Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Kamera mit verstellbarem Fokus


von Thomas L. (delfinis)


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Hallo,
möchte für die Robotik eine Kamera, bei welcher man den fokus einstellen 
kann. Dies könnte entweder eine mit autofokus sein, oder eine, bei der 
man den Fokus selber steuern/regeln muss. Auf jeden fall muss die 
Stellung des Fokus ermittelbar sein, d.H. bei einer Autofokus-Kamera 
sollte man die fokus-Einstellung lesen können.
Kameras mit fixem Fokus inklusive mikrocontroller-Board gibt es zu hauf, 
aber ich habe noch keine gefunden mit oben beschriebenen features. Es 
gibt zwar Kameras mit Autofokus, das sind jedoch solche, die man einfach 
so einsetzt, und da stehen leider keine weiteren Details, ob der Fokus 
ermittelbar ist.
Auf jeden Fall gibt es mittlerweile zig Handys die einen Autofokus 
haben.
Wer kann mir eine Kamera empfehlen, eventuell mit einem uC- oder 
FPGA-Board?
Vielen Dank schon zum Voraus

von Tomate (Gast)


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Ich fände es sinnvoller wenn du uns erzählen würdest was du mit der 
Kamera machen willst. Was darf es kosten, wie groß darf sie sein, was 
für Objekte willst du Filmen/Fotografieren...?

Thomas I. schrieb:
> Auf jeden Fall gibt es mittlerweile zig Handys die einen Autofokus
> haben.
Meins auch... leider.

Meine Vorstellung von einer idealen Handykamera = sehr weitwinklig, 
fester Fokus, 6-9er Blende.

für alles andere gibts DSLRs, EVILs und wenns sein muss auch kompakte 
knipsen.

von Harald (Gast)


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möchtest du Wissen auf welche Entfernung der Fokus scharf gestellt ist? 
oder was für einen "Wert" brauchst du?

was muss die Kamera sonst alles können bzw. brauchst du das bild in 
analoger oder digitaler form?

in der Firma in der ich arbeite nutzen wir einige von den FCB Modulen 
von Sony mit analogem Video die Funktionen sind meist über RS232 
steuerbar.

für mein Roboter Projekt hab ich mir diese Kamera zugelegt:
http://www.sparkfun.com/products/10061

Vorteil: einfach zu benutzen, Fokus manuell Einstellbar (von Hand), kein 
IR Filter (Nachtsichttauglich), Bild bereits komprimiert.

Nachteil: geringe Auflösung, kein Videostream

von Jobst M. (jobstens-de)


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Bei den meisten 'normalen' Kameras ist die Fokus-Entfernung in den 
EXIF-Daten hinterlegt.
Einige Kameras lassen sich per USB bedienen.


Gruß

Jobst

von Thomas L. (delfinis)


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Hallo,
sorry, dass ich mich zu unklar ausgedrückt hab, aber es genau darum wie 
Harald es vermutet hat, geht es darum, herauszufinden auf welche 
Entfernung etwas scharf gestellt wird.
Die Idee dahinter ist, einen Roboter zu bauen, der Objekte im Raum 
erkennen kann, so wie wir das mit unseren Augen tun:
- Fokussieren
- mit hilfe des Fokuses die Entfernung abschätzen.
(Geht übrigens auch nur mit einem Auge, wenn Ihr das mit euren Augen mal 
ausprobiert, indem ihr das andere zu hält.)

Die Idee ist, die, mit möglichst wenig aufwand Objekte mithilfe der 
Fokustiefe zu erkennen und die Entfernung abzuschätzen.

Wenn es also Kameras gibt, die schon automatisch fokusieren und man den 
Fokus-Wert abrufen kann, dann ist das schon sehr viel wert. Das 
entsprechende objekt im Bild der Kamera müsste dann noch mit einer 
Kontrastanalyse bewertet werden, so dass man dann ein Objekt 
konstruieren könnte.

Die Kamera sollte aber nicht zu weitwinklig sein, da mein Roboter sich 
um die eigene Achse drehen soll und sich so ein Bild von der Umgebung 
machen kann. Objekte, die weiter entfernt sind, sind sicherlich leichter 
zu erkennen, wenn das Bild nicht unnötig viele andere Dinge enthält.

Ich bin absoluter neuling in der Robotik und vielleicht stelle ich mir 
das alles zu einfach vor, aber ich glaube der Ansatz unseres Auges ist 
nicht von der Hand zu weisen.

Nun hab ich von Euch verschiedene Ausdrücke gepostet bekommen, mit denen 
ich im Moment nichts anzufangen weiss:
- Was ist ein FCB-Modul?
- Was sind EXIF-Dateien?

von 1234 (Gast)


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Thomas I. schrieb:
> - Was sind EXIF-Dateien?

Exchangeable Image File Format

von Kabelmatz (Gast)


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Kannst Du vergessen. Die Fokustiefe ist erheblich zu ungenau. Probier 
lieber einen Ansatz mit zwei Kameras und Ermittlung der Parallaxe. Die 
Objekterkennung musst Du eh auf nem fpga machen. Mikrocontroller? 
Muhahaha.

von Harald (Gast)


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FCB Module von Sony: http://www.sony.de/biz/product/blockcams

Ich hab da auf ner Messe mal ne schacht Inspektionskamera gesehen
mit der wurde auch der ungefähre Abstand eines Objektes
anhand der schärfe über den Fokus ermittelt,
musste man zuerst Kalibrieren auf nen bestimmten Wert,
aber das war auch alles andere als genau und eher zum groben Abschätzen 
gedacht +/- 0,5m

eventuell könntest du den Fokus fix auf z.B. 1m Einstellen und dann 
prüfen ob das Bild scharf ist sonst würde ich die Distanz eines Objektes
mit Ultraschall oder Infrarot ermitteln.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Thomas I. schrieb:
> Geht übrigens auch nur mit einem Auge, wenn Ihr das mit euren Augen mal
> ausprobiert, indem ihr das andere zu hält.

Geht aber nur, solange man weiß, wie man mit zwei Augen sieht. Es sind 
mehr Erfahrungswerte, als 'Mess'-werte.

Den Mond empfindest Du sicherlich als Scheibe, wenn Du ihn ansiehst.
Die Augen sind einfach zu dicht beieinander, als das sie bei der 
Entfernung verschiedene Bilder erhalten.
Ich habe mal ein Bild vom Mond in Süd Afrika aufgenommen und eins hier.
Beide Bilder habe ich so montiert, daß mit jedem Auge eins der Bilder 
wahrgenommen wird.
Und dann wird aus der Scheibe auf einmal eine Kugel, die einfach nur 
fleckige Oberfläche bekommt eine rauhe Struktur und man kann Berge und 
Täler erkennen!


Thomas I. schrieb:
> Die Kamera sollte aber nicht zu weitwinklig sein

Ich könnte jetzt einen Vortrag über Objektive halten, würde hier aber 
teils zu weit vom Thema abkommen.
Die Brennweite kann dir im prinzip egal sein, denn Du willst ja nur die 
Entfernung zum Objekt in Bildmitte. Ich würde in dem Fall allerdings ein 
Makrofähiges Normalobjektiv mit großer Offenblende verwenden.


Thomas I. schrieb:
> Was sind EXIF-Dateien?

Nicht Dateien. Daten!

Befinden sich eigentlich in jedem Bild, welches von einer Digitalkamera 
aufgenommen wurde. Darin stehen Daten wie Kameramodell und -hersteller, 
Datum und Uhrzeit der Aufnahme, Brennweite, ISO-Empfindlichkeit, 
Blendenöffnung, Verschlusszeit, Weißabgleich, ob mit oder ohne Blitz, 
welcher Modus benutzt wurde (Automatisch bis Manuell), welches Objektiv, 
größe des Sensors (mechanisch als auch Auflösung), Seriennummern von 
Kamera und Objektiv, wenn ein GPS-Empfänger vorhanden ist auch die 
Geokoordinaten, und, und, und ...
Und eben auch die Entfernung zum Objekt.


Kabelmatz schrieb:
> Kannst Du vergessen. Die Fokustiefe ist erheblich zu ungenau.

Bei Spiegelreflekkameras (die haben Kreuzfeldsensoren) und guten 
Objektiven ist das möglich.



Was hältst Du davon, einen Strich von oben nach unten mit einem Laser zu 
ziehen und dann ein paar cm von der Seite ein Bild davon zu machen?
Je dichter ein Objekt steht, desto weiter wandert die Linie darauf 
Richtung Laserquelle (von der Kamera aus gesehen).


Gruß

Jobst

von Thomas L. (delfinis)


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Vielen Dank für Eure Inputs,
ich bin ein bisschen überrascht, dass das mit dem Fokus so ungenau sein 
soll, aber wenn es andere schon probiert haben, wird es wohl so sein. 
Das mit dem Laser währe vielleicht ein Ansatz, der nicht so viel 
Rechenpower brauchen würde. Parallaxfehler zu erkennen ist ja sicherlich 
wesentlich aufwendiger.

>Die Objekterkennung musst Du eh auf nem fpga machen. Mikrocontroller? Muhahaha.
Sorry, dachte eigentlich eher an einen DSP, die sind ja soviel ich weiss 
dafür ausgerichtet (Fetch, Addition, Multiplikation, Abspeichern mit 
einer Instruktion) oder hast du da andere Erfahrungen?

>Geht aber nur, solange man weiß, wie man mit zwei Augen sieht. Es sind mehr 
>Erfahrungswerte, als 'Mess'-werte.
Halte mal einen Bleistift vor die Augen und schau einmal auf den 
Bleistift (Hintergrund unscharf) und dann auf den Hintergrund (Bleistift 
unscharf). Meiner Meinung nach hat das nichts mit dreidimensionalem 
Sehen zu tun, Du nutzt einfach die Einstellung der Schärfe um daraus die 
Distanz abzuschätzen.

Auf jeden Fall werde ich heute wieder mal eine Weile rum-Googeln, mit 
all den neuen Inputs...

von Harald W. (wilhelms)


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Thomas I. schrieb:

> - mit hilfe des Fokuses die Entfernung abschätzen.
> (Geht übrigens auch nur mit einem Auge, wenn Ihr das mit euren Augen mal
> ausprobiert, indem ihr das andere zu hält.)
> ich glaube der Ansatz unseres Auges ist
> nicht von der Hand zu weisen.

M.W. benutzt der Mensch die Fokussierung aber nicht zur Entfernungs-
schätzung, sondern benutzt da eine kompliziertere Bildauswertung.
Das führt dann auch zu typischen Fehlern wie: "Die Berge sind ja
heute so nah!", wenn es nur wenig Dunst gibt.
Gruss
Harald

von Thomas L. (delfinis)


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Du unterliegst mit den Bergen einem Irrtum, relativ einer optischen 
Täuschung. Siehe da: 
http://wetter.tagesschau.de/wetterthema/index.php?id=961
Das ist nicht das Auge oder die Bildauswertung sondern, du siehst es 
wegen dem Linseneffekt so.
Gruss, Thomas

von Jobst M. (jobstens-de)


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Thomas I. schrieb:
> Halte mal einen Bleistift vor die Augen und schau einmal auf den
> Bleistift (Hintergrund unscharf) und dann auf den Hintergrund (Bleistift
> unscharf). Meiner Meinung nach hat das nichts mit dreidimensionalem
> Sehen zu tun, Du nutzt einfach die Einstellung der Schärfe um daraus die
> Distanz abzuschätzen

Nein. Du kannst nur sagen: 'Der Bleistift ist vor dem Hintergrund'. Aber 
Du kannst nicht sagen: 'Der Bleistift ist 75cm von mir entfernt'. Das 
kannst Du evtl. nur anhand Deiner Erfahrung sagen, weil Du weißt wie 
groß der Bleistift ist. Wenn ich einen Bleistift anderer Größe nehme, 
wird der Hintergrund immer noch unscharf sein. Aber Du wirst Dich bei 
der Entfernung böse verschätzen.
Sollte der Hintergrund der Himmel oder Meer sein, wird das noch 
schlimmer.

Jemand soll Dir mal einen Ast (etwas anderes mit uneindeutiger Größe ist 
mir gerade nicht eingefallen) vor das Auge halten. 50-100cm von Dir 
entfernt.
Und Du mußt nun, die ganze Zeit mit nur einem Auge guckend, den Stock 
greifen. Aber er soll nicht dort anfassen, wo Du greifen sollst.


Aber eigentlich ist diese Diskussion überflüssig, den Du willst ja kein 
Auge einbauen. Ein guter Autofokus liefert Dir diese Information, ist 
allerdings auch nicht preiswert. Mit 1k€ bist Du aber bestimmt dabei.


Gruß

Jobst

von Harald W. (wilhelms)


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Thomas I. schrieb:
> Du unterliegst mit den Bergen einem Irrtum, relativ einer optischen
> Täuschung. Siehe da:
> http://wetter.tagesschau.de/wetterthema/index.php?id=961
> Das ist nicht das Auge oder die Bildauswertung sondern, du siehst es
> wegen dem Linseneffekt so.

Der Link ist zwar interessant, aber darum ging es mir nicht.
Mit "Bildauswertung" meinte ich das, was unser Gehirn mit den
von den Augen erhaltenen Bildern macht. Das ist oft deutlich
komplizierter, als das, was Computer können. Gibt es eigentlich
Computer, die mit zwei "Armen" einen zugeworfenen Ball fangen
können? Für Menschen eine der leichtesten Übungen.
Gruss
Harald
PS: Inzwischen haben ja auch andere geschrieben, das die Fokus-
auswertung einfach zu ungenau ist. Im Nahbereich bis ca. 10m
benutzt man als Mensch eindeutig den Stereoeffekt zum Schätzen
der Entfernung. Im Fernbereich werden automatisch andere Algo-
rithmen benutzt (wie die von mir genannte Unschärfe), ohne das
man sich dessen bewusst ist.

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