Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Freilaufdiode antiparallel zu Relaisspule einlöten


von Thinkle (Gast)


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Hallo,

mein Problem ist sooo einfach, dass die meisten von euch wohl gerührt 
vorm Rechner sitzen werden. Als Maschinenbaustudent fehlt mir bei 
Elektronikthemen aber jede Erfahrung.

Ich habe hier ein paar Relais und will nun jeweisl eine 1N4001 zum 
Schutz des Controllerboards antiparalell in die Schaltung einlöten, weiß 
aber nicht, wann sie antiparalell und wann paralell ist.

An den Relais sind die Steuereingänge durchnummeriert. Darf ich 
platterdings davon ausgehen, dass z.b. "2" der Pluspol und "3" GND 
darstellt, der Strom also immer in Richtung der aufsteigenden Nummern 
fließt und ich die Diode zwischen 2 und 3 sperrend einlöten muss?

Vielen Dank!


Grüße,

Thinkle

von Ottmar K. (wil1)


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Der Ring an der Diode ist die Kathode.
Die Kathode muss  für Deinen Zweck gegen PLUS geschaltet sein.
Dazu muss die Diode noch parallel, also über die 2 Anschlüssen der 
Relaisspule geschaltet sein.
Die Reihefolge der Nummern sagt wohl nichts. Entscheidend für 
vorstehende Beschreibung ist, an welchem Ende der Spule der Pluspol 
geschaltet ist.

Gruss Ottmar

von Thomas (Gast)


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Anti-parallel ist auch ein etwas verwirrender Begriff in diesem Fall. 
"Parallel in Sperrrichtung"  ist evtl. einfacher zu verstehen.

von ich da (Gast)


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Was soll diese Wortspielerei mit parallel und antiparallel wenn ein 
Baustein technisch parallel zu einem anderen Bauteil liegt?

Mache dich nicht mit solchen Wortkonstrukten verrückt, bleibe einfach 
bei gewissen Tatsachen. Bedenke die Stromflussrichtung im normalen 
Arbeitsfall, also wenn die Relaisspule Strom zum anziehen bekommt und 
behält.
In diesem Falle soll die Diode quasi nicht vorhanden sein, bzw sich 
Stromrichtungsmäßig so verhalten als wäre sie nicht vorhanden.

Beim Abschalten des Relaisspulenstromes entsteht eine Energie, die es zu 
zähmen gilt, dafür hat die Diode dann ihre eigentliche Aufgabe.
Folglich muss die Diode so gepolt sein, dass die Abschaltenergie quasi 
über sie abgebaut, vernichtet wird.

Wie rum muss die Diode dann verschaltet werden, Kathode der Diode gehört 
dann an welchen Punkt der Betriebsspannung?

von Andreas (Gast)


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Thinkle schrieb:
> An den Relais sind die Steuereingänge durchnummeriert. Darf ich
> platterdings davon ausgehen, dass z.b. "2" der Pluspol und "3" GND
> darstellt, der Strom also immer in Richtung der aufsteigenden Nummern
> fließt und ich die Diode zwischen 2 und 3 sperrend einlöten muss?

Hallo Thinkle

NEIN, davon darfst Du NICHT ausgehen.

Ich gehe davon aus, dass die Relais keinen eingebaute Schutzdioden haben 
(dann bräuchtest Du keine zusätzlich).

Wenn Du die Relais direkt von einem Controller aus steuerst (sehr 
mutig), dann kommt die Diode parallel zur Relaisspule, so dass die Anode 
auf GND liegt und die Kathode am Controllerpin.

Besser ist es allerdings so:

http://www.mikrocontroller.net/articles/Relais_mit_Logik_ansteuern.

Die 1N4001 ist übrigens relativ langsam. Eine Schottky-Diode wäre hier 
besser.

Wenn Du mehrere Relais anschliessen willst, dann wäre ein Blick auf den 
ULN2803A eventuell hilfreich. Das ist ein preiswerter 8-fach 
Relaistreiber der Dir (und dem Controller) evtl. das Leben vereinfacht. 
Du musst nämlich auch die gesamte Verlustleistung der Treiber im Auge 
behalten.

Hth

Grüße
Andreas

von oszi40 (Gast)


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Thinkle schrieb:
> antiparalell

antiparallel ist 2x falsch :-)

+ -----|<---- - Kathoden-Strich an + wäre richtig für Sperrrichtung.
Mehr da 
http://www.mikrocontroller.net/articles/Relais_mit_Logik_ansteuern

von Falk B. (falk)


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@  Andreas (Gast)

>http://www.mikrocontroller.net/articles/Relais_mit....

>Die 1N4001 ist übrigens relativ langsam. Eine Schottky-Diode wäre hier
>besser.

Nein, das ist hier egal. Lies den Artikel.

von Thinkle (Gast)


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Andreas schrieb:
> Hallo Thinkle
>
>
>
> NEIN, davon darfst Du NICHT ausgehen.
>
>
>
> Ich gehe davon aus, dass die Relais keinen eingebaute Schutzdioden haben
>
> (dann bräuchtest Du keine zusätzlich).
>
>
>
> Wenn Du die Relais direkt von einem Controller aus steuerst (sehr
>
> mutig), dann kommt die Diode parallel zur Relaisspule, so dass die Anode
>
> auf GND liegt und die Kathode am Controllerpin.



Ich habe von dem Thema etwas Verständniss, aber keine Ahnung, da ich 
Maschinenbau studiere und das hier nebenher machen darf, weil es sonst 
niemand kann oder macht.

Die Relais sind KFZ-Relais, Dioden sind explizit keine verbaut.

Ich bin nochmal in mich gegangen:

Auf dem Board sind schon Relais verbaut, die die Steuersignale meiner 
Relais schalten.
Das Board an und für sich ist von meinen Eskapaden also nicht betroffen, 
sondern ein kleiner Trafo, der sonst nichts mit dem Board zu tun hat.

Die Relais auf dem Board haben vorher Verbraucher direkt geschaltet, 
aber da hat es Veränderungen gegeben und die Vebraucher wurden 
vergrößert.
Deswegen wird ein separater Trafo daneben gestellt und die ehemaligen 
Leistungsausgänge werden zu Steuerausgängen für noch höhere Leistung - 
elegant ist anders, aber es sollte wohl sauber funtkionieren.



Nächste Frage:

Wie erkenne ich den Pluspol des Relais?
Ich habe in den Datenblättern dazu keine Infos gefunden, aber das heißt 
nichts.

http://www.produktinfo.conrad.com/datenblaetter/500000-524999/502333-da-01-en-AUTOM_REL_897_70A_1AK_24VDC.pdf

http://www.produktinfo.conrad.com/datenblaetter/500000-524999/506107-da-01-en-PRINTRELAIS_1W_24V_30A_NT90THCE24CB.pdf

Da muss es ja irgendeinen Trick geben, dass kann man ja nicht bei jedem 
anderen Relais aufs neue ausprobieren müssen!



MfG

Thinkle

von Bernd (Gast)


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Wenn das Relais noch keine Diode hat und davon würde ich bei einfache 
KFZ Relais ausgehen, ist es dem Relais egal was Plus und was Minus ist.

Es geht in beide Richtungen.

von bobtheworker (Gast)


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Der Trick ist immer das Datenblatt und das eigene Gehirn :D

Erst mal im Datenblatt ist auf der letzten Seite das Wiring Diagramm, 
das zeigt dir die Pinbelegung.
Der Rest ist Denkarbeit. Die Spule wird im KFZ Bereich wohl mit 12V 
Gleichstrom betrieben. Das heißt der Spule ist es egal ob 85 oder 86 
+12V ist, deiner Diode nicht. Also musst du, wenn du 85 an +12V gehst 
Option 002 verwenden. Wenn du +12V an 86 Anschließt musst du Option 001 
verwenden.

von Udo S. (urschmitt)


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Thinkle schrieb:
> Wie erkenne ich den Pluspol des Relais?

Indem du bei jedem einzelnen schaust wie sie angeschlossen sind.
Eine Relaisspule ist kein gepoltes Bauelement also darfst du nicht davon 
ausgehen, dass sie in einer bestimmten Art angeschlossen sind.
In ausgeschalteter Schaltung Messgerät in Ohmmessbereich und schauen ob 
und wo das Relais mit der positiven Betriebsspannung oder der Masse und 
wo mit dem Ansteuerbaustein verbunden ist.
Ist das Relais mit einem Spulenpin auf Masse kommt dort die Anode der 
Freilaufdiode hin, ist ein Pin auf positiver Betriebsspannung kommt dort 
die Kathode der Freilaufdiode hin.

von Andreas (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
>>Die 1N4001 ist übrigens relativ langsam. Eine Schottky-Diode wäre hier
>>besser.
>
> Nein, das ist hier egal. Lies den Artikel.

Meintest Du diesen Absatz ?

"Achtung! Das gilt nur für Relais, da diese nicht sehr oft schalten 
(wenige Hz) und am Ende des Schaltvorgangs der Strom durch die Diode auf 
Null abgesunken ist. In einer Anwendung mit PWM und hohen Frequenzen im 
kHz-Bereich müssen schnelle Schaltdioden verwendet werden. Denn hier ist 
der Strom am Ende des Schaltvorgangs nicht Null, sondern meistens 
ziemlich hoch. Schaltet dann die Diode von Flußrichtung in Sperrichtung, 
kommt die die Reverse Recovery Time zum tragen (trr). Ist sie sehr hoch, 
wird viel Verlustwärme in der Diode erzeugt, was sowohl die Schaltung 
als auch die Diode zerstören kann. "

Ich kenne die Applikation des TEs nicht und bin daher natürlich eher 
defensiv.

Die 1N4001 setzt man ja meist da ein, wo eine (schnelle) 1N4148 beim 
Strom nicht mehr reicht. Und das kann, muss aber (zugegebenermassen) 
nicht, ein Problem werden. Und dann finde ich es fair darauf 
hinzuweisen.

Grüße
Andreas

von Falk B. (falk)


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@  Andreas (Gast)

>Meintest Du diesen Absatz ?

Ja.

>Ich kenne die Applikation des TEs nicht

Doch, er will Relais schalten.

MFG
Falk

von MaWin (Gast)


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> Wie erkenne ich den Pluspol des Relais?

Die meisten Relais haben keine Polarität,
die darfst du anschliessen wierum du willst.

Nur wenn ein Permanenthilfsmagnet drin ist oder
schon eine Freilaufdiode eingebaut, findet man
ein + Zeichen auf dem Relais.

von Thinkle (Gast)


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OK, wunderbar! Wusste nicht, dass es dem Relais egal ist, wie herum man 
es anklemmt.

Wie überspannungsfest sind Relaisspulen? Ich sehe gerade, dass der 
Ausgang 15V hat und die Spulen für 12V ausgelegt sind - sollte man da 
durch einen vorgeschalteten Widerstand eine Spannungsfall auf 12 Volt 
herbeiführen oder kann man das vernachlässigen?
Das das nicht toll ist, ist egal, das ist ein Prototyp, für die Serie 
kann man das noch abändern.


Vielen Dank für all die Hilfe bisher! Ohne euch säße ich hier ziemlich 
auf dem Trockenen!

von Falk B. (falk)


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@  Thinkle (Gast)

>Wie überspannungsfest sind Relaisspulen?

Kommt auf den Typ an, bisweilen 150% und mehr.

>Das das nicht toll ist, ist egal, das ist ein Prototyp, für die Serie
>kann man das noch abändern.

Ist OK.

MFG
Falk

von K3HLIM (Gast)


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Hallo,

die KFZ-Relais sind für einen Spannungsbereich von 9 - 16 Volt ausgelegt 
und können auch Spannungsspitzen von 300V und mehr verkraften (diese 
natürlich nur um µs-Bereich.

Bei laufender Lichtmaschine hast Du im Auto auch 14,4 Volt, da stören 
die 0,6 mehr von Deinem Trafo auch nicht. Solltest nur darauf achten, 
keine Dauerspannung größer 16 Volt zu haben.

Gruß
K3HLIM

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Thinkle schrieb:
> Wie überspannungsfest sind Relaisspulen? Ich sehe gerade, dass der
> Ausgang 15V hat und die Spulen für 12V ausgelegt sind - sollte man da
> durch einen vorgeschalteten Widerstand eine Spannungsfall auf 12 Volt
> herbeiführen oder kann man das vernachlässigen?

Auch das steht in den Datenblättern. Im ersten der beiden steht:

  "Max. continuous Voltage: 100% of rated voltage"

Die 12V-Version sollte also maximal mit 12V und die 24V-Version maximal
mit 24V angesteuert werden, wobei kurze, darüberhinaus gehende Span-
nungsspitzen nicht schädlich sind. Allerdings wird das Relais im
Datenblatt als "automotive relay" bezeichnet. Da die Bordspannung im PKW
bei laufendem Motor 14..14,5V beträgt, sollte das 12V-Relais auch 15V
aushalten. Vielleicht sind die 100% auch als +100% zu lesen. Ich mag
solch präzise formulierten Datenblätter :)

Im zweiten Datenblatt steht:

  Coil Voltage
       V
  Rated   Max.
   12     15.6
   15     19.5
   18     23.4
   24     31.2

D.h. es sind 30% Überspannung erlaubt.

von Thinkle (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> Da die Bordspannung im PKW
>
> bei laufendem Motor 14..14,5V beträgt, sollte das 12V-Relais auch 15V
>
> aushalten. Vielleicht sind die 100% auch als +100% zu lesen. Ich mag
>
> solch präzise formulierten Datenblätter :)

Genau deswegen frage ich ja auch nach ;)

Das mit den 14,5V war mir schon irgendwie bekannt, aber die 
Transferleistung aus meiner Garage hier an meinen Schreibtisch zu 
erbringen, daran bin ich gescheitert.

Vielen Dank für Alles!

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