Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verlustleistungsmessung an einem Umrichter


von MN (Gast)


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Hallo!

Ich hab ein Problem und ich weiß nicht ob es vllt einfach nur ein 
Verständnisproblem meinerseits ist oder nicht. Vielleicht könnt Ihr mir 
helfen. Wir haben mit Hilfe eines Leistungsmessgerätes eine 
Verlustleistungsmessung an einem Umrichter vorgenommen. Dazu kann man an 
dem Messgerät verschiedene Tiefpassfilter ein- und ausgangsseitig in den 
Messpfad schalten um eben bestimme Frequenzanteile zu unterdrücken.
Die Messung ergab, dass bei Messung der Eingangsleistung und 
Ausgangsleistung mit eingestellten Tiefpassfilter (jeweils einen für Ein 
und Ausgang mit Grenzfrequenzen im Bereich der Grundschwingungen)die 
Verlustleistung höher ist als die Verlustleistung ohne irgendwelche 
Filter. Wobei wir der Meinung waren, um die wirkliche Verlustleitung des 
Umrichters bestimmen zu können müsste man komplett ohne irgendwelche 
Filter messen um eben alle Anteile zu Messen. Wie kann denn das sein? So 
rein vom Verständnis her würd ich ja sagen gewisse Frequenzanteile 
werden durch die Filter unterdrückt, die Verlustleistung bzw. die 
zugeführte und abgegebene Leistung müssten also eigentlich sinken. Habt 
Ihr ne Idee? Könnte euch auch gerne ein paar Messungen posten damit man 
das mal besser sieht...

von Gregor B. (Gast)


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Messaufbau?
Messgerät?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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MN schrieb:
> um die wirkliche Verlustleitung des Umrichters bestimmen zu können ...
... müsste man den in einen isolierten Schrank legen, und die Energie 
messen, die zum Konstanthalten der Temperatur nötig ist.

MN schrieb:
> So rein vom Verständnis her würd ich ja sagen gewisse Frequenzanteile
> werden durch die Filter unterdrückt
Sie werden dort nicht unterdrückt, sondern mit Hilfe des Filters
in Wärme umgewandelt...

> Könnte euch auch gerne ein paar Messungen posten damit man
> das mal besser sieht...
Oder besser mal eine Skizze vom Messaufbau. Und da drin dann passende 
Zahlenwerte...

von MN (Gast)


Angehängte Dateien:

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für Ausgangsspannung : 50V Amplitude @25HZ wurdde folgendes ohne 
jegliche Filter gemessen:

Pzu : 327,18 W
Pab : 292,64 W
Pverl: 34,64 W
Ueff_L1 : 237,502 V
Ueff_U : 75,246 V
I_L1_eff : 1,85A
I_u_eff : 2,43 (Ausgangsstrom einer Phase)


mit einem Eingangsfilter von 60 Hz und einem Ausgansfilter von 30 Hz 
(waren die der Grundschwingung am nächsten einstellbaren 
Tiefpassfilter):


Pzu : 318,024 W
Pab : 221,435 W
Pverl : 96,59 W
Ueff_L1 : 236,209 V
Ueff_U : 33,8146 V
I_L1_eff : 0,556 A
I_U_eff :  2,22 A (Ausgangsstrom einer Phase)

Man sieht schonmal, dass bedingt durch die Filter der Eingagsstrom und 
die Ausgangsspannung deutlich niedriger sind. Aber wieso jetzt die 
VErlustlesitung größer ist? Verlustleistung wird in Wärme umgewandelt 
und die wird ja nicht plötzlich mehr...

von MN (Gast)


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Achso ja bei dem Messgerät handelt es sich um den Leistungsanalysator 
LMG500 der Firma Zes Zimmer

Bandbreite : 10 MHZ
Abtastrate: 3MS/s

eigentlich ein gutes und zuverlässiges Gerät...

von Fralla (Gast)


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Warum willst du die Anteile höher als die Grundwelle wegfiltern?

von MN (Gast)


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Einfach um mal zu Vergleichen wie sich die Gesamtverluste zu den 
Verlusten der "Grundschwingung" verhalten. Deswegen wundert mich das ja, 
dass die VErlustleistung auf einmal höher ist. Der Umrichter wird ja 
nicht wärmer weil ich mit nem Messgerät anders messe...Wo liegt da denn 
mein Denkfehler?


@Lothar Miller:

Lothar Miller schrieb:
> ... müsste man den in einen isolierten Schrank legen, und die Energie
> messen, die zum Konstanthalten der Temperatur nötig ist.

Ja vermutlich schon, aber dafür sind so Leistungsanalysatoren doch da

von oszi40 (Gast)


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Ob ich 100 W mit Gleichstrom oder 1 Mhz Rechteck in Wärme umsetze ist 
egal wenn der Aufbau stimmt. Eine 100W-Lampe sollte die gleiche 
Helligkeit haben.

Ein digtales Meßgerät muß dagegen auch sämtliche Oberwellen ausreichend 
genau vermessen wenn die volle Leistung ermittelt werden soll oder die 
Oberwellen werden im Filter teilweise in Wärme umgewandelt. Wie genau 
das Deine Meßgeräte wirklich können und wie steil manche Impulse sind, 
weiß ich nicht.

von MN (Gast)


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Ich meine gelesen zu haben,dass es sich bei den verwendeten Filter im 
Messgerät größtenteils um digitale Filter handelt...

Ich denke schon,das das gerät mit 3Ms/s hinreichend genau ist.Es wird ja 
auch über mehrere Perioden gemessen.Meint ihr es werden 60 W in 
irgendwelchen filtern verbraten?

von Fralla (Gast)


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Poweranalyser nutz man ja gerade dazu um die Oberwellen mit zu 
berücksichtigen. Was bei der Aufsplitung in Blind und Wirkleistung und 
für den Powerfaktor (was ja nicht einfach nur die Phase bezeichnet) ja 
wichtig ist.
Ich messe regelmäsig mit einem WT3000 Yokogawas an Umrichtern 
(Multilevel Pulsinverter). Die Filter setzt man ein, wenn man weis, dass 
bestimmte Signale Messtörungen sind und nicht realistisch sind  (extreme 
Stromflanken die auf der Leitung nicht nöglich wären, uws).

In einen Isolierten Schrank muss der nicht rein, genau für soetwas gibts 
die Poweranlayzer.

von MN (Gast)


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Ok, was wären denn z.B. Stromflanken, dieauf Leitungen nicht möglich 
wären? Nur so nen Beispiel?

Und ich hab immer noch das Problem, dass ich nicht verstehe, warum dann 
trotzdem die Verlustleistung mit Filter höher ist als ohne...Die 
Oberschwingungen übertragen ja , zumindest die gleichfrequenten, 
trotzdem eine wirkleistung. Die Verlustleistung darf ja nicht größer 
werden. Wirwolltenhalt mit Filter Messen um die Messungen mit allen 
oberschwingungen mit der "Grundschwingungsleistung" zu 
vergleichen...oder kann man das so sowieso nicht machen?!

von oszi40 (Gast)


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Jedes Meßgerät hat einen endlichen Meßbereich. Hast Du zufällig Deine 
Kurven vor und nach dem Filter mal mit dem Oszi genauer angesehen? Wenn 
ich so an meine alten 800V TV-Boosterspannungsmessungen denke, war der 
Nadelimpuls kaum sichtbar, aber so kräftig, daß er im 1000V-Bereich im 
Multimeter Leiterzüge weggebrannt hat!

von MN (Gast)


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Gut, kann ich nachvollziehen, erklärt aber immer noch nicht das 
Phänomen, dass die gemessene Verlustleistung mit Filter höher ist. Hat 
da keiner eine Idee?

von Purzel H. (hacky)


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Allenfalls mal mit einem Scope die Signalform anschauen ?

von MN (Gast)


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Klar aber was bringt das?
Alleine von der Theorie her dürfte die Verlustleitung doch nicht kleiner 
werden wenn mehr oberwellen erfasst werden oder liege ich da falsch. 
Kann die Signale auch gerne mal posten...

von Michael O. (mischu)


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Die Poweranalyzer messen Strom und Spannung und führen weitere 
Berechnungen zur Bestimmung Deiner Parameter durch. Dabei ist die 
Kurvenform deines Signals von entscheidender Bedeutung. Mit einem 
vorgeschalteten Tiefpass verändert sich die Form des gemessenen Signals, 
so dass es zu anderen Ergebnissen kommen kann.

Beispiel Wirkleistung:
Dabei muss du die momentanenen Strom- und Spannungswerte miteinander 
multiplizieren und über mindestens eine Periode integrieren. Nehme mal 
an der Strom ist rein Sinusförmig 50Hz. Deine Spannung ist nahe null und 
hat einen dicken Spike im Verlauf. Ohne Tiefpass würde nur für den 
kurzen Moment des Spikes die Momentanleistung einen großen Wert 
annehmen. Wird der Spike vor der Verarbeitung in einem Tiefpass 
geglättet, so "verschiert" dieser über einen längeren Zeitbereich, bei 
dem sich der Strom bereits verändert hat. (Will sagen - der zeitliche 
Bezug ist wichtig für die Messung)

Ganz drastisch wird es, wenn man versucht die Schaltverluste von 
einzelnen Bauteilen (MOSFET) zu messen. Allein ein Zeitversatz zwischen 
Strom- und Spannungsmessung führt zu heftigen Fehlern.

Heftig finde ich die Unterschiede in den Messungen von:
Ueff_U : 75,246 V  //  33,8146 V
I_L1_eff : 1,85A   //  0,556 A

Das da die Leistungen nicht stimmen ist leicht nach zu vollziehen.
Kannst du die Spannung nicht mit einem Multimeter verifizieren?
Der Strom sollte doch auch nachvollziehbar sein?

von MN (Gast)


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Naja der Unterschied der Effektivwerte ist ja dadurch begründet, dass 
eben die Oberwellen für einen höheren  Wert sorgen. Die Grundwelle 
enstpricht ja dem am Umrichter eingestellten Effektivwert der 
Ausgangsspannung. Filter ich die Oberwellen raus, dann fallen diese 
Anteile halt weg. Das zeigt doch nur, dass die Signale für Strom und 
Spannung sehr viele Oberwellen enthalten oder nicht?

Für die Wirkungsgradbestimmung ist es doch unerlässlich ALLE Anteile mit 
einzubeziehen d.h. ohne jeglichen Filter zu messen oder?

von oszi40 (Gast)


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Schon beide Meßgeräte gegeneinader ausgetauscht und die Ergebnisse 
verglichen? Damit würden zumindest offensichtliche Gerätedifferenzen 
durch Gegenprobe ausgeschlossen. Kurvenformen angesehen?? j/n

von MN (Gast)


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Naja beide Messgeräte entsprechen eigentlich einem Messgerät. Die sind 
beide in einem Gehäuse verbaut und gekoppelt.

Hier mal die Signalverläufe von:

1. Ausgangsspannung
2. Ausgangsstrom
3. Eingangsstrom

Eingangsspannung ist rel. unspektakulär.

von Frank (Gast)


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Neulich  sah  ich eine Werbung, Firmennamen hab ich
vergesen,  die  meinte  ihre Umrichter häten Wirkungsgrade
von bis zu 99%.

Wers glaubt.

Wer sich  Datenblätter von SMA in Kassel herunterlädt
der stellt fassungslos  fest  dass so ein Umrichter einen
Oberwellenanteil  von  bis zu 30%  hat.

Glühbirnen interessiert der Oberwellenanteil nicht, aber Schaltnetzteile
sehr wohl. Ich wüßte zu gerne  ob  die Einspeisevergütung auch  für die 
Oberwellenanteile kassiert werden kann,  oder ob die EVUs nur den 
Grundwellenanteil bezahlen.

Somit  ist klar  wofür der Filter gut ist:

für  Werbung  und Marketing ( 99% Wirkungsgrad ) schaltet man das Filter 
aus,  und wenn das EVU wissen will wieviel Grundwellenleistung wirklich 
geliefert wird dann schaltet man das FIlter wieder ein.

von MN (Gast)


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Hattest du gelesen, dass mein Problem genau das Gegenteil ist? Mit 
Filter ist die gemessene Verlustleistung höher...Das ist ja genau das, 
was ich nicht verstehe...

von oszi40 (Gast)


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Die Sache scheint komplexer. Salami mit steilen Flanken ergibt 
garantiert Oberwellen ohne Ende.

von Fralla (Gast)


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Man sollte sich klar sein, das es hier nur um Software Filter geht (bzw 
grobe Analogfilter). Die Filter ändern die korrelation von Strom und 
Spannung und damit die Leistung (also Wirk und Blindleistungsanteile). 
Für eine genaue Leistung sollte man so hoch (von der frequenz geshen) 
wie möglich. Die Filter nur zum dämpfen von Messtörungen Nutzen. Wenn 
man weis, dass sich der Strom am Ausgangsfilter des Pulsinverters nicht 
um 1000A pro µs ändern kann. Auch wenn es gemessen wird, weil die IGBT 
geschalteten Leitungen einkoppeln. Dann hilft das Filter.

von oszi40 (Gast)


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Zum Vergleich nochmals mit einer bekannten ohmschen Grundlast messen, um 
die hohen Spitzen während der Messung durch die ohmsche Last zu 
begrenzen?  z.B. Wasserkocher als Belastung und dann Meßwerte mit 
gestriger Messung vergleichen

von zoggl (Gast)


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von Stephan (Gast)


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MN schrieb:
> Hier mal die Signalverläufe von:
>
> 1. Ausgangsspannung
> 2. Ausgangsstrom
> 3. Eingangsstrom

1 und 3 bestehen ja quasi nur aus Spikes. Kein Wunder, dass die 
Effektivwerte ohne Filter wesentlich höher liegen.

In 2 ist zumindest die Grundform noch gut erkennbar. Darum ist vmtl. die 
Ausgangsleistung mit Filter noch in der Nähe der ungefilterten.
Die Leistung die in den korrelierten Spikes von Strom und Spannung 
liegen wird halt durch die Filterung "vergessen".

von Elch (Gast)


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Die Oberschwingungen können sowohl positive als auch negative 
Wirkanteile liefern, je nach Phasenlage zwischen Oberschwingungsstrom 
und -spannung der harmonischen Frequenz. Somit kann es dazu kommen, dass 
mit Oberschwingungen mathematisch weniger Wirkleistung aufgenommen wird 
(Stichwort rücklaufende Wirkleistung). Praktisch ist das natürlich 
Unsinn, da die Verluste am einspeisenden Trafo auch quadratisch mit der 
Frequenz steigen und ebenfalls bezahlt werden müssen.
Messgeräte der Firma Zimmer gelten als Oberklasse bei der 
Wirkleistungsbestimmung, kosten leider auch entsprechend.

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