Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik BGA Prozessor kalte Lötstelle erneuern?


von Paul S. (Gast)


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Hallo Forum!

Ich habe folgendes Problem/ Frage:
Ich habe mir vor knapp 2 Jahren ein HTC Desire Smartphone gekauft. Neu 
und unbenutzt, jedoch von Ebay, d.h. ohne Garantie.
Die Desire Serie ist mittlerweile dafür bekannt, dass sich im Laufe der 
Zeit plötzliche Reboots einstellen, wenn das Telefon zu warm wird, was 
auch bei meinem eingetreten ist. Zuerst selten, mittlerweile kann man 
das Telefon nicht mehr gleichzeitig laden und benutzen, ohne dass es aus 
und an geht.

Schuld dafür soll eine kalte Lötstelle am Prozessor oder in der Nähe von 
diesem sein. Vor kurzem habe ich das in einem entsprechenden Forum 
gefunden:
"What I did was taking the phone apart, take out the bottom pcb.
At the back (front side) there is a metal cover. Remove it, and use a 
solder heat gun to heat the processor and reflow the connections. Let it 
rest for 10 minutes and put the phone back together.
My Desire does not reboot any more! "

Das sind leider alle Informationen.

Gemeint ist der Qualcomm QSD8250 Prozessor: 
http://flipthatbit.net/wp-content/uploads/2011/06/cpu-cracked.jpg

Wie hoch sind die Chancen, dass sowas klappt? Und wenn überhaupt, welche 
Temperatur, welcher Lötkolben (Watt), wie lange draufhalten, wann geht 
der Prozessor davon kaputt? Die Betriebstemperatur der CPU betrug bei 
Volllast gute 40°, falls das wem hilft.

Ich habe das Telefon bereits auseinander genommen. Der Prozessor 
befindet sich ja in einem "Metallgehäuse" mit abnehmbarem Deckel. Reicht 
es möglicherweise ein dünnes Metallplättchen auf den Chip zu legen, 
damit er mehr Druck vom Deckel bekommt?

Danke schonmal und Gruß.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Paul S. schrieb:
> Wie hoch sind die Chancen, dass sowas klappt?

Vernachlässigbar.

> Und wenn überhaupt, welche Temperatur, welcher Lötkolben (Watt),
> wie lange draufhalten, wann geht der Prozessor davon kaputt?

BGA werden nicht mit Lötkolben gelötet. Hier wäre eine Reparatur in 
einer entsprechend ausgestatteten Werkstatt die einzige Möglichkeit, 
Auslöten mit Heißluft, Reballing und Wiedereinlöten. Aber das erfordert 
Spezialwerkzeug (nein, die Baumarkt-Heißluftpistole bringt es nicht), 
und vor allem viel Übung.

von Paul S. (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> BGA werden nicht mit Lötkolben gelötet.

Das ist schon klar. Die CPU an sich ist hier mit einem Kleber fixiert, 
der einen weit höheren Schmelzpunkt hat, als die eigentlichen 
Lötverbindungen, die mit Heißluft gemacht wurden. Der typ aus dem 
Beitrag hat den Lötkolben dazu benutzt, um den Chip selbst, von oben, 
komplett zu erhitzen.

Gruß

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Das ändert nichts an der Höhe der Erfolgsquote.

Auch die Idee, mit mechanischem Druck eine kalte Lötstelle zu 
"kompensieren" ist höchstens von sehr kurzzeitigem Nutzen.

Wenn das Gerät sowieso in der Tonne landet, kann man natürlich all die 
"BGA-Reparatur"-Vorschläge über Teelicht, Backofen, Bügeleisen & Co. 
ausprobieren, mit einer zuverlässigen Reparatur aber hat das nichts zu 
tun.

von Ramazan T. (laptoprepair)


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Hallo

Habe ein Problem mit mein HP DV6700.Denn ich hatte es versucht zu 
reflowen mit Ceranfeld als Unterhitze und Heißluftpistole als 
Oberehitze.Ich habe es direkt auf dem Ceranfeld gelegt und hatte den 
Ceranfeld auf ca.230 grad,dann habe ich den Ceranfeld auf ca.160grad 
runtergestuft und von oben mit 220grad mit Heißluft versucht die Chips 
bzw. BGA zu erhitzen.Es war aber zu viel lötpaste auf dem Chips drauf, 
so dass diese sich über dem Mainboard verteilt haben.Ich habe es ca. 
5min lang so weiter erhitzt und habe es wieder eingeschaltet , aber der 
Laptop macht jetzt garnichts mehr.Es sind folgende Sybtome zu erkennen:

Netztsteckerleistet leuchtet und wenn man den Laptop einschaltet , dann 
blinken unten links 3 leds auf und gehen wieder aus.Mehr passiert 
nichts.

Was habe ich falsch gemacht und ,wie kann ich es besser machen?

Was habe ich an dem Board kaputt gemacht?

PS Wäre sehr dankbar , wenn Ihr mir helfen könnt

von Heinz (Gast)


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Warum hast du nicht 10 Minuten ein Irrer mit einem 500 Gramm Hammer auf 
die Platine eingeschlagen? Der Efolg wäre vergleichbar.

von Martin S. (mstahl)


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Heinz schrieb:
> Warum hast du nicht 10 Minuten ein Irrer mit einem 500 Gramm Hammer auf
> die Platine eingeschlagen? Der Efolg wäre vergleichbar.

Und dazu noch stromsparender ;-)

von Ralph (Gast)


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Und wieder ein Board für den Elektroschrott

von Patrick W. (pawi777)


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Ich hatte ein ähnliches Problem bei meinem HP dv9000 Notebook. Die 
Grafikkarte hat herumgezickt. Nachdem ich zufällig von ähnlichen 
Problemen bei der XBOX 360 gelesen habe, war mir klar, dass die 
Lötverbindungen an der GPU(beim Notebook und XBOX BGA Chips) wegen 
bleifreiem Lot gebrochen sind. Ich habe dann alles zerlegt und alles 
ausser der GPU mit mehreren Schichten Alufolie abgedeckt und eine 
Weile(ca. 2min) mit einem Heissluftfön erhitzt. Als indikator für 
ausreichende Hitze habe ich ein kleines Stück Lötzinn auf das die 
gelegt. Sobald es geschmolzen war habe ich nur noch einige Sekunden 
weiter gehitzt und dann alles abkühlen lassen. Das Notbook lief nach 
zusammenbau wieder wie neu für etwa ein halbes Jahr, dann kam das 
Problem wieder. Ich habe dann die Behandlung wiederholt uind etwas 
länger geheizt. Seit da lauft alles wieder Problemlos. Das war vor etwa 
3 Monaten. Mit der Northbridge(BGA package) eines Socket 775 Mainboards 
habe ich die Prozedur ebenfalls erfolgreich durchgeführt, aber nur um 
die Daten eines RAID 0 zu retten.


Fazit: Es kann funktionieren, wird aber nicht mehr sehr zuverlässig.

Mit freundlichen Grüssen aus der Schweiz,

Patrick

von Patrick W. (pawi777)


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BTW sind das i.d.R. nicht in dem Sinn kalte lötstellen, die Lötstellen 
brechen wegen der Wärmeausdehnung. Bleifreies Lot ist da besonders 
schlecht, weil es weniger "flexibel" ist als bleihaltiges es und IMHO 
einen ungünstigen Wärmeausdehnungskoeffizienten hat.

von Ramazan (Gast)


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Danke patrick , aber will unbedingt auch in Zukunft die Chips 
austauschen und es gibt Leute , die es einfach mit Ceranfeld und 
Heißluft machen.Hier in Foren muss doch jemand geben , der damit richtig 
ahnung hat.


PS:Die Foren sind für Leute da, die Hilfe suchen und nicht für asoz. 
Witzbeutel.

von Hardy F. (hardyf)


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Ramazan schrieb:
> s gibt Leute , die es einfach mit Ceranfeld und
> Heißluft machen

Die haben auch lange und viel vorher geübt und dabei erstmal viele 
Mainboards zerschossen.

Du fängst ja erst an mit dem Üben......

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Ramazan schrieb:
> und es gibt Leute , die es einfach mit Ceranfeld und
> Heißluft machen.

Es gibt Leute, die behaupten, es mit einem Ceranfeld und Heißluft 
hinzubekommen.

von Patrick W. (pawi777)


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Sieh mal hier rein:
http://www.mikrocontroller.net/articles/SMD_L%C3%B6ten#Glaskeramik-Herd
Keine Ahnung ob dir das hilft; schaden kanns nicht :)

Im allgemeinen würde ich meinen Vorrednern aber zustimmen, es ist 
verdammt schwierig. Wenn der Abstand der balls sehr klein ist, kannst du 
es vergessen ohne Spezialmaschinen, die unbezahlbar(du bist nicht 
zufällig Millionär? ;)) teuer sind. Bei grossen Abständen könnte es aber 
mit viel Übung funktionieren. Tipp: kaufe die biligsten verfügbaren 
Chips mit gleichen mechanischen Daten und besorge dir 
Breakoutboards(evtl. selbst ätzen? ka ob das geht), damit du durchmessen 
kannst. Ich habe das so gemacht, als ich angefangen habe mit TQFP, was 
schon beim ersten Versuch gelang :).

Viel Glück bei deinem Vorhaben :)

Gruss Patrick

von Michael_ (Gast)


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Einfach mal probieren.
Vor ein paar Wochen habe ich auch 2X Laptopgrafik und eine Mediongrafik 
"gebacken".
Bis jetzt gehen sie noch.
Gemacht mit einer Heißluftstation.
10 min mit der 10mm Düse auf 190° C und dann noch 5 min mit 220°C.
Luftstrom 5.
Es waren die "grünen" ATI-Chips.

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