Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Tips zur Optimierung einer Wohnraum-Temperaturregelung


von Daniel P. (ppowers)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo Leute,

ich arbeite derzeit an einer Wohnraum-Temperaturregelung und benötige 
für die Fein-Auslegung des Regelagorithmus noch ein paar 
Hilfestellungen.

Kurz ein paar Fakten zum Projekt und der Hardware
Die Regelung läuft auf einem PIC32 Webserver. In jedem Raum ist ein 
Funksensor installiert, der ca. alle 3 Minuten einen Temperaturwert 
sendet (Intervall nicht verstellbar). Geheizt wird über gewöhnliche 
Wandheizkörper, deren Thermostate durch einen batteriebetriebenen 
Funk-Stellantrieb ersetzt wurden. Eine Änderung des Ventilstellwerts ist 
alle 2 Minuten möglich.
Mit der bestehenden Hardware kann ich die Raumtemperaturen sowie Regel- 
und Stellgrößen auf SD-Karte loggen und anschließend auswerten.

Die momentan implementierte Temp-Regelung
Einfacher PI-Regler, der alle 3 Minuten einen neuen Ventilstellwert 
berechnet. Wenn das Ventil vollständig geöffnet oder vollständig 
geschlossen ist, wird die Aufsummierung des I-Anteils gestoppt 
(Anti-Windup).

Nach tagelangem Herumspielen mit den P- und I-Konstanten des Reglers 
funktioniert das ganze nun eigentlich schon ganz manierlich. Die 
beigefügte Grafik zeigt das 24h-Ergebnis für meinen "Modellraum" (ca. 10 
m², Tür und Fenster während des "Experiments" geschlossen). Neben der 
Soll- und Ist-Temperatur sind dort auch die Ventilstellung (Wertebereich 
0 - 255) und der I-Anteil (Wertebereich 0 bis 66) sowie die 
Außentemperatur, die derzeit nicht in die Regelung eingeht, aufgetragen.
Die Verbleibende Temperaturabweichung bei konstanter Temperaturvorgabe 
ist meiner Meinung nach völlig akzeptabel. Was mich allerdings stört 
ist, dass die relative gute Regelqualität mit sehr vielen 
Ventilstellungsänderungen verbunden ist. Dies ist für batteriebetriebene 
Stellantriebe natürlich ungünstig.

Ein weiteres Problem ergibt sich bei Sprüngen der Temperaturvorgabe (wie 
auch in der Grafik ersichtlich): Das System besitzt eine relativ große 
Totzeit. Wird das Ventil der Heizung geöffnet dauert es mitunter bis zu 
10 Minuten, bis am Temperatursensor eine Temperatursteigung registriert 
wird. In dieser Zeit ist der I-Anteil natürlich bereits stark gestiegen 
und es kommt zu einem großen Überschwinger.

Meine Fragen
- Wie kann ich die Anzahl der Ventilstellungsänderungen reduzieren, ohne 
die Regelqualität dramatisch zu verschlechtern? (eine Verlängerung des 
Regelintervalls auf z.B. 10 Minuten war jedenfalls keine gute Idee...)

- Was macht man bei Sprüngen der Sollwertvorgabe in so einem 
totzeitbehafteten System? Macht es vielleicht Sinn in der Aufheizphase 
gar nicht mit PI-Regelung zu arbeiten? Die Totzeit wird bei größeren 
Räumen vermutlich noch stärker ausgeprägt sein und die Regelung weiter 
erschweren.

- Kann man die Außentemperatur noch sinnvoll in der Regelung 
berücksichtigen?

- Wie machen das die Profis? ;-)

Ich danke Euch für Eure Anregungen!

Gruß
Daniel

von Fummler (Gast)


Lesenswert?

Ich bin kein Profi, aber ich babel mal los, was mir auffält:

- Wenn du die Dämpfung deiner Regelung erhöhst, sprich die Überschwinger 
reduzierst, könntest du vielleicht die Änderungen der Ventilstellungen 
reduzieren.

- Gegen die Totzeit kannst du nix tun. Aber vlt. ist es sinnvoll die 
Sensoren näher am Stellglied anzuordnen, damit du sie etwas verkleinern 
kannst

- Die Außentemperatur kann insofern einfließen, dass du schonmal 
vorheizt, wenn sich draußen die Temperatur schlagartig ändert.

Gruße Fummler

von Daniel P. (ppowers)


Lesenswert?

Hallo Fummler,

danke für Deine Antwort.

Erhöhte Dämpfung hatte ich schon probiert, allerdings dauert es dadurch 
dann extrem lang, bis der Sollwert überhaupt erreicht wird. Und das ist 
für einen Wohnraum eigentlich unakzeptabel.
Die Position der Temperatursensoren ist leider auch fix.

Was haltet Ihr von folgender Vorgehensweise:
Beim Aufheizen (wobei es eigentlich immer möglichst schnell gehen soll) 
wird das Ventil ohne Regler zunächst einfach maximal geöffnet. Wenn sich 
dann eine Temperaturänderung einstellt, könnte man versuchen, aus der 
Temperatursteigung die Zeit zu errechnen, bei meine Solltemperatur 
erreicht ist und entprechend rechtzeitig das Ventil schließen bzw. auf 
den regulären PI-Regler umschalten. Könnte das so funktionieren?

Gruß
Daniel

von Fummler (Gast)


Lesenswert?

Daniel P. schrieb:
> Hallo Fummler,
>
> danke für Deine Antwort.
>
> Erhöhte Dämpfung hatte ich schon probiert, allerdings dauert es dadurch
> dann extrem lang, bis der Sollwert überhaupt erreicht wird. Und das ist
> für einen Wohnraum eigentlich unakzeptabel.
> Die Position der Temperatursensoren ist leider auch fix.

Das eine resultiert aus dem anderen. Könntest du die Sensoren näher zur 
Heizung bringen, wäre die Totzeit kleiner und du könntest dir eine 
größere Dämpfung leisten. So wirst du wohl einen Kompromiss zwischen 
Schnelligkeit und Stellgrößenänderung finden müssen.

Gruß Fummler

von Konrad S. (maybee)


Lesenswert?

Nur so als Idee: Du könntest doch voraussagen, welche Energiemenge in 
einen Raum rein muss, um ihn auf die gewünschte Temperatur zu bringen. 
Du kennst die Ventilstellung aller Thermostate. Die Vorlauftemperatur 
wäre noch wichtig. Daraus läßt sich dann ableiten, wie lange ein Ventil 
aufgemacht werden muss.
Dazu muss ich anmerken, dass ich kein Vertrauen in die "analogen" 
Eigenschaften eines Heizkörperventils/Thermostaten habe. Die 
freisetzbare Heizleistung hängt nicht nur von der Ventilstellung des 
jeweiligen Heizkörpers ab, sondern auch von der Vorlauftemperatur, der 
Raumtemperatur, dem Betriebsdruck in der Anlage und der Ventilstellung 
aller anderen Heizkörper. Wieviel Wasser mit welcher Temperatur würde 
bei welcher Ventilstellung durch diesen Heizkörper fließen, wenn an 
allen anderen Heizkörpern keine Änderung vorgenommen wird?

Deine Messkurve sieht doch gut aus.
Was spricht dagegen, einmal im Monat mit einem Körbchen Akkus durch die 
Wohnung zu laufen? ;.)

von Konrad S. (maybee)


Lesenswert?

Fummler schrieb:
> Sensoren näher zur
> Heizung bringen

Und dann sind wir irgendwann wieder beim 
Standard-15-Euro-Heizkörperthermostaten aus dem Baumarkt, der seine 
Innentemperatur prima regeln kann. ;-)
Da finde ich Daniels Lösung schon besser.

von Stefan (Gast)


Lesenswert?

Wie wäre es mit Sprungantwort aufnehmen und Regler auslegen?
Man kann auch weiterführende Reglermodelle mit Totzeit verwenden,
siehe z.B. Smith-Prädiktor
Dort kann man mithilfe der Sprungantwort das Verhalten der Regelstrecke 
"vorhersagen" und somit den Einfluss der Totzeit verringern.

Gruß, Stefan

von Daniel P. (ppowers)


Lesenswert?

@Fummler:
Ich möchte halt die Temperatur an dem Ort messen, an dem ich auch die 
Temperatur geregelt haben möchte. Einer der Räume ist sehr groß und 
verwinkelt und sicherlich nur sehr schwer auf eine einheitliche 
Temperatur zu bringen. Wichtig ist aber, dass es im Bereich der Couch 
warm ist :-)
Wenn ich nun direkt neben der Heizung messe, sagt das leider nur sehr 
wenig über die eigentliche Temperatur im Raum aus.
Und selbst wenn ich den Sensor direkt neben die Heizung packe, ich kann 
das Messintverall der Sensoren ohnehin nicht verändern.
Ziel ist es also einen "smarten" Regler zu entwickeln, der mit diesen 
Totzeiten klar kommt. Dass man beim Ergebnis Kompromisse eingehen muss - 
das ist schon klar :-)

@maybee:
Es geht um die Temperaturregelung in einer (Miet)Wohnung in einem 
Mehrfamilienhaus mit Zentralheizung. Deshalb habe ich keinerlei 
Kontrolle über die eigentliche Heizung und kann weder die 
Vorlauftemperatur, noch Volumenströme oder Ventilstellungen in den 
anderen Wohnungen ermitteln.
Aber Du hast wohl Recht: es ist "Jammern" auf hohem Niveau und ein 
erhöhtes Batteriewechselintervall kann man ggf. noch verkraften.

Es wäre nur wirklich schön, das "beschleunigte Anheizen" ohne größere 
Überschwinger zu bewerkstelligen.

@Stefan:
Mit dem Stichwort "Smith-Prädiktor" habe ich auch bereits recherchiert. 
Die Lehrbuchmethoden auf das reale Problem anzuwenden ist mir allerdings 
nicht gelungen. Dafür kann man die Regelstrecke einfach viel zu schlecht 
in ein rechnerisches Modell überführen. Die tatsächliche Raumtemperatur 
ist einfach von viel zu vielen weiteren Parametern abhängig, die ich 
nicht messen kann (Außentemperatur? Temperaturen in den 
Nachbarwohnungen? Scheint gerade die Sonne in die Wohnung? Türen 
zwischen zwei benachbarten Räumen geöffnet? ...)

von Clair Grube (Gast)


Lesenswert?

Für Soll-Istwert-Deckung brauchst du eh keinen I-Anteil. Das macht der 
Raum ja schon.
Wenn du schnelle Sprünge ausgleichen willst, dann nimm eine PD-Regler.
Da summiert sich nix auf und bei schnellen Sprüngen kannst du schnell 
nachregeln.

Sprungantwort aufnehmen ist immer eine gute Idee, dann hat man halt eine 
bessere Vorstellung, wie sich die Strecke verhält. Schätzen und Vermuten 
kann in der Regelungstechnik schnell schief gehen.

von Stefan (Gast)


Lesenswert?

Natürlich kannst du nicht alle Störeinflüsse ins Modell mit aufnehmen.
Da du aber sehr schön Messdaten aufzeichnen kannst, ist es auch kein 
Problem, mal eine Übertragungsfunktion der Strecke herzuleiten.
(wie schon erwähnt schadet das generell nie)

Den Smith-Prädiktor auf einem uc zu implementieren sollte dann auch 
nicht so das riesige Problem darstellen. Die Störeinflüsse behandelt man 
dann auch als Störgrößen der Strecke, dafür gibt es wieder extra 
Abhandlungen.

Ob eine Tür nun offen ist oder zu sollte auch an deiner Totzeit nicht 
allzu viel ändern, beim Smith-Prädiktor kommt es hauptsächlich darauf 
an, die Totzeit richtig zu schätzen.

Ein Versuch ists denk ich mal wert, vor allem da du schon schöne 
Messdaten vorliegen hast. Obs dann in Realität auch wirklich so der 
Bringer ist, muss man dann mal sehen. Aber ein rein akademischer 
Theoriekram ist das nicht.

von Fummler (Gast)


Lesenswert?

Stefan schrieb:
> Wie wäre es mit Sprungantwort aufnehmen und Regler auslegen?
> Man kann auch weiterführende Reglermodelle mit Totzeit verwenden,
> siehe z.B. Smith-Prädiktor
> Dort kann man mithilfe der Sprungantwort das Verhalten der Regelstrecke
> "vorhersagen" und somit den Einfluss der Totzeit verringern.
>
> Gruß, Stefan

Das würde ich dir auch raten. Wenn du das bestmögliche Verhalten deines 
Reglers erreichen willst kommst du um eine mathematisches Modell der 
Strecke nicht drumrum.

Gruß Fummler

von Playmobil Fan (Gast)


Lesenswert?

Hallo Daniel,

das hat jetzt nur indirekt etwas mit Deinem Problem etwas zu tun. Mir 
hat es aber geholfen Battterien zu sparen UND es nicht nur auf der Couch 
angenehm zu haben.

Randbedingungen:
Ich benutze die Geraete von ELV (FS20)
Mein Wohn-/Esszimmer ist rund 60qm gross, sehr verwinkelt und hat noch 
eine Galerie, geht also ueber 2 Stockwerke.
Zentralheizung, 3 Heizkoerper (ziemlich grosse).

Auf der Galerie war es immer sehr warm, auf der Couch eher kuehl.
Habe dann einen recht grossen Ventilator montiert, welcher bei einem 
Temperaturunterschied von groesser 1 Grad (Galerie / Couch) an laeuft 
und die Luft umwaelzt. Der Ventilator laeuft sehr langsam, man spuert 
keinen Luftzug (auch Kerzen flacker nicht).

Zwei Effekte:
1. Der Raum ist schoen gleichmassig temperiert.
2. Die Heizungssteller machen nicht staendig "summ summ summ"
3. Die Batterien in den Heizungsstellern halten ueber ein Jahr lang.

Gruss
Ulli-B

von Daniel P. (ppowers)


Lesenswert?

Danke für die Anregungen!

Clair Grube schrieb:
> Für Soll-Istwert-Deckung brauchst du eh keinen I-Anteil. Das macht der
> Raum ja schon.
> Wenn du schnelle Sprünge ausgleichen willst, dann nimm eine PD-Regler.
> Da summiert sich nix auf und bei schnellen Sprüngen kannst du schnell
> nachregeln.
Interessant. Dachte den I-Anteil brauche ich unbedingt um eine bleibende 
Regelabweichung zu vermeiden. Ich teste das mal...
PD-Regler hatte ich noch nicht versucht, man liest aber häufig, dass ein 
D-Anteil eher zu Problemen führt.

> Sprungantwort aufnehmen ist immer eine gute Idee...
Okay, das werde ich tun, auch wenn mir nicht ganz klar ist, was ich mit 
dieser Information dann anfangen soll/kann.
Und eine rein praktische Frage dazu: Wie soll ich messen? Ventil auf 
z.B. 50 % einstellen und messen, wann sich der Beharrungszustand 
einstellt? Von welchem "Ausgangszustand" ausgehend?


@ Stefan & Fummler:
Gut, ich werde versuchen, den "rein akademischen Theoriekram" auf mein 
Problem anzuwenden. Die Sprungantwort werde ich also zunächst messen und 
dann hier vermutlich noch ein paar dumme Fragen stellen.

Ich frage mich halt nur, ob der Aufwand der Erstellung eines (exakten) 
Rechenmodells hier nicht vielleicht übertrieben ist und man mit einer 
eher unkonventionellen Lösung aus einer Kombination von PI-Regler + 
"Schnellaufheizfunktion" mit geringerem Aufwand auch prima Ergebnisse 
erhalten könnte?


@ Playmobil Fan:
DAS ist natürlich auch eine unkonventionelle Lösung :-)
Die Installation wird in meinen Wohnräumen etwas schwierig, aber ich 
vermerke das mal auf der Liste mit den Backup-Plänen :-)

Gruß
Daniel

von noname (Gast)


Lesenswert?

Playmobil Fan schrieb:

> Zwei Effekte:
>
> 1. Der Raum ist schoen gleichmassig temperiert.
> 2. Die Heizungssteller machen nicht staendig "summ summ summ"
> 3. Die Batterien in den Heizungsstellern halten ueber ein Jahr lang.

schmunzel...

von OlliW (Gast)


Lesenswert?

dann gebe ich meinen Senf auch noch dazu

Die Schwingungen haben etwa eine POeridoendauer von 15-20 min, d.h. ich 
denke deine Messzeitabstände von 3 min sind etwas knapp bemessen, 
typisch sagt man als Faustformel soetwas wie 1/20. ich würde da also auf 
1 min gehen.

Die Schwingungen zeigen klar dass du deinen Regler, auch wenn du anderer 
Meinung bist, noch nicht gut abgestimmt hast. Das Gesamtgain ist einfach 
viel zu groß. Ein D Term kann etwas helfen, aber bei den "Totzeiten" bei 
dir kannst du dir von einem PID Regler einfach nicht viel erwarten. Also 
P und/oder I kleiner.

Die Regelkurve muss flach sein. Das was man bei dir sieht bekommt man 
mit nem simplen Zweipunktregler schon besser hin.

Ein I Term braucht es schon.

Das mit dem Anhäufen des I Terms kannst du ganz einfach dadurch lösen 
dass du I Term abschaltest sobald die Solltemperaur geändert wird, und 
dann erst nach einer gewissen Zeit, die in etwa deiner Totzeit 
entsprechen kann, den I Term wieder frei gibst (und natürlich bei Null 
beginnen läßt).

Aber wie gesagt, das IMHO Wichtigste, bei deiner Situation kannst du 
keine "schnelle" Regelung erwarten.

von Daniel P. (ppowers)


Lesenswert?

@ OlliW: danke, interessante Infos!

OlliW schrieb:
> Die Schwingungen haben etwa eine POeridoendauer von 15-20 min, d.h. ich
> denke deine Messzeitabstände von 3 min sind etwas knapp bemessen,
> typisch sagt man als Faustformel soetwas wie 1/20. ich würde da also auf
> 1 min gehen.
Awww :-( An dem Parameter kann ich leider nichts ändern. Die 
Funksensoren funken nur alle 3 Minuten.

> Die Schwingungen zeigen klar dass du deinen Regler, auch wenn du anderer
> Meinung bist, noch nicht gut abgestimmt hast. Das Gesamtgain ist einfach
> viel zu groß. Ein D Term kann etwas helfen, aber bei den "Totzeiten" bei
> dir kannst du dir von einem PID Regler einfach nicht viel erwarten. Also
> P und/oder I kleiner.
>
> Die Regelkurve muss flach sein. Das was man bei dir sieht bekommt man
> mit nem simplen Zweipunktregler schon besser hin.
Aua, das tat weh. Kleinerer Gain heisst aber auch langsamere Reaktion. 
Ich dachte, ich hätte da bereits einen guten Kompromiss gefunden. Auf 
das D würde ich auch gerne verzichten. Mit P und I bereits kompliziert 
genug :-)
Flache Regelkurve, meinst Du damit die Ventilstellung? Klar, das wäre 
auch mein Traum, denn damit würde sich ja die Anzahl der 
Ventilstellungsänderungen reduzieren.
Gut, ich kann die Gesamtverstärkung ja mal drastisch reduzieren.

> Ein I Term braucht es schon.
> Das mit dem Anhäufen des I Terms kannst du ganz einfach dadurch lösen
> dass du I Term abschaltest sobald die Solltemperaur geändert wird, und
> dann erst nach einer gewissen Zeit, die in etwa deiner Totzeit
> entsprechen kann, den I Term wieder frei gibst (und natürlich bei Null
> beginnen läßt).
Das klingt gut! Werde ich versuchen.

> Aber wie gesagt, das IMHO Wichtigste, bei deiner Situation kannst du
> keine "schnelle" Regelung erwarten.
Eben da würde ich gerne widersprechen. Sicherlich finde ich keine 
Kombination aus P-,I- (und D-) Parametern, die mir bei meinen 
Anforderungen (und meiner problematischen Regelstrecke) eine geringe 
Sollwertabweichung und gleichzeitig eine schnelle Reaktion auf Sprünge 
bietet. Aber darum geht es auch nicht, denn ich denke es macht Sinn, 
verschiedene Regelalgorithmen für die jeweilige Situation zu verwenden.

Es geht ja hier um vielleicht 3, maximal 5 Sollwertänderungen pro Tag. 
Und besonders interessant sind eigentlich nur die Sollwertsprünge, wo 
ein Wohnraum z.B. von 15 °C auf 20,5 °C aufgeheizt werden soll, also 
eine große Temperaturdifferenz abgebaut werden soll. Ob die Temperatur 
kurzzeitig auf 23 °C überschwingt ist ja eigentlich egal, es soll nur 
möglichst schnell warm werden.
Und nun weiß man (bzw. der Regler), dass sich die Sollwertvorgabe für 
einen längeren Zeitraum nicht ändern wird, man kommt also in diesen 
Phasen, wo nur Störgrößen kompensiert werden müssen, mit geringen Gains 
aus.
Der Knackpunkt ist daher meiner Meinung nach, ein Konzept für die 
Sprungstellen bzw. für den Moment der Umschaltung auf den tatsächlichen 
PI-Regler zu entwickeln.

Wie seht Ihr das?

Gruß
Daniel

von Stefan (Gast)


Lesenswert?

Du brauchst gar kein exaktes Rechenmodell.

Sprungantwort aufnehmen:

z.B.
Ventil auf 0% -> einschwingen lassen
Ventil auf 100% -> einschwingen lassen

Dabei die Temperatur aufzeichnen. Regler natürlich aus.

Das ist eigentlich schon alles, dauert bei dir halt etwas länger bis 
alles eingeschwungen ist.

Dann anhand der Sprungantwort die Strecke ablesen, wird bei dir wohl 
eine PT1-Strecke mit Totzeit und ist somit leicht zu identifizieren.
Wenns geht, die Temperatur möglichst oft ablesen, damit die Kurve nicht 
so rechteckig wird.

von Fummler (Gast)


Lesenswert?

Daniel P. schrieb:
>> Sprungantwort aufnehmen ist immer eine gute Idee...
> Okay, das werde ich tun, auch wenn mir nicht ganz klar ist, was ich mit
> dieser Information dann anfangen soll/kann.
> Und eine rein praktische Frage dazu: Wie soll ich messen? Ventil auf
> z.B. 50 % einstellen und messen, wann sich der Beharrungszustand
> einstellt? Von welchem "Ausgangszustand" ausgehend?


Wie oben beschrieben: Ventil zu. Einschwingen lassen. Ventil voll auf. 
Einschwingen lassen.

Wenn du ein mathematisches Modell hast, dann kannst du den Regler nach 
deinen Anforderungen (z.B. Schnelligkeit, Stabilität usw.) auslegen und 
das maximum aus der Regelung rausholen.

Gruß Fummler

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Der PI oder PID ist damit einfach überfordert, da Du:

- eine nichtlineare Regelstrecke
- große Totzeiten
- gegenläufige Anforderung

hast. Die Lösung wäre ein Fuzzy-Regler mit eingebettetem PID. Die 
Parameter des PID machst Du dabei von der Regelabweichung und den 
Randbedingungen abhängig. In etwa derart.

- starke Regelabweichung => großer P-Anteil, kleiner/kein I-Anteil => 
schnelles Nachregeln
- geringe Regelabweichung => P-Anteil verringern, I-Anteil erhöhen => 
Überschwingen vermeiden
- Änderung der Sollwertvorgabe => Stellwert hart setzen und wieder 
einregeln lassen (probieren, obs was bringt)

Fuzzy-Regler klingt erstmal aufwendig, ist aber in einem µC gut zu 
implementieren.

Sinnvoll wäre - wenn Du keinen Einfluss darauf hast - eventuell noch 
eine Erfassung der Vorlauftemperatur und entsprechende Anpassung. Quasi 
eine nachgebildete Heizungskurve:

Außentemp => Heizungskurve => Soll Vorlauf
Soll-Vorlauf - Ist-Vorlauf => Differenz
Differenz => Korrektur errechneter Stellwert (Vorlauf zu niedrig => 
Stellwert erhöhen, Vorlauf zu hoch => Stellwert verringern)

Wäre dann ein zweistufiger Regler. Schade dass der Winter vorbei ist, 
aber ein paar Wochen hast Du ja noch zum Test.

von Oliver (Gast)


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> Der PI oder PID ist damit einfach überfordert, da Du:
> - eine nichtlineare Regelstrecke
> - große Totzeiten
> - gegenläufige Anforderung
> hast.

Auch wenn es immer wieder wiederholt wird, das System hat keine (große) 
Totzeit. Das hat nur eine (oder mehrere) verdammt große Zeitkonstanten, 
Wenn man den Heizkörper abdreht, fällt die Temperatur sofort, nur eben 
zunächst verdammt langsam. Mit einem I-Regler alleine wird daher eine 
schnelle Asuregelung von Störungen nichts werden.

Dazu kommt eine Stellgröße, die nur in eine Richtung wirkt. Die kann nur 
zuheizen, aber nicht kühlen. Insofern kann das System bei "Temperatur 
viel zu hoch" nichts anderes tun, als abzudrehen, und auf die 
Zeitkonstanten  zu warten. Da kann kein Regler dieser Welt etwas daran 
ändern, ausser, du baust eine Klimaanlage dazu.

Oliver

von Fummler (Gast)


Lesenswert?

Oliver schrieb:
> Auch wenn es immer wieder wiederholt wird, das System hat keine (große)
> Totzeit. Das hat nur eine (oder mehrere) verdammt große Zeitkonstanten,
> Wenn man den Heizkörper abdreht, fällt die Temperatur sofort, nur eben
> zunächst verdammt langsam. Mit einem I-Regler alleine wird daher eine
> schnelle Asuregelung von Störungen nichts werden.

Richtig!


Oliver schrieb:
> Dazu kommt eine Stellgröße, die nur in eine Richtung wirkt. Die kann nur
> zuheizen, aber nicht kühlen. Insofern kann das System bei "Temperatur
> viel zu hoch" nichts anderes tun, als abzudrehen, und auf die
> Zeitkonstanten  zu warten. Da kann kein Regler dieser Welt etwas daran
> ändern, ausser, du baust eine Klimaanlage dazu.


Sowas kann man auch schön mit Matlab + Simulink durchspielen, sofern man 
ein mathematische Beschreibung der Strecke hat. Man auch den 
Arbeitsbereich der Sensoren und Stellgrößenbeschränkungen einbeziehen.

Steht es denn zur Verfügung?

von Daniel P. (ppowers)


Lesenswert?

Danke für die guten Hinweise!

Die Sprungantwort ist in vollem Gange, in meinem Modellraum herrschen 
bereits tropische 25,6°C, nachdem ich den Raum über Nacht habe abkühlen 
lassen und um 9:00 das Ventil voll geöffnet wurde :-)
Die Logging-Daten werde ich heute Abend auswerten und die Kurve hier 
einstellen.

@timm-thaler:
klingt ja fast nach meinem Vorschlag, den Regler phasenweise neu zu 
konfigurieren und nicht ausschließlich mit konstanten Reglerparametern 
zu arbeiten... Ich denke auf so etwas wird es wohl hinauslaufen, aber 
warten wir erst einmal die Sprungantwort ab :-)
Wie gesagt, Messung von Vorlauftemperatur usw. nicht möglich. Nur die 
Raumtemperaturen stehen zur Verfügung.

> Schade dass der Winter vorbei ist,
> aber ein paar Wochen hast Du ja noch zum Test.
Keine Sorge, mein Modellraum steht im Oberharz, hier wird ganzjährig 
geheizt ;-)

Oliver schrieb:
> Dazu kommt eine Stellgröße, die nur in eine Richtung wirkt. Die kann nur
> zuheizen, aber nicht kühlen. Insofern kann das System bei "Temperatur
> viel zu hoch" nichts anderes tun, als abzudrehen, und auf die
> Zeitkonstanten  zu warten. Da kann kein Regler dieser Welt etwas daran
> ändern, ausser, du baust eine Klimaanlage dazu.
Sehe ich auch so. Hatte bereits über unterschiedliche P-, I-Parameter 
für positive bzw. negative Sollwertabweichungen nachgedacht, um diesem 
Umstand Rechnung zu tragen...

Fummler schrieb:
> Sowas kann man auch schön mit Matlab + Simulink durchspielen, sofern man
> ein mathematische Beschreibung der Strecke hat. Man auch den
> Arbeitsbereich der Sensoren und Stellgrößenbeschränkungen einbeziehen.
> Steht es denn zur Verfügung?
Beides zwar vorhanden, aber ich habe keine Ahnung, wie man die Programme 
zur Regelstreckensimulation einsetzt. Da müsste ich mich erst einmal 
einarbeiten...

Nochmals danke, allerseits. Ich halte Euch auf dem Laufenden!

Gruß
Daniel

von Fummler (Gast)


Lesenswert?

Daniel P. schrieb:
> Beides zwar vorhanden, aber ich habe keine Ahnung, wie man die Programme
> zur Regelstreckensimulation einsetzt. Da müsste ich mich erst einmal
> einarbeiten...

Wenn du eine Beschreibung der Strecke hast geht dir da bestimmt jemand 
zur hand. Es geht ja nur darum statische Reglerparameter z.B. für einen 
PD-Regler zu berechnen um mal zu schauen wie sich das verhält. Wenn das 
nicht zum Erfolg führt, dann eben fuzzy o.Ä.

Gruß

von Hackes (Gast)


Lesenswert?

Hallo Daniel,

ich hab leider nicht die Zeit alles sooo genau zu lesen. Was mir aber 
irgendwie auffällt:

Ich vermute, daß Du Deinen Regler ja selbst berechnest (Ich meine den 
Regler, nicht die Regelparamter!). Kann es sein, daß er sich ein wenig 
verrechnet???!

Schau Dir mal Dein Diagramm am Ende der "8. Diagrammspalte" an. Die 
Ist-Temperatur liegt immer noch über der Soll-Temperatur, womit du immer 
noch eine POSITIVE Regelabweichung hast. Trotzdem beginnt das Ventil 
schon an aufzulaufen. Der Regler hätte aber noch gar keinen Grund dazu!

Kann er hellsehen oder laufen die einzelnen Kurven nicht Zeitsynchron??!

Vielleicht bin ich aber auf dem Holzweg oder interpretiere die Kurven 
falsch. Denn ich weiß auch nicht, was Du unter "Summe Regelabweichung 
verstehst". Diese bleibt in der 8. Diagrammspalte total konstant, obwohl 
sich die Regelabweichung doch ändert!

Insgesamt aber ein interessantes Projekt und ich wünsche Dir viel 
Erfolg!!!

Gruß Hackes

von Fummler (Gast)


Lesenswert?

Hackes schrieb:
> Schau Dir mal Dein Diagramm am Ende der "8. Diagrammspalte" an. Die
> Ist-Temperatur liegt immer noch über der Soll-Temperatur, womit du immer
> noch eine POSITIVE Regelabweichung hast. Trotzdem beginnt das Ventil
> schon an aufzulaufen. Der Regler hätte aber noch gar keinen Grund dazu!

Ich vermute mal das ist der I-Anteil der verspätet (Totzeit bzw. 
Zeitkonstante) auf die Änderung der Ist-Temperatur reagiert.

von Fummler (Gast)


Lesenswert?

Allerdings Vorzeichenverkehrt. Vielleicht falsch implementiert?

von Hackes (Gast)


Lesenswert?

Ähm... ja... verspätet wäre ja schön.

Aber das Ventil bekommt Auf-Signal BEVOR die Ist-Temperatur unter die 
Solltemperatur fällt und das Ventil war vorher bei 0%. Ich bin weiß Gott 
kein Regelexperte, aber dieses Verhalten habe ich in der Praxis noch 
nicht erlebt.

von Daniel P. (ppowers)


Lesenswert?

Hallo Hackes,

Hackes schrieb:
> Schau Dir mal Dein Diagramm am Ende der "8. Diagrammspalte" an. Die
> Ist-Temperatur liegt immer noch über der Soll-Temperatur, womit du immer
> noch eine POSITIVE Regelabweichung hast. Trotzdem beginnt das Ventil
> schon an aufzulaufen. Der Regler hätte aber noch gar keinen Grund dazu!
> Kann er hellsehen oder laufen die einzelnen Kurven nicht Zeitsynchron??!

> Vielleicht bin ich aber auf dem Holzweg oder interpretiere die Kurven
> falsch. Denn ich weiß auch nicht, was Du unter "Summe Regelabweichung
> verstehst". Diese bleibt in der 8. Diagrammspalte total konstant, obwohl
> sich die Regelabweichung doch ändert!

Die Formel für den PI-Regler ist ziemlich einfach:
1
ventil = Kp * e + Ki * Ta * esum;

mit der Regelabweichung
1
e = Tsoll - Tist;

Die "Summe der Regelabweichung" wird einfach bei jeder neuen Berechnung 
des Ventilstellungswerts (also alle 3 Minuten) aufsummiert:
1
esum = esum + e;

ES SEI DENN, das Ventil ist entweder voll geöffnet oder komplett 
geschlossen (anti-windup), dann wird die Summe nicht verändert.
Dieses erkennt man gut in der "8. Spalte". Dort ist das Ventil zunächst 
komplett geschlossen (da der Term Kp x e überwiegt) und damit bleibt die 
Summe der Regelabweichung zunächst konstant. Da die Regelabweichung (e) 
nun mit der Zeit geringer wird, wirkt sich der Term Ki x Ta x esum auf 
einmal doch aus und das Ventil öffnet bereits wieder, bevor die 
Solltemperatur unterschritten wird. Hat sich bei mir bewährt, da die 
"Unterschwinger" damit nicht so stark ausgeprägt sind.

Hackes schrieb:
> Ähm... ja... verspätet wäre ja schön.
>
> Aber das Ventil bekommt Auf-Signal BEVOR die Ist-Temperatur unter die
> Solltemperatur fällt und das Ventil war vorher bei 0%. Ich bin weiß Gott
> kein Regelexperte, aber dieses Verhalten habe ich in der Praxis noch
> nicht erlebt.
Nunja, ergibt sich hier halt einfach aus der Reglergleichung und dem 
Anti-Windup. Aber erweist sich im vorliegenden Fall doch als total 
praktisch, oder? :-)

> Insgesamt aber ein interessantes Projekt und ich wünsche Dir viel
> Erfolg!!!
Dankeschön! :-)

P.S.: 26,6 °C ... da geht noch was! :-)

von Daniel P. (ppowers)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Guten Morgen Leute,

dann möchte ich diese Diskussion mal um die versprochene Sprungantwort 
bereichern. Denk kleinen Raum auf Maximaltemperatur (ca. 26,7°C) 
aufzuheizen hat gute 8 Stunden gedauert :-)
Ich habe die "Rohdaten" mal in einer zusätzlichen Excel-Datei beigefügt, 
falls sich jemand den Verlauf genauer anschauen möchte.

Wenn ich mir die Kurve anschaue, fällt die kurze Totzeit nach 
Vollöffnung des Ventils echt kaum ins Gewicht...

Was machen wir denn jetzt damit? :-)

Gruß
Daniel

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Daniel P. schrieb:
> Wenn ich mir die Kurve anschaue, fällt die kurze Totzeit nach
> Vollöffnung des Ventils echt kaum ins Gewicht...

Im Verhältnis zu deiner Abtastrate und deinem I Anteil allerdings sehr 
stark. Oder woher denkst du kommen die Überschwinger?
Regelungstechnik wurde erfunden weil rumprobieren oft nicht zu einem 
zufriedenstellenden Ergebnis geführt hat.
Bessere Regelkonzepte wie z.B. Smith-Prädiktor wurden dir genannt. 
Beschäftige dich damit.

von Oliver (Gast)


Lesenswert?

Was man damit macht? Eigentlich hat doch jeder, der sich unter dem 
Begriff "PID-Regler" was vorstellen kann, auch noch die Namen Ziegler 
und Nichols irgendwo im Gedächtnis.

google hilft...

Oliver

von Fummler (Gast)


Lesenswert?

Du kannst ja mal Ziegler Nichols versuchen. Einfach Tu und Tg ablesen 
und damit mal die Reglerparameter berechnen.

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Oliver schrieb:
> Auch wenn es immer wieder wiederholt wird, das System hat keine (große)
> Totzeit. Das hat nur eine (oder mehrere) verdammt große Zeitkonstanten,
> Wenn man den Heizkörper abdreht, fällt die Temperatur sofort, nur eben
> zunächst verdammt langsam.

Ach nee?

Wie Du im Diagramm sehen kannst, sinkt die Temp am Fühler eine halbe 
Stunde nach Abdrehen des Thermostats.

Beim Aufdrehen ebenfalls, und natürlich muss er der Heizkörper warm 
werden, bevor eine nennenswerte Konvektion einsetzt und die Raumluft 
erwärmt wird.

Was bitte ist das, wenn keine Totzeit. Von den mehrstündigen 
Zeitkonstanten mal abgesehen.

Oliver schrieb:
> Dazu kommt eine Stellgröße, die nur in eine Richtung wirkt. Die kann nur
> zuheizen, aber nicht kühlen.

Und genau dann versagt eine klassische PID, weil die erforderlichen 
Regelparameter für Auf und Ab unterschiedlich sind. Da kannst Du noch so 
viel nach Ziegler-Nichols optimieren.

von Daniel P. (ppowers)


Lesenswert?

Oliver schrieb:
> Was man damit macht? Eigentlich hat doch jeder, der sich unter dem
> Begriff "PID-Regler" was vorstellen kann, auch noch die Namen Ziegler
> und Nichols irgendwo im Gedächtnis.
> google hilft...

Fummler schrieb:
> Du kannst ja mal Ziegler Nichols versuchen. Einfach Tu und Tg ablesen
> und damit mal die Reglerparameter berechnen.

Danke - schon klar, hatte die Auslegung des PI-Reglers nach 
Ziegler-Nichols auch direkt nach Analyse der Sprungantwort durchgeführt. 
Allerdings mit einem recht zweifelhaften Ergebnis: demnach müsste ich 
das Kp 10x so hoch wählen, wie bisher... Unwahrscheinlich, dass meine 
Regelverhalten damit besser wird...
Hier mal meine Vorgehensweise, vielleicht habe ich mich auch einfach 
schlicht verrechnet:

Zeitkonstanten der Sprungantwort aus Grafik (siehe Anhang):
1
Tu = 649.32 s
2
Tg = 12264.32 s
3
Ks = dTemp / dVentil = 12.3 K / 255 -> Ks = 0.0484

Und dann nach Ziegler-Nichols die Reglerparams:
1
Kp = 0.9 / Ks * Tg/Tu = 351.27
2
Tn = 3.3 * Tu;
3
Ki = Kp / Tn = 0.1639;

Die Größenordnung des Ki liegt in der Nähe von dem, was ich bereits 
experimentell eingestellt hatte. Aber das berechnete Kp ist einfach mal 
VIEL ZU GROß.

Timm Thaler schrieb:
> Oliver schrieb:
>> Dazu kommt eine Stellgröße, die nur in eine Richtung wirkt. Die kann nur
>> zuheizen, aber nicht kühlen.
>
> Und genau dann versagt eine klassische PID, weil die erforderlichen
> Regelparameter für Auf und Ab unterschiedlich sind. Da kannst Du noch so
> viel nach Ziegler-Nichols optimieren.
Das sagt mir mein Gefühl auch. Aber halt was nun? Ist PI-Regler + 
Smith-Prädiktor die erfolgversprechendste Marschroute?

Gruß
Daniel

von Daniel P. (ppowers)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

...und hier noch das zugehörige Bild...

von Fummler (Gast)


Lesenswert?

Ich hab jetzt keine Zeit das nachzurechnen, aber für aperiodisches 
Verhalten der STrecke - was du ja hast - funktioniert Ziegler Nichols. 
Achte auf die Einheiten, die du abliest und die du einstellst.

von Daniel S. (crossover)


Lesenswert?

Hallo,

meinen Erfahrungen aus MSR Branche nach braucht man für ein träges 
System eine recht träge Regelung. Ich würde soweit möglich, wie du auch 
schon gemacht hast, auf einen PI Regler zurückgreifen.

XP : 200 (Proportionalbereich)
TN: 600 sec (Nachstellzeit)

Hier noch was zum nachlesen, Link: 
http://books.google.de/books?id=8qnAuZSQ9dUC&pg=PA115&dq=pid+regler+xp+nachstellzeit&hl=de&sa=X&ei=N85ZT4uBN8LktQbb5Lz6Cw&ved=0CEkQ6AEwAA#v=onepage&q=pid%20regler%20xp%20nachstellzeit&f=false

Gruß

von Noname (Gast)


Lesenswert?

Bei deiner Sprungantwort sinkt die Temperatur erst 5 min nachdem das 
Ventil zu ist. Wenn du beim schnellen Aufheizen die selbe Totzeit drin 
hast, führt das zu einem Überschwingen von 1 bis 2 Grad. Was ist die 
Ursache dieser Totzeit? Sensor- oder Programmfehler?
Wenn du sie nicht verringern kannst, muss der Regler die Strecke kennen 
und die Totzeit berücksichtigen. Dann sind wir wieder beim 
Smith-Prädiktor.
Wenn die Regelung gut funktioniert, kannst du die Stellbewegungen 
reduzieren, indem du ein Toleranzband definierst und nur nachregelst, 
wenn dieses verlassen wird. Gleichzeitig sollte der Regler möglichst 
träge sein. Die Sprungantwort für Aufheizen und Abkühlen sieht ziemlich 
ähnlich aus. Das System müsste eigentlich gut zu regeln sein. Tolles 
Projekt. Bin schon auf das Ergebnis gespannt.

von Wolfgang-G (Gast)


Lesenswert?

Für mich wäre die oben gezeigte Raumtemperaturkurve mit einer Abweichung 
von +-0,5° inakzeptabel.
Für die Regelschwingungen mache ich allerdings in erster Linie das 
Ventilunterteil verantwortlich. Zur genaueren Beurteilung wäre die 
Kenntnis der Ventilkennlinie  "Durchfluss in Abhängigkeit der 
Ventilhubes" notwendig. Bisher ist es mir noch nicht gelungen von irgend 
einem Thermostatventilhersteller diese Kurve aufzutreiben. Hier im
Beitrag "Re: Entwicklungen und Forschung um den Sparmatic Comet / Zero v2 Heizungsthermostat" habe ich mich zu 
dieser Problematik schon einmal ausgelassen
MfG

von smps (Gast)


Lesenswert?


von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang-G schrieb:
> Kenntnis der Ventilkennlinie  "Durchfluss in Abhängigkeit der
> Ventilhubes" notwendig.

Weil es das nicht gibt.

Das Ventil ist ja kein Durchflussbegrenzer (gibt es auch, funktionieren 
aber anders), sondern verringert nur den Querschnitt und erhöht damit 
den Widerstand im System.

Der Durchfluss ist aber abhängig von:

Systemdruck (Pumpe)
Durchlasswiderstand des Heizkörpers
Hydraulischem Abgleich
Leitungsquerschnitt und Leitungslänge
Parallelschaltung weiterer Heizkörper

Ausserdem regieren die Ventile je nach Hersteller / Aufbau anders.

von herbert (Gast)


Lesenswert?

In den seltensten Fällen gelingt es den Messfühler /sensor so ideal zu 
plazieren ,dass es nicht zu diesen "Überschwingern" kommt wie du das 
nennst.Meine Etagenheizung hat das selbe Problem.Die "Regelschleife" ist 
viel zu träge.Gerade am Morgen nach der Nachtabsenkung muß ich immer 
manuell eingreifen wenn am meinem abgsetztem Zimmerthermometer mein 
Sollwert erreicht ist.Da heizt die Therme noch volles Rohr.Leider ist 
der Platz der Mess und Regeleinheit fix verkabelt und nicht zu ändern 
..ohne ,dass der Maurer kommen müßte.Eventuell (ist nur eine 
theoretische Überlegung ) wäre es günstiger "Burst-mäßig "zu heizen da 
damit die Wärme mehr Zeit bekommt regelwirksam zu werden.

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

herbert schrieb:
> wäre es günstiger "Burst-mäßig "zu heizen da
> damit die Wärme mehr Zeit bekommt regelwirksam zu werden.

Normalerweise sorgt die aussentemperaturgeführte Vorlauftemperatur 
(Heizkurve) dafür, dass die Leistung der Heizkörper an die 
Aussentemperatur und damit an die aktuell nötige Heizlast der Wohnung 
angepasst wird.

Das Thermostatventil dient dann nur noch zur Feinregelung, muss aber 
witterungsbedingte Schwankungen schonmal nicht ausgleichen.

Allerdings ist Burst-Heizen dann kaum möglich, weil der Heizkörper keine 
"Burst-Leistung" bringen kann, sondern nur eine gerade die 
Temperaturverluste ausgleichende Leistung.

Das setzt natürlich eine richtig dimensionierte und abgeglichene 
Heizungsanlage voraus.

Andererseits ist damit die Nennleistung des Heizkörpers - also die 
Wärmeabgabe bei voll aufgedrehtem Ventil - jedes mal anders. Stellt euch 
vor, ihr müsstet eine Motorregelung bauen, bei der die Nennleistung des 
Motors sich jeden Tag ändert => immer neue Anpassung der Regelparameter 
erforderlich.

von Ahnungsloser (Gast)


Lesenswert?

herbert schrieb:
> wäre es günstiger "Burst-mäßig "zu heizen da
> damit die Wärme mehr Zeit bekommt regelwirksam zu werden.

Erklärt mal bitte einem dummm Geborenen, was "Burst-mäßig" heizen 
bedeutet.

von herbert (Gast)


Lesenswert?

Ahnungsloser schrieb:
> Erklärt mal bitte einem dummm Geborenen, was "Burst-mäßig" heizen
> bedeutet.

Naja..;-) ...ich hätte auch "Intervallmäßig" schreiben können oder 
anders.

Ich meine speziell in dieser Angelegenheit das heizen in Schüben.Wenn 
jemand schon auf die Regelung per Programmierung Einfluss nehmen kann 
dann wäre das ja kein Problem.Praktisch heisst das .Volle Sahne eine 
bestimmte Zeit heizen,dann Pause natürlich bei laufender Pumpe 
...anschließend weiterheizen usw.Damit bekäme die Regelung mehr Zeit zu 
reagieren und die Heizung produziert weniger Überwärme.So meine 
theoretische Überlegung.
Andere Variante :Ein abgesetztes Funkthermometer mit 
Fernwirkmöglichkeit.Damit dann die Heizung abschalten.Der Vorteil ist 
,ich kann diesen "Sensor" dort hinstellen wo es am günstigten ist.
Eine bessere Wärmedämmung könnte auch helfen.Habe seit einem Jahr eine 
Wärmedämmung.Gasverbrauch der Heizung halbiert.Die Etagenheizung 
arbeitet Nachts nicht mehr und nervt unter Tag nicht mit häufigen 
Schaltprozessen.

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> Das Thermostatventil dient dann nur noch zur Feinregelung, muss aber
> witterungsbedingte Schwankungen schonmal nicht ausgleichen.

"Nur noch" ist gut. Wetterbedinge Schwankungen können da ganz kräftig 
zuschlagen. Bestes Beispiel ist die Sonne, die plötzlich durch die 
Wolken bricht und mit 4 kW durch das Fenster heizt. Davon merkt der 
Außentemperaturfühler an der Nordwand erstmal gar nichts.

von Wolfgang-G (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Meinem Namensvetter habe ich  im Prinzip nichts hinzuzufügen.

Timm Thaler schrieb:

Wolfgang-G schrieb:
> Kenntnis der Ventilkennlinie  "Durchfluss in Abhängigkeit der
> Ventilhubes" notwendig.

>>Weil es das nicht gibt.

Für jedes "normale" Regelventil sollte es diese Kennlinie geben (siehe 
auch VDMA 24199)
Solltest du ruhig mal durcharbeiten (siehe Anhang)

>Das Ventil ist ja kein Durchflussbegrenzer (gibt es auch, funktionieren
>aber anders), sondern verringert nur den Querschnitt und erhöht damit
>den Widerstand im System.

In den obigen Beiträgen geht es um die optimale Gestaltung eines 
REGELKREISES.

>Der Durchfluss ist aber abhängig von: ...

Und deshalb sollte ein REGELventil  ausgewählt werden, bei welchem sich 
eine Ventilautorität > 0,5 errechnet.
MfG

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang-G schrieb:
> Solltest du ruhig mal durcharbeiten (siehe Anhang)

Das ist ja schön und gut in der Theorie. Aber über das System ist doch 
zu wenig bekannt. Gibts es einen korrekten Abgleich? Gibts es eine 
Vorlauftemp-Regelung? Sind die anderen Kreise des Wohnhauses (mehrere 
Wohnungen?) gegenseitig entkoppelt?

Da kann man sich nur empirisch annähern. Und man kann eben nicht von 
einem netten Regelkreis ausgehen, wie er im Studium vorkommt, und das 
Ganze mit einem simplen PI erschlagen. Zumindest nicht bei den 
Anforderungen.

Die einfachen mechanischen Thermostaten arbeiten auch nur als P-Regler, 
dementsprechend groß sind halt die Regelabweichungen.

von Wolfgang-G (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
>Das ist ja schön und gut in der Theorie.
Nein, gehört auch zur Praxis. Es ist dem Grundlagenwissen zuzuordnen.

>Aber über das System ist doch zu wenig bekannt. Gibts es einen korrekten 
>Abgleich? Gibts >es eine Vorlauftemp-Regelung? Sind die anderen Kreise
>des Wohnhauses (mehrere
>Wohnungen?) gegenseitig entkoppelt?
Das hört sich an, als ob ein Energieberater oder Heizungsbauer spricht.

>Da kann man sich nur empirisch annähern. Und man kann eben nicht von
>einem netten Regelkreis ausgehen, wie er im Studium vorkommt, und das
>Ganze mit einem simplen PI erschlagen. Zumindest nicht bei den
>Anforderungen.
>Die einfachen mechanischen Thermostaten arbeiten auch nur als P-Regler,
>dementsprechend groß sind halt die Regelabweichungen.

Auch das stimmt nicht. Ein Thermostatventil, wie es bei uns (Wohnblock 
mit ca.95 WE) 1993 in einer vorhandene Einrohranlage verbaut wurde, 
zeigt, wie gut sogar ein P-Regler  die Raumtemperatur schwingungsfrei 
halten kann. siehe Anhang

Erst nach dem Umbau auf eine Zweirohranlage, wo die heute üblichen, ich 
sag mal Thermostatkrüppel, verbaut wurden, kommt es zu Schwingungen im 
System.
Ursache ist offensichtlich das Ventilunterteil mit einem Ventilteller an 
Stelle eines Ventilkegels. Eine Bestätigung könnte die Auswertung der 
oben genannten Ventilkennlinie  bringen.
MfG

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang-G schrieb:
> Das hört sich an, als ob ein Energieberater oder Heizungsbauer spricht.

Was hat das damit zu tun?

>>Die einfachen mechanischen Thermostaten arbeiten auch nur als P-Regler,
>>dementsprechend groß sind halt die Regelabweichungen.
> Auch das stimmt nicht. Ein Thermostatventil, wie es bei uns (Wohnblock
> mit ca.95 WE) 1993 in einer vorhandene Einrohranlage verbaut wurde,
> zeigt, wie gut sogar ein P-Regler  die Raumtemperatur schwingungsfrei

Mööp! Bleibende Regelabweichung != Schwingung

Der P-Regler hat immer eine bleibende Regelabweichung, weil er eine 
Differenz der Eingangsgrößen (Solltemp - Isttemp) braucht, um eine 
Ausgangsgröße (Stößelstellung) zu erzeugen. Das hat mit Regelschwingung 
erstmal nichts zu tun.

von Axel L. (axel_5)


Lesenswert?

Da die Ventilstellung aus dem ersten Bild sich meist so bei 25% 
eingependelt hat, ist die Vorlauftemperatur grotesk zu hoch. Da wird 
richtig Geld verbrannt.

Damit haben dann auch die Ventile erhebliche Probleme.

Gruss
Axel

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Axel Laufenberg schrieb:
> ... ist die Vorlauftemperatur grotesk zu hoch. Da wird richtig Geld
> verbrannt.

Hauptsache es heizt dabei.
Wo bleibt denn die Wärme, wenn die Vorlauftemperatur "grotesk zu hoch" 
ist. Geht die Heizenergie nicht in das Gebäude?

von Daniel P. (ppowers)


Lesenswert?

Hallo Leute,

schön zu sehen, dass hier so rege diskutiert wird! Danke für die guten 
Anrgegungen. Ich klinke mich dann auch mal wieder ein :-)

Daniel S. schrieb:
> Hier noch was zum nachlesen, Link:
> 
http://books.google.de/books?id=8qnAuZSQ9dUC&pg=PA115&dq=pid+regler+xp+nachstellzeit&hl=de&sa=X&ei=N85ZT4uBN8LktQbb5Lz6Cw&ved=0CEkQ6AEwAA#v=onepage&q=pid%20regler%20xp%20nachstellzeit&f=false
Danke, ein wenig die Grundlagen wieder auffrischen kann nicht schaden 
:-)

Noname schrieb:
> Bei deiner Sprungantwort sinkt die Temperatur erst 5 min nachdem das
> Ventil zu ist. ... Was ist die
> Ursache dieser Totzeit? Sensor- oder Programmfehler?
> Wenn du sie nicht verringern kannst, muss der Regler die Strecke kennen
> und die Totzeit berücksichtigen. Dann sind wir wieder beim
> Smith-Prädiktor.
Wie gesagt, das System hat diverse Zeitkonstanten (Totzeiten), die ich 
nicht beeinflusen kann. (Abstand zwischen Sensor und Heizkörper 2 bis 3 
Meter, Tempmessung nur alle 3 Minuten, Ventilstellungsänderung nur alle 
2 Minuten möglich)

> Wenn die Regelung gut funktioniert, kannst du die Stellbewegungen
> reduzieren, indem du ein Toleranzband definierst und nur nachregelst,
> wenn dieses verlassen wird.
Ja, ich hatte auch schon überlegt, eine Ventilstellungsänderung nur 
durchzuführen, wenn sich der berechnete neue Ventilwert mehr als z.B. 10 
% im Vergleich zum letzten Wert geändert hat. Aber damit greife ich ja 
schon sehr stark in den Regelalgorithmus ein. Denke das Knallt...

Wolfgang-G schrieb:
> Für mich wäre die oben gezeigte Raumtemperaturkurve mit einer Abweichung
> von +-0,5° inakzeptabel.
Nunja, man muss nicht unbedingt päpstlicher als der Papst werden... Es 
geht hier um einen Wohnraum und solch geringe Temperaturschwankungen 
nimmt man gar nicht unbedingt wahr.
Mir ist auch klar, dass meine Rahmenbedingungen verhältnismäßig 
ungünstig sind (keine Kenntnisse über Vorlauftemperatur, Volumenströme, 
Ventilkennlinien usw...) und darum erwarte ich hier auch keine absolut 
perfekten Ergebnisse. Aber um sich in einem Wohnraum wohlzufühlen ist 
meinem Gefühl nach ein relativ breiter Temperaturbereich okay (ca. 18 °C 
bis 23 °C). Es kommt eigentlich viel mehr darauf an, wie aktiv man 
gerade ist (klemmt man z.B. stundenlang regungslos vorm PC fühlen sich 
21°C auch irgendwann "kalt" an :-) )

Bezüglich der Ventildurchflusskennlinie (Wolfgang-G und timm-thaler) 
kann ich auch nur sagen: hab ich nicht, bekomme ich nicht und will ich 
auch nicht in die Regelung mit einbeziehen. Das geht sonst alles zu 
weit...
Ich sehe es auch so, dass durch die Ventilantriebe nicht der 
Volumenstrom geregelt wird (werden kann), warum hat timm-thaler ja sehr 
schön erläutert.

Ich verwende übrigens die folgenden Funkstellantriebe: 
http://www.reichelt.de/Regler-Thermostate/FHS-REG/index.html?;ACTION=3;LA=2;ARTICLE=83936;GROUPID=4382;artnr=FHS+REG

Im nächsten Schritt werde ich nun schauen, ob der Prädiktor das 
Regelverhalten verbessern kann.

Gruß
Daniel

von Wolfgang-G (Gast)


Lesenswert?

Axel Laufenberg schrieb:
>Da die Ventilstellung aus dem ersten Bild sich meist so bei 25%
>eingependelt hat, ...

und hier kommen wir zu dem von mir aufgeworfenen Problem: 
Ventilkennlinie.
Niemand kann sagen, ob der tatsächliche Durchfluss auch 25% vom 
Maximalwert beträgt.

Timm Thaler schrieb:
>Mööp! Bleibende Regelabweichung != Schwingung

Es sollte nur gesagt werden, dass auch ein P-Regler die gewünschte 
Temperatur halten kann.
Da am Thermostatkopf die Solltemperatur nicht in °C angegeben wird, 
spielt die bleibende Regelabweichung nur eine untergeordnete Rolle.

Wolfgang-G an Wolfgang
>Hauptsache es heizt dabei.
>Wo bleibt denn die Wärme, wenn die Vorlauftemperatur "grotesk zu hoch"
>ist. Geht die Heizenergie nicht in das Gebäude?
Kann es sein, dass es am gleichen Vornamen liegt, dass wir die gleiche 
Sichtweise haben?
MfG

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:
> Wo bleibt denn die Wärme, wenn die Vorlauftemperatur "grotesk zu hoch"
> ist. Geht die Heizenergie nicht in das Gebäude?

Niedrigere Vorlauftemperatur bewirkt:

- niedrigere Rücklauftemp, damit
 - besserer Kesselwirkungsgrad bei Brennwertgeräten
 - niedrigere Abgastemp, auch bei Nicht-Brennwertgeräten* und weniger 
Abgasverluste

- weniger Verteilverluste, wenn Leitungen oder die Heizung in an sich 
ungeheizten Räumen steht

- angenehmeres Raumklima, da hohe Heizkörpertemp => höhere Konvektion 
und damit Zugluft, Staubverwirbelung

- bessere Ausregelung bei mechanischen Thermostatventilen, da die 
Störgröße Aussentemp schon durch die angepasste Heizleistung teilweise 
kompensiert wird

Sonderformen:

Bei Fußbodenheizungen führt höhere Vorlauftemp zu gesundheitlichen 
Problemen (Krampfadern), man versucht dort die VT so gering wie möglich 
zu fahren.

Bei Wärmepumpen sinkt die Leistungszahl (COP) stark mit steigender VT. 
Hier versucht man mit so geringer VT wie möglich auszukommen.

*) bei Festbrennstoffkesseln darf aber eine Kesseltemp von um die 60°C 
nicht unterschritten werden, um Kondensatbildung und Kesselkorrosion zu 
vermindern

von Wolfgang-G (Gast)


Lesenswert?

Daniel P. schrieb:
>Nunja, man muss nicht unbedingt päpstlicher als der Papst werden... Es
>geht hier um einen Wohnraum und solch geringe Temperaturschwankungen
>nimmt man gar nicht unbedingt wahr.
Das ist schon richtig. Aber du fragtest nach Tipps, um das 
Regelverhalten deiner Anordnung zu verbessern.
Ich vermute, dass das Ventilunterteil den entscheidenden Ausschlag gibt.
Und damit wäre die ganze Arbeit umsonst, wenn man mal vom elektronischen 
Spaßfaktor absieht. Aber das hatten wir schon. s.o.

>Ich sehe es auch so, dass durch die Ventilantriebe nicht der
>Volumenstrom geregelt wird (werden kann), warum hat timm-thaler ja sehr
>schön erläutert.
Was soll denn sonst geregelt werden, wenn die Vorlauftemperatur schon 
festgelegt ist?. Dann könnte man sich ja den ganzen Aufwand sparen und 
das Heizkörperregelventil gleich weglassen.

Timm Thaler schrieb:
>Niedrigere Vorlauftemperatur bewirkt:
>- niedrigere Rücklauftemp,
aber nur dann, wenn die Bude dabei abkühlt. Sonst gilt das Gegenteil 
deiner Aussage.
MfG

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

> Ich vermute, dass das Ventilunterteil den entscheidenden Ausschlag gibt.
> Und damit wäre die ganze Arbeit umsonst, wenn man mal vom elektronischen

Das würde dann auf einen Zweipunktregler hinauslaufen - Ventil auf oder 
zu.

Und witzigerweise kann man damit durchaus brauchbar regeln. In der 
selbstgebauten Raumtempregelung für 20 Heizkreise einer Fußbodenheizung 
wollt ich den Zweipunktregler durch eine PI ersetzen, mit getakteten 
Heizkreisventilen. Wurde für unnötig befunden, der Zweipunktregler ist 
ausreichend. Allerdings hat die FBH auch eine übelste Zeitkonstante und 
das System ist sehr gutartig.

>>Niedrigere Vorlauftemperatur bewirkt:
>>- niedrigere Rücklauftemp,
> aber nur dann, wenn die Bude dabei abkühlt. Sonst gilt das Gegenteil
> deiner Aussage.

Häh? Ich wollt die Vorlauftemp jetzt nicht unter die Raumtemp senken...

von Martin (Gast)


Lesenswert?

Daniel P. schrieb:
> Wie gesagt, das System hat diverse Zeitkonstanten (Totzeiten)

Da es hier um Regelungstechnik geht, wäre es vielleicht nicht schlecht, 
die beiden Begriffe "Totzeit" und "Zeitkonstante", die nun mal wirklich 
nichts miteinander zu tun haben, auch vernünftig auseinanderzuhalten.

Eine Totzeit bedeutet, dass eine Reaktion mit einem bestimmmten 
Zeitversatz stattfinden, z.B. weil das Wasser zwischendurch noch mit 
einer bestimmten Fließgeschwindigkeit eine bestimmte Strecke zurücklegen 
muß. Eine Zeitkonstante bedeutet, dass eine Reaktion sofort einsetzt, 
aber mit einer e-Funktion, z.B. wenn sich nach Abschalten der Heizung 
die Raumtemperatur allmählich an die Außentemperatur angleicht.

von Wolfgang-G (Gast)


Lesenswert?

>>Niedrigere Vorlauftemperatur bewirkt:
>>- niedrigere Rücklauftemp,
> aber nur dann, wenn die Bude dabei abkühlt. Sonst gilt das Gegenteil
> deiner Aussage.

>>>Häh? Ich wollt die Vorlauftemp jetzt nicht unter die Raumtemp senken...

Nicht Häh?.
Deshalb noch einmal: Eine hohe Vorlauftemperatur ergibt eine niedrigere 
Rücklauftemperatur, sofern die Raumtemperatur konstant bleibt (gleiche 
Wärmeleistung des Heizkörpers).
Es ist nahezu ein Nullsummenspiel hinsichtlich der Wärmeverluste in den 
Rohrleitungen.
MfG

von Noname (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo Daniel,

ich habe das Ganze notdürftig mit PSpcice simuliert. Wie es aussieht ist 
die Totzeit vernachlässigbar. Ein Smith Predictor ist nicht notwendig. 
Die Zeiteinheit in der Grafik ist nicht Sekunden sondern Minuten. Bei 
dir war nur das Kp zu hoch gewählt. Für die bleibende Regelabweichung 
musst du dir noch was Intelligentes einfallen lassen. Die Ergebnisse 
meiner Versuche mit einem I-Anteil haben mir nicht gefallen. Das lässt 
sich im Programm leichter lösen. Die Stellbewegungen sind fast auf das 
Notwendigste beschränkt.

Wünsche noch viel Erfolg!

von Pete K. (pete77)


Lesenswert?

Die Thermostate benötigt man nur, um die Temperatur einmal einzustellen 
und um bei Sonneneinstrahlung ein Überhitzen der Räume zu vermeiden. 
Alles andere wird über die Heizkurve der witterungsgeführten Heizung 
durchgeführt. Hierzu ist allerdings ein hydraulischer Abgleich der 
gesamten Anlage notwendig (und heute auch vorgeschrieben).

Warum den Vorlauf auf 60° hochheizen, wenn die Heizkörper nur 40° 
abnehmen wollen? Das ist Energieverschwendung.

Ich kann zu diesem Thema das Forum www.haustechnikdialog.de empfehlen.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Pete K. schrieb:
> ie Thermostate benötigt man nur, um die Temperatur einmal einzustellen
> und um bei Sonneneinstrahlung ein Überhitzen der Räume zu vermeiden.
> Alles andere wird über die Heizkurve der witterungsgeführten Heizung
> durchgeführt. Hierzu ist allerdings ein hydraulischer Abgleich der
> gesamten Anlage notwendig (und heute auch vorgeschrieben).

Genau, das ist die schöne neue Welt. Volltheoretsich und absolut 
unbrauchbar.
Schon mal was von Störgröße gehört?
Ein südseitiger Raum verhält sich bei Sonneneinstrahlung vollkommen 
anders als bei gleicher Temperatur und Wolken oder nachts.
Wenn in dem Raum 6 Personen sind heizen die durch ihre Körperwäre schon 
fast alleine einen gut gedämmten Raum.
Wenn du in der Kücke backst / kochst dann hast du eine 4kW Zusatzheizung 
von der deine voll hydraulisch abgeglichene Heizung nix weiss.
Der hydraulische Abgleich dient nur zur groben Voreinstellung und um 
dafür zu sorgen daß der Rücklauf einen genügend tiefe Temperatur hat daß 
ein Brennwertgerät oder Wärmepumpe effizient arbeiten kann.
Ein 'ideal' hydraulisch abgeglichener Raum, der kein Thermostat mehr 
bräuchte würde nach einem Urlaub bald einen Tag brauchen um wieder auf 
Temperatur zu kommen weil du nur die Verlustwärme bei Solltemperatur 
zuführen könntest.
Das Thermostat macht das was es soll Regeln, dein hydraulischer Abgleich 
ist nur eine grobe Vorsteuerung. Sinnvoll genau wie 
Aussentemperaturführung, aber im Vergleich zur Regelung durch das 
Thermostat liegen Welten!

von Thomas (kosmos)


Lesenswert?

bei der Sprungvorhersage kann man noch die Differenz zw. Vorlauftemp und 
Raumtemp auswerten. Wenn man das Ventil bei kühlen Raum aufdreht ist die 
Spreizung sehr groß angenommen Vorlauf 45°C und Raumtemp 10°C hat man 
einen Spreizung von 35 K, die Wärmeabgabe des Heizkörpers ist 
entsprechend groß, bei Annäherung der beiden Temperaturen z.B. Vorlauf 
45°C und Raumtemp 22°C beträgt die Spreizung nur noch 23K und 
entsprechend sinkt die Wärmeabgabe des Heizkörpers. Hier kann man mit 
kleineren Schritten nachregeln.

Ich würde den Vermieter mal drauf ansprechen ob er die Heizkurve nicht 
mal niedriger einstellt und die Pumpenleistung zu erhöhen, 26°C wird 
keiner brauchen bzw. drauf bestehen und es würden sich bei allen die 
Heizkosten verringern. Dieser Selbregeleffekt also Verringerung der 
Wärmeabgabe würde sich dann noch weiter verstärken.

von Wolfgang-G (Gast)


Lesenswert?

Udo Schmitt schrieb:
>Genau, das ist die schöne neue Welt. Volltheoretsich und absolut >unbrauchbar.

Du triffst den Nagel auf den Kopf. Ich würde sogar behaupten, dass noch 
nicht einmal die Theorie stimmt.

>Das Thermostat macht das was es soll Regeln, dein hydraulischer Abgleich
>ist nur eine grobe Vorsteuerung.
Schön wäre es. Nach meinen Erkenntnissen ist das Ventilunterteil 
heutiger Bauweise als REGELventil ungeeignet, und deshalb ist jede 
weitere Mühe vergebens. s.o.

Pete K. schrieb:
>Ich kann zu diesem Thema das Forum www.haustechnikdialog.de empfehlen.
Wenn es um Heizkurven, Raumtemperatur und der RT-Regelung geht, dann ist 
dort zu 70 bis 80% nichts Empfehlenswertes zu holen.
MfG

von Noname (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ideal wäre ein Deadbeatregler.

von Daniel P. (ppowers)


Lesenswert?

Hallo Zusammen,

leider kann ich zu der Diskussionen hier über 
Heizungsvorlauftemperaturen, Heizkurven, Ventilunterteile und 
Volumenströme nur wenig beitragen, da fehlt mir das Knowhow. Es ist aber 
auch nach wie vor so, dass ich diese Größen weder messen noch 
beeinflussen kann und ich daher nur auf der Suche nach einem Regler bin, 
der mit dieser widrigen Ausgangssituation klarkommt.

Besondere Dank @Noname für Deine Bemühungen mit der Reglersimulation. 
Sieht echt klasse aus!
Ich kann es nicht ganz glauben, dass ein simpler P-Regler hier 
ausreichen soll... und fahre daher gerade testweise mit einem P-Regler 
ein Szenario durch. Die Logdaten werden hoffentlich morgen Aufschluss 
geben :-) Bis jetzt ist das Verhalten eigentlich gar nicht so schlecht, 
auch wenn - wie erwartet - eine Temperaturdifferenz bestehen bleibt.
Deadbeatregler habe ich noch nie gehört, aber ich denke ich werde mir 
die Recherche zu diesem Stichwort als Hausaufgabe fürs Wochenende 
vornehmen ;-)

Danke und Gruß
daniel

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang-G schrieb:
> Eine hohe Vorlauftemperatur ergibt eine niedrigere
> Rücklauftemperatur, sofern die Raumtemperatur konstant bleibt (gleiche
> Wärmeleistung des Heizkörpers).

Wenn die Vorlauftemp steigt, steigt natürlich auch die Rücklauftemp, 
weil der Heizkörper das Medium nur um eine bestimmte Tempdifferenz 
abkühlen kann.

Leute, das ist Physik 8. Klasse oder so. Wärmelehre. Schonmal gehört?

Wenn die Vorlauftemp steigt, steigt die Leistung des Heizkörpers, weil 
Konvektion und Wärmestrahlung zunehmen. Die Tempdiff steigt ebenfalls, 
aber nie soweit, dass die Rücklauftemp sinkt.

Wenn die Rücklauftemp bei steigender Vorlauftemp sinken sollte, dann 
deshalb, weil die Heizkörperthermostate zumachen und den Durchfluss - 
also die Menge des wärmeabgebenden Mediums - drosseln und deswegen 
weniger Wärme transportiert wird. In dem Fall wird aber sinnlos zu 
warmes Wasser durch das Überströmventil im Kreis gepumpt.

Kann ja sein, dass einige das nicht glauben. Aber die Zeiten der 
Dampfheizung mit Zweipunktregler (Fenster auf - Fenster zu) sollten 
eigentlich vorbei sein.

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Daniel P. schrieb:
> leider kann ich zu der Diskussionen hier über
> Heizungsvorlauftemperaturen, Heizkurven, Ventilunterteile und
> Volumenströme nur wenig beitragen, da fehlt mir das Knowhow.

Die Vorlauftemp zu messen erfordert einen zusätzlichen Funkfühler, und 
wenn Du die in die Regelung einfließen läßt, dürfte sie deutlich 
stabiler werden.

Da über die Vorlauftemp die Heizleistung Deines Heizkörpers verändert 
wird, die Heizleistung aber direkt die Regelparameter bestimmt (die 
Sprungantwort fällt bei unterschiedlichen Heizleistungen anders aus), 
kannst Du z.b. bei hoher VT Kp klein, bei geringer VT Kp größer machen 
und damit Überschwingen vermindern.

von Thomas (kosmos)


Lesenswert?

zur Physik 8. Klasse. Es kommt auf die Durchflussmenge an. Ich kann 50°C 
reinschicken und der RL beträgt 35°C oder ich schick 45°C rein und durch 
eine größere Durchflussmenge kommen 40°C zurück.

von Wolfgang-G (Gast)


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
>Wenn die Rücklauftemp bei steigender Vorlauftemp sinken sollte, dann
>deshalb, weil die Heizkörperthermostate zumachen und den Durchfluss
>also die Menge des wärmeabgebenden Mediums - drosseln...
richtig,  sagte ich schon immer

>und deswegen weniger Wärme transportiert wird.
falsch,  die vom HK abgegebene Wärmemenge bleibt bei gleicher 
Raumtemperatur gleich
>In dem Fall wird aber sinnlos zu warmes Wasser durch das Überströmventil im 
>Kreis gepumpt.
Heizungsanlage ungünstig ausgelegt. Besser wäre es, eine Pumpe mit 
Konstantdruckregelung zu verwenden.
MfG

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.