Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Problem der klassischen Nullung


von Bastler (Gast)


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Hallo,

im Offtopic Bereich gibt es zur Zeit ja einen interessanten Beitrag 
wegen eines fehlenden PE in einer Wohnung.
Abgesehen von den hirnrissigen Vorschriften (Mietsache, Eigentum, 
Zertifizierung etc.) was ist an der klassischen Nullung technisch 
gesehen so problematisch abgesehen davon das die Brücke N - 
Schutzkontakt sich lösen könnte (sehr unwahrscheinlich, auch eine PE 
Leitung könnte sich lösen)?
N und PE sind doch letztendlich beide an der Potentialausgleichsschine 
angeschlossen, und diese wiederum am Fundamenterder oder ähnlichen 
Erdungssystemen.


mfg


    Bastler

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Bastler schrieb:
> im Offtopic Bereich gibt es zur Zeit ja einen interessanten Beitrag
Soso, welchen denn?

von Heinz (Gast)


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evtl. ,das so eine Spannung ungleich 0 auf ein Gehäuse kommen kann.
Sind alle Steckdosen in Reihe angeschlossen und auf dem PEN Leiter 
fließt Strom stellt sich da eine Spannung ein.

Wenn dann sogar noch der PEN Leiter irgendwo unterbrochen wird, dann 
müsste annähernd Netzpotential auf den anderen Gehäusen liegen. Wär 
glaub so ziemlich worst case aber möglich


... andere antworten würden mich auch interessieren ...

mfg heinz

von oszi40 (Gast)


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Dann überlege mal genauer, was passieren würde wenn Dein Lötkolben 
angeschlossen wäre und der Nullleiter auf dem Weg in den Keller 
unterbrochen ist!

von MB (Gast)


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Bei der klassichen Nullung sind Schutzleiter und Neutralleier im PEN 
Leiter vereint. TN-C System.

Dies bedeutet erstens, dass du je nach Widerstand der Rückleitung 
darüber einen Spannungsabfall hast, der dann auch am Gehäuse des Gerätes 
anliegt. Mal davon abgesehen hättest du bei unterbrochenem PEN dann die 
volle Netzspannung am Gehäuse des Gerätes.

Hast du aber ein TN-C-S System, hast du einen besonderen Schutzleiter 
zum Gehäuse deines Gerätes. Dies hat folgende Vorteile:
1. An deinem Gehäuse liegt keine Spannung die durch den Widerstand des 
Rückleiters entsteht.
2. Hast du einen Unterbruch des PE, so ist dein Gerät zwar nichtmehr 
Geschützt, jedoch hast du dann nicht automatisch die Netzspannung am 
Gehäuse. Dazu müsste zusätzlich noch im Innern des Gerätes irgedendwo 
eine Phase "abfallen" und mit dem Gehäuse in Kontakt kommen.

von JensM (Gast)


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Wenn sich bei der klassischen Nullung die Verbindung zwischen der 
Zuleitung PEN und der Brücke in der Steckdose löst, so ist das Gehäuse
über den Verbraucher mit der Phase verbunden.

Wenn sich eine PE Leitung löst, so ist das Gehäuse zwar nicht mehr 
geerdet, aber nicht mit der Phase verbunden. Es passiert bei einem 
ordnungsgemäßen Gerät noch nichts.

Gruß JensM

von Bastler (Gast)


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Danke,

für die sinnvollen Antworten.

oszi40 : Na dann würde mein Lötkolben nicht mehr heizen (funktionieren) 
da dir Rückleitung fehlt, es muß doch dann zusätzlich ein 
Isolationsfehler im Lötkolben vorliegen damit aussen eine Spannung am 
Heizelement ("Gehäuse") anliegt.

Allerdings ist mein "Lötkolben" eine Schutzisolierte Lötstation welche 
sowieso keinen PE Anschluss hat. (Ist der möglische Erdungsanschluss für 
ESD Schutzmaßnahmen dort nicht problematisch ?)

mfg

   "Bastler"

von Bernhard R. (barnyhh)


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In meinem Haus (BJ 1977) hat es bislang zwei Probleme der 
Elektroinstallation gegeben, die bei klassischer Nullung durchaus 
tödlich hätten enden können:

1. Der N-Leiter vom Dachgeschoß zum Sicherungskasten hatte sich im 
Zähler von der Schraubklemme gelöst ("Wackelkontakt").

2. Der N-Leiter einer Steckdose hatte in der vorgeschalteten Abzweigdose 
einen Wackelkontakt. Diese Steckdose wurde für den Geschirrspüler 
(unterhalb des Küchenwaschbeckens) benutzt.

Derartige Probleme treten offenbar gar nicht einmal so selten auf; der 
Elektriker suchte den ersten der beiden Fehler nämlich, indem er sofort 
im Sicherungskasten die Abdeckung über der Verdrahtung entfernte und bei 
eingeschaltetem Verbraucher das "Bruzzel"-Geräusch lokalisierte.

Bernhard

von Bernd B. (maulwurf)


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Ist bei der Nullung der Pen getrennt und ein Verbraucher eingeschaltet 
hast du volle Phase mit dem Strom der Summe der eingeschaltetetn 
Verbraucher auf dem Gehäuse.

Gruss Bernd

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

auch mit PE gibt es gefährliche Szenarien: wenn PE unterbrochen ist und 
an einem defekten Gerät das Gehäuse an Spannung liegt (sind keine Geräte 
defekt, braucht man keinen Schutz), so liegen die Gehäuse aller Geräte 
an diesem Strang an Spannung, obwohl sie garnicht defekt sind. Es gibt 
Untersuchungen, dass diese Spannungsverschleppung etwa soviele Menschen 
tötet wie durch PE gerettet werden. Ich weiss nicht wieweit das 
zutrifft, aber eine ideale Lösung gibt es einfach nicht, elektrische 
Spannungen können halt gefährlich sein.

Wenn es so einfach wäre wie von meinen Vorrednern beschrieben, hätte man 
die klassische Nullung längst verbieten müssen. Sie ist aber nach wie 
vor eine zulässige Schutzmassnahme, nur eben nicht für 
Neuinstallationen.

Übrigens sehen das nicht alle auf der Welt so wie VDE, meines Wissens 
ist in Dänemark ein FI-Schutz auch bei klassischer Nullung zulässig, 
weil eben besser als garnichts, bei uns ist das verboten weil nicht 
ideal. Es ist nichts darüber bekannt, dass das dänische Volk durch 
elektrische Ausrottung bedroht ist.

Gruss Reinhard

von Andrew T. (marsufant)


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Reinhard Kern schrieb:
> Übrigens sehen das nicht alle auf der Welt so wie VDE, meines Wissens
>
> ist in Dänemark ein FI-Schutz auch bei klassischer Nullung zulässig,
>
> weil eben besser als garnichts,

Nun, das ist ja seit langem bekannt das der RCD sowohl TN-C, TN-S als 
auch bei TT schützt.

Der Rest ist ein Frage, welchen Level an Schutzwürdigkeit man haben 
will.

Somit in Deutschland: Bei klassischer Nullung bleibt nur noch die 
"FI-Steckdose" als Nachrüstlösung. Immer unter der Prämisse, das man 
sich an die aktuellen VDE Empfehlungen bei Nachrüstung halten will.


>  Es ist nichts darüber bekannt, dass das dänische Volk durch
>
> elektrische Ausrottung bedroht ist.

smorrebröd, smorrebröd, rapprapprapp


cnr.

von oszi40 (Gast)


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Bastler schrieb:
> Na dann würde mein Lötkolben nicht mehr heizen (funktionieren)
> da dir Rückleitung fehlt, es muß doch dann zusätzlich ein
> Isolationsfehler im Lötkolben vorliegen damit aussen eine Spannung am
> Heizelement ("Gehäuse") anliegt.

Das könnte schon ein tödlicher Irrtum sein. Über den Widerstand der 
Heizpatrone würden volle 230V auf den gebrückten Schutzleiter gelangen 
sobald der Nullleiter unterwegs unterbrochen wurde.

von Harald W. (wilhelms)


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Bernhard R. schrieb:

> Derartige Probleme treten offenbar gar nicht einmal so selten auf; der
> Elektriker suchte den ersten der beiden Fehler nämlich, indem er sofort
> im Sicherungskasten die Abdeckung über der Verdrahtung entfernte und bei
> eingeschaltetem Verbraucher das "Bruzzel"-Geräusch lokalisierte.

Lockere Klemmen in Dosen oder auch an einem einzelnen Automaten
können immer mal auftreten. Lockere Klemmen direkt am Hausanschluss-
kabel sind aber wirklich selten. An der Stelle bemüht sich jeder,
den Draht optimal festzuschrauben. An der Klemme des 20. Sicherungs-
automaten können da eher schon mal "Ermüdungserscheinungen" des
Schraubers auftreten. :-) Wenn ich aus dem geschlossenem Sicherungs-
kasten "Bruzzelgeräusche" hören würde, würde ich natürlich auch die
Abdeckung abnehmen und nachsehen, woher die kommen.
Gruss
Harald

von Florian V. (Gast)


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Vereinfacht gesagt:

Bei der klassischen Nullung kann bereits ein Fehler tödlich enden.

Bei getrenntem PE und N brauchst Du dafür zwei Fehler gleichzeitig.

von Elektroniker (Gast)


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Bernd von heute
Datum: 07.02.2012 14:25

Ist bei der Nullung der Pen getrennt und ein Verbraucher eingeschaltet
hast du volle Phase mit dem Strom der Summe der eingeschaltetetn
Verbraucher auf dem Gehäuse.

Gruss Bernd

Kannst du das vllt. auch mal durch eine Skizze dir selber überlegen, daß 
dies so nicht immer sein kann?

Erstens gibt es bei einer klassischen Nullung keinen PEN, sondern nur 
den N und die Brücke in der Dose.
Aber wer sich auf diese Skizze dort 
http://www.hobby-bastelecke.de/elektro/netzformen_tn.htm  beruft, muß 
schon selber die ganzen Zusammenhänge völlig außer Acht lassen.
Denn erstens muß dazu das Gerät eingeschaltet sein, dann muß der 
Bediener eigentlich merken daß es nicht funktioniert, weil ja kein 
Stromfluß zu Stande kommt, und dann noch so dämlich das Gerät an einem 
metallischen Gehäuseteil, welches über den Schutzleiter verbunden sein 
muß, berühren. Dazu muß aber auch die Brücke in der Dose intakt sein, 
und so viele Zufälle auf einmal sind doch etwas weit hergeholt.
Theoretisch würde das passieren können, aber wiederum muß dazu der 
Innen-R des elektr. Gerätes so erheblich klein ausfallen, um im 
Berührungsfehlerstromfall darüber so wenig wie mögl. U abfallen lassen 
zu können.
Irgendwo steht auch im Wiki geschrieben, daß die klassische Nullung 
verboten wäre.
Die armen armen elektr. Laien (Menschen), ohne jegliche Ahnung, was für 
Gefahren dabei auf sie lauern.

von Elektroniker (Gast)


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Sorry , ich muß mich wohl selber korrigieren, den PEN in einem solch 
alten und verkorsten System soll es wohl lt. Wiki geben, also bitte 
keine Erzürnung, für mich ist so ein Netz einfach nur Schrott.

von Stefan (Gast)


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Elektroniker schrieb:
> und so viele Zufälle auf einmal sind doch etwas weit hergeholt.

Wieso viele Zufälle? Nur ein einziger, ein getrennter Nullleiter, kann 
an einem intakten Schutzklasse I Gerät zu einem tödlichen Stomschlag 
führen wenn beim oder nach dem Einschalten ein blankes Metallteil des 
Gehäuses berührt wird. Bei vielen Geräten lässt sich das Berühren der 
Metallteile beim Einschalten kaum bis gar nicht vermeiden.

Elektroniker schrieb:
> Theoretisch würde das passieren können, aber wiederum muß dazu der
> Innen-R des elektr. Gerätes so erheblich klein ausfallen, um im
> Berührungsfehlerstromfall darüber so wenig wie mögl. U abfallen lassen
> zu können.

Wenn der Innen-R des elektr. Gerätes nur so niedrig ist wie der Innen-R 
des gut geerdeten Benutzers fallen an diesem schon 115 V ab und er um.

von Bernd B. (maulwurf)


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Sobald N und PE in einer Ader geführt werden ist das ein PEN.
Dabei spielt der Querschnitt keine Rolle.
Bei einem eingschalteten Gerät wo N und PE verbunden sind, diese aber 
keine Verbindung zum N des Netzes hat ist immer die Phase uüber den 
Innenwidersand auf dem Gehäuse. (SK01)

Gruss bernd

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan schrieb:

> Wieso viele Zufälle? Nur ein einziger, ein getrennter Nullleiter, kann
> an einem intakten Schutzklasse I Gerät zu einem tödlichen Stomschlag
> führen wenn beim oder nach dem Einschalten ein blankes Metallteil des
> Gehäuses berührt wird.

Zusätzlich muss aber noch ein geerdeter Gegenstand berührt werden,
idealerweise mit der anderen Hand, damit die Wirkung "optimal" ist.
Gruss
Harald

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