Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik CAN Bus Probleme


von Wilfried (Gast)


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Guten Tag

Ganz plötzlich habe ich in einer langjährig völlig stabil laufenden 
Anlage ohne Ende Probleme. Alle Busteilnehmer sind mittlerweile 
getauscht und scheiden daher als Verursacher aus.

Grundsäztlich handelt es sich um eine "Art" CAN Bus, der auf besonders 
hohe Störsicherheit und besonders große Leitungslängen angepasst wurde. 
Entsprechend mickrig ist die Baudrate (4800bd), was aber bei den 
geringen Datenraten nichts macht.

Leitungslängen mit verteilten Knoten von 1000 m sind normalerweise kein 
Problem. Und hier nun - nach wie gesagt mehrjährigem völlig 
störungsfreiem Betrieb - nur noch Stress.

Immer wenn einer mit Protokollanalyzer und/oder Oszi vor Ort war, hat 
alles getan (Murphy eben) und kurz nach Abfahrt ............
Einen Stromtester vom Versorger hatten wir auch schon ausgeliehen und 
dort ohne Ergebnis laufen.

Mein erster Verdacht, dass es mit größeren PV-Anlagen in der Nähe zu tun 
hat (Bodensee) hat sich anhand von Wetterdaten nicht bestätigt

Als nächstes steht nun ein Wechsel der Verkablung an, was echt Stress 
machen wird.

Meine Frage:

Kennt irgendjemand eine Art speicherndes Oszi, das man über Tage 
(Festplatte) am CAN mitlaufen lassen kann ?

Alternativ könnt man auch von einem Zentralcomputer aus ein "jetzt ist 
Störung" Signal generieren, das das "Oszi" als Trigger nehmen könnte um 
ein Abbild zB der letzten 5 min wegzuschreiben.

Kennt jemand sowas ?!?
ich hab beim Googeln nix gefunden,

vielen Dank vorab,
auch alternative Suchideen sehr willkommen

Gruß
willi

von Michael G. (mjgraf)


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Hast Du Dir CANalyzer mal angeschaut?

von Bernhard S. (b_spitzer)


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> Leitungslängen mit verteilten Knoten von 1000 m sind normalerweise kein
> Problem. Und hier nun - nach wie gesagt mehrjährigem völlig
> störungsfreiem Betrieb - nur noch Stress.
hmmm, neuer Funkmast in der Umgebung in Betrieb genommen worden??

> Als nächstes steht nun ein Wechsel der Verkablung an, was echt Stress
> machen wird.
Austausch gegen identische Kabel kann u.U. nix verändern! Also mal mit 
einem Impulsgenerator in die Kabel "reinhören" und mit dem Oszi die 
Reflexionen messen, vielleicht ist irgenwo ein Kabelbruch/Oxidation. Die 
Entfernung zur Bruchstelle kann man aus der Laufzeit rausrechnen.

> Kennt irgendjemand eine Art speicherndes Oszi, das man über Tage
> (Festplatte) am CAN mitlaufen lassen kann ?
PC/Notebook mit CAN-Interface
Datenlogger auf Mikrocontroller-Basis
Logic-Analyzer

Bei 4800Bit/s kommen am Tag schlimmstenfalls 50MByte zusammen, das 
könnte man per Controller auch auf eine SD-Karte schreiben lassen.
Schau mal z.B. das Mephisto-Scope UM-203 (Meilhaus) mit Speicheroption 
an. Das Teil hat neben 2 Analogeingängen auch 24 Logik-Eingänge und kann 
mit einer Speicherkarte als Datenlogger eingesetzt werden.
http://www.meilhaus.de/index.php?id=26&user_produkte[PR]=8&L=0&cHash=ddd1ac91c4

> Alternativ könnt man auch von einem Zentralcomputer aus ein "jetzt ist
> Störung" Signal generieren, das das "Oszi" als Trigger nehmen könnte um
> ein Abbild zB der letzten 5 min wegzuschreiben.
Da müsste das Speicher-Oszi einen brauchbaren Pretriggerbereich haben.

tschuessle
Benrhard

von Wilfried (Gast)


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@Michael
hilft der CANalyzer denn auch, wenn elektrische Probleme auf der Leitung 
vorliegen? Ich meine , wenn irgendwas die Flanken ruiniert, nützent 
einem doch eine Protokollanalüse nicht mehr so viel oder ?

@Bernhard
die reinen Daten wegzuschreiben wäre nicht das Problem, das könnte die 
Zentralstation evtl auch leisten. Spannender ist doch eher, was für 
"Dreck" auf der Leitung rumschwirrt. Mir scheint, dass sich da die 
Transceiver aufhängen und dann ist eh alles auf der Protokollseite zu 
spät.

Funkstation ist eine gute Idee. Schade, dass man da nie ehrliche 
Aussagen bekommt dazu von den Betreibern. Ich werde das mal in Auftrag 
geben, da eine Runde zu drehen. Meinst du ein km Radius reicht ?

Impulsgenerator
Meinst Du das in der Art, einen kräftigen Burst draufzutun und dann zu 
warten, wann was in welcher Form zurückkommt ?
zb das ein verfrühtes (und verbeultes) Echo auf eine malade Stelle 
hindeutet?

gipps da bekannte Startpunkte im Web für sowas ?
ich hab mal "analysis cable burst" und ähnliches probiert ind D+E ... 
aber nicht wirkjlich brauchbares entdeckt...

auf jeden Fall herzlichen Dank

von Otto (Gast)


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Ist denn sichergestellt, dass nicht gelegentlich jemand irgendwo 
herumbastelt?

Gruß Otto

von Lutz (Gast)


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Fremdspannungen habt ihr ja schon ausgeschlossen. Wobei das bei 
temporären Störungen ja nicht viel bringt, außer man monitort die Adern 
permanent.

Eine Möglichkeit wäre etwas "rumzupingen". Ein Knoten sendet alle x 
Zeiteinheiten. Wenn der Ping nicht mehr ankommt, Zeistempel in ein Log 
schreiben. So läßt sich zur weiteren Eingrenzung zumindest die Zeit und 
die Häufigkeit der Störungen erfassen (sofern nicht schon bekannt).

An eine Funkstörung bei twisted pair (ist doch bestimmt so ausgeführt?) 
glaube ich nicht; da muß schon eine große Leistung oder 
(wahrscheinlicher) große Nähe vorliegen. Besteht die Gefahr, daß sich 
jemand aus Versehen auf die Adern geschaltet hat? Telefon oder so?

von Wilfried (Gast)


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@OTTO

ha, also wenn sich DER erwischen liesse ......

5 stellige Kosten sind da locker schon angefallen VOR dem 
Leitungswechsel
ich werd da mal nachhaken

@Lutz
ja genau, ist twisted

immer noch: DANKE ;))

von Alex W. (Gast)


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Das hört sich für mich eher nach Nagerschaden an!

Irgendwo hat wohl ein Nagetier ein Kabel angefressen, und je nach 
Luftfeuchte an dieser Stelle geht es oder nicht!

von xerox (Gast)


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Also ich kenne solche Störungen sehr gut, allerdings auf einem MPI 
Bussystem. Da war es so das die Störung 1-2 mal am Tag auftraten oder 
auch 50 mal am Tag, ganz Unterschiedlich. Leider sind solche Fehler die 
hässlichsten die man haben kann, da in meinem Fall die komplette 
Produktion jedes mal stehen blieb wenn die "Unterbrechung" zu lange war 
da die Anlagen dann in eine Art Notbetrieb gingen. Jedenfalls habe ich 
recht viel Zeit damit verbracht den Fehler zu finden. Jetzt kommt das 
lustige, es war eine Verbindungsstelle an einem MPI Stecker die nicht 
100%ig kontakt hatte. Kurz mit dem Schraubendrehen die Klemme 
nachgezogen und der Fehler war weg.

In Deinem Fall würde ich erstmal schauen was genau passiert? Werden 
Pakete gesendet und diese x mal wiederholt oder kackt der Transmitter 
direkt ab? Sollte es so sein das die Verbindung über einen gewissen 
Zeitraum unterbrochen ist würde ich mir die Verkabelung (auch die 
Stecker) genauer anschauen...ansonsten viel Glück bei der Fehlersuche.


Mfg xerox

von heinz (Gast)


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Hi, das mit dem CANalyzer könnte schon helfen. Ist aber nicht preiswert.
Soweit ich weiss gibts es seit letztem Jahr einen support für ein 
usb-oszi aus CANalyzer. Da könnte man sich ein capl-script schreiben und 
auf errorframes triggern lassen. Aber das ist nur ne theorie, genaueres 
kann dir vector aber bestimmt erzählen. (Wobei die ja immer behaupten es 
gehe "alles". Und später steht man da und murkst was mit Active-x...)

Gruss heinz

von Michael G. (mjgraf)


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Wilfried schrieb:
> @Michael
> hilft der CANalyzer denn auch, wenn elektrische Probleme auf der Leitung
> vorliegen? Ich meine , wenn irgendwas die Flanken ruiniert, nützent
> einem doch eine Protokollanalüse nicht mehr so viel oder ?

CANalyzer hat eine Scope-Option, was den Charme hat, dass es die 
Aufzeichnung der analogen Buspegel mit der Protokollanalyse verknüpft. 
Wieviel das in der Praxis (und speziell in Deinem Fall) taugt, kann ich 
nicht sagen -- ich kenne nur (ehemalige) Kollegen "eine Abteilung 
weiter", die damit gearbeitet haben.

von duplo (Gast)


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>Grundsäztlich handelt es sich um eine "Art" CAN Bus

Was ist das für eine "Art"?

>Leitungslängen mit verteilten Knoten von 1000 m sind normalerweise kein
Problem

Wer sagt das? Kabeltype? Kabel verändern ihre technischen Werte durch 
Alterung, Korrosion, mech. Beschädigung, Umweltbedingungen ect.
Genau so kritisch sind Steckverbinder und Klemmen.

Falls Kabel ok:

Abschlusswiderstände ok? Schirmungsproblem? CAN-L/H vertauscht? Neue 
Maschinen?

>Kennt irgendjemand eine Art speicherndes Oszi, das man über Tage
(Festplatte) am CAN mitlaufen lassen kann ?

Falls ja: Und dann?

Ist das ein Selbstbau-Projekt?

Falls nicht: Was sagt der Hersteller?


Schöne Grüße und gutes Gelingen

Duplo

von Wilfried (Gast)


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Guten Abend

für den Augenblick mal einen herzlichen Dank an alle. Ich werde das mal 
in Ruhe alles widerkäuen - und auf jeden Fall - (so es denn geschehe 
eines Tages) - irgendwann den Fehler hier posten.
Ich hoffe, der Tredd ist dann noch geöffnet
(-> mod: wie lange bleiben sie denn offen ?)

IM ERNST: DANKE !!

ich hoffe, es war ein Nager ;)

@duplo
>Wer sagt das?
ich sage das.
ca 150 Anlagen in 10 Jahren oder so.

Die "Abart" CAN entstand seinerzeit irgendwo in der Hardware-Ecke, ich 
bin eher der SW Mensch. Hat aber immer gut getan - bisher.


>Falls nicht: Was sagt der Hersteller?
Ähm ..... ich sagte ja schon:
ich weiss nicht weiter ;))

von torwin (Gast)


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>>das mit dem CANalyzer könnte schon helfen. Ist aber nicht preiswert.

USB-PCAN(von Peak-system) ist nicht besonders teuer, man kann damit 
alle Bus - Nachrichten auf dem PC ansehen und mitlogen, oder nur die 
Fehler, die auftauchen.
Die Fehlerursache muss man natürlich selbst finden:)

MfG,
Torwin

von Gregor B. (Gast)


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Zodiac Data Systems Datarec 4
Yokogawa DL850V
Picoscope 3000

von ... (Gast)


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Wilfried schrieb:
> gipps da bekannte Startpunkte im Web für sowas ?

Such mal in Richtung "Zeitbereichsreflektometrie", "Time-domain 
reflectometer", "TDR"

Ein schnelles Oszilloskop und passender Impulsgenerator tun's auch.

von Wilfried (Gast)


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Guten Morgen

ich sage hier nochmals DANKE an alle Poster, drückt Daumen dass ich 
baldmöglichst die Lösung posten kann.

(zb einen zerquetschten Nager od.ä.)


cheerio !

von Wilfried (Gast)


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Wie versprochen der Nachtrag/das voläufige Ergebnis:

vor zwei Wochen KOMPLETTE Kabel auf Verdacht getauscht, beim Umbau aber 
keine besonders kritisch aussehenden Stellen (Nager etc) geortet.

und nun: zwei Wochen komplett störungsfreier Betrieb.

von student (Gast)


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Vieleicht Feuchtigkeit im Kabel?
Ist ein Isolationsmesgerät vorhanden?

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