Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannung Elko


von Michael D. (joegi)


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Hallo,...kurze Frage: Ist es grundsätzlich unproblematisch/sinnvoll, 
wenn man sich für einen Elko mit einer Nennspannung, die möglichst nah 
(+x) an der zu glättenden Spannung liegt, entscheidet?

: Verschoben durch Moderator
von MaWin (Gast)


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Nein.
Erstens schwankt schon die Netzspannung um +10%
(stell dor vor alle Elkos in 220V Geräten wären
nur für transformierte 220V ausgelegt und dann
bei 230V alle platzen...)
zum anderen sind grössere Elkos belastbarer und
halten demnach länger. Das wiederum erfährt man
auch, wenn man einen Elko mal absichtlichlich mit
Überspannung platzen lässt, welches Modell dann
bei welcher Spannung aufgibt. Es gibt schon
Hersteller, deren Elkos kaum mehr aushalten als
aufgedruckt.

von Michael_ohl (Gast)


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nö bei leichter Netzüberspannung oder ohne Last ist dann die Spannung am 
Kondensator höher als erlaubt, was im extremfall zur schnellen explosion 
führt.
15-20% reserve plane ich immer ein. Auf Mainboards siehst Du 6,5 Volt 
Caps an den 5Volt Rails, 16Volt Caps bei 12Volt usw.

mfG
Michaek

von Michael D. (joegi)


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...Danke!

von Achim (Gast)


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Wenn man ein Schaltnetzteil mit 12V Ausgangsspannung hat, ist dann der 
Elko am Ausgang des Netzteils (Pufferelko nach der Speicherdrossel) mit 
16V OK? Oder ist das doch zu knapp?

Eine externe Entwicklungsfirma hat hier einen mit 16V geplant. Wenn es 
dann Ausfälle bei Serienprodukten gibt, hat man nicht wirklich was 
gespart...

von Mark S. (voltwide)


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Achim schrieb:
> Eine externe Entwicklungsfirma hat hier einen mit 16V geplant. Wenn es
> dann Ausfälle bei Serienprodukten gibt, hat man nicht wirklich was
> gespart...
Das ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung. Elkos in 
Sekundärkreisen werden durch hochfrequenten Wechselstrom belastet. Die 
Strombelastbarkeit wird bei seriösen Herstellern spezifiziert. Als 
Hausnummer für einen 12V/1A DC-Ausgang würde ich einen Elko mit 
wenigstens 2A AC Belastbarkeit wählen. Genau diese Elkos sind eine der 
häufigsten Ausfallursachen bei Schaltnetzteilen.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Achim schrieb:
> Wenn man ein Schaltnetzteil mit 12V Ausgangsspannung hat
Für eine völlig neue und technisch völlig andere Frage bitte einfahc 
einen neuen Thread aufmachen.

Denn der Witz an deinen 12V ist: die sind geregelt. Ganz im Gegenstatz 
zur gleichgerichteten Spannung des TO.

Also: die 16V sind da in Ordnung. Du musst aber vorrangig auf eine hohe 
Strombelastbarkeit bei hohen Frequenzen achten. Das zugehörige 
Sammelmerkmal nennt sich dann "Low ESR".

von MaWin (Gast)


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Achim schrieb:
> ist dann der Elko am Ausgang des Netzteils (Pufferelko nach der
> Speicherdrossel) mit 16V OK?

Ja. Keine Spannungsschwankung zu erwarten da geregelt.

von Andre G. (andgst01)


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MaWin schrieb:
> Achim schrieb:
>> ist dann der Elko am Ausgang des Netzteils (Pufferelko nach der
>> Speicherdrossel) mit 16V OK?
>
> Ja. Keine Spannungsschwankung zu erwarten da geregelt.

Ich dimensioniere Elkos meist so dass sie auch die Spannung auf der 
Eingangsseite des Reglers aushalten würden (falls sich der Regler 
verabschiedet habe ich dann nicht haufenweise explodierender Elkos).

von angst? (Gast)


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Andre G. schrieb:
> Ich dimensioniere Elkos meist so dass sie auch die Spannung auf der
> Eingangsseite des Reglers aushalten würden (falls sich der Regler
> verabschiedet habe ich dann nicht haufenweise explodierender Elkos).

Sehr schön. Bei SNT also 400V Elkos sekundär, und von Boost
Convertern reden wir besser gar nicht. Wahrlich heldenhafte
Aussage Deinerseits.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Andre G. schrieb:
> Ich dimensioniere Elkos meist so dass sie auch die Spannung auf der
> Eingangsseite des Reglers aushalten würden (falls sich der Regler
> verabschiedet habe ich dann nicht haufenweise explodierender Elkos).
Mal abgesehen, dass ein Netzteil ja am Netz hängt: machst du das dann 
konsequenterweise runter bis zum letzten Blockkondensator am hintersten 
IC?

Denn es bringt ja nichts, wenn die Ausgangselkos im 48V-auf-5V-Stepdown 
im Fehlerfall die 50V aushalten, aber alle anderen nachfolgenden 
Kondensatoren den Deckel heben.


Ich sehe es eher so: wenn die große Siliziumschmelze stattgefunden hat, 
dann juckt es auch nicht mehr, wenn da noch zusätzlich ein Kondensator 
den magischen Rauch entlässt. Und brennen tut das Netzteil derweil 
sowieso ganz woanders.

: Bearbeitet durch Moderator
von angst? (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Andre G. schrieb:
>> Ich dimensioniere Elkos meist so dass sie auch die Spannung auf der
>> Eingangsseite des Reglers aushalten würden (falls sich der Regler
>> verabschiedet habe ich dann nicht haufenweise explodierender Elkos).
> Mal abgesehen, dass ein Netzteil ja am Netz hängt: machst du das dann
> konsequenterweise runter bis zum letzten Blockkondensator am hintersten
> IC?
>
> Denn es bringt ja nichts, wenn die Ausgangselkos im 48V-auf-5V-Stepdown
> im Fehlerfall die 50V aushalten, aber alle anderen nachfolgenden
> Kondensatoren den Deckel heben.

Außerdem würde dann konsequenterweise alles bzw. wenigstens
viel mehr als sonst außer den Elkos sterben müssen.

Das ist so einfach Quatsch, was er sagte. Mehrfach sogar.

von Elektriker (Gast)


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Achim schrieb:
> Wenn man ein Schaltnetzteil mit 12V Ausgangsspannung hat, ist dann der
> Elko am Ausgang des Netzteils (Pufferelko nach der Speicherdrossel) mit
> 16V OK? Oder ist das doch zu knapp?

Grundsätzlich ist es in Ordnung knapp über der maximalen Spannung zu 
liegen. Da die Ausfallrate bei Elkos aber von dem Verhältnis 
Versorgungsspannung/Spannungsfestigkeit  abhängt würde in einem anderen 
Thread diese Dimensionierung vermutlich als 'geplante Obsoleszenz' 
gebrandmarkt werden.

Ich versuche einen Faktor 2 (oder besser) zwischen Nennspannung und 
Spannungsfestigkeit zu wählen somit wäre also 25V / 35V meine Wahl 
(natürlich nur wenn Platz ist).

von Stefan F. (Gast)


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Elektriker schrieb:
> Da die Ausfallrate bei Elkos aber von dem Verhältnis
> Versorgungsspannung/Spannungsfestigkeit  abhängt

Ist das so?

Ich dachte bisher, dass primär die Temperatur relevant ist.

von Andre G. (andgst01)


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Ich habe meist mit linearen Netzteilen zu tun.
Also sind da meist "nur" 12 oder 24 V AC hinter dem Trafo.

Entschuldigung dass ich nicht alle möglichen Anwendungen bei der 
Bekanntmachung meiner Gewohnheiten berücksichtigt habe, ich werde in 
Zukunft erst eine Stunde darüber nachdenken bevor ich eine Antwort 
poste.
(nicht)

: Bearbeitet durch User
von Karl B. (gustav)


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BTW:
Die Spannungsangaben enthielten früher meistens zwei Werte.
Einmal für Belastung am Ausgang, dann Aufladung auf Scheitelwert im 
Lererlauf.
Zum Beispiel 350/385V
Die Zugehörige Wechselspannung war dann 250V (Anodenspannung).
So ähnlich verhielt sich das bei den Elkos in Transistorradios.
Für ein 12V Netzteil findet man oft Elkos mit 20/25V.
Usw.

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Ist das so?

Nein, natürlich nicht.

Ihre Nennspannung halten sie schon aus.

Und ob bei höherer Spannungsfestigkeit der ESR höher oder niedriger ist, 
muss man auch im Datenblatt lesen.

Allerdings ist er grösser, was bei gleichem ESR und Ripplestrom zu 
geringerer Temperaturerhöhung fuhrt, weil er die Leistung ja uber ein 
grösseres Gehäuse abführen kann, und geringere Temperatur bringt längere 
Lebensdauer, 10 GradC weniger verdoppeln sie.

von Karl B. (gustav)


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Bei A*li hat sich sogar 105-Kondensator als Begriff durchgesetzt.
Gemeint ist wohl 105° C.
Das heißt aber nicht gleich automatisch niedriger ESR.
Obwohl A*li wohl damit spekuliert.
Besser im Datenblatt nachlesen, ob's tatsächlich einer mit Low-ESR ist.

Und 25% mehr an Spannung ist auch praktikabel (Netzspannungstoleranzen 
mit drin).
Z.B. 10000µF/50V bei nominal 35V
Bis jetzt ist der Elko noch nicht geplatzt.
Und ist auch "nur" ein 85°C.

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von DerEgon (Gast)


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Bei moderneren Keramik-Vielschichtkondensatoren sollte man nicht nahe an 
der zulässigen Betriebsspannung operieren, man erlebt sonst lustige 
Effekte, was die Kapazität angeht.

von 888 (Gast)


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Karl B. schrieb:
> Bei A*li hat sich sogar 105-Kondensator als Begriff durchgesetzt.
> Gemeint ist wohl 105° C.
> Das heißt aber nicht gleich automatisch niedriger ESR.

Das heisst auch nicht automatisch höhere Lebensdauer. Da denken ja viele 
bei 105C LOW ESR dran.

Ein Kondensator, der bei 105°C für 500h Lebensdauer spezifiziert ist, 
hält bei 40°C genauso lange wie einer der bei 85°C für 2000h ausgelegt 
ist.

> Und 25% mehr an Spannung ist auch praktikabel (Netzspannungstoleranzen
mit drin).

Du kannst die Elkos an höhere Spannungen gewöhnen ("formieren"). 
Strombegrenzt laden, die Spannung langsam erhöhen, und dabei den 
Ruhestrom beobachten. So kannst Du Dir aus einem 35 V-Elko einen 50 
V-Typen machen. Allerdings mit etwas geringerer Kapazität, die 
Oxidschicht ist dann dicker. Und Garantie übernimmt bei solchen 
Experimenten natürlich auch keiner.

Teilweise spezifizieren die Hersteller auch kurzzeitige Überlastungen. 
Dann darf z.B. ein 25 V-Elko 20 Loaddump-Pulse mit 32 V für 300 ms im 
Abstand von einer Minute abbgekommen, ohne dass seine Eigenschaften 
leiden.

von Elektriker (Gast)


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MaWin schrieb:
>> Ist das so?
>
> Nein, natürlich nicht.
>
> Ihre Nennspannung halten sie schon aus.

Ok - habe mich vielleicht nicht ganz richtig ausgedrückt. 
Selbstverständlich gehen die nicht sofort kaputt wenn man sie bis zur 
Spannungsfestigkeit betreibt.

Aber zum Thema verfügbarkeit / Ausfallrate gibt es ja auch ein paar 
Infos im Netz...

(Zitat Anfang)

Aluminum electrolytic

The major failure modes and parameter drift are caused by chemical 
reactions, so the Arrhenius law applies. In other words, reducing the 
operating temperature by 10° C will result in a doubling of lifetime. 
Deviations from this law may occur at lower temperatures and 
manufacturers’ specifications or application notes will provide this 
data.

Regarding operating voltage, MIL-HDBK-217 on reliability predictions 
states that failures decrease by half for each 20% of voltage derating, 
for example an operating voltage of 40 V when using a capacitor rated 50 
V maximum. The effects of temperature and the effects of voltage are 
interrelated to some extent, and a formula for lifetime prediction is:

(Zitat Ende / Quelle 
https://electronics360.globalspec.com/article/17742/factors-affecting-capacitor-reliability)

Der Einfluss der Temperatur ist um einiges größer - nur leider ist die 
Temperatur schlechter kontrollierbar. Und höhere Spannungsfestigkeit -> 
größere Bauform -> niedrigerer ESR -> niedrigere Temperatur kommt dann 
noch dazu (zumindest meistens)

Aber wie schon geschrieben - alles nur wenn Bauraum / Geld für 
Mehrkosten zur Verfügung steht und eine hohe Verfügbarkeit wichtig ist. 
Bei einem Smartphone gibt es halt andere Prioritäten...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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DerEgon schrieb:
> Bei moderneren Keramik-Vielschichtkondensatoren sollte man nicht nahe an
> der zulässigen Betriebsspannung operieren, man erlebt sonst lustige
> Effekte, was die Kapazität angeht.
Richtig. Aber hier gehts ja zum Glück um Elkos. Das Voltage-Derating 
von MLCC (= Suchbegriffe für Google) ist ein ganz anderes Thema.

von Stefan F. (Gast)


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Elektriker schrieb:
> Der Einfluss der Temperatur ist um einiges größer - nur leider ist die
> Temperatur schlechter kontrollierbar.

Das sehe ich aber anders. Man kann jedes Gerät mit moderatem Aufwand auf 
unter 40°C kühlen.

Aber wenn man alles immer möglichst klein baut, fehlt einem natürlich 
der Platz für vernünftige Lüftung oder weiter gehende Maßnahmen. 
Außerdem wollen die Hersteller nicht, dass ihre Geräte länger als 2 
Jahre durch halten.

Ich kann nur den Hobbybastlern raten sich nicht auch von dem "möglichst 
klein" Virus anstecken zu lassen.

von MaWin (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Das sehe ich aber anders. Man kann jedes Gerät mit moderatem Aufwand auf
> unter 40°C kühlen.

Hmm, bei 53 GradC Aussentemperatur wie diese Woche in Dezful (bei Basra) 
wird das nicht mehr so leicht, selbst in Rudolstadt hatte es 40.1 GradC.

von Zeno (Gast)


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Andre G. schrieb:
> Ich habe meist mit linearen Netzteilen zu tun.
> Also sind da meist "nur" 12 oder 24 V AC hinter dem Trafo.
>
> Entschuldigung dass ich nicht alle möglichen Anwendungen bei der
> Bekanntmachung meiner Gewohnheiten berücksichtigt habe, ich werde in
> Zukunft erst eine Stunde darüber nachdenken bevor ich eine Antwort
> poste.
Ist trotzdem Käse, denn wenn sich der Regler verabschiedet, dann sind 
die Elkos vermutlich Dein kleinstes Problem - der Rest, wie z.B. IC's 
etc., hat sich da schon lange verabschiedet.
Wenn Du da was reißen willst dann mußt Du zwischen dem Spannungsregler 
und dem Rest der Schaltung eine geeignete Schutzvorrichtung vorsehen, im 
einfachsten Fall eine geeignete Z-/Supressordiode und eine Sicherung. 
Das ist dann unter Umständen sogar preislich günstiger als ein, in der 
Spannungsfestigkeit unnötig groß gewählter, Kondensator und schützt am 
Ende auch noch den Rest der Schaltung. Bei günstiger Positionierung der 
Schutzschaltung überlebt das sogar der Pufferkondensator.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Das sehe ich aber anders. Man kann jedes Gerät mit moderatem Aufwand auf
> unter 40°C kühlen.

Das erzähle mal den Konstrukteuren folgender Geräte bzw. Baugruppen:
- Steuergeräte in unmittelbarer Umgebung eines Verbrennungsmotors
- Sensorik an Bohrköpfen für die Öl- und Gasexploration

Im Flugzeugbau wird es noch extremer. Da steht ein Flugzeug stundenlang 
in Dubai in der prallen Sonne, so dass sich die Triebwerksverkleidungen 
und die darin befindliche Elektronik auf 80 °C erwärmen. Dann wird das 
Triebwerk gestartet, wodurch einige Teile auf vielleicht "nur" 40 oder 
50 °C heruntergekühlt, andere aber auf über 100 °C erwärmt werden. Und 
auf Reiseflughöhe kühlen dann einige Baugruppen auf -60 °C ab. Nach der 
Landung in Australien steht das Flugzeug wieder in der prallen Sonne, wo 
dann auch noch die Restwärme der Triebwerks von innen mitheizt.

Aber natürlich ist es überhaupt kein Problem, die Elektronik bei 
kommoden 40 °C zu halten...

von udok (Gast)


Angehängte Dateien:

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Elektriker schrieb:
> Ich versuche einen Faktor 2 (oder besser) zwischen Nennspannung und
> Spannungsfestigkeit zu wählen somit wäre also 25V / 35V meine Wahl
> (natürlich nur wenn Platz ist).

Das ist Blödsinn.

Die Lebensdauer von Elkos hängt nicht von der Spannung ab, solange die
unter der Nennspannung liegt.  Die meisten vertragen kurzfristig auch 
+10% ohne Probleme.

Im Diagram von Nippon-Chemie überlappen sich die Kurven mit 
unterschiedlicher Betriebs-Spannung - kein Unterschied.

Wenn du wirklich auf Lebensdauer schauen musst, dann nimm keine Elkos,
oder zumindest welche mit der richtigen Chemie.

Aber mal ehrlich, Firmen die so designen gibt es (im Konsumerbereich) 
nicht lange...

Gruss,
Udo

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Soul E. schrieb:
> Du kannst die Elkos an höhere Spannungen gewöhnen ("formieren").
> Strombegrenzt laden, die Spannung langsam erhöhen, und dabei den
> Ruhestrom beobachten. So kannst Du Dir aus einem 35 V-Elko einen 50
> V-Typen machen. Allerdings mit etwas geringerer Kapazität, die
> Oxidschicht ist dann dicker. Und Garantie übernimmt bei solchen
> Experimenten natürlich auch keiner.
Hab ich so noch nicht gehört - formieren machst Du eigentlich nur um den 
kapazitätsarmen überlagerten Elko noch zu retten und sonst nicht, weil 
das Cents Beträge Unterschied sind (35V Typ vs 50V Typ) ... da lohnt ein 
solcher Aufwand nicht.

von udok (Gast)


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Soul E. schrieb:
> Ein Kondensator, der bei 105°C für 500h Lebensdauer spezifiziert ist,
> hält bei 40°C genauso lange wie einer der bei 85°C für 2000h ausgelegt
> ist.

Meist nicht.  Die haben eine andere Chemie, wegen Reflow Lötbarkeit.
Low Esr / Volumen gibt es in günstig und gut nur bis 85°.

von udok (Gast)


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Robert K. schrieb:
> Hab ich so noch nicht gehört - formieren machst Du eigentlich nur um den
> kapazitätsarmen überlagerten Elko noch zu retten und sonst nicht, weil
> das Cents Beträge Unterschied sind (35V Typ vs 50V Typ) ... da lohnt ein
> solcher Aufwand nicht.

Schon mal Preise angeschaut? Grosse Elkos gehen nach Trafos und Steckern 
richtig ins Geld...  Halbleiter sind meist vergleichsweise günstig.

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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udok schrieb:
> Schon mal Preise angeschaut? Grosse Elkos gehen nach Trafos und Steckern
> richtig ins Geld...  Halbleiter sind meist vergleichsweise günstig.
Ja, 400V aber nicht 50V :-)

von DoS (Gast)


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Es gibt auch irgendwo eine Norm, wie lange ein Elko welche Überspannung 
vertragen muss, ohne die Bude zu zerlegen.
Ich weiß dass weil ich vor einem Jahr einen Test mit 6,8mF 1kV Elkos bei 
1,2kV machen durfte. Weil mir das vom E=0,5*C*U*U=4900J etwas unheimlich 
war, habe ich vorher mal gegoogelt. In den 3 Monaten Test ist kein Elko 
der Batterie explodiert. Einmal sind mir Kerkos von der Leiterplatte 
gehüpft. Den Blitz hat man um die Ecke 20m weiter gesehen, den Knall im 
ganzen Stockwerk gehört. Die Kerkos waren als Metallfilm und Sputter 
überall in der Splitterschutzkabine verteilt.

von Stefan F. (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Im Flugzeugbau wird es noch extremer.

Ja, extreme Ausnahmen gibt es immer. Wer hätte das gedacht?!

von DoS (Gast)


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Klar, deshalb haben auch Innovationen es so schwer in die Flugzeuge zu 
kommmen, wenn jede Lichtleiste und jedes Schräubchen ein Zertifikat 
braucht. Der Vorteil relativ wenige Urlauber sterben beim Fliegen.

von Andre G. (andgst01)


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Zeno schrieb:
> Ist trotzdem Käse, denn wenn sich der Regler verabschiedet, dann sind
> die Elkos vermutlich Dein kleinstes Problem - der Rest, wie z.B. IC's
> etc., hat sich da schon lange verabschiedet.

Klar, die Halbleiter rauchen auch ab, aber die machen keine so große 
Sauerei wie die Elkos.

von Karl B. (gustav)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Ja, extreme Ausnahmen gibt es immer. Wer hätte das gedacht?!

Hi,
hast Du das Feature HardwareMonitor auf dem PC installiert?
Dann schau ganz nebenbei 'mal rein bei Temperatur Grafikkarte.
Bei mir stehen da dauern so um die +60°C.
Auch HDD kann schon mal so +55°C haben. Trotz Lüfter auf 1085 rpm
Und der PC ist bestimmt kein "Ausnahmegerät".

ciao
gustav

von 888 (Gast)


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"Zehn Grad weniger hält doppelt so lange". Diese Faustformel passt für 
Elkos relativ gut, unabhängig vom Hersteller. Die Lebensdauer bei oberer 
Grenztemperatur steht im Datenblatt.

Wer es ganz genau wissen will nimmt das Rechenblatt des Herstellers und 
gibt da sein Lebensdauer-Lastprofil (mission profile) ein. Also wieviel 
Stunden bei welcher Temperatur und welchem Ripplestrom.

von Andi B. (andi_b2)


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Indirekt ist die alte Faustformel Elkos mit 2-3 fach höherer 
Nennspannung zu verwenden als wirklich anliegt, nicht so verkehrt. Wie 
gesagt indirekt. Dadurch werden dann zwangsläufig bei einem gegebenen 
Kapazitätswert die größeren Bauformen (Becher mit mehr Volumen) 
verwendet. Die haben dann auch geringeren ESR, heizen sich entsprechend 
weniger auf (bei Ripple-Belastung) und durch die geringere Temperatur, 
halten die dann auch länger. Auch Spannungsspitzen schaden den 
überdimensionierte Elkos viel weniger als den auf Kante dimensionierten. 
Gerade vor Überspannungen, auch kurzfristigen, warnen ja auch alle 
Datenblätter.

Wenn man also nicht beruflich Netzteile entwickelt welche auf den 
letzten Cent ausgequetscht und auf kleinsten Platz untergebracht werden 
müssen, dann nimmt man lieber einen mit viel, bzw. sehr viel 
Spannungsreserve.

von MaWin (Gast)


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Andi B. schrieb:
> Indirekt ist die alte Faustformel Elkos mit 2-3 fach höherer
> Nennspannung zu verwenden als wirklich anliegt, nicht so verkehrt

Faustformeln sind immer verkehrt, weil sie ohne Sachverstand angewendet 
werden. Bei deiner ging es um Tantalelkos, nicht Alufolienelkos.

von Andi B. (andi_b2)


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MaWin schrieb:
> Faustformeln sind immer verkehrt, weil sie ohne Sachverstand angewendet
> werden.

Kann ich nicht zustimmen. Jede Faustformel ist besser als gar nichts. 
Hier in diesem Hobbyforum sind ja meist nicht die Spezialisten unterwegs 
die Zeit und Muße und das Wissen haben, das alles genau zu verstehen. 
Die wenigsten hier machen sich z.B. über eventuelle Überspannungsspitzen 
Gedanken. Und die Frage des TO zeigt das ganz deutlich. Also für den TO 
und die meisten hier gilt, besser Faustformel als gar nichts.

von Dieter (Gast)


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DoS schrieb:
> Der Vorteil relativ

Der Nachteil, es fliegen daher so viele und das ist schlecht fuers 
Klima. ;o))

von michael_ (Gast)


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Andi B. schrieb:
> Indirekt ist die alte Faustformel Elkos mit 2-3 fach höherer
> Nennspannung zu verwenden als wirklich anliegt, nicht so verkehrt.

Falsche Faust! Nimm die nächste.
Die richtigere Faust wäre hier 20% mehr.

von Manfred (Gast)


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michael_ schrieb:
> Andi B. schrieb:
>> Indirekt ist die alte Faustformel Elkos mit 2-3 fach höherer
>> Nennspannung zu verwenden als wirklich anliegt, nicht so verkehrt.
> Falsche Faust! Nimm die nächste.
> Die richtigere Faust wäre hier 20% mehr.
Unfug.

Wenn man kommerziell Serie fertigt, plant man aus Kostengründen knapp.

Als Bastler / Einzelstücke schadet es nicht, deutlich mehr Reserve zu 
lassen.

Die höhere Nennspannung ergibt zwangsweise eine mechanisch größere 
Bauform, die wiederum eine höhere Lebensdauer erwarten lässt - siehe:
MaWin schrieb:
> Allerdings ist er grösser, was bei gleichem ESR und Ripplestrom zu
> geringerer Temperaturerhöhung fuhrt, weil er die Leistung ja uber ein
> grösseres Gehäuse abführen kann, und geringere Temperatur bringt längere
> Lebensdauer, 10 GradC weniger verdoppeln sie.

von michael_ (Gast)


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Manfred schrieb:
> Unfug.
>
> Wenn man kommerziell Serie fertigt, plant man aus Kostengründen knapp.

Was gefällt dir mit 6,3V bei 5V nicht?

von 888 (Gast)


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michael_ schrieb:

> Was gefällt dir mit 6,3V bei 5V nicht?

Privat würde ich mir keine 6,3er auf Vorrat kaufen. Da hat man 16 V und 
35 V, damit ergibt sich automatisch eine gewisse Reserve.

Dienstlich sieht es natürlich anders aus. Da gibt es ein mission profile 
bzgl der Spannungen und Temperaturen über Lebensdauer, und entsprechend 
wird ausgewählt.

von Hp M. (nachtmix)


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Lothar M. schrieb:
> wenn die große Siliziumschmelze stattgefunden hat,
> dann juckt es auch nicht mehr, wenn da noch zusätzlich ein Kondensator
> den magischen Rauch entlässt.

Stimmt.
Aber Elkos für höhere Spannung brauchen eine größere Fläche, weil die 
als Dielektrikum wirkende Eloxalschicht dicker ist.
Dadurch haben sie einen geringeren ESR, werden weniger warm und 
enthalten mehr Elektrolyt. Unterm Strich können sie dadurch länger 
leben.

von Stefan F. (Gast)


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Soul E. schrieb:
> Privat würde ich mir keine 6,3er auf Vorrat kaufen. Da hat man 16 V und
> 35 V, damit ergibt sich automatisch eine gewisse Reserve.

Die kleineren Werte (bis 10µF) haben bei mir fast alle sogar 50V. Nicht 
weil ich sie extra so bestellt habe, sondern weil es sich einfach so 
ergeben hat. Die waren am tag der Bestellung gerade günstig und 
verfügbar.

von Wolfgang (Gast)


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Elektriker schrieb:
> Da die Ausfallrate bei Elkos aber von dem Verhältnis
> Versorgungsspannung/Spannungsfestigkeit  abhängt
>
> Ich versuche einen Faktor 2 (oder besser) zwischen Nennspannung und
> Spannungsfestigkeit zu wählen somit wäre also 25V / 35V meine Wahl
> (natürlich nur wenn Platz ist).

Ich würde die Ausfallrate nicht abhängig vom verfügbaren Platz machen, 
sondern dafür sorgen, dass der Platz verfügbar ist.😉

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