Forum: Platinen Platinen ausschlachten - was lohnt, was nicht?


von Daniel H. (Firma: keine) (commander)


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Hallo allerseits,

ich habe gestern endlich meine neue Heißluftpistole bekommen und 
angefangen ein paar meiner gesammelten Platinen aus alten Geräten 
"abzuernten". Nun habe ich die ersten Platinen quasi komplett leer 
gefegt und gemerkt, dass das ja absoluter Murks ist da z.B. bei 
SMD-Kerkos keine Werte angegeben sind (und ich auch weder die Geräte 
noch das Interesse habe alle durchzumessen). Mir zuckt es z.B. auch bei 
jedem SMD-Widerstand in den Fingern ihn auszulöten denn "man weiß ja nie 
wann man den mal brauchen kann", andererseits kosten die Dinger auf der 
Rolle ja fast nichts mehr.

Was lohnt es sich nun auszuschlachten bzw. was erntet ihr so ab? Lötet 
ihr prinzipiell erstmal auch sämtliche ICs aus oder schaut hinterher 
wozu die geeignet sind oder schaut ihr vorher genau was ihr alles 
"räubern" wollt?

Viele Grüße,
Daniel

P.S.: Falls es das falsche Unterforum ist bitte ich dies zu 
entschuldigen und das Thema zu verschieben.

von Purzel H. (hacky)


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Ueberlass das Ausloeten den Kindern in Afrika und Indien. Die muessen ja 
auch ein Auskommen haben...

von Rolle Z. (rolle-z)


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@hacky,
sorry kann ich nicht drüber lachen, das es so was gibt ist traurig 
genug...

@commander,
erst mal schauen was dur brauchen kannst, alles runterlöten macht keinen 
sinn.
SMD-Widerstände und Kondensatoren würde ich nicht auslöten, das lohnt 
nicht.
Spezielle ICs, sofern sie die hitze vertragen sind da schon eher ein 
kandidat.
Mosfets, Speicherdrosseln, gute Schottkydioden sind auch nicht zu 
verachten.

Wie gesagt das restliche SMD-Hühnerfutter lohnt nicht, bzw überlebt das 
auslöten wegen der hitzebelastung manchmal nicht.

von Andreas B. (andreasb)


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Du kriegst bei Ebay SMD Kondensatoren und SMD Widerstände in einem 
Sortiment für ca. 10 € oder so, dann sind auch die Kondensatoren (bzw. 
zumindest die Verpackung) beschriftet.

Wirtschaftlich lohnt sich das Ausschlachten warscheinlich sowieso nicht, 
wenn du berechnest was du an Energie verbrauchst und was die Bauteile 
Wert sind.

Daher das ausschlachten was für dich Wert hat;-)

Ich persönlich entferne aus jeglichen Altgeräten immer die Displays, und 
das obwohl ich festgestellt habe, dass ich die Meisten nicht ansteuern 
kann;-)


mfg Andreas

von Valentin B. (nitnelav) Benutzerseite


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Hallo Daniel H.,
es gibt durchaus noch Sachen, die sich auszulöten lohnen.
Gerade für Hobbyisten gibt es Chips auf Platinen, die man sonst so nicht 
bekommt. Auf alten Mainboards und Festplatten gibt es häufig 
Hochleistungs-Mosfets, Schaltregler und Mikrocontroller.
Viele Teile auf Platinen sind einem erstmal unbekannt,
aber gib einfach ein paar Bauteilnamen in Google ein und guck, was du 
findest.
Man lernt dazu!
Mit freundlichen Grüßen,
Valentin Buck

von Michael D. (etzen_michi)


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Nabend ... leider hast du nicht gesagt um was für Geräte es sich grob 
handelt (die du da hast).

Auch wenn ich nichts auslöte, da ich es für einen größeren Aufwand halte 
die Teile aus zu löten als sich welche zu bestellen wenn man welche 
braucht würde ich sagen:

µController zu denen es ein Datenblatt gibt;
Pegel-Wandler;
LinearRegler;
7Segment Treiber;
7Segment Anzeigen;
Leistungswiderstände;
Große Elkos (Kapazität);
Operationsverstärker;
DuoLED`s;


Wie schon gesagt, kommt es immer drauf an was für Geräte du hast, bei 
einem Receiver mit 2LED`s würde ich dich nicht auslöten, bei einem 48er 
Hub mit 2LED`s/Port könnte das schon interessanter werden.

Desweiteren kommt es natürlich auch drauf an was du damit machen willst, 
aber in der Regel würde ich dir mal empfeelen drüber nach zu denken dir 
einfach wenn du häufig gebrauchte Teile brauchst die einfach mehrere zu 
bestellen (Widerstände besorge ich mir z.B. immer in 100er Packs, da man 
die wieso immer braucht und dann fürs nächste mal auf Lager hat ...).

von Bastler (Gast)


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Hallo,

das wichtigste ist ja schon mitgeteilt worden.
Generell ist noch zu sagen das Platinen aus Industrieanwendungen meist 
mehr "interessante" und nutzbare Bauteile bringen als die "normale" 
Consumerelektronik.

Besonders Halbleiter sind bei Consumerprodukten meist uninteressant, 
weil es sich oft speziell für den Kunden hergestellte ICs handelt 
(teilweise "Standardware" nur mit anderer Bezeichnung was aber leider 
auch nicht hilft) oder es sich bei bekannten ICs meist um die einfachen 
und billigen handelt (z.b. 78XX) die mann besser neu kauft.

Industrieelktronik hat da den Vorteil der geringen Auflagen so das 
"normale" Halbleiter der verschiedenen Hersteller verwendet werden, 
wobei dann oft die Varianten mit den besseren Daten verwendet werden.
Auch die anderen Komponenten sind oft besser ausgelegt (z.B. TK).

mfg

    "Bastler"

von Hogo F. (Firma: Bailout Inc.) (atze_vom_bau)


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...Elkos (vor allem < 10u und hohe Spannung) sind bei gebrauchten 
Geräten meistens schon verschlissen.

Gruß!

von Daniel H. (Firma: keine) (commander)


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Hallo,

vielen Dank für eure Beiträge. Das deckt sich eigentlich soweit auch mit 
dem, was ich mir für die Zukunft vorgenommen habe. Industrieelektronik 
habe ich hier leider nicht rumfliegen, hauptsächlich etliche defekte 
Digitalkameras, Mainboards usw.. Aber auch da sind schon (für mich 
interessante) Dinge wie Speicherdrosseln, Schaltregler und dicke 
SMD-Elkos drauf. Ganz zu schweigen von den (wie schon genannt) Displays 
der Kameras sowie der zugehörigen Optik ;)

Noch eine Frage zum Entlöten selber, wie sollte man die Temperatur hier 
idealerweise wählen? Ich habe mich zunächst nach meiner Löttemperatur 
gerichtet (~350°C). Ist das ok so oder sollte ich die lieber höher 
setzen um die Dauer der thermischen Belastung zu reduzieren?

von Markus U. (markjus) Benutzerseite


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Kommt darauf an. Manche Bauteile "hängen" an viel Massefläche, da ist 
evtl. eine höhere Temperatur nötig. Zum Entlöten empfehlen sich außerdem 
Entlötsaugpumpe, Entlötlitze, Flussmittel und spitze Nadel zum Anheben/ 
Abhebeln von ICs.

von Andreas B. (andreasb)


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Daniel H. schrieb:
> Ganz zu schweigen von den (wie schon genannt) Displays
> der Kameras sowie der zugehörigen Optik ;)

Ich will dich ja nicht aus deinen Träumen hohlen, aber ich habe bis 
jetzt kein brauchbares Display aus Digitalkameras ausgebaut.

Die Displays sind entweder gar nicht beschriftet, oder dann ist zur 
Typenbezeichnung nichts zu finden. Zudem habe ich schon 40 Pins oder 
mehr gezählt. Somit war natürlich keine Ansteuerung möglich, wie sie für 
mich in Frage käme, also mit einem AVR oder so... (Der Controller des 
Display war auf der Platine der Kamera, nicht auf dem Display)

Wenn du ein Farbdisplay brauchst kauft du dir am besten ein 
entsprechendes, entweder ein neues über das du genug Informationen hast 
oder ein gebrauchten z.B. aus einem Handy dessen Ansteuerung bekannt 
ist.

Ist leider so...



mfg Andreas

von Daniel H. (Firma: keine) (commander)


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Hallo, ich träume nicht und es geht mir auch ganz sicher nicht darum 
dass ich erhoffe mir aus dem ausgelöteten Zeugs eine Saturn V zu bauen. 
Ich bin nur der Meinung dass ich aus kaputten Geräten, welche definitiv 
nicht mehr repariert werden können, noch das rausholen darf was man evt. 
mal als Ersatzteil oder für irgendeine Spielerei verwenden kann. Und 
wenn ich bei einer Digitalkamera eben feststellen kann dass das Display 
noch funktioniert der Rest der Kamera aber nicht, dann hole ich es eben 
raus weil es mir zum wegschmeißen vorerst noch zu schade ist ;)

von Martin (Gast)


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Hi

ich habe auch mal alles ausgelötet was ging, aber das ist eigentlich 
quatsch, da die Teile in der Regel nich viel kosten.

Ich habe mir aber eine Kiste angelegt, wo ich immer mal wieder 
interessante Platinen aus Altgeräten (Netzteile, DVD-Player usw.) 
reinhaue.

Und wenn ich dringend mal ein Bauteil brauche, das ich grad nich da hab, 
dann kuck ich schnell die Platinen durch. Bin auch schon ein zwei mal 
fündig geworden:-)

Aber alles andere raubt zu viel Zeit.

Gruß Martin

von Martin (Gast)


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Aus eigener Erfahrung und denen Anderer kann ich nur noch sagen, dass du 
dein ausgelötetes "Zeug" bestimmt 10Jahre nicht brauchst. Dann schmeißt 
du es weg und den nächsten Tag brauchst du es auf einmal.

Das war bei mir bis jetzt fast immer so...

Also kannst du es auch gleich wegschmeißen;-)

von Andreas D. (rackandboneman)


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Das Werkzeug der Wahl für SMD ist nach wie vor die Heatgun. Alles 
runterpusten :) Die meiste Arbeit macht dann nachher das Sortieren :(

Bei mir kommt idR runter:

-SMD-Widerstände bei denen der gleiche Wert hunderte mal vorkommt (da 
fällt das Sortieren leicht)

-Rosane, weisse oder sehr grosse Keramikkondensatoren in SMD

-Ringkerne sofern diese eindeutig Ferrit oder ein identifizierbarer 
Micrometals-Typ sind (idR am andersfarbigen Bauchfleisch zu erkennen)

-Jegliche ICs zu denen sich ein Datenblatt finden lässt

-Manchmal Leistungswiderstände

-Induktives zu dem es ein Datenblatt gibt

-Leistungshalbleiter idR (von denen sollte ich mehr wegwerfen, die 
brauchen Platz und ich sie selten)

-Präzisionsfassungen sofern leicht auslötbar

-LEDs sofern leicht auslötbar

-Quarze/PXOs/Resonatoren

-FPC-Stecker

-FETs/HF-Transistoren

-Gute Folienkondensatoren

-Trimmer aller Art, besonders SMD

-SMD-Sicherungen, -Spulen, -HF-Teile

-Anderes SMD-Zeug nach Laune

-Mehr Steckverbinder als ich sollte



Kantenstecker schneide ich auch immer ab; nicht zur Goldgewinnung 
sondern weil das fantastische SMD-Lötleisten zum Aufkleben sind.

von flo (Gast)


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ich würde die Platinen irgendwo lagern.

Wenn du mal ein Bastelprojekt am Start hast, für das ein Teil fehlt 
(z.B. ein Kondensator oder HF-Transistor), einfach auf den Platinen 
nachschauen und dann gezielt auslöten.

So muss man keine Kleinbestellung bei einem Elektronikkramhändler 
aufgeben und spart damit Zeit und Geld.

von Andreas D. (rackandboneman)


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Das führt einen aber wirklich ins Messietum die ganz zu lagern. Und man 
weiss eben nicht was man überhaupt hat ohne alle durchzusehen.

von Jim Panse (Gast)


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Naja, ich würde auch nicht einfach drauflos auslöten sondern die 
Platinen lieber lagern. Ist doch Blödsinn alles auszulöten. Am Ende 
verwendet man vielleicht 1% der Bauteile. Ich mache es so: "wichtige" 
ICs auslöten (CPUs, Mikrocontroller, Displaycontroller, 
Spannungs/Schaltregler (bei Schaltreglern die Spule und die Diode mit 
auslöten), Opamps. Denn Rest auf nen Stapel im Kellerregal. Wenn man 
dann wirklich was braucht (Relais, Schalter, Transistoren, Potis, 
Kondensatoren) holt man es sich nach Bedarf.

Für Widerstände würde ich mir aber Sortimente holen. Die braucht man 
wirklich immer, und die auszulöten kostet wahrscheinlich mehr an Strom 
als sie zu kaufen, mal die verschwendete Zeit gar nicht mitgerechnet.

von Vlad T. (vlad_tepesch)


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Jim Panse schrieb:
> Ist doch Blödsinn alles auszulöten. Am Ende
> verwendet man vielleicht 1% der Bauteile.

vor allem braucht man meist die Außenbeschaltung sowieso und hat sie so 
an einer Stelle konzentriert.

von Andreas D. (rackandboneman)


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@Jim etwas bestellen kostet mich tendenziell mehr Zeit, da ich den 
Dingen in der Praxis immer zum Postamt hinterherlaufen darf und 
Packstationen auch nicht sooo in der Nähe hab.


Zur Energiefrage: Selbst ein paar Stunden mit 2000W Heissluft 25-50% 
eingeschaltet kosten effektiv nur ein paar Euro, und es bleibt ein 
halber Schuhkarton voll Teile über manchmal.

Ausserdem sind manche Auslötmethoden LAUT (Heissluftpistolen machen 
durchaus genug Lärm und evtl auch Gestank (offenes Fenster oder im 
Freien, daher noch mehr Lärm) dass man sie besser nicht zur sonst oft 
üblichen Bastelzeit benutzt...)... etwas aus einer sortierten Kiste zu 
nehmen ist aber leis :)

Und Kellerregale füllen sich auch so.

von René Z. (dens)


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Vlad Tepesch schrieb:
> vor allem braucht man meist die Außenbeschaltung sowieso und hat sie so
> an einer Stelle konzentriert.

da hab ich nen grossen haufen da sind mc*schlag micht tot* schaltregler 
samt aussenbeschaltung drauf wo keine 2 rein und 2 raus gehen.
den platinenteil schneide ich dann mit nerlaubsäge aus und dann brauch 
ich entsprechend  nur noch die widerstände ändern =>schaltregler

das gleiche hat ich mal mit µC-Platinen da war ein teil nur atmega168, 
quarze (16MHz 32768Hz) und das Standardhühnerfutter drauf.
ausgeschnitten und mit fädeldraht ins projekt getüdelt

von Mitleser (Gast)


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Aus meiner Sicht totaler Quatch diesen Aufwand zu betreiben. Heute 
bekommst du doch alles für ein paar Cent nachgeworfen.

von Mitleser (Gast)


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Aus meiner Sicht totaler Quatsch diesen Aufwand zu betreiben. Heute 
bekommst du doch alles für ein paar Cent nachgeworfen.

von Bastler (Gast)


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Aber nur wenn mann ein 3000er Reel über Digikey (oder irgendwo aus 
China) bestellt und dann noch evtl. zum nähsten Zollamt laufen muß um 
die Ware abzuholen.
Teilweise muß man kuriose Formulare (USA Distris) ausfüllen in den mann 
z.b. angeben muß das die Bauteile nicht zur entwicklung von 
Kernwaffensystemen eingesetzt werden (äußerst sinnvoll....;-) )
Als Privatkunde ist man ja dank unserer "Verbraucherschutzgesetze" nicht 
in der Lage bei den großen innderdeutschen Distris zu bestellen...
Auch kann es schon mal (immer öfter) vorkommen das auf bestimmte 
Bauteile mehrere Monate gewartet werden muß, was wohl sogar für größere 
Firmen ein Problem ist.
Also die "schönen" Centpreise für die "genialen" ICs welche es 
heutzutage so gibt, sind zumindest für den Bastler (und wohl auch für 
kleine Firmen) nur von theoretischer Natur.
Alles was man nicht von deutschen Versendern bekommt die auch an 
Privatkunden liefert verursacht irgendwie Probleme - Versanddauer und 
Kosten, indirekte Kosten (Zoll, Steuern) etc.

mfg
    Bastler

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Was sich lohnt auszuschlachten und was nicht ist ja nicht zuletzt eine 
Frage des "WER". Für einen Schüler sieht es sicher anders aus als für 
einen im Job stehenden Ingenieur, selbst wenn es "nur" das Hobby 
betrifft.
Und selbst bei Schülern ist es sicher noch ein Unterschied ob nun der 
10-12Jährige Elektronikanfänger mit 5Euro/Woche (oder weniger) 
Taschengeld oder der 18Jährige Abiturient mit festem Nebeneinkommen 
fragt.

In meinem Fall wird nur ausgeschlachtet wenn es sich um "WIRKLICH 
WERTVOLLE" Bauteile handelt. Beispielsweise HF-Leistungstransistoren, 
Endstufenmodule, sehr schnelle Speicher, neuere FPGAs bzw. CPLDs.
Und natürlich Bauteile die man immer mal wieder Braucht, die aber nicht 
mehr ohne weiteres zu bekommen sind. Eventuell auch mal Induktivitäten 
oder ähnliches als nicht ganz so teure Bauteile.

Auf eine einzelne Platine gesehen ist die Ausbeute also sehr gering. 
Etwas anderes ist es natürlich bei der geziehlten Beschaffung von 
Senderbaugruppen mit der Absicht da die HF-Leistungselemente zu 
verwerten.
(z.B. GSM Transceiverkarten aus BTS)

Platinen aus "brauner Ware" wandern fast ungesehen in den 
Elektroschrott. Das ist die absolute Ausnahme das da was runterkommt. 
Platinen wie die Logikbaugruppen aus den GSM Transceivern und ähnliche 
Steuerungen (als Industrielle Technik) geht zu einem gewissen TEil 
einfach "auf dem Stapel" und wenn ich dringend ein TEil "genau jetzt" 
Brauche und es im Regulären Bauteilbestand nicht vorhanden ist, egal ob 
nie gewesen oder nur nicht rechtzeitig nachbestellt, dann suche ich auf 
den Platinen danach.
Das betrifft dann meistens so Dinge wie HF Kleinleistungstransistoren, 
Module oder auch mal eher exotische SMD Widerstandswerte.

Elkos wiederzuverwenden halte ich für absolut verzichtbar. SMD Tantal 
Elkos mag vielleicht noch angehen wenn es sich um reine Versuche handelt 
und das Gerät nicht langfristig laufen soll. Aber insbesondere SMD 
Becherelkos kosten kaum was und sind sehr oft nicht mehr in Ordnung. Im 
Besten Fall stimmt die Kapazität nicht mehr, hat man pech laufen sie 
bald aus. Bedrahtete AluminiumElkos sind nicht ganz so schlimm, aber 
immer noch Anfällig genug. Bis auf wirklich "besondere, extrem teure" 
(z.B. Hochvoltelkos mit großer Kapazität) sollte selbst jemand der viel 
sparen muss darauf verzichten.
Auch LowESR Elkos sind so eine Sache. Die werden in der Regel wie 
Hochtemperaturelkos (Wenn nicht eh beides in einem) ja da eingesetzt wo 
die Elkos besonders gestresst werden. Daher sind die, obwohl die mehr 
abkönnen, sicher nur selten in einem besseren Zustand als die normalen 
Elkos.

Widerstände oder ähnliches Lohnt sich Finanziell nicht wirklich. Einzig 
vielleicht für Taschengeldabhängige JUNGE Schüler. Ein SMD Widerstand 
kostet oft nicht einmal 1/10 ct. in Kleinmenge evtl. wenn es teuer ist 
1ct. Bedrahtete Widerstände 0,25 liegen wie 0815 Dioden auch im 1 ct. 
Bereich, in größeren Stückzahlen darüber.
Das einzige Problem ist vielleicht das man wenn man sich Vorrat besorgt 
ja durchaus einige Werte kaufen muss, so das sich das wieder Summiert. 
Für ein Komplettsortiment E12 in 0805 5% reicht dann das Taschengeld 
nicht mehr aus.
Aber jeder der ernsthaft mit Elektronik arbeitet sollte dann später hier 
doch auf "solche Standartbauteile" in ausgelötet nur noch zurückgreifen 
wenn es keine kurzfristige Alternative gibt. Im allgemeinen birgt JEDES 
Ausgelötete Teil eine potentielle Fehlerquelle die man im Fall der Fälle 
lange sucht.
Bei einem 150Euro teuren Hybridmodul (wie z.B. HF-Endstufenmodule) ist 
dies in den meisten Fällen sicher ein gut kalkulierbares sehr lohnendes 
Risiko. Aber für einen 0,1ct Widerstand lohnt das sicher NICHT wenn man 
es vermeiden kann. Erst recht wenn man dann vieleicht 5 Ausgelötete 0,x 
Centbauteile auf der Platine hat.
Daher macht für die meisten solcher Bauteile ein vorsorgliches Auslöten 
keinen Sinn. Da besser als "notreserve" ein paar Platinen mit besonderer 
Wahrscheinlichkeit zur Seite legen und im Bedarfsfall suchen. Zumal 
gerade bei komplexeren Bauteilen oft weitere benötigte Aussenbeschaltung 
mit dabei ist!

Gruß
Carsten

von Hardy F. (hardyf)


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Mitleser schrieb:
> Aus meiner Sicht totaler Quatch diesen Aufwand zu betreiben. Heute
> bekommst du doch alles für ein paar Cent nachgeworfen.

Kann ich nicht behaupten.

Hab schon so einige Edel-OpAmps und DACs und diverse andere feine Sachen 
auf Industrieplatinen vom Recyclinghof gefunden.

Für Cents gibts die nicht beim Distributor.

... und ja, man wird zum Messie, weil Altplatinen nichts kosten, leicht 
zu bekommen sind und man es sicher irgendwann mal gebrauchen kann (

von flo (Gast)


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Andy D. schrieb:
> Das führt einen aber wirklich ins Messietum die ganz zu lagern. Und man
> weiss eben nicht was man überhaupt hat ohne alle durchzusehen.

Ach was, ein Karton voll alter Platinen im Keller stört doch 
normalerweise niemanden.
Wenn man ihn hin und wieder rauskramt, um ein paar benötigte Teile 
abzulöten, weiß man nach einiger Zeit auch ungefähr, was sich noch so 
alles auf den Platinen befindet und und kann damit bei Bastelprojekten 
schon von vorneherein halbwegs kalkulieren.

Ich mache es übrigens meist so, dass ich bei neu angelegten 
"Altplatinen" die ICs google und dann mit einem Aufkleberchen versehe, 
um was für eine Art Baustein es sich handelt.
Dann hat man einen noch besseren Überblick, z.B. auch, was 
NF-Kleinleistungs-ICs u.ä. angeht...

ICs auslöten ist ja für Heißluftpistole kein Problem. IC kann man dabei 
übrigens mit nassem Taschentuch prima kühlen.

von Hardy F. (hardyf)


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flo schrieb:
> IC kann man dabei
> übrigens mit nassem Taschentuch prima kühlen.

Gute Idee )

Merk ich mir.

von Mitlehrer (Gast)


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Aus meiner Sicht totaler Quatsch diesen Aufwand zu betreiben. Heute
bekommst du doch alles für ein paar Cent nachgeworfen.

von flo (Gast)


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Hardy F. schrieb:
> flo schrieb:
>> IC kann man dabei
>> übrigens mit nassem Taschentuch prima kühlen.
>
> Gute Idee )
>
> Merk ich mir.

Wenn das Wasser vom Taschentuch zu kochen beginnt (Zischbrodelgeräusch), 
weiß man immerhin, dass man jenseits der 100°C-Grenze agiert...

von Wern (Gast)


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Mitlehrer schrieb:
> Aus meiner Sicht totaler Quatsch diesen Aufwand zu betreiben. Heute
> bekommst du doch alles für ein paar Cent nachgeworfen.

Apropos "nachgeworfen":

vor ein paar Jahren habe ich bei Kessler einen Restposten-Karton mit 
10.000 Metallschicht-Widerstände mit wilden Werten zwischen 1R und 10M 
für 10€ gekauft.

Diese Widerstände sind bis heute nicht sortiert ;O)

von Timm T. (Gast)


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Kann ich tendenziell so bestätigen:

Leistungshalbleiter, sofern Bezeichnung ersichtlich
Leistungswiderstände (gern SMD größer 1206 im 0.xohm-Bereich, sind 
durchaus preisintensiv)
Ringkerne, Spulen, Trafos
Anschlussklemmen

Also das, was bißchen besonders ist und auch mitunter nicht billig.

Bei großer Anzahl gleicher Werte auch mal SMD-Widerstände oder 
SMD-Kondensatoren, SMD-Tantals

Wenn ich dran denke, was ich früher auf Müllhalden zugebracht habe, um 
irgendwelche alten Fernseher zu schlachten, da wurde jeder Widerstand 
mitgenommen, und paar LEDs oder einen funktionierenden Lautsprecher zu 
finden war ein Erlebnis. Das Zeug wurde auch durchaus (naja, so zu 10%) 
in Bastelprojekten verbaut. Z.B. das einzige Zukaufteil in einer 
Radio-Kasetten-Kombi war ein A210K.

Tja, geben tuts davon aber nichts mehr ausser paar Erinnerungen.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,
Timm Thaler schrieb:
> Wenn ich dran denke, was ich früher auf Müllhalden zugebracht habe, um
> irgendwelche alten Fernseher zu schlachten, da wurde jeder Widerstand
> mitgenommen, und paar LEDs oder einen funktionierenden Lautsprecher zu
> finden war ein Erlebnis. Das Zeug wurde auch durchaus (naja, so zu 10%)
> in Bastelprojekten verbaut. Z.B. das einzige Zukaufteil in einer
> Radio-Kasetten-Kombi war ein A210K.

Ja, das waren noch zeiten ;-)
Mein erster Ausgeschlachteter Fernseher war das alte Zweit - TV Gerät 
meiner Großeltern (genau genommen das erste TV meiner Urgroßeltern, die 
hatten es ursprünglich gekauft) War eines der ersten reinen Transistor- 
Farb TVs.
Da war ich 9 und ich habe in der Garage stundenlang wirklich jeden 
einzelnen Widerstand von den Platinen gerupft. Beim Umzug vor zwei 
JAhren habe ich sogar noch Beutelchen von Damals wiedergefunden (und 
schmunzelnd entsorgt)
so 1-2 JAhre später habe ich dann angefangen bei Sperrmüllsammlungen 
nach Interessanten Objekten zu suchen Dann waren wir schon früh um halb 
sechs auf den Beinen. Meine Eltern haben regelmäßig "Anfälle" bekommen 
;-)
(Kofferplattenspieler mit 8-80x Umdrehung stufenlos einstellbar, 
Idikator für Normgeschwindigkeiten dabei vorhanden, deviser 
Tonabandgeräte und ein paar Röhrenradios habe ich heute noch davon.)

Bei allen Fernsehern die wir sahen haben wir vor Ort die LAutsprecher 
ausgebaut, sowie die Ablenkeinheiten und alle dick mit Kufer versehenen 
Spulen herausgerissen. Wenn mal ein "röhrengerät" (im Sinne von 
Verstärkerröhre, für die "Ganz Jungen Mitleser ;-)) noch darunter war, 
was 1990-92 noch durchaus mal vorkam, dann haben wir noch die Röhren 
eingesammelt.

Die gesammelten Ablenkeinheiten, Spulen usw. haben wir dann nachmittags 
"Pulverisiert" um die Kerne und den Kupfergdraht zu trennen. Das 
Kupfergeflecht haben wir dann am Darauffolgenden Montag (Sperrmüll war 
immer Samstags) zur Schrotthandlung gebracht und meist so 20, einmal 
sogar fast 50 DM bekommen. Für uns mit 11-12 Jahren selbst nach dem 
Teilen damals RICHTIG viel Geld. Etwas proffessionalisiert haben wir die 
reine Kupfersammlung sogar bis 14.15 gemacht, aber ohne noch anderes 
auszubauen..
Aber die Zeiten sind LANGE vorbei, Die Generalsperrmüllsammlung wo 
Stadtweit ALLES an einem Tag abgeholt wird und egal ob E Schrott oder 
Möbel zusammen in die Presse des Wagens geht gibt es bei uns im Ort 
sicher seit 15JAhren nicht mehr. Zuerst musste E-Schrott getrennt 
entsorgt werden, dann wurde eingeführt das der Sperrmüll nur noch auf 
Antrag abgeholt wird und so keine Festen Tage mehr vorhanden sind.

JaJa, die jungen JAhre :-)

Timm Thaler schrieb:
> Bei großer Anzahl gleicher Werte auch mal SMD-Widerstände oder
> SMD-Kondensatoren, SMD-Tantals
Wie vorhin schon gesagt:
Von "normalen" SMD Kondensatoren sollte bei Altgeräten JEDER die Finger 
lassen, selbst der "ärmste Schüler"!
Das lohnt wirklich nicht! Das sind die Dinger die am meisten Probleme 
machen. Wenn heute Messgeräte ausfallen, egal ob Tektronix, HP, R&S oder 
Schlumberger, dann sind fast immer diese SMD Elkos beteiligt. Und auch 
bei anderen Dingen sind die die Hauptfehlerquelle. Zu de rZEit wo ich 
noch in größerem Masstab (teilweise komerziell) Funktechnik repariert 
habe gabe es Geräte wo ich vor der eigendlichen Fehlersuche erst einmal 
unbesehen alle SMD Elkos getauscht habe. Mesit waren die Fehler dann 
aber auch schon verschwunden. (z.B. BOSCH KF88/168, Bosch/Motorola 
FuG8b1,FuG9c und viele weitere). Und wer einmal gesehen hat was die 
DInger in Wertvoller MEsstechnik anrichten...
Es lohnt einfach nicht. ICh habe einfach die Erfahrung gemacht wenn so 
ein SMD 10 Jahre lang in Gebrauch war, dann ist es schon ein echter 
Glücksfall wenn er "fehlerfrei ist". Selbst wenn er gut aussieht und 
"normale" Kapazität zu haben scheint ist oft dann bei belastung oder 
anderer Temperatur wieder alles anders.

GRuß
Carsten

von Andreas D. (rackandboneman)


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Altplatinen sind nur unübersichtlich verpackte Bauteile.

Tantals allerdings würde ich ausgelötet allenfalls noch als Zeitglied 
verwenden, bei denen kann thermische Überlastung zum verzögerten 
katastrophalen Ausfall mit Knalleffekt führen wenn denen genug Strom zur 
Verfügung steht.


...

Bei mir steht ein gutes Regalbrett voll mit ICs aus Auslötaktionen, 
Restpostenkäufen... in ca. 15 Jahren Hobby zusammengesammelt und oft 
sehr sehr hilfreich. Die Platinen dazu aufzuheben wäre eher einen Fall 
für einen KellerRAUM und bei jedem Umzug ein Krampf.

Und zB auf einem PC-Mainboard sind meistens wenige wirklich interessante 
Teile (Ringkerne, FETs, Quarze,mitunter Sachen wie Clocksynth, 
ISA-Peripherie oder gute Pegelwandler und 74xx-Zeugs) im Vergleich zum 
Platzbedarf...

....


Oft findet man beim Auslöten interessante Komponenten von denen man gar 
nicht wusste dass es sowas gibt...

....


Nein, gerade wenn man viel zu tun hat ist Auslöten irgendwie meditativ.

von ... (Gast)


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lohnt nicht

von Martin (Gast)


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@Mitlehrer: man will ja nicht immer Geld sparen, aber was machst du denn 
wenn du z.B. Sonntag vormittag unbedingt ein Gerät reparieren willst / 
musst oder unbedingt eine eigene Platine zum Laufen kriegen willst und 
dir ein bestimmtes Teil fehlt, wo du bei einem Distri 5 Eur 
Versandkosten hast und ein paar Tage warten musst???

@Andy D.: Der Lerneffekt ist riesig, da geb ich dir recht und 
Platzraubend ist das ganze auch, aber trotzdem geht ne Menge Zeit beim 
Entlöten, Sortieren und bei der Datenblattbeschaffung drauf, obwohl man 
noch gar nicht weiß ob man die Teile braucht...

Dann lieber mal alle paar Jahre die Platinenkiste leeren

von Andreas D. (rackandboneman)


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Die Datenblattbeschaffung mach ich meistens vorher ... alles was Google 
nicht findet wird mit Marker ausgekreuzt und gar nicht erst ausgelötet.

von Martin (Gast)


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Ok irgendwann erkennt man durch genügend Erfahrung auch was sich lohnt 
und kriegt das Auslöten auch schnell hin..

Bin da wahrscheinlich bis jetzt nur zu faul ;-)

Auf alle Fälle ist es dann eine super Entlötübung, kostenlos, sehr hoher 
Lerneffekt (wenn man interessiert ist) und auf den geschlachteten 
Platinen kann man auch noch das z.B. SMD-Löten üben, da sie danach eh 
entsorgt werden...

Werd mich bestimmt auch mal einen Sonntag vormittag bei ner Flasche Bier 
hinsetzen und "aufräumen":-)

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