte nur wissen wie die Schaltung aussieht. Also eine Skizze 
oder sowas in der Art! Du musst immer bedenken, der Leser muss sich in 
dich reinversetzen können und das geht mit Bildern wesentlich besser.

Zu deiner Frage: Du kannst JEDE Impedanz anpassen, egal ob real, 
komplex, mit Spulen, Kondensatoren, Widerständen oder Leiterbahnen 
aufgebaut.
Zeichne die Impedanz in ein Smith-Diagramm ein. Da steht dann genau wie 
diese sich verhält und wie die Anpassung auszusehen hat. Vorrausgesetzt, 
du kannst das Diagramm lesen. Google einfach mal. Im Anhang ein Bild 
einer Anpassung einer x-beliebigen Impedanz, die ich vorher nicht kannte 
(auch nicht die Werte, quasi Blackbox). Die Anpassung wurde mit einer 
langen Stichleitung vorgenommen, die dann parallel zur Impedanz 
angelötet wurde. Wie man schön auf dem Display sieht, meine gewünschte 
Frequenz geht durch den Nullpunkt des Smith-Diagramms.

von Markus (Gast)


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@Pascal O.

Hey was studierst du an der HS-Karlsruhe?
Wusste garnicht, dass es dort so tolles Messequipment gibt.

Gruß

von Pascal O. (raven761)


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Bin im Studiengang Nachrichtentechnik, da sieht man einige hübsche 
Geräte. Seit neuestem wird in der Bachelor HF-Vorlesung auch Labor 
gemacht, unter anderem Impedanzanpassung in der Praxis. Bei mir gabs das 
damals noch nicht.

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