Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wie kann man logische Schaltungen in der Realität mit Transistoren realisieren?


von Max (Gast)


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Hallo,

der Betreff sagt eigentlich schon alles. Also würde gerne zum Beispiel 
erfahren, wie man eine OR-, NOT oder AND-Gatter in der Praxis realisiert 
mit Transistoren?

Vielen Dank

von Fabian (Gast)


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von Falk B. (falk)


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@  Max (Gast)

>der Betreff sagt eigentlich schon alles. Also würde gerne zum Beispiel
>erfahren, wie man eine OR-, NOT oder AND-Gatter in der Praxis realisiert
>mit Transistoren?

http://de.wikipedia.org/wiki/Transistor-Transistor-Logik

MFG
Falk

von Chris S. (hondaracer1)


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http://en.wikipedia.org/wiki/NAND_gate

wenn dir dann noch bewusst ist das man aus aus nand, alles andere 
zusammen basteln kann, kriegst du auch den rest hin (das gleiche gilt 
für NOR)
ob das allerdings sinnvoll ist, seine gatter aus transistoren selbst 
zusammen zu basteln, sei mal dahingestellt.

von Erich (Gast)


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>in der Praxis realisiert mit Transistoren?

Eher gar nicht (mehr).
Heute greift man zum IC oder zum uC.

von Kevin (Gast)


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@Fabian
Nun sei doch nicht so gemein.

@Max
Hier findest du alles was du brauchst.
www.gidf.de

von Albert .. (albert-k)


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Neben Multi-Emitter Transistoren kann man aber auch mehrere Transistoren 
in Serie (AND) und mehrere Transistoren parallel (ODER) verwenden.
Wird in dieser Art und Weise bei CML (Current Mode Logic - schnelle 
Stromschalter für mehrere GHz) Logik verwendet.

von John D. (Gast)


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Ist Google kaputt? Ich hatte nur selten mit Digitaltechnik zu tun, aber 
wenn ich mir eine simple Logik (on-chip) bauen musste, dann so:

AND: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cmos_and.svg?uselang=de
OR: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cmos_or.svg?uselang=de
Inverter: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:CMOS_inverter_%28enhancement%29_DE.svg

von Ottmar K. (wil1)


Angehängte Dateien:

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@Max
Siehe Anhang
mfg Ottmar

von nichtangemeldeterag999 (Gast)


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Normalerweise ist es natürlich weniger üblich, Logik diskret aufzubauen, 
aber unabhängig davon fiel mir gerade eine "Schaltung" aus einem 80er 
Jahre Elektor-Buch "300 Schaltungen" ein:
"UND-Gatter ohne Speisespannung"
1
>--+----+
2
   R    R
3
   |    |
4
   |    +---->
5
   +--|<  NPN
6
        | E
7
>-------+
Beide Rs sind 5K6

:-D

Im Ernst: Es ist natürlich nicht verkehrt, sich über die möglichen 
Implementierungen der Logik Gatter Gedanken zu machen, weil z.B. 
Bussysteme wie I2C über einen Pullup und die Devices NAND-Logik 
erzeugen/benutzen.

von Stefan Frings (Gast)


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Bau einfach das Innenleben von 74er TTL IC's mit Transistoren nach. Das 
Schaltbild der TTL Logikgatter ist ja im jeweiligen Datenblatt drin.

von Erich (Gast)


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>Bau einfach das Innenleben von 74er TTL IC's mit Transistoren nach

Aha.
Wie lautet bitte die Bestellbezeichnung (bevorzugt Reichelt, Conrad) für 
den Multiemitter-Transistor mit 10 Anschlüssen, ich will ein 7430 
nachbauen ?

von Bananen Joe (Gast)


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von nicht "Gast" (Gast)


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Erich schrieb:
> Wie lautet bitte die Bestellbezeichnung (bevorzugt Reichelt, Conrad) für
> den Multiemitter-Transistor mit 10 Anschlüssen, ich will ein 7430
> nachbauen ?

Du kannst dazu einfach 10 Transistoren parallel schalten (nur die 
Kollektoren und Basen natürlich). No big deal.

von Defektelektron (Gast)


Angehängte Dateien:

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Erich schrieb:

> Wie lautet bitte die Bestellbezeichnung (bevorzugt Reichelt, Conrad) für
> den Multiemitter-Transistor mit 10 Anschlüssen, ich will ein 7430
> nachbauen ?

Basteltüte

von Wilhelm F. (Gast)


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@Max:

Mit RTL-Logik flog man 1969 schon zum Mond. Apollo Guidance Computer. 
Man bevorzugte dort 3-Input-NOR-Gates, die sehr einfach aus 3 
NPN-Transistoren und 4 Widerständen bestehen, wobei man mit diesen 
Baugruppen dann alle logischen Verknüpfungen gestalten kann.

OK, diese Teile glänzten noch nicht besonders mit geringem 
Energieverbrauch und Schaltgeschwindigkeit. Aber sie funktionierten.

Und wenn man mal keinen Logikbaustein hat, kann man ein einzelnes NAND- 
oder NOR-Gate auch heute schnell mit 2 Transistoren und 3 Widerständen 
gestalten.

Der 4007 ist auch so ein seltener Baustein aus der CMOS-4000-Serie. Er 
beinhaltet keine fertigen Gatter, aber hat einzelne MOSFET-Transistoren, 
die man zu verschiedenen Gatterarten verschalten kann. Ich glaube, für 
ein einzelnes Transmission-Gate reicht er auch noch eben so.

In Schaltungen eingesetzt gesehen habe ich ihn nie, aber man konnte ihn 
kaufen, war also verbreitet, ich hab nämlich einen.

Wikipedia hat eine Beschreibung der diversen Logikfamilien, und den 
inneren Aufbau. Von RTL bis weiß der Kuckuck, was gerade in ist.



nichtangemeldeterag999 schrieb:

> "UND-Gatter ohne Speisespannung"

Nicht schlecht. Oder ein ODER-Gatter ganz ohne Transistor, nur mit 2 
Dioden und Widerstand. Fiel mir gerade so spontan ein. Es hat natürlich 
seine Macken, z.B. nicht ausreichend Energie, keine Verstärkung.

Nur leider lassen sich mit den nicht invertierenden Gattern nicht alle 
Logikverknüpfungen bilden.

von (prx) A. K. (prx)


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Wie man nur aus einzelnen Transistoren und Widerständen der 
leistungsstärksten Computer seiner Zeit aufbaut, inkl. Gatteraufbau und 
etlichen Schaltbildern (mit allerdings ungewohnter Symbolik): 
http://bitsavers.informatik.uni-stuttgart.de/pdf/cdc/cyber/books/DesignOfAComputer_CDC6600.pdf
http://www.computerhistory.org/revolution/digital-logic/12/329/1426

von bko (Gast)


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von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Wie man nur aus einzelnen Transistoren und Widerständen der
> leistungsstärksten Computer seiner Zeit aufbaut...
http://bitsavers.informatik.uni-stuttgart.de/pdf/cdc/cyber/books/DesignOfAComputer_CDC6600.pdf

Danke für den Tipp.

Auf Seite 20 (PDF S.31) steht folgendes:
>> Figure 10 shows the improvment in reliability of transistors during
>> the ten-year interval 1954 to 1964. According to this curve, the
>> failure rate is approaching a limit value of 4 x 10^-9 failures per
>> hour, or a more familiar figuree of 0,0004 percent per 1000 hours.
>>
>> Since the entire 6600 Computer contains approximately 400,000
>> transistors, the system mean free time between failure due to the
>> transistor is over 2000 hours.

Heutige CPUs haben etwa 1 Milliarde (10^9) Transistoren, bei einer 
angenommen Fehlerrate von 10^-9 / h ergibt sich somit ein Fehler pro 
Stunde. Warum fallen diese Fehler in der Regel nicht auf?

von (prx) A. K. (prx)


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Vielleicht ist deine Annahme von 10^-9 / h nicht korrekt?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Alexander Schmidt schrieb:

> Auf Seite 20 (PDF S.31) steht folgendes:
>>> Figure 10 shows the improvment in reliability of transistors during
>>> the ten-year interval 1954 to 1964. According to this curve, the
>>> failure rate is approaching a limit value of 4 x 10^-9 failures per
>>> hour, or a more familiar figuree of 0,0004 percent per 1000 hours.

> Heutige CPUs haben etwa 1 Milliarde (10^9) Transistoren, bei einer
> angenommen Fehlerrate von 10^-9 / h ergibt sich somit ein Fehler pro
> Stunde. Warum fallen diese Fehler in der Regel nicht auf?

Weil die 1E-9 für Transistoren von 1964 gelten. Außerdem für das 
Gesamtkunstwerk aus Transistor-Kristall, Kontaktierung desselben, 
Verkapselung (1964 = Germanium = empfindlich schon auf Luftfeuchte) und 
am Ende vermutlich noch inclusive der Zuverlässigkeit der 3 Lötstellen 
auf der Platine.

Technologisch hat sich da einiges getan. Einige der Fehler-Faktoren 
fallen ganz weg. Und ganz allgemein hat sich die Zuverlässigkeit der 
Bauteile auch deutlich erhöht in den letzten 60 Jahren.


XL

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Max schrieb:

> der Betreff sagt eigentlich schon alles. Also würde gerne zum Beispiel
> erfahren, wie man eine OR-, NOT oder AND-Gatter in der Praxis realisiert
> mit Transistoren?

In der Praxis kauft man das heute im Ganzen. Aber gerade die 
Innenschaltung von CMOS-Gattern ist ja eher einfach. Siehe z.B. 
http://en.wikipedia.org/wiki/CMOS für ein NAND.

Als man Logik noch richtig "zu Fuß" aufgebaut hat, war die Basis meist 
der 1-Transistor-Inverter. Für logische Verknüpfung dann entweder 
Widerstände (was zur Widerstand-Transistor-Logik führt: -> RTL) oder 
Dioden (-> DTL).

Weil du spezifisch "mit Transistoren" schreibst: in den späten 70ern bis 
80ern war I²L = "integrated injector logic" mal eine ganze Weile sehr 
beliebt. Basisschaltung ist auch da der 1-Transistor-Inverter, aber mit 
offenem Kollektor. Grundschaltung:
1
      Vcc
2
       |
3
       R
4
       |    ___ Out
5
 In ---*--|<
6
            |
7
           GND

Der Widerstand injiziert (daher: injector) einen Basisstrom. Der offene 
Eingang sieht H, der Ausgang geht auf L. Durch die Wahl des Widerstands 
kann man Stromaufnahme und Geschwindigkeit in Grenzen gegeneinander 
abwägen. Praktisch hat man das auch eher als Stromquelle realisiert, 
quasi als Stromspiegel mit gaaaanz vielen Ausgängen.

Vcc kann klein sein, nur um ca. 1V. In damals typischen 5V-Systemen hat 
man dann gern auch mehrere "Ebenen" I²L in einem Chip "übereinander" 
betrieben. An den Ein- und Ausgängen eines I²L ICs braucht man ja 
sowieso Pegelumsetzer, die können das dann gleich mit erledigen.

Logische Verknüpfungen realisiert man bei I²L am Ausgang: weil die 
Ausgänge open-collector sind, kann man sie ja beliebig zusammenschalten. 
Das einfachste Gatter in I²L ist ein NOR, bestehend aus sovielen 
Transistoren wie Eingänge, deren Kollektoren alle zusammengeschaltet 
sind.

Ich habe in der Bastelkiste noch diverse IC in I²L:

- D346: ein 7447 (BCD-7-Segment Decoder) mit kaum Stromverbrauch und 
Konstantstrom-Ausgängen
- E355: ein Oszillator vom 555 Typ mit nachgeschalteter Teilerkette und 
etwas Steuerlogik. Prima als Eieruhr/Platinen-Belichtungszeitgeber etc.
- PSB8591: gerade letzens gefunden. Das ist ein DTMF-Generator von 
Siemens.


XL

von Wilhelm F. (Gast)


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Axel Schwenke schrieb:

> Technologisch hat sich da einiges getan. Einige der Fehler-Faktoren
> fallen ganz weg. Und ganz allgemein hat sich die Zuverlässigkeit der
> Bauteile auch deutlich erhöht in den letzten 60 Jahren.

Vor allem war Germanium schon sehr viel anfälliger als Silizium, weil 
die Oberfläche nicht mit Oxid passiviert werden konnte, wie man es bei 
Si mit SiO2 macht. Auf Zeit diffundieren da allerhand Fremdatome ein, 
aus der Luft oder aus den umgebenden Materialien. Das ändert dann die 
Betriebsparameter. Dann sind wohl auch die Diffusionsgeschwindigkeiten 
bei niedrigen Temperaturen höher, Ausdiffundieren der Zonen, aber das 
müßte ich detailliert mal nachschauen.

Die Ausfälle kann ich sogar selbst beobachten, habe hier noch ein paar 
Ge-Transistoren von ungefähr 1960 liegen. Teils mit Glasgehäuse wie die 
Ge-Spitzendioden, teils aber auch mit Blechgehäuse. Ja, und der eine 
oder andere leitet bereits ganz von alleine, so daß ich sagen kann, er 
hat die Transistorfunktion vollständig verloren. Einfach über Jahrzehnte 
nur durch Herumliegen in der Bastelkiste.

Alleine mit der Planar-Epitaxialtechnik erreichte man wohl schon 
einiges, die ganz alten Exemplare waren ja noch hergestellt wie die 
Spitzendioden, bzw. aufgelötete Perlen für Emitter und Kollektor.

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Axel Schwenke schrieb:
> Weil die 1E-9 für Transistoren von 1964 gelten. Außerdem für das
> Gesamtkunstwerk aus Transistor-Kristall, Kontaktierung desselben,
> Verkapselung (1964 = Germanium = empfindlich schon auf Luftfeuchte) und
> am Ende vermutlich noch inclusive der Zuverlässigkeit der 3 Lötstellen
> auf der Platine.

Die 10^-9 / h waren natürlich ein Schuss ins Blaue. Wenn man sich die
Zeitreihe bis 1964 ansieht, dann schaut es so aus, als ob der Grenzwert
bei 10^-9 liegt.

Aber da sich die Strukturgröße massiv verkleinert hat, glaube ich nicht,
dass die Fehlerrate noch sehr deutlich gesunken ist.

Gibt es dazu irgendwo Zahlen?

von (prx) A. K. (prx)


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von W.S. (Gast)


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Max schrieb:
> wie man eine OR-, NOT oder AND-Gatter in der Praxis realisiert
> mit Transistoren?

Ich hatte mit damals als Student die Triggerlogik und den 
Sägezahn-Generator für meinen selbstgebauten Oszi aus DTL gebaut, weil 
es davon Unmengen als ausgemusterte Lagerbestände in den Bastel-Läden 
gab. Das waren äußerlich kleine Alu-quader mit unterschiedlicher Länge 
im 2.54 mm Raster. Anschlüsse in einer Reihe (SIL).

Im wesentlichen war dort eine Keramikplatte drin mit aufgedruckten 
Leiterzügen, wo ein Transistor, 2 oder 3 Widerstände (als 
Kohle-Siebdruck direkt auf der Platte) und eine Mehrfach-Diode draufsaß. 
Waren alles NOR-Schaltkreise, aus denen man dann Flipflops und eben 
alles andere gebaut hat. Prinzip: mehrere Dioden gehen auf einen 
Vorwiderstand und der zur Basis des Transistors. Kollektor per 
Widerstand gegen VCC. Wenn nun einer der Eingänge auf hi lag, dann bekam 
der Transistor Basisstrom und der Ausgang ging auf low.

Ach ja, der Oszi hatte ne Grenzfrequenz von ca. 4 MHz und massive 
Probleme mit magnetischen Netzbrumm. Aber dafür hatte die DTL 
ausgereicht.

W.S.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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W.S. schrieb:
> Max schrieb:

>> wie man eine OR-, NOT oder AND-Gatter in der Praxis realisiert
>> mit Transistoren?

> Ich hatte mit damals als Student die Triggerlogik und den
> Sägezahn-Generator für meinen selbstgebauten Oszi aus DTL gebaut, weil
> es davon Unmengen als ausgemusterte Lagerbestände in den Bastel-Läden
> gab. Das waren äußerlich kleine Alu-quader mit unterschiedlicher Länge
> im 2.54 mm Raster. Anschlüsse in einer Reihe (SIL).

KME3


XL

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