Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Reichelt Präzisionswiderstände altern extrem?


von Hermann (Gast)


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Für Mess-Schaltungen, die lange stabil sein sollen, setze ich an den 
kritischen Stellen 0,1%-Widerstände ein mit einem TK von 25ppm. Ich 
bestelle gerne bei Reichelt und habe mich gefreut, dass die so schön 
billig geworden sind. Jetzt wollte ich die Langzeitstabilität nachsehen 
und musste feststellen, dass die nicht mehr angegeben wird. Reichelt 
verteilt folgende Daten
http://www.reichelt.de/index.html?;ACTION=7;LA=3;OPEN=0;INDEX=0;FILENAME=B400%252FMF01-01.pdf
von dem Chinesen Yageo.com. Auf deren Seite finde ich auch keine Daten 
über Alterung. Über Google fand ich dann die einzige Angabe über 
Alterung, wobei ich nicht weiß, was die series GP bedeutet, denn die 
gibt es nicht auf der Yageo-Seite. Aber es handelt sich in jedem Fall um 
den MF0207:
http://www.straschu.de/ie-shop/out/pictures/0/BPWM_Metallschicht/VIT_490-491.pdf
Wenn das stimmt, was dort steht, kann man wohl diese 
"Präzisionswiderstände" vergessen. 1,5% in 1000Std bei einem 
0,1%-Widerstand!!
Anders als ich erwartet habe und als in dem Beitrag
Beitrag "Altern Widerstände?"
gesagt wird, ist die Alterung wohl nur von dem Herstellungsverfahren 
abhängig und nicht von der Grundtoleranz. Die Beyschlag-Widerstände von 
Conrad kosten zwar fast das 3-fache, aber die Daten sind verfügbar und 
akzeptabel.
Meine Fragen:
- habe ich die richtigen Daten der Yageo-Widerstände nicht gefunden?
- sind die Widerstände wirklich Schrott?
- die Alterung ist ja wohl von der Belastung abhängig, kann man die 
Widerstände bei sehr geringer Belastung doch verwenden?

von Anja (Gast)


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Hermann schrieb:
> die Alterung ist ja wohl von der Belastung abhängig, kann man die
> Widerstände bei sehr geringer Belastung doch verwenden?

Nicht nur von der Belastung sondern auch von der Passivierung. (Lackiert 
oder glasiert).
Die Belastung ist hauptsächlich im Parameter "load life" abgedeckt die 
Passivierung hauptsächlich im "shelf life"

Gruß Anja

von Drifti (Gast)


Angehängte Dateien:

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>Wenn das stimmt, was dort steht, kann man wohl diese
>"Präzisionswiderstände" vergessen. 1,5% in 1000Std bei einem
>0,1%-Widerstand!!

Wenn ein Datenblatt derart dilettantisch verfaßt wurde, solltest du die 
Marke meiden!

Im Anhang siehst du ein Datenblatt aus dem Jahr 1989, als der Eigentümer 
noch Vitrohm hieß. Schon interessant wie das Datenblatt von Yageo 
umgeschrieben wurde...

>Anders als ich erwartet habe und als in dem Beitrag
>Beitrag "Altern Widerstände?"
>gesagt wird, ist die Alterung wohl nur von dem Herstellungsverfahren
>abhängig und nicht von der Grundtoleranz.

Habe ich dort doch bereits ausgeführt.

>- sind die Widerstände wirklich Schrott?

Naja, wenn das "neue" Datenblatt stimmt, dann schon.

>- die Alterung ist ja wohl von der Belastung abhängig, kann man die
>Widerstände bei sehr geringer Belastung doch verwenden?

Hohe Temperaturen sind bei Präzisionswiderständen sowieso ein absolutes 
No-go! Auch die besten Typen schmieren ab, wenn sie längere Zeit eine 
Oberflächentemperatur von 155°C haben.

Frage doch einfach nocbmal bei Yageo nach einem aktuellen Datenblatt. 
Denke auch daran, daß Reichelt gerne andere Typen versendet, nicht nur 
die, von denen sie ein Datenblatt haben...

von Anja (Gast)


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Ach ja wenn es wirklich darauf ankommt nehme ich mindestens Widerstände 
in der Klasse RC55Y

http://www.welwyn-tt.com/pdf/datasheet/rc.pdf

oder gleich Präzisionsdraht-Widerstände bzw. Metallfolienwiderstände.

Gruß Anja

von Hermann (Gast)


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Drifti schrieb:
> als der Eigentümer
> noch Vitrohm hieß

Von Vitrohm kommt also die Serienbezeichnung GS. Ich habe jetzt gesehen, 
dass das Datenblatt mit der Alterung von 1,5% von Reichelt bei den 
1%-Widerständen angegeben wird. In dem Datenblatt werden auch die 
0,1%-Widerstände aufgeführt.

Anja schrieb:
> nehme ich mindestens Widerstände
> in der Klasse RC55Y

Wo gibt es die denn? Kann man die bezahlen?

von Anja (Gast)


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Hermann schrieb:
> Wo gibt es die denn? Kann man die bezahlen?

Im guten Fachhandel: RS, Farnell, DigiKey, Mouser ...

Für ca 1 Eur/Stück. + Steuer

Gruß Anja

von Jörg (Gast)


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Um eine 2-stufige Widerstandsdekade zu verbessern habe ich die 
vorhandenen 1% Widerstäde durch 0,1% Widerstände ersetzt.

Die Dekade mit den neuen 1kOhm Widerständen 0,1% war anschließend 
schlechter als die mit den alten 1% Widerständen. Nun kann ich 1kOhm 
0,1% nicht wirklich absolut ausmessen. Da fast alle 
1kOhm-Widerstände(meinen Messungen nach)zu groß waren, habe ich diese 
mit Parallelwiderständen auf den gleichen Wert gebracht. Zurückgerechnet 
ergab sich eine Toleranz zwischen dem kleinsten und größtem 
1kOhm-Widerstand (Oberfläche grau und glänzend)von etwa 0,8% - also 
deutlich mehr als 0,1% !

Die Dekade mit 100Ohm Widerständen (Oberfläche grau und rauh) war 
besser.

Gruß Jörg

von Drifti (Gast)


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>Die Dekade mit den neuen 1kOhm Widerständen 0,1% war anschließend
>schlechter als die mit den alten 1% Widerständen.

Und wo hast du die Widerstände her??

von Michael_ (Gast)


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>Die Dekade mit den neuen 1kOhm Widerständen 0,1% war anschließend
>schlechter als die mit den alten 1% Widerständen. Nun kann ich 1kOhm
>0,1% nicht wirklich absolut ausmessen. Da fast alle
>1kOhm-Widerstände(meinen Messungen nach)zu groß waren, habe ich diese
>mit Parallelwiderständen auf den gleichen Wert gebracht. Zurückgerechnet
>ergab sich eine Toleranz zwischen dem kleinsten und größtem
>1kOhm-Widerstand (Oberfläche grau und glänzend)von etwa 0,8% - also
>deutlich mehr als 0,1% !
Einmal kannst du die R nicht absolut messen, aber weiter unten kannst du 
es aber angeblich.
???????
Und vielleicht waren die 1% R selektiert?

von W.S. (Gast)


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Hermann schrieb:
> Für Mess-Schaltungen, die lange stabil sein sollen

Mein Rat: Schau dir deine Schaltungen kritisch an. Häufig genug kann man 
durch klug konstruierte Schaltungen die Anzahl von 
Präzisionswiderständen deutlich minimieren und den Rest per 
Softwareabgleich erledigen. Dann tun es meistens auch gewöhnliche 
Widerstände, wenn sie denn nur einen verläßlich niedrigen TK haben.

W.S.

von Harald W. (wilhelms)


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W.S. schrieb:

> Dann tun es meistens auch gewöhnliche
> Widerstände, wenn sie denn nur einen verläßlich niedrigen TK haben.

Leider sind kleine Toleranz, niedriger TK, hoher Preis
wohl immer fest miteinander verbunden.
Gruss
Harald

von Anja (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Leider sind kleine Toleranz, niedriger TK, hoher Preis
> wohl immer fest miteinander verbunden.

Muß ich leider wiedersprechen:

Im Zeitalter von billigem Laserabgleich ist die Toleranz zum Zeitpunkt 
der Herstellung immer besser geworden. Die übrigen Eigenschaften leider 
nicht.

Früher hatte ein 1%-Widerstand meistens hierzu passende 50ppm/K 
Temperaturdrift. Ein 5%-Widerstand ca 200 ppm/K.

Heutzutage werden immer mehr 1%-Widerstände mit 100-200 ppm/K angeboten.
Also bei 100 Grad Temperaturerhöhung (inkl. Eigenerwärmung) hat man bis 
zu 2% zusätzliche Temperaturdrift. Als dreingabe gibt es meist auch noch 
eine Alterung in der Größenordnung 2%.
Der Preisunterschied zwischen 1% und 5% ist marginal.

Die meisten Einkäufer schauen wohl nur nach dem Preis und der 
Auslieferungstoleranz ...

Der hohe Preis steckt mehr in Langzeittoleranz und geringem TK.

Gruß Anja

von Drift (Gast)


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>Im Zeitalter von billigem Laserabgleich ist die Toleranz zum Zeitpunkt
>der Herstellung immer besser geworden. Die übrigen Eigenschaften leider
>nicht.

Absolut korrekt. Es wird eine Präzision und Stabilität vorgegaukelt, die 
nicht existiert:

Beitrag "Re: Altern Widerstände?"

von Michael_ (Gast)


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Die genannten Reichelt-0,1%-R haben 50 ppm/K.

von Anja (Gast)


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Michael_ schrieb:
> Die genannten Reichelt-0,1%-R haben 50 ppm/K.

also das was ein ordentlicher 1%-Widerstand haben sollte.
Für 0.1% sollte man dann schon unter 25ppm/K haben.

Die RC55Y haben übrigens 15ppm/K.

Gruß Anja

von Michael_ (Gast)


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Ich habe nur zitiert, was Rei anbietet.
Der TO jammert aber rum, das er die Angabe angeblich nicht findet.
Es ist eindeutig aus der Bauteilbezeichnung ablesbar.
Wer etwas besseres möchte, der sollte wo anders kaufen.

von Hermann (Gast)


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Michael_ schrieb:
> Die genannten Reichelt-0,1%-R haben 50 ppm/K.

Das stimmt aber nicht -TK25!!

http://www.reichelt.de/index.html?ACTION=3;ARTICLE=12751;SEARCH=MPR%201%2C00K

von Michael_ (Gast)


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Stimmt! Es war der mittlere Wert- BT"D" --> 25.
Mein Gedächtnis läßt nach!

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