Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Impedanz Schutzleiter-Metallteile vom pA-meter > 0,3 Ohm


von Karel M. (marsalek)


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Liebe Kollegen,

bei der Prüfung der elektrischen Sicherheit in unserem Labor hat der 
Prüfer bemängelt, dass an einem pA-Meter (Keithley 485) die Schrauben 
der plastik-GPIB-Buchse an der Geräte-Rückseite mit dem Schutzleiter 
nicht verbunden sind.

Wenn ich das Gerät aufgemacht habe, sehe ich, dass diese Schrauben 
keinen Kontakt mit anderen leitenden Teilen haben.

Gleichzeitig hat der Prüfer bemängelt, dass auch das Gehäuse eines 
Schiebeschalters, mit dem man auf die verwendete Netzspannung umschalten 
muss (110V/220V), mit PE nicht verbunden ist. Der Schiebeschater ist 
durch einen Schlitz in dem hinteren Panel zugänglich, und das Bedienteil 
des Schalters ist aus Kunststoff. Das Metallgehäuse des Schalters kann 
man IMHO ohne Werkzeug (Testspitze des Prüfgeräts) mit einem Finger 
nicht erreichen.

Ist die Prüfung so in Ordnung und kann das Gerät nicht in D in Betrieb 
genommen werden? Soweit ich weiss, hat man das Gerät aber in D 
angeschaft.

Für weitere Tipps werde ich dankbar!

Karel

von Andrew T. (marsufant)


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Karel Marsalek schrieb:
> Für weitere Tipps werde ich dankbar!

Frage all dies die Keithley Werksvertretung Deines Vertrauens/Landes.
Und bitte diese um schriftliche Stellungnahme.

Oder glaubst Du Dein super penibler Prüfer wird sich auf irgendwas aus 
diesem Forum gelesenes einlassen??
Das geht dem sowas von am ..... vorbei.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Karel Marsalek schrieb:
> kann das Gerät nicht in D in Betrieb genommen werden?
Natürlich kann es. Ich kann sogar ohne Zulassung und Führerschein 
ein Auto fahren. Nur wirds dann bei der Haftung im Fall eines Unfalls 
interessant...

Karel Marsalek schrieb:
> Wenn ich das Gerät aufgemacht habe, sehe ich, dass diese Schrauben
> keinen Kontakt mit anderen leitenden Teilen haben.
Das hat der Prüfer doch eigentlich bemängelt. Insbesondere der Kontakt 
zum Schutzleiter fehlt ihm...

Kurz&Gut: geh zum Chef und sag, dass du mit derart unsicheren Geräten 
nicht arbeiten kannst.

Mich wundert es auch immer wieder, wie solche Kleinigkeiten angemosert 
werden, und das in einer Labor-Umgebung, wo evtl. gleich daneben ein 
offener Umrichter mit 800V Zwischenkreisspannung herumliegt...

von Karel M. (marsalek)


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Danke, Kollegen!

Habe schon Keithley um ihre schriftliche Stellungnahme gebeten.

Lothar, Du hast recht. 50 cm daneben habe ich offene 1250V an denen ich 
messe und niemand ist aufgeregt :-)

Karel

von j. c. (jesuschristus)


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Deutschland mal wieder. Das kenne ich. Gibts aber in USA teilweise auch, 
so einen Irrsinn. Dort haben sie es mit Brandschutzbestimmungen...

von Alexander Schmidt (esko) (Gast)


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abo

von Harald W. (wilhelms)


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Karel Marsalek schrieb:
> Liebe Kollegen,
>
> bei der Prüfung der elektrischen Sicherheit in unserem Labor hat der
> Prüfer bemängelt, dass an einem pA-Meter (Keithley 485) die Schrauben
> der plastik-GPIB-Buchse an der Geräte-Rückseite mit dem Schutzleiter
> nicht verbunden sind.
>
> Wenn ich das Gerät aufgemacht habe, sehe ich, dass diese Schrauben
> keinen Kontakt mit anderen leitenden Teilen haben.

Hat das Gerät denn einen dreipoligen Netzanschluss? Dann sollte es
doch kein Problem sein, da noch mal zwei Drahtrücken zu legen.
Das geht vielleicht sogar schneller als der ganze Schreibkram...
Gruss
Harald

von Andrew T. (marsufant)


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Vermutlich hat dies Keithley einen ngalv. isolierten IEEE-Port, und 
genau deswegen hat der Hersteller eben jene 2 schrauben die NUR zum Port 
gehören nicht an PE gelegt.
Das wäre sogar ggfs. sinnvoll.


Wie gesagt, ist lediglich eine VERMUTUNG

Aber wie gesagt, eben das kann kompetent nur Keithley beantworten, und 
mit deren schriftl. Stellungnahme kann man dem Prüfer entgegentreten.

> Kurz&Gut: geh zum Chef und sag, dass du mit derart unsicheren Geräten
> nicht arbeiten kannst.

Was sich als unnötiger Schnellschuss herausstellen kann.



BTW und andere Baustelle: Bei meinem Keithley 192 haben die 2 Schrauben 
am IEEE Port auch keine PE Verbindung, und das ist vom Hersteller so 
gewollt - sagt Keithley selber.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Harald Wilhelms schrieb:
> da noch mal zwei Drahtrücken zu legen.
Nur müssen diese Drahtbrücken wieder eindeutig gekennzeichnet, 
untrennbar, unverlierbar und wasweißichauchimmer und zu guter Letzt 
natürlich auch noch abgenommen sein...

Andrew Taylor schrieb:
> und das ist vom Hersteller so gewollt - sagt Keithley selber.
"Gewollt bedeutet nicht gleich Erlaubt!" würde ich da als Prüfer sagen.
"Denn das Problem," würde ich weiter ausführen, "ist, dass sich innen ja 
mal ein Äderchen von der 230V Versorgung lösen und diese Schraube 
berühren könnte!"

von Karel M. (marsalek)


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Laut Zeichnung an der Rückwand um der GPIB Buchse herum ist die Buchse 
isoliet mit max. 30V gegen Masse. Andrew Taylor hat es richtig vermutet.

Ein ähnliches Problem hat auch die Eingangs-BNC Buchse, da die 
Aussenhülle aus Metall ist und Messbedingt ist sie auch floating (max. 
30V gegen Masse laut Hersteller). Die kann ich auch nicht an PE ziehen 
:-(

Kann so ein Gerät in D verkauft werden?

Karel

PS: falls ich jemals eine Antwort von Keithley bekomme, werde ich hier 
bescheid geben.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Da fällt mir ein: muss der "Ground Lift" Schalter an meiner PA jetzt 
eigentlich auch berührgeschützt sein?

von Georg (Gast)


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das Gerät hatt'ich 'mal modifiziert, zweck's EMV.
mein Tipp(vgl.Öchsner '91): Erdungen anschließen und dies dem Hersteller 
kurz mitteilen, damit der weiß warum womöglich bei ihm plötzlich etwas 
nicht geht.

von rampammpamm (Gast)


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Lothar Miller schrieb:
> Da fällt mir ein: muss der "Ground Lift" Schalter an meiner PA jetzt
> eigentlich auch berührgeschützt sein?

Der Schalter nicht, aber Deine PA . Eben das ist das Wesen eines GLS

von Karel M. (marsalek)


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Georg schrieb:
> das Gerät hatt'ich 'mal modifiziert, zweck's EMV.
> mein Tipp(vgl.Öchsner '91): Erdungen anschließen und dies dem Hersteller
> kurz mitteilen, damit der weiß warum womöglich bei ihm plötzlich etwas
> nicht geht.

Was ist Öchsner '91? Mein Google iste heute etwas lahm :-)

Danke
Karel

von Harald W. (wilhelms)


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Karel Marsalek schrieb:

> Was ist Öchsner '91?

Ich kenne nur Öchsle. :-)
Und wieviel Öchsle der Jahrgang 1991 hatte, lässt sich
sicherlich auch rausfinden.
Gruss
Harald

von Jo S. (johannes__s)


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Karel Marsalek schrieb:
> Liebe Kollegen,
>
> > bei der Prüfung der elektrischen Sicherheit in unserem Labor hat der
> Prüfer bemängelt, dass an einem pA-Meter (Keithley 485) die Schrauben
> der plastik-GPIB-Buchse an der Geräte-Rückseite mit dem Schutzleiter
> nicht verbunden sind.

Das macht doch überhaupt keinen Sinn.

Was ist dann z.B. mit einem Agilent 33522A? Alle drei BNC-Buchsen auf 
der Frontseite, sowie 2 von 4 BNC-Buchsen auf der Rückseite sind 
galvanisch getrennt. Ist ja auch gewollt. Oder irgend ein x-beliebiges 
Labornetzteil. Die Ausgänge haben keinen Massebezug.
Ich könnt jetzt bestimmt noch ein Haufen Beispiele aus der Messtechnik 
aufzählen...

von Andrew T. (marsufant)


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Jo S. schrieb:
> Ich könnt jetzt bestimmt noch ein Haufen Beispiele aus der Messtechnik
>
> aufzählen...

Eben.

Was uns zeigt, das Karel's Prüfer leider keine vollumfängliche Ahnung 
von der Messgeräte-Materie hat. sondern nur stumpf auswendig gelerntes 
VDE Vorschriftenwissen abhakt. Und das macht er noch ohne Sinn & 
Verstand.

Getreu dem Motto: "Wenn ich eine Schraube seh, muß die an PE"

Karel: tritt Deinen Prüfer  in den "verlängerten Rücken" .-)

scnr.

von Karel M. (marsalek)


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Andrew Taylor schrieb:
> Was uns zeigt, das Karel's Prüfer leider keine vollumfängliche Ahnung
> von der Messgeräte-Materie hat. sondern nur stumpf auswendig gelerntes
> VDE Vorschriftenwissen abhakt. Und das macht er noch ohne Sinn &
> Verstand.

Ganz so schlimm war es nicht. Er lies sich erklären, dass die BNC Buchse 
messtechnisch mit PE nicht verbunden sein kann. Aber die zwei Schrauben 
an der isolierten GPIB Buchse sind immer noch ein Problem für ihn.

Karel

von Jo S. (johannes__s)


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Die Messtechnik wird sich freuen, wenn an empfindliche, nicht geerdete 
Stellen 1000V Prüfspannung kommt. Ich hoffe der Prüfer ist gut 
versichert... ;-)

von Biber (Gast)


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Dachte das sind 500V? Hat man uns damals (2011) noch beigebracht...

von zopp (Gast)


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frag doch mal einfach die zuständige berufsgenossenschaft.
die helfen dir garantiert.

von Günter R. (guenter-dl7la) Benutzerseite


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Wem G*tt ein Amt gibt, dem nimmt er den Verstand.

Allen Ernstes: Bei mir hing mal am Labortisch irgendwo ein täuschend gut 
gemachtes Warnschild mit der Schrift: "Vorsicht! 10 000 Ohm! 
Lebensgefahr!" Darunter war ein 10-k-Widerstand geklebt.

Als der BG-Mensch kam, fiel er fast in Ohnmacht und veranlasste bei 
meinem Chef, dass dieses Schild sofort entfernt werden müsste, 
Begründung habe ich vergesssen, irgendwas mit Irreführung.

Wenn der den Zwischenstecker mit den antiseriellen Z-Dioden im PE 
gefunden hätte, den wir immer zum Fehlerstrom-Messen benutzten...

von Osche R. (Gast)


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Karel Marsalek schrieb:

> bei der Prüfung der elektrischen Sicherheit in unserem Labor hat der
> Prüfer bemängelt, dass an einem pA-Meter (Keithley 485) die Schrauben
> der plastik-GPIB-Buchse an der Geräte-Rückseite mit dem Schutzleiter
> nicht verbunden sind.

Das ist so gewollt, um Masseschleifen zu vermeiden. Am anderen Ende des 
GPIB-Kabels hängt üblicherweise ein PC, dessen Blechgehäuse mit dem 
Schutzleiter verbunden ist. Den willst Du nicht über die Messgeräte ein 
zweites Mal erden. Daher sollten die Muttern über 4,7nF/1MOhm oder sowas 
mit der Masse des Keithley verbunden sein.

So steht's u.A. auch in der USB-Spec. Damit müsste jeder Laserdrucker 
durchfallen...

von Karel M. (marsalek)


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Jetzt kam die Antwort von Keithley:
Gerät obsolet, nicht mehr supported, nicht mehr unter Kontrolle des 
Qualitätsmanagements. Dazu ein Scan der Declaration of conformity" aus 
dem Jahre 1996.

Daraus lese ich, dass Safety nach EN61010-1 geprüft wurde. Könnte jemand 
bitte für mich nachshauen, was drinn über die Impedanz von Metallteilen 
zum Schutzleiter steht?

Danke
Karel

von Andrew T. (marsufant)


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Karel Marsalek schrieb:
> Jetzt kam die Antwort von Keithley:
> Gerät obsolet, nicht mehr supported, nicht mehr unter Kontrolle des
> Qualitätsmanagements. Dazu ein Scan der Declaration of conformity" aus
> dem Jahre 1996.
>
> Daraus lese ich, dass Safety nach EN61010-1 geprüft wurde. Könnte jemand
> bitte für mich nachshauen, was drinn über die Impedanz von Metallteilen
> zum Schutzleiter steht?
>
> Danke
> Karel

Karel, hier hat kaum jemand ernsthaft Lust und Zeit die 157 Seiten für 
Dich durchzuarbeiten.

Da diese Schrift Österreichern kostenfrei zur Verfügung steht, darfst Du 
selber es tun:

https://www.astandis.at/shopV5/Preview.action;jsessionid=030426687762AA18DE937994CB74CAB0?preview=&dokkey=395911

von Karel M. (marsalek)


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Danke Andrew!

Die Norm ist auch in Österreich kostenpflichtig (€135,-). Das, was Du 
mir geschickt hast, sind nur 10 Seiten Inhaltsverzeichnis :-(

K.

von Harald W. (wilhelms)


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Karel Marsalek schrieb:

> Die Norm ist auch in Österreich kostenpflichtig (€135,-). Das, was Du
> mir geschickt hast, sind nur 10 Seiten Inhaltsverzeichnis :-(

Üblicherweise findet man solche Schriften in der nächsten UNI-
Biblothek. Man darf sich nur nicht beim Kopieren erwischen lassen.
:-)
Aber auch Dein Prüfer sollte so etwas besitzen. Ich könnte mir
vorstellen, das dem schon der Hinweis auf EN61010-1 reicht.
Gruss
Harald

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