Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Elkos aus Multilayer auslöten und wieder einlöten


von Roland P. (pram)


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Hallo zusammen,
habe folgendes Problem: Muss in mehreren Netzwerkswitches die Elkos 
austauschen (Die Switches fallen nun langsam aus, Elkos haben dicke 
Backen)

Insgesamt sind ca 100 Elkos zu tauschen, alle sitzen auf einer 
Multilayer.
Während der Pluspol noch recht leicht auzulöten ist, zieht der Minuspol 
so viel Wärme weg, dass auch meine Leider ziehen die Masseflächen so 
viel Wärme weg, dass meiner Weller WSD80 selbst bei 450°C/80W die Puste 
ausgeht.
Auslöten geht gerade noch so, wenn ich ca. 1 Min. den Pin erwärme, aber 
das Freimachen des Lochs mit Entlötlitze/Pumpe ist äußerst schwierig.

Könnt ihr mir Tipps geben, wie es am Besten klappen könnte? Meine Ideen 
sind aktuell
- Freibohren des Lochs -> Angst dass Durchkontaktierung beschädigt wird
- 2 Lötkolben -> Dazu hab ich zu wenig Hände
- Erhitzen des PCBs auf ca ~50-100°C mit Heißluftfön

Insb. letzteres möchte ich morgen mal versuchen, außer ihr sagt, das 
bringt nix (außer Brandblasen an den Fingern)

Gruß
Roland

von Heinz (Gast)


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Nimm eine Metcal mit der dicksten Spitze. Du brauchst einen Wärmeleiter, 
der viel, sehr viel Wärme an den Masseanschluss befördern kann. Zur Not 
einen zweiten normalen Lötkolben zusätzlich dranhalten.

von Phil J. (sunflower_seed)


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Einseitig oder zweiseitig?

von digitaler fritz (Gast)


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Heizen, viel Loetzinn und Stecknadel!
Ist das Loch halb frei, mit Hilfe von Flux Reste auspumpen

von hinz (Gast)


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Heinz schrieb:
> Metcal

Prima Station, aber die Weller wird das auch schaffen. Man muss halt 
eine kurze und dicke Lötspitze nehmen.

von Roland P. (pram)


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- Die Platine ist mind. 4lagig (hab sie gerade nicht da)

- Stecknadel könnte ich auch nochmal probieren, habs bis jetzt immer mit 
einen dünnen Stahldraht probiert

- Eine Metcal habe ich leider nicht, die dickste Spitze hab ich aber 
schon bei meiner Weller drin.

Es läuft wohl alles drauf raus, dass ich mir einen stärkeren bzw. 
zweiten Lötkolben besorge, ggf brauch ich halt eine helfende Hand...


Gruß
Roland

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Vorwärmen ist schon mal ne sehr gute Idee, 60..70 Grad bringen schon ne 
Menge. Du brauchst aber dann schon Handschuhe.
Viel Lötzinn auch, auch beim anschliessenden Loch frei saugen.
Allzuviel Angst um die Durchkontaktierungen musst du dir nicht machen. 
Solange du nicht mit Gewalt am Elko ziehst oder drehst, passiert nichts.
Vorteilhaft: zu zweit mit 2 Lötkolben arbeiten. Platine einspannen, 
Elkos nach unten. Beide Lötstellen erhitzen, der zweite Mann zieht 
VORSICHTIG ein bisschen am Elko.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Gaslötkolben werden auch schweineheiss, verspeisen allerdings Gas zum 
Frühstück.
Es könnte vllt. auch helfen, eine dicke Lötspitze mit einem Loch vorne 
in der Spitze zu nehmen. Wenn du die senkrecht auf den Draht setzt, wird 
die ganze Lötstelle auf einmal erwärmt.
Ein Entlötkolben sieht so ähnlich aus, durch das Loch wird das Zinn 
abgesaugt.

von bingo (Gast)


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Ich habe mir bei meinem Zahnarzt ein paar Spülkanülen besorgt, die gibt 
es zwischen 0,4 und 0,8 mm Durchmesser, damit kann man dann das Loch 
freimachen. Spülkanülen sehen aus wie Injektionskanülen, sind vorne aber 
nicht spitz sondern stumpf. Man kann auch eine Injektionskanüle nehmen, 
die vorne absägen und dann stumpf schleifen.

von W.S. (Gast)


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Besorge dir man ne dicke Alu-Platte (so 8..12 mm dick) und eine billige 
stinknormale Elektro-Kochplatte. Die Aluplatte auf die Kochplatte 
montieren, am besten stirnseitig ein Loch hinein, wo du dein Thermometer 
hineinsteckst und dann vorsichtig auf ca. 120 Grad heizen. Leiterplatte 
drauf und du wirst sehen, wie gut es sich da plötzlich lötet. Aber immer 
Temperatur der Aluplatte kontrollieren!!!

W.S.

von Tany (Gast)


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bingo schrieb:
> Ich habe mir bei meinem Zahnarzt ein paar Spülkanülen besorgt, die gibt
> es zwischen 0,4 und 0,8 mm Durchmesser, damit kann man dann das Loch
> freimachen. Spülkanülen sehen aus wie Injektionskanülen, sind vorne aber
> nicht spitz sondern stumpf. Man kann auch eine Injektionskanüle nehmen,
> die vorne absägen und dann stumpf schleifen.

das funktioniert höchstens für einseitige Platine.
Auslöten ist ziehmlich einfach. Du brauchst viel Zinn an der Lötspitze.
Mit einer 5mm Lötspitze und ERSA Analog 80 bekomme ich fast alle runter.

von Michael_ohl (Gast)


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Mit der Reworkstation von Weller mit Heissluft das Zinn aus den Löchern 
zu pusten funktioniert bei Mainboards zum Elkotausch am besten. Vorwämen 
mach ich mit einer Handesüblichen Baumarkt Heisluftpistole in 
Edelversion mit Temperaturregelung mit der ich auch viel Ausschlachte.


mfG
Michael

von Phil J. (sunflower_seed)


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> - Die Platine ist mind. 4lagig (hab sie gerade nicht da)

Das war schon klar.
Es geht darum ob beide Seiten bestückt sind.

Bei einseiter Bestückung funktioniert eine Heizplatte wunderbar.
Gibts auch als Zubehör zu kaufen (zumindest für ERSA).

Bei zweiseiter wird das schon schwieriger.
Das mit dem abknipsen ist die wesentlich aufregungsfreiere Lösung, wenn 
es so gemacht werden darf.
Aber vorher Platine reinigen.
Das gilt bei aufgeblähten Elkos generell.

Heißtluft geht auch, aber nur mit vorsicht.
Besorg dir eine Übungsplatine zum testen!
Dann wirst du merken wie es geht.
Wichtig ist auf gute Wärmeverteilung zu achten.
Es muss alles locker gehen, sonst zerstörst du die Platine.

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