Forum: Gesperrte Threads Sklaverei heute - wie erlebt ihr es?


von P. M. (o-o)


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Immer und immer wieder ist sowohl in den Medien als auch in diesem Forum 
zu lesen, wie sehr die Arbeitnehmer heutzutage als blosser Rohstoff 
betrachtet werden. Lohne werden gedrückt, Arbeitsbedingungen sind 
miserabel, Zukunftssicherheit wird nicht gegeben, die Führung ist 
diktatorisch und cholerisch, usw.

Wie erlebt ihr das bei euch selbst? Geht es wirklich bergab, werden wir 
versklavt? Oder werdet ihr von eurem Arbeitgeber fair und nachhaltig 
behandelt?

: Verschoben durch User
von M. S. (bugles)


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P. M. schrieb:
> Wie erlebt ihr das bei euch selbst? Geht es wirklich bergab, werden wir
> versklavt? Oder werdet ihr von eurem Arbeitgeber fair und nachhaltig
> behandelt?


Ob alles Fair und nachhaltig ist weiss ich nicht. Am ende gehe ich 
arbeiten um Geld zu verdienen und meine Firma hat mich eingestellt um 
Geld mit mir Geld zu verdienen. Das ist mir bewußt und dementsprechend 
muss man das beste daraus machen. Wenn ich genug Erfahrung habe werde 
ich ggf. sogar das Unternehmen wechseln um mehr Geld zu verdienen.. ist 
das fair?

von Senfdazugeber (Gast)


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P. M. schrieb:
> Wie erlebt ihr das bei euch selbst? Geht es wirklich bergab, werden wir
> versklavt? Oder werdet ihr von eurem Arbeitgeber fair und nachhaltig
> behandelt?

Es kommt darauf an, es gibt einfach solche und solche 
Arbeitsverhältnisse.
Versklaven würde ja heißen, dass man für seine Arbeit so gut wie keine 
Gegenleistung (Anerkennung, v.a. in Form von Geld) erhält.

Das ist bei Leih- und Zeitarbeitern relativ gesehen der Fall, zumindest 
ist hier die Bezahlung in der Regel nicht angemessen, und man wird als 
Rohstoff (Human Ressource) behandelt, die beliebig austauschbar ist - 
heute beim Kunden X eingesetzt, morgen bei Y und übermorgen schmeißen 
wir dich raus, weil wir gerade keine Arbeit mehr für dich haben.

Im Gegensatz dazu steht die unbefristete Vollzeitstelle, idealerweise 
mit 35h-Woche und nach IG Metall-Tarifvertrag bezahlt. Das empfinde ich 
als fair und nachhaltig. Wenn dann noch die Kollegen und somit das 
Betriebsklima stimmen, kann Arbeiten teilweise richtig Spaß machen, man 
hat genug Geld zum Leben und auch genug Zeit, dieses neben der Arbeit zu 
genießen.

von Traurig (Gast)


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The trend is your friend.

es hat bei den billiglohnjobs angefangen und frisst sich hoch zu den 
qualifizierten jobs.

wer da noch als absolvent in einem ig-metal tarifvertragsverhältnis 
rutscht, sollte jeden tag drei ave maria beten.

hier in der region (norddeutschland) winken für Absolven überm Daumen 
gepeilt 80% Zeitarbeitsklitschen.

von Wilhelm F. (Gast)


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P. M. schrieb:

> Wie erlebt ihr das bei euch selbst? Geht es wirklich bergab, werden wir
> versklavt?

Vergangene Woche noch wollte ein Ingenieurbüro, was sich dann als 
Sklavenhändler entpuppte, mich mit Hilfe des Arbeitsamtes zu einem 600km 
entfernten Einsatzort verschleppen.

Ich wurde noch freundlichst gebeten, meine Bewerbungsunterlagen nach 
Vorgaben des Verleihers zu faken. Das sollte bei einem Kunden (großer 
Konzern) vorgelegt werden.

Wie die Gehaltsaussichten wären, kann sich jeder mal selbst ausmalen. Da 
werde ich gar nicht erst gefragt. Und soll fressen, was ich vorgeworfen 
bekomme.

Natürlich müßte ich einen Vertrag unterschreiben, ohne daß über ein 
Gehalt gesprochen wurde. Sonst drohen Sperren vom Amt.

So geht man mit Entwicklungsingenieuren um!

So schlecht kann ich gar nicht sein, wenn man mich noch irgend wo hin 
verschleppen will. Jedenfalls wollen ein paar Parteien mit mir noch 
etwas Geld verdienen. Um was anderes geht es gar nicht. Und ich gehe 
600km nicht weg, wenn das nicht freiwillig von mir ist. Was ist denn das 
für eine Umgangsform und ein Umgangston mit Menschen!!!



Senfdazugeber schrieb:

> kann Arbeiten teilweise richtig Spaß machen, man
> hat genug Geld zum Leben und auch genug Zeit,

Im von mir gerade geschilderten Fall ist Spaß und Freude an der Arbeit 
garantiert zu 100% gestorben. Der Spaß an der wenigen genießbaren 
Freizeit bei solchen Dingen dann natürlich auch. Mit ein Grund, warum 
ich aus dem Entwicklerding auch ganz raus will, um nie mehr etwas damit 
zu tun zu bekommen. Schindluder kann ich nicht gebrauchen.

von Traurig (Gast)


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Achja:

Ein guter Freund hat kein Abi, eine einfache Berufsausbildung 
durchschnittlich abgeschlossen (Kaufmann für Bürokommunikation) und ist 
nach 2 Jahren in der Zeitarbeit nun bei einem großen Unternehmen 
unbefristet angestellt.

Der hat natürlich schon eine eigene relativ große Wohnung mit Freundin, 
feinste Unterhaltungselektronik, jedes Jahr Urlaub.

Aufstiegsmöglichen: Abteilungsleiter (dann ist aber auch Schluss ohne 
Weiterbildung/Studium).

Ich wohne in einer kleiner Studentenbude, habe einen Studienkredit, 
keinerlei Unterhaltungselektronik (TV, Spielekonsolen, Sky, ...), kein 
Auto, dafür ein MINT-Studium, gute Noten und nach dem Studium ca. 10.000 
€ Schulden.

Ein anderer Kumpel hat statt einer technischen Hochschulausbildung eine 
betriebliche Ausbildung zum Mechatroniker gemacht, wurde übernommen 
(Tarifvertrag) und arbeitet grad an seinem Techniker. Der lebt 
entsprechend auch gut.

-------------
Ich gönne den Beiden das wirklich und möchte weder die Studentenzeit, 
noch mein dazugewonnnes Wissen missen, aber wer rational handelt, sollte 
sich ein MINT-Studium 3mal überlegen.

Natürlich kann keiner sagen, wie es in 10 Jahren aussehen wird und ob 
sich dann die Wohlstandsverhältnisse zu meinem Gunsten gedreht haben 
mögen, aber der Arbeitsmarkt für Akademiker aus der MINT-Richtung ist 
nicht vielsprechend in Deutschland.

von Backflow (Gast)


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>Aufstiegsmöglichen: Abteilungsleiter

Bei einem großen Unternehmen?! Dann glaubst Du bestimmt auch an den 
Weihnachtsmann.

von Traurig (Gast)


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Der AL stellt das Maxium dar, was mit seiner fachlichen Qualifikation 
möglich ist. Allerdings ist sein Bereich ein kleiner Inhouse-Bereich mit 
10 Mitarbeitern, von denen 4 Zeitarbeiter sind (und oft wechseln).

Da mag ein falscher Eindruck entstanden sein, dennoch ist die Position 
auch finanziell sehr gut. Zudem zahlt die Firma Boni, gibt 
Preisnachlässe, unterstützt die MA durch Sportgutscheine, etc.

von Traurig (Gast)


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Edith:

Das "Lustige":

Die Ingenieure und Informatiker werden ausgelagert und arbeiten in 
(aufgekaufte und expandierte) Tochtergesellschaften.

Natürlich mit befristeten Verträgen, schlechterem Grundgehalt und ohne 
Weihnachtsgeld, 13. Monatsgehalt und Preisnachlässe.

von Traurig (Gast)


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Vor dem Studium dachte ich noch: Bildung zahlt sich aus.

Denkste.

von atriu (Gast)


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Nach zirka 5-10 Jahren KANN es sich auszahlen... muss aber nicht.

von Hannes (Gast)


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wie hast Du das gemacht bei Deinen Rechtschreibkenntnissen?

von Dualer Student (Gast)


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Traurig schrieb:
> Achja:
>
> Ein guter Freund hat kein Abi, eine einfache Berufsausbildung
> durchschnittlich abgeschlossen (Kaufmann für Bürokommunikation) und ist
> nach 2 Jahren in der Zeitarbeit nun bei einem großen Unternehmen
> unbefristet angestellt.
>
> Der hat natürlich schon eine eigene relativ große Wohnung mit Freundin,
> feinste Unterhaltungselektronik, jedes Jahr Urlaub.
>
> Aufstiegsmöglichen: Abteilungsleiter (dann ist aber auch Schluss ohne
> Weiterbildung/Studium).
>
> Ich wohne in einer kleiner Studentenbude, habe einen Studienkredit,
> keinerlei Unterhaltungselektronik (TV, Spielekonsolen, Sky, ...), kein
> Auto, dafür ein MINT-Studium, gute Noten und nach dem Studium ca. 10.000
> € Schulden.
>
> Ein anderer Kumpel hat statt einer technischen Hochschulausbildung eine
> betriebliche Ausbildung zum Mechatroniker gemacht, wurde übernommen
> (Tarifvertrag) und arbeitet grad an seinem Techniker. Der lebt
> entsprechend auch gut.
>
> -------------
> Ich gönne den Beiden das wirklich und möchte weder die Studentenzeit,
> noch mein dazugewonnnes Wissen missen, aber wer rational handelt, sollte
> sich ein MINT-Studium 3mal überlegen.
>
> Natürlich kann keiner sagen, wie es in 10 Jahren aussehen wird und ob
> sich dann die Wohlstandsverhältnisse zu meinem Gunsten gedreht haben
> mögen, aber der Arbeitsmarkt für Akademiker aus der MINT-Richtung ist
> nicht vielsprechend in Deutschland.


Tja, ist in der Tat bitter. Ein BA Studium wäre wohl eine Alternative, 
allerdings sehen das viele zu Unrecht nur als ein minderwertiges Studium 
an.

Das nehm ich aber gerne hin und lebe mit meinen 900€ + Wohnungszuschuss 
wie Gott in Frankreich :).

Und nach 3 Jahren winkt der IGM Tarif.

von Dualer Student (Gast)


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Ossis schrieb im Beitrag #2535794:
> Hannes schrieb:
>> wie hast Du das gemacht bei Deinen Rechtschreibkenntnissen?
>
> mal auf den Tisch geklopft, als Ing brauch ich keine super
> Rechtschreibkenntnisse, dafür gibts ne Sekretärin
>
>
> aber mal auf den Tisch klopfen und Selbstbewusstsein haben, daran
> scheitert es bei vielen Ings. Wenn ich sehe was für Pipifax FH Bwler
> schon 80 k aufwärts verdienen die mit mühe und not den Dreisatz
> beherrschen, warum sollte ich als normaler Ing weniger als 80 k bekommen
> ? ich mache den Mund auf und krieg auch mehr als 80 k, selber schuld wer
> weniger verlangt


Wundert mich auch wie wenig vermeintliche Ingenieure hier verdienen.
Bekannter hat abgeschlossene Elektronikerausbildung und hat jetzt mit 
26J. ein Angebot von 80000€ p/a + 3er BMW Firmenwagen.

von Rosa-Kleidchen (Gast)


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>Und nach 3 Jahren winkt der IGM Tarif.
Wenn das der Grund ist, ein BA Studium zu machen, solltest Du Beamter 
werden. Ist noch besser und Du kannst weitgehnst tun und lassen, was du 
willst.
Rosa

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