Forum: HF, Funk und Felder Warum 75 Ohm in der Videotechnik?


von Tommy (Gast)


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Hallo,

wieso verwendet man 75 Ohm in der Videotechnik bzw. was zeichnet die 
Videotechnik aus, dass man 75 Ohm Wellenwiderstand der Kabel nutzt?

Grüße,
Tommy

von HF Typ (Gast)


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Hallo,

kleine Leistungen aber (relativ) hohe Frequenzen.
Siehe folgenden Thread:
Beitrag "warum eigetlich 50 Ohm"

Bitte nicht von Ursprungsbeitrag abschrecken lassen, es wird später 
genau darauf eingegangen weshalb 50 bzw. 75 Ohm Systeme genutzt werden.

mfg


    HF Typ

von Tommy (Gast)


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Hallo HF-Typ,

danke zunächst für Deine Antwort.

Zu:
- (relativ) hohe Frequenzen
da die Messtechnik - auch die GHz Messtechnik mit 50 Ohm Systemen 
arbeitet, ist mir der Grund für 75 Ohm Systeme bei hohen Frequenzen 
nicht einleuchtend.

Zu:
- relativ kleine Leistungen
Warum hier 75 Ohm Systeme (Koax mit Wellenwiderstand 75 Ohm und Abschluß 
von 75 Ohm besser als 50 Ohm Systeme sein sollten?
Den von Dir verlinkten Thread habe ich gelesen, genauer ich hatte ihn 
wieder aus der Versumpfung herausgeholt und dort einen längeren Beitrag 
geschrieben, der Direktlink:
Beitrag "Re: warum eigetlich 50 Ohm"
Dummerweise wurde dieser scheinbar von keinem gelesen, sondern die 
Folgeantworten beziehen sich auf andere Dinge. Deswegen dieser neue 
Thread.

In kurz, für mich wäre bei kleinen Leistungen, ein Kabel mit der 
Eigenschaft minimale Dämpfung sinnvoll. Laut Zirke-Brunswig wäre das ein 
Kabel + System mit 77 Ohm / sqrt(eps_r). Mit PE käme das zu 49,7 Ohm. 
Die 77 Ohm entstehen durch das Durchmesserverhältnis von 3,6. D.h. Ich 
bräuchte - sofern der Grund für ein 75 Ohm System minimale Dämpfung ist 
- ein 50 Ohm System unter Berücksichtigung des Durchmesserverältnisses! 
Für die Kabel, welche ich mir angesehen habe, passt aber gleichzeitig 
das Durchmesserverhältnis nicht.
Kannst Du mir hier aus dieser Verwirrung heraushelfen? Oder werden 
tatsächlich Luftdielektrikum-Koaxkabel verwendet?

Ansonsten hätte ich nur als Gründe für 75 Ohm:
- Die Anpassung an eine Dipolantenne, so diese eine Impedanz im 
ähnlichen Bereich liefert.

Vielen Dank im Voraus,
Tommy

von gu (Gast)


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Ob 50 oder 75Ohm hat wohl historische Gründe. Ist genauso wie bei der 
dB-Rechnung, wo man mit lg rechnet und nicht mit ln.

von HaEff (Gast)


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Ein Lambda/2-Dipol hat ca. 73 Ohm Fußpunktwiderstand. Und leichte 
Anpassung ist immer eine gute Sache.

von Funker (Gast)


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gu schrieb:
> Ist genauso wie bei der dB-Rechnung, wo man mit lg rechnet und nicht
> mit ln.

Ob das irgendeinen praktischen Vorteil hätte, wenn z.B. ein Verstärkung 
einer Signalleistung um einen Faktor 10 als 23 dB_e ausgedrückt würde?

von och (Gast)


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> Ob das irgendeinen praktischen Vorteil hätte, wenn z.B. ein Verstärkung
> einer Signalleistung um einen Faktor 10 als 23 dB_e ausgedrückt würde?

Immerhin hat die Dämpfung einer Leitung mehr mit dem ln gemein als mit 
dem lg.

von Tommy (Gast)


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D.h. jetzt im Endeffekt:
Es ist piepegal ob jemand berechnet hat, bei dem Durchmesserverhältnis 
gibts minimale Dämpfung, maximale Spannungsfestigkeit oder maximale 
Leistungsübertragung.

Hauptsach der Wellenwiderstand passt zum System?

von EMU (Gast)


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Tommy schrieb:
> D.h. jetzt im Endeffekt:
> Es ist piepegal ob jemand berechnet hat, bei dem Durchmesserverhältnis
> gibts minimale Dämpfung, maximale Spannungsfestigkeit oder maximale
> Leistungsübertragung.
>
> Hauptsach der Wellenwiderstand passt zum System?

So wird die Schlussfolgerung "grottenfalsch":

-- eine TV-Firma mit weiten Kabelwegen wird die geringste Dämpfung 
wählen, weil das die wenigsten Zwischenverstärker auf der Strecke 
bedeutet, im Haus muss dann natürlich dieses System "durchgehalten" 
werden

-- ein Rundfunksender wird minimale Dämpfung wählen, weil er möchte ja 
seine mühsam erzeugten MW auf die Antenne bringen

--selbiger Rundfunksender muss aber aufpassen dass die 
Spannungsfestigkeit des Zuführungskoax reicht , damit er seine Leistung 
zur Antenne bringt und schon ist er in der Zwickmühle welches Koax ist 
zu verwenden und welcher Kompromiss ist teurer ?

-- 50Ohm ist der Kompromiss aus allem und damit leben 
wir..offensichtlich gut genug bei Vielem...aber die Ausnahmen können 
eben damit nicht leben !!

EMU

von 93Ohm (Gast)


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Tommy schrieb:
> In kurz, für mich wäre bei kleinen Leistungen, ein Kabel mit der
> Eigenschaft minimale Dämpfung sinnvoll. Laut Zirke-Brunswig wäre das ein
> Kabel + System mit 77 Ohm / sqrt(eps_r). Mit PE käme das zu 49,7 Ohm.
> Die 77 Ohm entstehen durch das Durchmesserverhältnis von 3,6. D.h. Ich
> bräuchte - sofern der Grund für ein 75 Ohm System minimale Dämpfung ist
> - ein 50 Ohm System unter Berücksichtigung des Durchmesserverältnisses!
> Für die Kabel, welche ich mir angesehen habe, passt aber gleichzeitig
> das Durchmesserverhältnis nicht.
> Kannst Du mir hier aus dieser Verwirrung heraushelfen? Oder werden
> tatsächlich Luftdielektrikum-Koaxkabel verwendet?
>
> Ansonsten hätte ich nur als Gründe für 75 Ohm:
> - Die Anpassung an eine Dipolantenne, so diese eine Impedanz im
> ähnlichen Bereich liefert.

Der in dem anderen Thread gepostete Link
http://www.microwaves101.com/encyclopedia/why50ohms.cfm
thematisiert doch Deine Frage in seinem letzten Abschnitt.
Dort wird ca. 50 Ohm als optimal für niedrigste Dämpfung entsprechend 
Deiner Überlegung berechnet. 75 Ohm hat jedoch einen dünneren Kern und 
ist daher (gerade bei einem billigen Stahlkern) biegsamer, was das 
Verlegen vereinfacht.

von Tommy (Gast)


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@EMU:
und die TV Firmen-Koaxkabel nutzen Luft als Dielektrikum? Wie gesagt die 
Koaxkabel die ich mir angeschaut habe, besitzen zudem nicht das 
"richtige" Durchmesserverhätlnis von 3,6; oder hab ich mir die falschen 
angeschaut?

@93Ohm:
da findet aber aber kein Durchmesserverhältnis Verwendung, was zu der 
min. Dämpfung führt.

von HF (Gast)


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Hallo,

es gibt aber tatsächlich HF Leitungen die Luft bzw. spezielle Gase als 
Dielektrikum benutzen.
Allerdings sind die Signalpegel (Leistungen) welche über solche 
Leitungen übertragen werden "etwas ;-)" höher.

HF

von Plasmon (Gast)


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Tommy schrieb:
> wieso verwendet man 75 Ohm in der Videotechnik bzw. was zeichnet die
> Videotechnik aus, dass man 75 Ohm Wellenwiderstand der Kabel nutzt?

Ein Grund für die starke Verbreitung der 75 Ohm gerade in der Rundfunk- 
und Fernsehtechnik war sicher auch die häufige Verwendung des Faltdipols 
als Empfangsantenne. Der hat 300 Ohm Fußpunktwiderstand und ein 
1:4-Balun ist simpel und billig zu realisieren.

von hewlett (Gast)


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Hier ein sehr guter Link, beantwortet fast alle Fragen

http://www.microwaves101.com/encyclopedia/why50ohms.cfm

von Tommy (Gast)


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@hewlett:
Augen auf Bitte :/. Im Vorthread genannt, in diesem Thread genannt und 
beantwortet nicht die zuletzt gestellten Fragen des 
Durchmesserverhältnisses.

von R. F. (rfr)


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Bei 30 Ihm ist die Ausnutzung der Spannungsfestigkeit des Dielektrikums 
optimal, daher 30 Ohm für Sendebetrieb.

Bei 70 Ohm ist der Spannungsverlust minimal--- Empfangebtetrieb

S/E--> 50 Ohm

Alles Klar??

Robert

von Volker Racho (Gast)


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R. Freitag schrieb:
> S/E--> 50 Ohm

Super. Damit hast du die Frage im Betreff des Threads perfekt 
beantwortet.

von R. F. (rfr)


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Ja, habe ich, denn in der Videotechnik geht es nur um die Signale an 
sich, daher ist hier der  minimale Spannungsverlust gefragft und daher 
sind 70 oder 75 Ohm das Mass der Dinge.

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