Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Beschaltung Spannungsregler 78xx


von Heinz S. (aves_aquila)


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Hallo Forum!

Ich habe mal eine kleine Frage zu den Spannungsreglern der 78xx Reihe. 
Ich bin da auf ein wenig widersprüchliche Informationen zur 
Dimensionierung der Kondensatoren gestoßen.

Zur Bezeichnung beziehe ich mich Schaltplan aus der Wikipedia zu dem 
Thema: 
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:78xx-schaltplan.svg&filetimestamp=20090415181619

Als Quellen nutze ich die Datenblätter zu den Reglern der 78xx Reihe wie 
sie bei Reichelt zu finde sind, dann den Eintrag zur Spannungsversorgung 
im hiesigen AVR-Tutorial 
http://www.mikrocontroller.net/articles/AVR-Tutorial:_Equipment#Spannungsversorgung 
und den Beitrag zur Beschaltung der 78xx aus der Wikipedia 
http://de.wikipedia.org/wiki/Spannungsregler#Beschaltung

In allen Quellen war die Information gleich, das der Kondensator C2 mit 
100 nF zu dimensionieren ist. C3 wird im hiesigen AVR-Tutorial ebenfalls 
mit 100 nF dimensioniert, Wikipedia schweigt sich da aus und die 
Datenblätter nennen da durchweg 330 nF. Ich bin in solchen Fällen 
geneigt eher dem Datenblatt des Herstellers zu trauen, aber es wird sich 
ja bei den Angaben im Tutorial jemand was bei gedacht haben.

Mich würde jetzt generell interessieren, wie sich überhaupt die 
Dimensionierung des Kondensators ergibt. Also die Berechnungsgrundlage. 
Es steht ja keiner auf und sagt aus blauem Himmel: "Heute machen wir da 
mal nen C3 mit 500nF dahin!".

Danke für die Aufklärung!

PS: Sorry für die langen Links, aber tinyurl und bitly waren leider 
nicht erlaubt.

: Verschoben durch Admin
von spess53 (Gast)


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Hi

>Mich würde jetzt generell interessieren, wie sich überhaupt die
>Dimensionierung des Kondensators ergibt.

Aus dem Datenblatt des Herstellers deines 78xx. Und nicht aus 
irgendwelchen WiKis.

MfG Spess

von oszi40 (Gast)


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Heinz Sturrhahn schrieb:
> wie sich überhaupt die Dimensionierung des Kondensators ergibt.

siehe Datenblatt
§1:Schwingung der Schaltung muß vermieden werden. Daher kurze Wege! Ob 
330nF oder 100 nF dürfte vom konkreten Hersteller, den 
Platzverhältnissen und letztlich dem Aufbau abhängen.

von Heinz S. (aves_aquila)


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Gut, das hätte ich jetzt eh gemacht, weil der Hersteller bestimmt mehr 
"Recht" hat.

Was für Elkos nehme ich da eigentlich? Folien? Elkos? Für welchen Fall 
nimmt eigentlich welche Type von Kondensator?

von Osche R. (Gast)


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Heinz Sturrhahn schrieb:

> Mich würde jetzt generell interessieren, wie sich überhaupt die
> Dimensionierung des Kondensators ergibt. Also die Berechnungsgrundlage.

Es gibt diverse Verfahren zur Sicherstellung der Stabilität von 
Regelkreisen. Darüber sind dicke Bücher geschrieben worden, das würde 
hier den Rahmen sprengen.

Als Daumenregel: 10..100nF am Eingang und Ausgang (C2 und C3 im 
Wikipediabild) dicht an die Pins. Dicht heisst Drahtlänge kürzer als 6 
mm. Also auf der Lochrasterplatte die Löcher direkt neben dem IC nutzen 
und bei einem Layout SMD-Kondensatoren verwenden.

Dann am Eingang 10..100µF vorsehen um die Impedanz der Zuleitung zu 
kompensieren. Wenn statt eines Steckernetzteils ein Trafo mit 
Brückengleichrichter verwendet wird, dann 1000..2200µF pro Ampere 
rechnen.

Die Kapazität am Ausgang richtet sich nach den Anforderungen des 
Spannungsreglers und nach den versorgten Bauteilen. Üblicherweise setzt 
man nahe (<2 cm) am Regler 470nF..10µF und dann zwischen den 
Verbrauchern verteilt 10..100µF.


Wie oben erwähnt sollte man stets das Datenblatt konsultieren (teilweise 
ist auch ein ESR spezifiziert, d.h. in Reihe mit dem Kondensator am 
Ausgang muss ein Widerstand oder es müssen bestimmte Typen verwendet 
werden) und zusätzlich an einem Probeaufbau messen. Der Ripple am 
Ausgang muss den Anforderungen der Verbraucher genügen und bei 
Lastsprüngen dürfen keine größeren Überschwinger auftreten.

von (prx) A. K. (prx)


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Wobei man klar zwischen den 78xx Reglern und LDOs wie LM1117 
unterscheiden muss. Die 78xx sind bei den Kondensatoren ziemlich 
unkritisch während man bei den LDOs (und den 79xx) unbedingt ins 
passende Datasheet reinsehen und nicht schon bei der Beispielschaltung 
auf Seite 1 hängen bleiben sollte.

von MaWin (Gast)


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> und die Datenblätter nennen da durchweg 330 nF
> In allen Quellen war die Information gleich,
> das der Kondensator C2 mit 100 nF zu dimensionieren ist.
> C3 wird im hiesigen AVR-Tutorial ebenfalls mit 100 nF dimensioniert


Ach.

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/ua7805.pdf

Sagt das genau andersrum, der Kondensator am Ausgang mit 100nF,
der am Eingang mit 330nF.

"All characteristics are measured with a 0.33-mF capacitor across the 
input and a 0.1-mF capacitor across the output."

http://www.ee.unb.ca/Courses/EE4333/CPD/DataSheets/L7805.pdf

ebenfalls.

http://www.fairchildsemi.com/ds/LM/LM7805.pdf
CI= 0.33μF, CO= 0.1μF,

Hier steht sogar "no external components required"
http://www.mikrocontroller.net/attachment/97748/78XX_05_12_15.pdf
aber gemessen wurde mit 0.22u am Eingang und 0.1u am Ausgang.

Aber keine Elkos.

Da in allen den von dir zitierten Schaltungen parallel zu
noch Elkos C1 und C4 angebaut sind, ist die Kapazität sowieso
höher als in allen Datenblättern vorgeschrieben und angegeben.

WENN der Elko am Eingang nah genug dran ist (nicht 1.5 meter Kabel zum 
Steckernetzteil) reicht der Elko und es muß kein 330nF Kondensator dazu.

WENN 100nF am Ausgang sind, reichen die 100nF und es muß kein Elko an 
den Ausgang.

Und WENN der Regler weniger als 7V liefert ODER die Spannung vor dem 
Regler nicht noch woanders benutzt wird, DANN braucht es keine 
Rückstromdiode D1.

Also nochmal langsam zum mitschreiben:
Am Ausgang reichen 0.1uF,
am Eingang sollten mindestens 0.33uF sein,
aber ein Elko in der Nähe am Eingang macht die 0.33uF überflüssig,
und ein Elko am Ausgang ist überflüsiig,
ebensow wie in fast allen Fällen die Diode.

von Regli (Gast)


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>Ich bin da auf ein wenig widersprüchliche Informationen zur
>Dimensionierung der Kondensatoren gestoßen.

Ja, für einen Anfänger ist es sehr verwirrend, wenn Schaltugen von den 
Datenblattempfehlungen abweichen. Jeder zweite Thread hier hat damit zu 
tun.

Also, vergiß was irgend jemand darüber schreibt, aussagekräftig ist 
alleine das Datenblatt!

von oszi40 (Gast)


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Regli schrieb:
>  das Datenblatt!

... und eigenen Gedanken wozu man was braucht.
Ein Beispiel dafür ist die Schutzdiodenbeschaltung, die von gar keine 
bis 3 Stück in kritischen Fällen mit Rückstrom und Verpolungsschutz 
reichen kann.

von Heinz S. (aves_aquila)


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Danke für den regen Beitrag!

Ich habe bei den Kapazitäten tatsächlich Ein- mit Ausgang vertauscht. Es 
muss natürlich C_In = 330nF und C_Out = 100nF heißen!

Dann habe ich noch ne Frage zu den beiden Kondensatoren. Laut Schaltbild 
(und es wurde auch irgendwo erwähnt), sollen für C_In und C_Out keine 
Elkos verwendet werden. Aber warum?

Und was für Kondensatoren empfehlen sich dann für diesen Einsatz? 
Keramik- oder Folienkondensatoren?

von MaWin (Gast)


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>  sollen für C_In und C_Out keine Elkos verwendet werden. Aber warum?

Die Kondensatoren sollten Störungen abfiltern, die schneller (kürzer) 
sind als der Regler regeln kann. Elkos sind (auf Grund ihrer Baugrösse, 
damit störenden Induktivität, und des chemischen Vorgangs im inneren) 
nicht so besonders schnell, wären also nicht so hilfreich.

> Keramik- oder Folienkondensatoren?

Keramik, du baust doch (möglichst) keinen Oszillator, die teils massive 
spannungsabhängigkeit der Kapazität eines 
Vielschicht-Keramikkondensators hilft Schwingungen zu vermeiden.

von Heinz S. (aves_aquila)


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> Elkos sind (auf Grund ihrer Baugrösse,
> damit störenden Induktivität, und des chemischen Vorgangs im inneren)
> nicht so besonders schnell, wären also nicht so hilfreich.

Das macht Sinn!

So, mal gerade bei Reichelt geschaut. Keramik Vielschicht-Kondensator 
gibt es mit 100nF. Nur bei 330nF sieht es schlecht aus. Da gibt es nur 
220nF und 470nF. Da werde ich mal den Weg zum nächsten Elektrohändler 
machen. Wenn der nur nicht so weit weg wäre...

Hmmm... Könnte ich nicht einen 220nF und einen 100nF Kodensator parallel 
schalten? Wären dann immerhin 320nF. Oder ist das keine so gute Idee?

von (prx) A. K. (prx)


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Heinz Sturrhahn schrieb:

> So, mal gerade bei Reichelt geschaut. Keramik Vielschicht-Kondensator
> gibt es mit 100nF. Nur bei 330nF sieht es schlecht aus. Da gibt es nur
> 220nF und 470nF.

Der Wert ist nicht so kritisch, nimm den 470er.

von Heinz S. (aves_aquila)


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Alles klar!

Danke!

von Heinz S. (aves_aquila)


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So, ich habe hier jetzt mal eine Frage zu nem konkreten Beispiel. Ich 
will mir fürs LIRC diesen IR-Empfänger zusammenbauen:
http://www.lirc.org/images/schematics.gif
http://www.lirc.org/receivers.html

Hier ist der Kondensator am Ausgang des Spannungsreglers mit 4.7 μF 
angegeben.
Das Datenblatt des Reglers verlangt eine Kapazität von >0.1 μF, 
ebenfalls das IR-Empfangsmodul TSOP 31238. Wobei der TSOP 31238 dort 
gerne einen Elko hätte.

4.7 μF vs. 0.1 μF ??? Da liegen ja Welten zwischen! Wat mach ich denn 
nu?

von (prx) A. K. (prx)


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Nimm einen 100nF Kerko oder einen 4,7µF Elko, ganz wie es dir beliebt. 
Die 78xx sind am Ausgang sehr grosszügig, viele sind gemäss Datasheet 
auch ganz ohne Ausgangskondensator verwendbar (bitte nicht mit 79xx 
verwechseln, die sind ein gänzlich anderes Thema).

von Regli (Gast)


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>Elkos sind (auf Grund ihrer Baugrösse, damit störenden Induktivität, und
>des chemischen Vorgangs im inneren) nicht so besonders schnell,...

Wegen des chemischen Vorgangs?? Hast du das aus deinem Bauernkalender? 
Die Hochfrequenzkapazität eines Elkos hat nichts aber auch garnichts mit 
irgendwelchen chemischen Vorgängen zu tun. Das einzige was stört, ist 
die ESL, die bei Elkos kleiner Bauform aber auch nicht mehr als 
10...15nH beträgt. Das ist in vielen Fällen völlig verachlässigbar und 
oft sogar kleiner als der ESR.

>Keramik, du baust doch (möglichst) keinen Oszillator, die teils massive
>spannungsabhängigkeit der Kapazität eines
>Vielschicht-Keramikkondensators hilft Schwingungen zu vermeiden.

Noch so ein Spruch. Wir hatten doch erst kürzlich den Fall, daß ein 
Linear-Regler von LT am Ausgang gerade KEINEN keramischen Highcap mit 
seiner "massiven Spannungsabhängigkeit" vertrug.

>Dann habe ich noch ne Frage zu den beiden Kondensatoren. Laut Schaltbild
>(und es wurde auch irgendwo erwähnt), sollen für C_In und C_Out keine
>Elkos verwendet werden. Aber warum?

Viele Datenblätter erlauben ausdrücklich einen Elko am Ausgang ihres 
Reglers. Du mußt einfach nur genau das Datenblatt durchlesen. Hier beim 
78xx ist es so, daß dieser extremst gutmütig ist und so ziemlich jeden 
Fehler verzeiht.

>Nimm einen 100nF Kerko oder einen 4,7µF Elko, ganz wie es dir beliebt.
>Die 78xx sind am Ausgang sehr grosszügig, viele sind gemäss Datasheet
>auch ganz ohne Ausgangskondensator verwendbar (bitte nicht mit 79xx
>verwechseln, die sind ein gänzlich anderes Thema).

Vollkommen korrekt!

von MaWin (Gast)


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> Hier ist der Kondensator am Ausgang des Spannungsreglers mit 4.7 μF
> angegeben.

Die sind nicht nur am Ausgang vom 78L05,
sondern auch am EIngang vom TSOP1738,
und wenn man in dessen Datenblatt guckt:

Voila!

(tut aber wieder kein Schwein).

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