Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verständnisfrage zur Sensorgenauigkeit


von Hans W. (hansw)


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Hi,

ich habe einen Differenzdrucksensor MPX5010DP
http://www.freescale.com/files/sensors/doc/data_sheet/MPX5010.pdf

Im Datenblatt auf Seite 5 Bild 4 ist eine Grafik zur Genauigkeit.

Dieser Fehler der dort mit MIN MAX und Typical aufgezeigt wird, varriert 
dieser bei mehreren Messungen des gleichen Druckwertes um diese Werte 
oder heisst das, wenn ich einmal weiss, was das der Sensor z.B. bei 5kPa 
anzeigt das diese Spannung dann fast immer genau z.B. auf der MAX Linie 
liegt?
Dann könnte man ja die Genauigkeit erhöhen, oder geht das nicht?

Bei einem Offset ist das doch so, MIN MAX TYP, aber wenn ich einmal 
weiss das er bei z.B. bei MIN liegt, dann wird er fast immer genau dort 
liegen oder?

Gruß

von Don_Luigi (Gast)


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Wenn ich das DB jetzt richtig verstehe, dann ist der Fehler eine 
Funktion von Temperatur, Luftfeuchte, Fertigungstoleranz, etc.
Du kannst daher mMn bestimmt im Zusammenspiel mit anderen Sensoren und 
aus deren Werten abgeleiteten Korrekturfaktoren und einer 
Eichung/Kalibrierung eine höhere Genauigkeit als 5% erziehlen, 
allerdings erwarte ich einen recht hohen Aufwand. Sollte es also noch 
andere, genauere Sensoren geben, dann vermute ich wird es 
Wirtschaftlicher sein diese zu verwenden.

von Hans W. (hansw)


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vielen Dank das dus dir angeschaut hast.


da steht doch:
Vout = VS x (0.09 x P + 0.04)
± (Pressure Error x Temp. Factor x 0.09 x VS)

Wie kommst du da jetzt auf Luftfeuchte, habe ich da was übersehen?

Auf Seite 6 steht ja eine Grafik zum Temperaturfehler, die würde ich so 
interpretieren das von 0-85°C kein Fehler von der Temp ausgeht. Da der 
Faktor für Temperror dann ja 1 wäre. Die Temp wäre für meine Anwendung 
auch sowieso immer relativ konstant.
Dann bliebe ja nur das "pressure error band" auf der gleichen Seite.

Und da frage mich ob der MAX 0,5 Fehler quasi von Messung zu Messung für 
den gleichen Druck variiert oder ob er, wenn man ihn einmal kennt immer 
den gleichen ausschlag hat. Oder ob ich das irgendwie sonst noch 
optimieren könnte.

Gruß

von Jens G. (jensig)


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>Dieser Fehler der dort mit MIN MAX und Typical aufgezeigt wird, varriert
>dieser bei mehreren Messungen des gleichen Druckwertes um diese Werte

nein

>oder heisst das, wenn ich einmal weiss, was das der Sensor z.B. bei 5kPa
>anzeigt das diese Spannung dann fast immer genau z.B. auf der MAX Linie
>liegt?

Jein. Im Grunde sollte man unter denselben üblichen Bedingungen immer 
fast denselben Wert erhalten. Allerdings gibt's noch eine Hystere (im DB 
müsste noch eine Hysterese angegeben sein - habe jetzt nicht 
nachgeschaut), die bei jeder Messung zuschlagen kann, je nachdem, aus 
welcher Richtung die zu messende Größe angefahren (also von niedrigen zu 
hohem Wert, oder umgekehrt). Es ist also ein Unterschied, ob ich den 
Druck von 0 auf 1bar erhöhe, oder von 2bar auf 1bar ernidrige - in 
beiden Fällen wird der Sensor leicht unterschiedliche Werte anzeigen - 
die Hysteres eben.

von Hans W. (hansw)


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Ist es also so, dass wenn man jetzt einen unbezahlbar-genauen 
Druckmesser hätte, man dann mit dessen Hilfe den 5%-Fehler-Sensor 
kalibriert (also bestimmt welcher Druck welcher Spannung entspricht) 
ziemlich genaue Werte konstant hinbekommen könnte?
Aber das ginge dann nur mit einem genauen Referenzgerät oder kann man da 
selber noch durch irgendeine Art von "Testreihe" oder sonstigem die 
Werte verbessern?

von Horst H. (horst_h44)


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Eine min./typ./max.-Angabe im Datenblatt bedeutet das der Druck, jenach 
aktuellem Betriebspunkt(z.B. Versorgungsspannung oder Temperatur) in 
diesem Bereich schwanken kann. Typische Angaben bedeuten meist 25 Grad 
und nominale Werte für VCC usw. und min/max. an den Grenzen des 
erlaubten Betriebsbereiches. Oberhalb des Parameterblocks sollte im 
Datenblatt stehen worauf sich min. bis max. bezieht.

von Hans W. (hansw)


Angehängte Dateien:

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>jenach
>aktuellem Betriebspunkt(z.B. Versorgungsspannung oder Temperatur) in
>diesem Bereich schwanken kann.

hmm die Betriebsspannung geht doch da direkt mit ein, bei max Vs wäre 
der Fehler dann doch noch größer als 5%.
Und Temperaturkompenseniert da Fehlerfaktor 1 ist es in dem Bereich 
0-85°C doch auch.
Dh hieße doch der einzige Fehler wäre der Pressure Error Band.

>Allerdings gibt's noch eine Hystere (im DB
>müsste noch eine Hysterese angegeben sein - habe jetzt nicht
>nachgeschaut)
Zur Hysterese steht im DB von Motorola oder Freescale zu dem Modell 
nichts. Aber beim MPX2010 hingegen schon, wodurch ich denken würde es 
gibt einen Grund warum sie es beim MPX5010dp weggelassen haben, trifft 
dann die Aussage trotzdem noch zu?

Ich habe mal die wichtigsten Angaben auf einem Bild zusammengefügt.
Könnt ihr da vielleicht doch mal draufschauen? Vielleicht ist ja doch 
alles irgendwie anders :-/

ah doch im Kleingedruckten steht was zur Hysterese sehe ich gerade

von Hans W. (hansw)


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was ich auch noch nicht so ganz verstehe:
beim Error Band steht +-0,5kpa und das der Sensor einen Fehler von bis 
5% hat.

Wenn ich aber jetzt z.B. immer 1 kpa messe, dann würde doch folgende 
Rechnung für diese Formel gelten, bei VS 5V und TempFac 1:

Nominal Transfer Value:
Vout = VS x (0.09 x P + 0.04)
± (Pressure Error x Temp. Factor x 0.09 x VS)
VS = 5.0 V ± 0.25 Vdc

Vout= 5V x (0.09 x 1 +0,04)
+- (0.5 x 1 x 0.09 x 5V)

=0,65V +-0,225V

das entspräche doch einem Fehler von 30% und nicht nur 5% oder was habe 
ich falsch im Denken?

Gruß

von b35 (Gast)


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Wenn sich die Fehlerangabe auf den "Messbreichsendwert" bezieht, wie 
hier der Fall (VFSS), ist das so. Daher ist bei Messgeräten nach 
Möglichkeit immer im letzten Drittel des MB zu messen.
Was erwartest Du von einem Sensor für 8 Euronen?

von Hans W. (hansw)


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>Was erwartest Du von einem Sensor für 8 Euronen?

Ein Wunder ;-)

Ja halt die Frage, ob man das korrigieren kann wenn man den "falschen" 
Ausschlag einmal bestimmt hat z.B. durch ein genaueres Messgerät 
bestimmt man das der Fehler immer +0,1kpa ist bei konst. Temp. oder ob 
das einfach zufällig streut.

Jens sagt es geht, aber mit Hysteresewert, Horst sagt das geht nicht, 
zumindest verstehe ich die beiden so :-/
Aber was stimmt nun?

Gruß

von b35 (Gast)


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Nach klassischer Fehlerrechnung / Theorie geht es nicht.

von Hans W. (hansw)


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Würdet ihr also JensG. widersprechen und meint bei konstanten 
Bedingungen wird der Sensor von Messung zu Messung einen zufälligen Wert 
von bis +-0,5 kpa im Fehler annehmen??

Ich möchte das bei einem bestimmten Schwellenwert-Druck z.B Vo 1,5V 
etwas geschaltet wird.
Trotz der immer gleich bleibenden Schwellenwertgrenze von 1,5V wird der 
entsprechende Druck immer bis +-0,5kpa schwanken?

Woran würde ich das denn im Datenblatt erkennen, dass es nicht z.B. 
heisst: wenn ich einmal weiss das 1,5V z.B. 3kpa -0,4kpa bedeutet das es 
dann immer -0,4kpa sind bei diesen 1,5V, bei konstanten Bedingungen?

Würde mich sehr freuen wenn ihr mir das beantworten könntet.

Gruß

von Wolfgang (Gast)


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Bei Drucksensoren hast du auch oft einen "Ausleier"-Effekt, d.h. wenn er 
längere Zeit unter Druck steht, ändert sich seine Empfindlichkeit. Die 
Meßfehler hängen also von der Meßgeschichte ab.

von Anja (Gast)


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Hans W. schrieb:
> Da der
> Faktor für Temperror dann ja 1 wäre.

also ich verstehe das so:
Faktor 1 =  +/-5% im Bereich 0..85Grad
Faktor 3 = +/-15% im gesamten Temperaturbereich

Der Sensor ist Temperaturkompensiert. Aber: Die Maximale Abweichung von 
+/-5% kann im Bereich 0..85 Grad mehrfach auftreten. Meistens bewirkt 
eine solche Korrektur eine Parabel 2. oder 3. Ordnung mit entsprechender 
Anzahl Maxima und Minima.

Der Temperaturfehler enthält die Hysterese (siehe Fußnote 5).
Wobei das natürlich ein geschickter Schachzug ist. In der Fehlerrechnung 
werden Fehler quadratisch addiert also 3% + 4% = 5% frei nach 
Pythagoras.

Wenn Du also genauer werden Willst wirst Du jeden einzelnen Sensor im 
interessierenden Temperaturbereich ausmessen müssen. Den 
Temperaturfehler kannst Du ggf. korrigieren, den Hystereseanteil nicht.

Luftfeuchtigkeit bewirkt aufquellen des Gehäuses und damit mechanische 
Spannung auf den Chip. -> auch ein Fehler der sich ähnlich wie eine 
Hysterese auswirkt.

Das fehlen einer Angabe fürs Rauschen entnehme ich daß der Sensor eher 
für Low-Cost Anwendungen gedacht ist.

Gruß Anja

von Hans W. (hansw)


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Hi,
ich weiss, viel Text. Würde mich trotzdem freuen wenn ihr mir 
weiterhelfen könntet.

Ich habe jetzt folgendes gemacht:

die Vs gemessen, Vo gemessen, Temperatur konstant, offsetwerte über 
typical. vom Vout abgezogen.
P anhand der Transferformel berechnet.

dann habe ich zwei Messungen durchgeführt:

bei einem Schwellenwert von 1,2V wird ein Signal aufgezeichnet und der 
Druck über ein Ventil abgelassen, dies das dann 40 mal wiederholt.
Der Druck wurde durch eine Pumpe mit Volumenstromessgerät aufgebaut. Das 
gesamt Volumen habe ich durch die Anzahl der Signale geteilt.

Dabei ergab sich das der Unterschied der zwei Messungen (je gesamt 
Volumen/Anzahl der Signale) der Unterschied im ca 0,1% Bereich lag.

Ist das ein Beweis das der Messfehler nicht willkürllich zwischen max 
0,5kpa schwankt?
Denn im Bereich von 1,2V von 5V des Messbereichs wäre der Fehler von 
0,5kpa ehr 30% als die 5% über den full scale span.


Wenn ich Vs und Vo und Offset messe und in die Berechnung einfließen 
lasse, wird es dann nicht viel genauer?
Oder ist es schon so gemeint das man das selber extra bestimmen muss, 
oder gehen die von den min max typ Werten im Datenblatt aus für die 
Fehlerangabe?
Wenn ich dann immer bei dem gleichen Vout ein Signal auslöse und die 
Temp konstant ist, fallen dann nicht auch fast alle Punkte des "error 
budgets, Punkt 5" weg?

Im error ist ja auch die Angabe variation from offset.
Wenn ich mein Offset des Sensors bestimmte mit z.B. 0,3V typical ist 
0,2V, muss ich dann Vout - (0,3V-0,2V) rechnen um die Genauigkeit zu 
erhöhen?


Gruß

von Zipp (Gast)


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Ja, der Sensor kann genauer sein, speziell wenn die Umwelt- und 
Versorgungsbedingungen kontrolliert sind. Aber der Hersteller garantiert 
es nicht. Ich bau auch auf 1mK stabile Temperaturregelungen mit 
Sensoren, die nur auf 1 Grad spezifiziert sind. Das waer dann der 
Unterschied zwischen Aufloesung und Genauigkeit. Und was man damit 
macht.

von Anja (Gast)


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Hans W. schrieb:
> Ist das ein Beweis das der Messfehler nicht willkürllich zwischen max
> 0,5kpa schwankt?

Nein das bedeutet nur daß das Rauschen des Sensors wahrscheinlich 
kleiner 0,1% ist. Wobei 2 Versuche hierfür auf keinen Fall ausreichen, 
Statistik benötigt ca 25 Messungen um aussagen zu können ob Meßwerte 
normalverteilt sind.

Die übrigen Versuchsbedingungen Temperatur, Hysterese, Alterung, 
Feuchtigkeit usw. hast Du durch die Versuchsbedingungen ausgeschlossen.

Wenn du das ganze jetzt 1 Jahr lang kontinuerlich mit mindestens 2 
Messungen / Stunde wiederholst und auch mal den Druck aus der anderen 
Richtung einstellst kannst Du für Deine Messbedinungen eine genauere 
Aussage treffen.

Gruß Anja

von Hans W. (hansw)


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>Wobei 2 Versuche hierfür auf keinen Fall ausreichen,

Stimmt schon, aber es war immerhin zweimal der Mittelwert aus 40 
Wiedeholungen. Einzelmessungen wären durch den Faktor "Mensch" noch viel 
ungenauer, deswegen muss ich das so machen.

>und auch mal den Druck aus der anderen
>Richtung einstellst
das verstehe ich nicht so ganz, es ist doch ein Differenzdrucksensor


was ich noch etwas als Problem sehe:
selbst wenn quasi der Wert unter gleichen Bedingungen konstant bleibt, 
ist das ja immer noch kein "Beweis" dafür wie hoch der tatsächliche 
Druckwert für diese Parameter ist :-/

Dann müsste ich wohl das gesamte Volumen meines Aufbaus bestimmen und 
dann anhand des Volumenstrommessers berechnen welches zusätzliche 
"reingepumpte" Volumen welcher Druckzunahme entspräche und das dann 
abgleichen mit der Transferberechnung für die Spannungen des Sensors.
Ai, ai, ai zusätzliche mögliche Fehlerquellen inklusive :-(

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