Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Toleranz der 50 Hz Netzfrequenz?


von Elektroniker (Gast)


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Hi.
Gibts eigentlich eine festgelegte Toleranz bei der Netzfrequenz?

Laut meinem Messgerät habe ich nur 49,8 Hz Netzfrequenz.
Bei Swissgrid ist es derzeit leicht unter 49,9 (ca 49,85-49,9)

Die Netzfrequenz ist mit 0,1-0,2 Hz Unterfrequenz schon mit einer 
deutlich stärkeren Abweichung versehen, als gewohnt.

von Timmo H. (masterfx)


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von Werner (Gast)


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Dann ist die Nachfrage nach elektrischer Energie wohl gerade recht hoch.

Guck doch mal bei Wikipedia.
http://de.wikipedia.org/wiki/Netzfrequenz
Dort steht, das die Abweichungen im Normalfall kleiner als 0.2 Hz sind, 
was sich voll mit deiner Beobachtung decken würde.

Also keine Panik ;-)
Mittelfristig wird das alles wieder ausgeglichen.

von hp-freund (Gast)


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von Elektroniker (Gast)


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Der andere Beitrag war schon etwas älter.

Ich beobachte grade die Netzfrequenz stichprobenartig alle paar Minuten.
Die Frequenz geht grade wieder hoch Richtung 50 Hz.
Scheint wohl innerhalb von einigen Minuten ausgeregelt zu werden.

Mal sehen, ob sie die Minus Sekunden wieder ausregeln. (Auf der Seite 
werden ca 50 Sekunden negative Abweichung gezeigt)
Meine netzgesteuerte Uhr hat innerhalb einer Woche tatsächlich eine 
merkbare Abweichung gegenüber der DCF77 Uhr.

von Chris (Gast)


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http://de.wikipedia.org/wiki/Unterfrequenz

Die Frequenz steigt häufig zu den vollen Stunden leicht an um danach 
wieder abzufallen.

von Michael (Gast)


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Elektroniker schrieb:
> Mal sehen, ob sie die Minus Sekunden wieder ausregeln. (Auf der Seite
> werden ca 50 Sekunden negative Abweichung gezeigt)

Ab 20 s Abweichung wird die Sollfrequenz um 10 mHz, also auf 50.01 bzw. 
49.99 Hz geändert, damit die Zeitabweichung wieder korrigiert wird.

von Elektroniker (Gast)


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Chris schrieb:
> Die Frequenz steigt häufig zu den vollen Stunden leicht an um danach
> wieder abzufallen.

Tatsache. Vorhin war die Freqenz kurz mehrere Minuten über 50 Hz.
Jetzt geht sie wieder runter.

Michael schrieb:
> Ab 20 s Abweichung wird die Sollfrequenz um 10 mHz, also auf 50.01 bzw.
> 49.99 Hz geändert, damit die Zeitabweichung wieder korrigiert wird.

Interessant. Aber bei 0.01 Hz dauert das ausregeln ja recht lange.

Die Netzfrequenz dürfte trotzdem noch deutlich genauer als eine Quarzuhr 
sein.
Mit einem standard Quarz bekomme ich ja schon innerhalb weniger Stunden 
eine merkliche Abweichung.

Wir haben bei uns in der Ausbildung eine TTL Uhr im Aufbau, die 
wahlweise an einem Quarzoszillator mit Teiler oder über die Netzfrequenz 
getaktet  betrieben werden kann.

Würde dieses "Retro-Schmuckstück", gerne behalten und bei mir in Betrieb 
nehmen.
Es ist die "Krone" der Elektronikausbildung. Was 
komplexeres/größeres/besseres werden wir nicht mehr aufbauen, zumindest 
nicht mehr physikalisch.

Der ausbilder meinte, wenn ich den Bauteilwert ersetze, darf ich es 
mitnehmen. ansonsten wird es wieder zerlegt, teilweise wiederverwendet 
und der rest weggeworfen.
Und die Uhr sieht mit den vielen IC's und Lochraster Platine wirklich 
schön Retro aus.
Nur das Display ist etwas "mickrig". Das muss ich mit Einzel Leds noch 
deutlich größer bauen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Früher war die Regel, das Abweichungen der Netzfrequenz innerhalb 24h 
<vor allem nachts wieder> nachgeregelt wurden, sodaß in einem Tag genau 
die 86400*50 Schwingungen stattfinden. Somit netzgesteuerte Uhren genau 
sind. Damals sollte also so eine Uhr wirklich sehr genau sein und 
Quarzuhren in den Schatten stellen.

Davon kam man vielleicht ab? Denn die neue Regelung hört sich ganz 
anders an! Bin aus den Dokus auch nicht sonderlich schlau geworden. 
Hoffentlich wissen die Netzbetreiber wenigstens was sie wirklich tun??
Es steht nichts davon drin, das eine gesamte Regelabweichung von unter 
20 Sekunden jemals ausgeglichen werden wird!

von Michael (Gast)


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Elektroniker schrieb:
> Interessant. Aber bei 0.01 Hz dauert das ausregeln ja recht lange.

Ja und? Der Frequenzänderung müssen schließlich alle Kraftwerke im 
Verbund folgen. Warum also Streß machen. Die Netzfrequenz erhebt auch 
nicht den Anspruch, eine Normalfrequenz zu sein. Und für 
netzfrequenzgesteuerte Uhren machen ein paar Sekunden am Tag nichts aus. 
Hauptsache, die Uhr läuft im Mittel richtig. Für Ansprüche, die über 
einen Wecker (oder früher (?) auch Bahnhofsuhr) hinausgehen, gibt es 
DCF77 und Co. bzw GPS, falls man sich nicht ein kleines Rubidiumnormal 
hinstellen möchte.
http://www.qsl.net/zl1bpu/PROJ/Ruby.htm

von Horst (Gast)


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von Bernd (Gast)


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Selbst wenn man davon ausgeht, dass ganz
exakt über Stunden oder Tage die Netzfrequenz
auf 86400*50 Schwingungen pro Tag ausgeregelt
wird.

Oder auf 7 * 86400*50 Schwingungen pro Woche,
oder, ...

Eine IM MITTEL GENAU gehende Uhr kann man damit
aber nur betreiben, wenn man sie zu einem Zeitpunkt
startet, an dem die gesammelte Abweichung
gerade minimal ist.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Bernd schrieb:
> Eine IM MITTEL GENAU gehende Uhr kann man damit
> aber nur betreiben, wenn man sie zu einem Zeitpunkt
> startet, an dem die gesammelte Abweichung
> gerade minimal ist.

..oder man stellt sie so ein, wie es 
http://www.swissgrid.ch/content/swissgrid/de/home/experts/topics/frequency.html 
gerade sagt...

von Dirk J. (dirk-cebu)


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Ich wüsste mit meiner Zeit besseres anzufangen als den ganzen Tag die 
Netzfrequenz eine Stelle hinter dem Komma zu beobachten. Meine 
Haushaltsgeräte haben sich jedenfalls noch nicht beschwert ;)

von oszi40 (Gast)


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Dirk J. schrieb:
> Ich wüsste mit meiner Zeit besseres anzufangen als den ganzen Tag die
> Netzfrequenz eine Stelle hinter dem Komma zu beobachten.

"Wozu Kraftwerke? Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose!"??

Man kann aus der Frequenz auf den Zustand des Netzes schließen. Wenn 
Dein Licht zu Hause aus ist, könnte Dich dieser Beitrag etwas mehr 
interessieren. 
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/energie-verlegenheit-nach-dem-grossen-stromausfall-1381263.html

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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So ganz mag ich dir die 200mHz Abweichung nicht glauben. Bei der 
Enwicklung eines Netzanalysers hab ich oft die Netzfrequenz gemessen, 
mehr als 50 mHz Abweichung war eigentlich nie zu sehen.Die Norm besagt, 
dass sich 99,5% aller Messwerte ineinem +/- 1% Fenster befinden sollen. 
Also +/_ 500mHz. Das tritt allerdings bei uns normalerweise nicht auf.

Grüsse

von Bernd (Gast)


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Welche Norm besagt denn,,
> dass sich 99,5% aller Messwerte in einem +/- 1% Fenster
> befinden sollen
???

Diese Norm wäre großer Mist, wenn ich grad ein
Messgerät mit der Genauigkeit von 10^-7 kaufen würde.

Oder wenn ich Pflastersteine produzieren würde.

von K.H. (Gast)


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Für vintage fans und Ost-Nostalgiker:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13680087.html

von Micha (Gast)


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Stimmt. Wer sich zu Ostzeiten eine netzsynchronisierte Uhr aus dem 
Westen hat mitbringen lassen, konnte so ueber ca. 5 min Nachgehen am Tag 
berichten. Es hat einfach keinen Spass gemacht. Dafuer (oder dagegen) 
gabs dann einige Bauanleitung zum erzeugen von quarzstabilen 50Hz.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Dafür war der Osten Vorreiter in Sachen Verteilung der Normalfrequenz 
über TV-Sender. So weit ich gelesen habe, wurde diese Idee dann im 
Westen übernommen.

von Heinz (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Dafür war der Osten Vorreiter in Sachen Verteilung der Normalfrequenz
> über TV-Sender. So weit ich gelesen habe, wurde diese Idee dann im
> Westen übernommen.

Soweit ich mich erinnere, hat die DDR einen Zeitzeichensender im KW-Band 
betrieben (4,525 MHz?). Das mit dem TV höre ich zum erste Mal.

von Markus J. (mjay)


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Elektroniker schrieb:
> Laut meinem Messgerät habe ich nur 49,8 Hz Netzfrequenz.
> Bei Swissgrid ist es derzeit leicht unter 49,9 (ca 49,85-49,9)

Ich hab' gerade mal nachgesehen. In den 2-3 Minuten, bevor Du den 
Beitrag geschrieben hast, schwankte die Netzfrequenz so zwischen 
49,88-49,92. Dein Messgerät scheint also etwas zu niedrige Frequenzen 
anzuzeigen (oder meins zu hohe ;) ).

Mit Swissgrid zu vergleichen ist etwas schwierig, da die Daten dort um 
20 Minuten zeitversetzt angezeigt werden.

von Osche R. (Gast)


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1) mit einem billigen Computerquarz als Referenz misst man auf 0,5% 
genau. Ein vernünftiger Frequenzzähler hat einen TCXO oder OCXO und 
kommt damit auf weniger als 1ppm Abweichung.

2) guckst Du hier: 
http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,815587,00.html

Unsere Netzfrequenz war die letzten Tage nicht immer da wo sie 
hingehört.

von K.H. (Gast)


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> Dafür war der Osten Vorreiter in Sachen Verteilung der Normalfrequenz
> über TV-Sender. So weit ich gelesen habe, wurde diese Idee dann im
> Westen übernommen.

Im terrestrischen Analogfernsehen Westdeutschlands betrieb man 
Grundnetzsender stets im Präzisions-Offset, um Gleichkanalstörungen zu 
reduzieren. Dazu war es notwendig, die Nennfrequenz des Bildträgers auf 
weniger als etwa 10Hz genau einzuhalten. Es bot sich also an, diese 
Fernsehsender als Frequenznormal zu nutzen. Beim Empfang von Sendern im 
Band IV/V (UHF) ergab sich eine Genauigkeit von rund 0,02ppm oder 
besser.

Da die Sender früher nicht 24/7 verfügbar waren, schied eine Nutzung als 
Frequenznormal in vielen Fällen aus. Denn bis in die 90er Jahre hinein 
gab es nachts einen "Sendeschluss", und nach Programmende wurde (nach 
einigen Minuten Testbild) die Station einfach heruntergefahren.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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om pf schrieb:

> mit einem billigen Computerquarz als Referenz misst man auf 0,5%
> genau.

0.5% ? Also 5000ppm?

Was bringt dich zu dieser irrigen Ansicht? Wenn ich mir anschaue, was 
man an Schwingquarzen bei den üblichen Onlineversendern kaufen kann, 
dann haben die Grundabweichungen von +/-50ppm oder +/-30ppm. Und 
ungefähr das gleiche nochmal an Abweichung über den gesamten erlaubten 
Temperaturbereich. Also auch unter ungünstigsten Verhältnissen höchstens 
100ppm Fehler.

Praktisch kann man den Anfangsfehler (Herstellungstoleranz) entweder 
abgleichen oder rausrechnen. Und dann muß man ja auch nicht den gesamten 
Temperaturbereich (typisch -20..+125°C) ausreizen. So kommt man gut und 
gerne auf 10ppm oder weniger.


XL

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Weiss jemand von euch, ob es einen 'Master' gibt ? Also den obersten 
Anführer, der das Frequenznormal darstellt und eifrig im Verbund 
mitzählt ? Oder zählt jeder für sich und hängt sich an die Phase vom 
Verbund und eilt dieser eben soweit voraus, damit die Bilanz wieder 
stimmt ?

von Christian W. (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> ob es einen 'Master' gibt ?
DCF77 -> PTB (Physikalisch technische Bundesanstalt)

von Harald W. (wilhelms)


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Christian W. schrieb:
> Matthias Sch. schrieb:
>> ob es einen 'Master' gibt ?
> DCF77 -> PTB (Physikalisch technische Bundesanstalt)

Für das ganze europäische Verbundnetz?
Fragt sich
Harald

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Die PTB ist zwar der Master für die deutsche amtliche Zeit (kann ihre 
NTP Server nur empfehlen :D ), aber ich habe auf ihrer Website nichts zu 
ihrer Kompetenz im Bereich Netzfrequenz gefunden.
Es ist ja auch keine bundeshoheitliche Angelegenheit, sondern muss im 
Euro-Verbund gelöst werden.

von Harald W. (wilhelms)


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Matthias Sch. schrieb:
> Die PTB ist zwar der Master für die deutsche amtliche Zeit (kann ihre
> NTP Server nur empfehlen :D ), aber ich habe auf ihrer Website nichts zu
> ihrer Kompetenz im Bereich Netzfrequenz gefunden.
> Es ist ja auch keine bundeshoheitliche Angelegenheit, sondern muss im
> Euro-Verbund gelöst werden.

Für die Zeit gilt übrigens ähnliches. Die PTB stellt nicht Ihre
eigene Zeit zur Verfügung, sondern die Weltzeit, die aus mehreren
weltweiten Atomuhren gemittelt wird.
Gruss
Harald

von Chronos (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Es ist ja auch keine bundeshoheitliche Angelegenheit, sondern muss im
> Euro-Verbund gelöst werden.

Es ist ganz schön, wenn sich die PTB als der Master für die deutsche 
amtliche Zeit fühlen darf. Aber die deutsche Zeit hängt, bis auf 
sprunghafte Anpassungen an die Eiereien der Erdrotation wiederum an der 
internationalen Atomzeit, die über insgesamt etwa 260 weltweit verteilte 
Atomuhren festgelegt ist.

von tempus non fugit (Gast)


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Chronos schrieb:
> an der
> internationalen Atomzeit, die über insgesamt etwa 260 weltweit verteilte
> Atomuhren festgelegt ist.
Was ihr alles wißt... Ich bin beeindruckt.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Matthias Sch. schrieb:
> Weiss jemand von euch, ob es einen 'Master' gibt ? Also den obersten
> Anführer, der das Frequenznormal darstellt und eifrig im Verbund
> mitzählt ? Oder zählt jeder für sich und hängt sich an die Phase vom
> Verbund und eilt dieser eben soweit voraus, damit die Bilanz wieder
> stimmt ?

swissgrid mißt zentral für Europa und teilt den Netzbetreibern die 
notwendigen Anpassungen mit. Die wiederum steuern dann jeder sein 
eigenes Netz nach, also die Kraftwerke und notfalls bei Problemen und 
Reparaturen auch die Schaltorgane.

delta_f stellt ein Maß für die notwendige Regelleistung dar.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Abdul K. schrieb:
> swissgrid mißt zentral für Europa und teilt den Netzbetreibern die
> notwendigen Anpassungen mit.

Sieh da, die Schweizer :D Nicht mal in der EU, aber die Netzfrequenz 
zählen, hehehe. Danke an Abdul!

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