Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Berechnung von Gate-Widerständen


von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Ich habe noch eine Frage zum Thema Gate-Widerstände bei schnell 
schaltenden MOSFETs. Mir ist im Wesentlichen klar, was man damit 
anstellen kann und welche Werte sich aus Erfahrung gut machen.

Aber weiß jemand wie man die auf Basis irgendwelcher Berechnungen 
auslegt und wie diese Berechnungen aussehen müssen?

Danke!

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Von dir hätte ich die Frage nicht gerade erwartet.

Es geht um Dämpfung!
Am einfachsten in SPICE unter Berücksichtigung aller parasitären 
Elemente. Die Leiterbahnen und die Anschlußbeine sind Induktivitäten, 
die MOSFET-Gatekapazität ist nichtlinear, das MOSFET-Gate hat wenn nicht 
im DB angegeben ca. 1 Ohm Wirkwiderstand. Dazu kommt in Reihe noch der 
Ausgangswiderstand des MOSFET-Treibers, auch nicht sonderlich linear, 
und dessen Kapazität. Je nachdem obs eine Treiberstufe mit MOSFETs oder 
Bipolaren ist, dann eben noch eine Stromquellen-Begrenzung.

Und dann schaust du dir eben die Simulation an. Einfaches berechnen wie 
einen Schwingkreis ist nicht so einfach, da viele nichtlineare Elemente.

Die Gate-Kapazität ist übrigens auch von Strom und Spannung am Drain 
abhängig! Und nicht die Source-Induktivität vergessen. Das gleiche auch 
im Treiber-IC beachten.

Oder die einfache Antwort: ca. 10-50 Ohm.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Wie gesagt, wozu die Dinger da sind und was man damit machen kann weiß 
ich, auch wie man sie in etwa dimensionieren sollte. Da kann man sich ja 
auch auf Erfahrungswerte stützen.

Aber ich weiß halt nicht wie man sie berechnet und hätte da gerne noch 
ein paar Infos zu...

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

Kommt drauf an, was dabei ddie Prioritäten sind.
Willst Du weich schalten, z.B. wegen EMV, dann wählt man ihn rel. groß. 
R und Gatekapazität bilden ja einen Tiefpaß, mit einer C, deren 
Absonderlichkeiten Abdul K. bereits erwähnt hat. Langsames Schalten 
erhöht aber wiederum die Umschaltverluste.
Je nach gewünschten Tiefpaßverhalten, wird halt der R ausgerechnet.
Andere Anforderung ist der max. Gatestrom, der eher vom Treiber bestimmt 
wird. I_spitze wird dabei so Ugs/R sein.
Wieder andere Anforderung ist das Klingeln eines Mosfets bei zu harter 
Ansteuerung.
Also wie Du siehst - wie man's macht, ist es verkehrt ;-)

von Johannes (Gast)


Lesenswert?

Ich nehme jetzt mal an: Du willst hier keinen konkreten MOSFET in einer 
konkreten Schaltung betrachten und auslegen, sondern willst dir hier die 
Grundlagen aneignen.

Wenn dem so ist, kannst du es folgendermaßen, vereinfacht betrachten.

Du hast einen MOSFET mit einer wirksamen Gatekapazität C_Gges. Diese 
besteht größtenteils aus C_GS + C_GD + C_ox

Dieser Wert C_Gges ist manchmal auch direkt in den Datenblättern zu 
finden.

Wenn du nun deine maximal zu erreichende Schaltfrequenz kennst, kannst 
du dir deinen Maximalwert zum (Ent-)Laden des Gates berechnen.

Dazu nimmst du einfach dein RC-Glied, bestehend aus C_Gges und R_G.
Da dir R_G Unbekannt ist, aber du dafür deine Grenzfrequenz(maximale 
Schaltfrequenz) f_g kennst, kannst du deinen Wiederstand wie folgt 
abschätzen

R_G = 1/(2*PI*C_Gges*f_g)

Damit würdest du exakt deine Grenze erreichen.
Wenn du den Wiederstand nun etwas kleiner wählst, kannst du die 
Grenzfrequenz f_g etwas erhöhen um dir einen Puffer zu schaffen.

Das war jetzt eine idealisierte und vereinfachte Betrachtung. Für den 
realen einsatz z.B. in der HF, ist sowas eher mit geschickter 
SPICE-Analyse zu ermitteln, da dann viele Sachen wie Leitungskapazität 
und Induktivität mit reinspielen und natürlich auch die 
Nichtlinearitäten des MOSFET, wie Abdul K. schon richtig aufgeführt 
hatte

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Johannes schrieb:
> kannst du deinen Wiederstand wie folgt abschätzen
Einen was abschätzen?

von Johannes (Gast)


Lesenswert?

Ja ein Rechtschreibfehler. Ich hoffe der Post ist wenigstens noch 
ansatzweise lesber.

von Seraptin (Gast)


Lesenswert?

Falls es dich intressiert würde ich diese Doktorarbeit empfehlen:

http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2010/2682/pdf/fink_karsten.pdf

Dabei geht es zwar um IGBTs aber vieles lässt sich auch auf MOSFETs 
übertragen. Wenn man das ganze wirklich durchsteigen sollte man sich in 
das Schaltverhalten von MOSFETs einlesen.

mfg

von Simon K. (simon) Benutzerseite


Lesenswert?

Die Methode von Johannes ist doch Kokolores! An einem digital 
geschalteten Signal kann man doch nicht sinnvoll mit dieser Tiefpass 
Formel (die die 3dB-Grenzfrequenz bei Sinusschwingungen gibt) arbeiten.

Da finde ich es sinnvoller anzunehmen, dass während des Schaltvorgangs 
der Strom konstant ist, sodass man mit I = Qges/T = Ug/Rg arbeiten kann.

von Ingo L. (Gast)


Lesenswert?


Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.