Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Lautsprecher ankoppeln


von Marcel S. (marcel_74)


Lesenswert?

Hallo!

Ich habe eine Frage zur Ankopplung eines Lautsprechers und hoffe, dass 
mir jemand von Euch helfen kann. Ich habe schon viel gesucht, womöglich 
aber in die falsche Richtung.

Für meine Kinder habe ich eine Miniorgel aus einem alten NE555 gebaut. 
Die Orgel funktioniert soweit super und lässt sich auch gut stimmen, 
aber ich weiß nicht so wirklich wie ich den Lautsprecher ankoppeln soll.
Der NE555 wird mit 9V aus einer Batterie versorgt und die 
Gegentaktendstufe des NE555 schaltet also zwischen 9V und GND. 
Angeschlossen werden soll ein Miniaturlautsprecher mit 8Ohm Impedanz.

Jetzt gleich meine erste Frage: Worauf bezieht sich die Impedanzangabe? 
Sind die 8 Ohm auf eine bestimmte Frequenz bezogen oder ist das nur der 
Gleichstromwiderstand?

Soll ich den Lautsprecher jetzt einfach über einen Vorwiderstand an den 
Ausgang des NE555 hängen? Den Widerstand kann ich ja so festlegen, dass 
niemals mehr als die 200mA fließen können, die der NE555 gerade noch so 
liefern kann. Optimal wäre zur Schonung der Nerven auch eine 
Lautstärkeregelung per Poti in Reihe.

Ich kann (oder muss?) den LS aber auch über einen Kondensator ankoppeln, 
was ich in vielen einfachen (Verstärker-)Schaltungen auch häufig sehe. 
Muss ich dann darauf achten, dass z.B. die Resonanzfrequenz des 
entstehenden RLC-Gliedes mitten in meinem Frequenzbereich liegt (hier 
220Hz - 660Hz also a bis e'') oder soll die Resonanzfrequenz genau nicht 
in meinem gewünschten Frequenzbereich liegen?

Also Ihr seht schon, dass ich mir viele Gedanken mache, brauche aber den 
Stubs in die richtige Richtung.

Viele Grüße und herzlichen Dank
Marcel

von Achim M. (minifloat)


Lesenswert?

Hallo auch.

Marcel S. schrieb:
> die Resonanzfrequenz des
> entstehenden RLC-Gliedes mitten in meinem Frequenzbereich liegt

Vernachlässige den Induktiven Anteil des Lautsprechers, er soll sowieso 
mehr Wirk- als Blindleistung ziehen. Also Rechne einfach mit 8Ω.
Den Vorwiderstand zum Lautstärke begrenzen legst du nach eigenem Gusto 
aus.
Die Grenzfrequenz(!!) des entstandenen RC-Gliedes mit R=8Ω+Vorwiderstand 
muss natürlich unterhalb des tiefsten Tones liegen, da es ein Hochpass 
ist. Soll ja schließlich den Gleichspannungsanteil wegschneiden.

Wenn der 555 also 0V oder 9V ausgibt, hast du eine Rechteckspannung von 
4,5Vrms. Um im Einschaltmoment den 555 nicht zu überlasten wäre es 
natürlich trotzdem ratsam, den Vorwiderstand auf 9V auszulegen. 47Ω 
allein würden dann in Spitze 190mA ergeben. Mit den 8Ω des Lautsprechers 
wären es ca. 165mA.

Du schreibst 220Hz als untersten Ton. Ich würde die Grenzfrequenz eine 
Dekade darunter legen. Da kommst du mit einem 100µF Elko gut aus.

mfg mf

von Marcel S. (marcel_74)


Lesenswert?

Hallo mf,

vielen Dank für die umfassende Antwort. Dadurch, dass ich die Ind. des 
LS weglassen kann, wird es ja erheblich einfacher.

Durch Experimentieren habe ich bereits herausgefunden, dass 100µF ganz 
gut sind, aber ich wusste nicht warum. Durch die Berechnung der 
Grenzfrequenz wird mir das klar.

Eine Frage habe ich aber noch: Bei der Berechnung der Grenzfreqenz 
werden ja nur der Wirkwiderstand des LS und die Kapazität des 
Kondensators berücksichtigt. Aber welchen Einfluss hat denn jetzt der 
47Ohm-Widerstand, der noch vor dem Hochpass in Reihe liegt? Die 
Zeitkonstante T des daraus resultierenden RC-Reihe darf doch eigentlich 
nicht vernachlässigt werden, oder?

Viele Grüße
Marcel

von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

Ein einfacher Vorwiderstand vor dem Lautsprecher ist keine so gute 
Lösung, weil infolge der ausgeprägten Resonanz des Lautsprechers eine 
stark frequenzabhängige Schallabstrahlung auftritt. Bei dem 
Miniaturlautsprecher dürfte die Resonanz auch mitten im 
Nutzfrequenzbereich liegen. Besser wäre daher ein niederohmiger 
Spannungsteiler.

von Marcel S. (marcel_74)


Lesenswert?

Hallo ArnoR,

vielen Dank für den Hinweis, auch wenn ich ihn nicht wirklch verstehe. 
Durch den Spannungsteiler setze ich die Gesamtspannung am Lautsprecher 
herab. Allerdings ändert das doch nichts an der Resonanzfrequenz des 
Lautsprechers. Kannst Du mir das bitte genauer erklären?

Vielen Dank
Marcel

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


Lesenswert?

Marcel S. schrieb:
> Hallo ArnoR,
>
> vielen Dank für den Hinweis, auch wenn ich ihn nicht wirklch verstehe.

Kannst Du auch getrost ignorieren.
Von "HIFI" kann ja schon deshalb nicht die Rede sein, weil Deine "Orgel" 
nur Rechtecktoene von sich gibt....



Gruss

Michael

von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

> Von "HIFI" kann ja schon deshalb nicht die Rede sein

Davon war auch gar nicht die Rede.

> weil Deine "Orgel" nur Rechtecktioene von sich gibt

Auch dabei hängt der "Klang" vom Frequenzgang ab.

von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

> Kannst Du mir das bitte genauer erklären?

Die Impedanz des Lautsprechers ist stark frequenzabhängig und hat bei 
der Resonanzfrequenz ein ausgeprägtes Maximum. Daher ändert sich beim 
Betrieb mit einem einfachen Vorwiderstand das Teilerverhältnis mit der 
Frequenz. Der höchste Pegel liegt bei der Resonanzfrequenz am 
Lautsprecher. Um einen brauchbaren Frequenzgang zu bekommen, muss der 
Innenwiderstand des Verstärkers deutlich kleiner als die 
Lautsprecherimpedanz sein.

von Marcel S. (marcel_74)


Lesenswert?

Hallo!

Ich bin ja immer gewillt etwas neues zu lernen und möchte immer auch die 
Hintergründe verstehen. Allerdings bin ich jetzt ziemlich verwirrt.

MiniFloat hatte ja geschrieben, dass ich den Blindwiderstand XL 
vernachlässigen soll. Allerdings ist ja genau dieser für die 
Frequenzabhängigkeit der Impedanz verantwortlich. Allerdings wundert 
mich die Resonanzfrequenz noch ein wenig, denn diese sollte doch eher 
mechanischer Natur sein, oder verbirgt sich im Ersatzschaltbild eines 
Lautsprechern noch eine Kapazität? Denn ohne Kapazität sollte die 
Impedanz des LS doch bei höheren Frequenzen einfach immer größer werden.

Die Erklärung mit dem Spannungsteiler von ArnoR verstehe ich sobald die 
Sache mit der Resonanzfrequenz geklärt ist.

Vielen Dank Euch allen!
Marcel

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo Marcel,

das ist ja wirklich Humbug, mach den armen Marcel nicht kirre.

@Marcel: Bau deinen Vorwiderstand + Elko ein und fertig.
(Wie funktioniert Deine "Orgel" eigentlich JETZT? Kein Lautsprecher 
dran?

> Die Impedanz des Lautsprechers ist stark frequenzabhängig und hat bei
> der Resonanzfrequenz ein ausgeprägtes Maximum. Daher ändert sich beim


Na doll.... das bestreitet niemand.
Hier ein Impedanzverlauf einer 6Ohm-Breitband-Lautsprechers.
Der hat seine Resonanz bei 45 Hz.
Und was soll dabei schlecht sein? Wenn ich den ueber 47 Ohm an eine 
niederohmige Quelle ankoppele dann habe ich bei Resonanzfrequenz 45 Hz 
eine  subjektive Verdreifachung der Lautstaerke

(http://www.bassbacke.de/hints/bass/basslautsprecher.htm)

Und das ist doch super, dann quäkt das Teil weniger wegen der vielen 
Obertöne!

> Betrieb mit einem einfachen Vorwiderstand das Teilerverhältnis mit der
> Frequenz. Der höchste Pegel liegt bei der Resonanzfrequenz am
> Lautsprecher. Um einen brauchbaren Frequenzgang zu bekommen, muss der
> Innenwiderstand des Verstärkers deutlich kleiner als die
> Lautsprecherimpedanz sein.

Definiere, was ist ein "brauchbarer Frequenzgang"?

Anstatt solche hochakademischen Tipps zu geben, die zwar ncht verkehrt 
aber noch weniger zielfuehrend sind und Marcel nur verunsichern, denk 
erst mal nach, was fuer eine Antwort gefragt war.

Es ist toll, dass Du so viel weisst,
aber ein besserer Tip fuer Marcel waere gewesen :

"Nimm einen moeglichst grossen Lautsprecher damit er die Baesse besser 
wiedergibt!"

Gruss

Michael

von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

> ein besserer Tip fuer Marcel waere gewesen :
> "Nimm einen moeglichst grossen Lautsprecher damit er die Baesse besser
> wiedergibt!"

Marcel S. schrieb:
> in meinem Frequenzbereich liegt (hier 220Hz - 660Hz also a bis e'')

Ja, das wäre wirklich ein toller Tipp gewesen.

Hier mal für Marcel der prizipielle Frequenzgang der Impedanz:

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lautsprecher&action=edit&section=25

So ähnlich sieht dann auch der Frequenzgang aus.

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


Lesenswert?

Hallo Marcel,

> Die Erklärung mit dem Spannungsteiler von ArnoR verstehe ich sobald die
> Sache mit der Resonanzfrequenz geklärt ist.

Das ist in Deinem Fall absolut nebensaechlich.
Aber schau Dir mal einen Impedanzverlauf eines Lautsprechers an.
Seine Eigenschaften (insbesondere Membrandurchmesser, Aufhaengung etc.) 
bestimmen diese Frequenz.

Unterhalb seiner Resonanzfrequenz wird kaum Leistung abgestrahlt, 
darueber ja.
Bei Resonanzfrequenz steigt die Impedanz des LS stark an.

Das hat aber nichts zu sagen, da man - ausser in Spezialfaellen - den LS 
sowieso ueber dieser Frequenz betreiben soll und will.

Bei Basslautsprechern soll die Resonanz deshalb sinnvollerweise sehr 
tief liegen und deshalb sind diese auch sehr gross.

Nimm also ruhig irgendeinen Lautsprecher und es wird funktionieren.
Je groesser um so weniger "piespig" klingt die "Orgel", denn die 
Rechteckschwingung enthaelt viele Obertoene. Wenn dann noch durch einen 
kleinen Lautsprecher die tiefen Frequenzen schlechter abgestrahlt 
werden, hoert sich das nicht so toll an.

Du kannst auch mit verschiedenen Gehaeusegroessen/-materalien 
unterschiedlichen Klang erzeugen, weil die Obertoene in einem einzelnen 
gespielten Ton sich dann hanz anders anhoeren....einfach ein bischen 
experimentieren


Hier steht einiges:
http://www.sprut.de/misc/audio/lautsprecher/box.htm#resonanz
oder hier:
http://www.bassbacke.de/hints/bass/basslautsprecher.htm

Bei den Herstellern kannst Du Dir die Kurven ansehen:

http://www.visaton.de/bilder/frequenz/gross/b200_6_fs.gif

Das beantwortet Deine Ausgangsfrage nach der frequenzabhaengigen 
Impedanz.

Das Ankoppeln ueber Kondensator dient nur dazu, einen Gleichstrom aus 
dem 555 zu blockieren und dessen Impedanz sollte einfach bei deiner 
niedrigsten Frequenz (220Hz) klein gegenueber den 47 Ohm Vorwiderstand + 
8 Ohm Lautsprecherwiderstand sein!

Wenn Du statt dessen 1000uF benutzt ist deshalb auch egal, nur wenn er 
zu klein wird, beschneidet er eben die niedrigeren Frequenzen.




Gruss

Michael

von Marcel S. (marcel_74)


Lesenswert?

Hallo!

Vielen Dank für die gute und verständliche Antwort.

Hilfreich war der Frequenzgang des Visaton-LS. Wenn ich den nehme, würde 
ja alles passen. 220Hz liegen deutlich über der Resonanzfrequenz von ca. 
45Hz und die Impedanz ist durchgehend deutlich kleiner als die 
Ankopplung über den 47Ohm-Widerstand.

Das hat mir jetzt echt geholfen. Danke!

Sinngemäß müsste ich das doch jetzt auch auf einen Kopfhöreranschluss 
übertragen können, mit dem Unterschied, dass Kopfhörer eine deutlich 
höhere Impedanz haben (16-32 Ohm). Der 100µF-C kann ja bleiben, aber die 
Spannung muss ich reduzieren. Ich habe hier im Forum als Richtwert 3V 
Vss und als Ausgangsimpedanz 8Ohm gefunden. Das ließe sich ja per 
Umschaltkontakt in der Klinkenbuchse erledigen.

Viele Grüße
Marcel

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.