Hallo, in Schaltplänen zu Mosfet Audio-Verstärkern sehe ich oft das dort hintereinander 2 Differenzverstärker verwendet werden. Ist das ein sinnvoller Aufbau? Z.b hier: ampslab.com/hx100_schematics.htm Ist das ein guter Verstärker vom Prinzip her?
> Ist das ein guter Verstärker vom Prinzip her?
Nein. Die Pegelfestigkeit der internen Stufen muss natürlich mit dem
Pegel (=der Verstärkung) im Verstärkerzug ansteigen. Das ist hier nicht
gegeben. Die zweite Diff-Stufe verträgt nur genausoviel Pegel wie die
erste.
Ein Differenzverstärker verträgt nur etwa 18mV Differenzeingangsspannung
für 1% Klirr. Das schafft man beim ersten mit genügend hoher
Leerlaufverstärkung recht einfach. Der zweite Diff wird aber schon
übersteuert, weil er die Endstufe voll aussteuern muss. Er muss eine
Ausgangsspannung von etwa +-50V liefern und bräuchte eine Verstärkung
von etwa 3000 (im gesamten Nutzfrequenzbereich) um unter 1% Klirr zu
bleiben. Das schafft die Schaltung nicht, sie hat daher einen rel. hohen
Leerlaufklirrfaktor.
ArnoR schrieb: > Ein Differenzverstärker verträgt nur etwa 18mV Differenzeingangsspannung > für 1% Klirr. Das schafft man beim ersten mit genügend hoher > Leerlaufverstärkung recht einfach. Der zweite Diff wird aber schon > übersteuert, weil er die Endstufe voll aussteuern muss. Stimmt, darauf hätte ich auch kommen müssen, wobei der zweite Diff ja keine KSQ hat sondern nur einen Widerstand deshalb verträgt er wohl ein bisschen mehr. Trotzdem keine Referenzschaltung..
Ganz so schlimm ist das nicht. Zum einen ist die Verstärkung noch in der Schleife. Genau wie die Verzerrungen von den FETs werden auch die Verzerrungen des 2. Differenzverstärkers von der Schleifenverstärkung reduziert. Als 2. Punkt ist da auch noch der Kondensator zur Kompensation - dieser wirkt über einen großen Teil des interessanten Frequenzbereichs als zusätzliche Gegenkopplung und bestimmt damit die Linearität der Stufe. Wie gut das geht hängt aber von der Auslegung ab, also in wie weit der Kondensator oder die Gate-Kapazitäten den Frequenzgang bestimmen. Wirklich gut ist die Schaltung trotzdem nicht. Ob die Einstellung des Ruhestromes bei den FETs stabil ist, ist mehr oder weniger Glückssache bzw. hängt von der Teilewahl ab. Auch geht relativ viel Spannung verloren weil für die Ansteuerung der Gates keine zusätzliche Spannung (z.B. per Bootstrapping) zur Verfügung steht.
> Ganz so schlimm ist das nicht...
Im Gegenteil, ist sogar noch viel schlimmer. Einige Effekte wurden noch
gar nicht genannt, wie z.B. die Rückwirkung des Transistors mit dem
großen Spannungshub am Kollektor im 2-ten Diff auf den ersten Diff. Ich
hab mal eine vereinfachte Schaltung simuliert und angehängt. Die
verwendeten Transistoren sind besser als die, die man tatsächlich
einsetzen würde. Die Schaltung hat dennoch über 18% Leerlaufklirr, ohne
Endstufe! Das ist bemerkenswert schlecht.
Der Open-Loop Klirrfaktor ist nicht so wichtig - 18% (im LF Limit) sind da auch nicht ungewöhnlich schlecht, und es fehlt in der Simulation auch noch der nicht unwesentliche Kondensator zur Frequenzkompensation. Bis jetzt ist da nur die kleine Transistorinterne Rückwirkung drin, und auch die ist schon positiv. Der Kondensator sorgt bei den höheren Frequenzen (ab ca. 10-100 Hz) für eine bessere Linearität, denn die 2. Stufe wird dabei Quasi übersprungen. Bei den Niedrigen Frequenzen ist der Loop Gain sehr hoch hoch und reduziert so den Klirrfaktor. Schlecht in der Schaltung sind da eher die beiden Widerstände (3 K in der Simulation) in der 1.Stufe - da wäre ein Stromspiegel besser und würde für mehr Schleifenverstärkung sorgen.
> Der Open-Loop Klirrfaktor ist nicht so wichtig - 18% (im LF Limit) sind > da auch nicht ungewöhnlich schlecht Na du hast ja seltsame Vorstellungen. Ein guter Verstärker schafft 1% Leerlaufverzerrungen und zwar der komplette Verstärker. Die hohen Verzerrungen muss dieSchleifenverstärkung doch reduzieren, wieso sollte man da so schlechte Werte gutheißen. Und ab der ersten Polfrequenz (10...100Hz wie du schreibst) gehts runter mit der Schleifenverstärkung. > Bis jetzt ist da nur die kleine Transistorinterne Rückwirkung drin, und auch > die ist schon positiv. Die transistorinterne Rückwirkung ist keineswegs positv, schau die einfach mal die Signale an den Basen an. > Der Kondensator sorgt bei den höheren Frequenzen (ab ca. 10-100 Hz) für > eine bessere Linearität, denn die 2. Stufe wird dabei Quasi > übersprungen Das ist nicht richtig. Die Stufe wird keineswegs übersprungen sondern spannungsgegengekoppelt. Das vermindert aber auch die Schleifenverstärkung und damit die Reduktion des Leerlaufklirrs.
Der Doppeldifferenzverstärker gilt doch als ganz brauchbar. Im Anhang mal die Simus für ein anderes Projekt.
Auch mit größerer Versorgungsspannung sieht es nicht übel aus, obwohl die BCs natürlich nicht lange halten...
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