Forum: Platinen PCB selber machen, lohnt sich das noch?


von Patrick B. (p51d)


Lesenswert?

Hallo miteinander

Ich habe eine frage an euch alle: Lohnt es sich heute noch, PCB selber 
zu ätzen??
Während meiner Lehre haben wir das recht häufig für Prototypen gemacht, 
aber da war auch die Ausrüstung vorhanden. Wenn ich mir jetzt so ansehe, 
was alles an Beträgen zusammenkommt, ist das selber machen ja fast nicht 
mehr rentabel.

Ätzanlage ~100 Euro
Belichtungsgerät (doppelseitig, mit Vakuum) ~500 Euro
Div. Schalen ~100 Euro
Chemikalien ~50 Euro
Sonsitges Verbrauchsmaterial ~150 Euro

Beim Vergleich zu der Bestellung-Variante kostet eine Europakarte 
Doppelseitig (MIT Durchkontaktierungen) und Lötstopplack sowie 
Bestückungsdruck ~50 Euro.

Aus meiner Sicht sind heute Aufwand und Ertrag für selber gemachte 
Printe nicht mehr wirklich in einem guten Verhältniss.

Was ist eure Meinung?

MFG
Patrick

: Verschoben durch Moderator
von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Es mag Faelle geben wo man die Leiterplatte am Abend haben will.

von Martin W. (Gast)


Lesenswert?

Du hast die Preise zu hoch angesetzt. Ein Belichter kann schon für unter 
50€ besorgt und umgebaut werden. Die Ätzküvette kostet auch weniger wenn 
man sie selber baut. Mein Schalen kosten 3€ das Stück aus dem Baumarkt. 
Sonstiges Verbrauchsmaterial wie Bohrer und Nieten kommt natürlich dazu, 
aber 150€ ist auch hier in meinen Augen zu hoch angesetzt.

Also wenn du nicht gerade das Beste vom Besten möchtest, rentiert sich 
das selberätzen weiterhin. Man muss halt Abstrichte hinnehmen und zum 
Beispiel auf Lötstopplack und Verzinnen verzichten.

von Michael D. (etzen_michi)


Lesenswert?

Kommt drauf an wie oft du gedenkst eine Platine zu erstellen.

Wenn du jedes Jahr 1-2Platinen machst lohnt es sich nicht.

Wenn du jede Woche 1-2Platinen machst lohnt es sich allemal.

Wenn du sehr feine Leiterbahnen brauchst wird es im Hobbybereich recht 
schnell schwer ausreichen lichtdichte Vorlagen zu drucken. Hier gibt es 
dann noch die Alternative den Film zu bestellen und den Ätzvorgang 
selber durch zu führen.
Wenn du viele Durchkontaktierungen brauchst wird auch dieses recht 
fummelig im eigenbau.


Großer Vorteil beim Selberätzen ist, dass man die Platine sofort hat und 
Fehler schneller und kostengünstiger ausgleichen kann.
Bzgl. deines Belichters, muss man es ja nicht gleich übertreiben, da 
reicht sicherlich auch ein günstigeres Gerät.

von Dennis X. (Gast)


Lesenswert?

Also deine Hochrechnung ist etwas grob, findest du nicht? Also ich habe 
mein Belichtungsgerät für 10€ gebaut und schaffe damit 0.2mm 
Leiterbahnen.

Ab wie vielen Platinen sich jetzt meine ganze Anlage lohnt will ich ja 
nicht wissen, mir gehts es meist auch darum "schnell mal" eine Platine 
zu machen.

von Patrick B. (p51d)


Lesenswert?

Dennis X. schrieb:
> Belichtungsgerät für 10€

Also bei mir im Baumarkt kostet ja eine UV-Lampe schon mehr als dein 
ganzes Gerät.

Meine Zahlen haben sich jetzt auf Artikel bezogen, die man kaufen kann. 
Aber klar geht es auch günstiger.

von was? (Gast)


Lesenswert?

Patrick B. schrieb:
> Aus meiner Sicht sind heute Aufwand und Ertrag für selber gemachte
> Printe nicht mehr wirklich in einem guten Verhältniss.

Du vergleichst aber auch Anschaffungskosten mit Herstellungskosten.

von Mw E. (Firma: fritzler-avr.de) (fritzler)


Lesenswert?

Man brauch ja nichmaln Belichtungsgerät.
Meine Schreibtischlampe hat zufällig den gleichen Sockel wie die 
Nagellackhärter UV Röhren.

Selber herstellen lohnt sich auf jedenfall, 50€ sind mir einfach zu 
deftig für ne Platine.

von Christoph H. (christoph_b)


Lesenswert?

kannst ja einen alten Scanner auschlachten und dort z.B UV 
Kaltlichtkathoden einbauen. Kosten ca 30€. Ätzen kann man mit Salzsäure. 
Kosten dafür ca 8€ für 1L.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@  Patrick B. (p51d)

>was alles an Beträgen zusammenkommt, ist das selber machen ja fast nicht
>mehr rentabel.

>Ätzanlage ~100 Euro
>Belichtungsgerät (doppelseitig, mit Vakuum) ~500 Euro
>Div. Schalen ~100 Euro
>Chemikalien ~50 Euro
>Sonsitges Verbrauchsmaterial ~150 Euro

Hallo? Ich hab vor über 10 Jahren meine Platinen mit drei einfachen 
Photoschalen gemacht, Kostenpunkt wohl um die 10DM oder so. Entwickler 
und Ätznatron kosteten in ner kleine Tüte ein paar Mark. Belichten 
konnte ich mit einer zufällig vorhandenn UV-Lampe, ähnlich 
Gesichtsbräuner. Vorlagen wurden auf Overheadfolie mit den 
Tintenstrahler gedruckt. Als belichtungsrahmen diente eine CD-Hülle. Die 
Ergebnisse waren OK, 0,3mm Strukturen sicher machbar.

>Aus meiner Sicht sind heute Aufwand und Ertrag für selber gemachte
>Printe nicht mehr wirklich in einem guten Verhältniss.

Wenn man es so akademisch wie du macht sicher nicht. Für Leute mit 
bissel Köpfchen und realistischen Ansprüchen reichen 50 Euro für 
Hilfsmittel aus.

MFG
Falk

von PlatinenPapst (Gast)


Lesenswert?

Michael D. schrieb:
> Wenn du sehr feine Leiterbahnen brauchst wird es im Hobbybereich recht
> schnell schwer ausreichen lichtdichte Vorlagen zu drucken.

Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Meine Layouts auf Folie sind nicht 
lichtdicht, d.h. das Licht wird lediglich gedämpft. Mit entsprechender 
Belichtungszeit und erprobten Parametern erstelle ich dir ein TQFP 144 
wie nix!

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


Lesenswert?

Patrick B. schrieb:

> Beim Vergleich zu der Bestellung-Variante kostet eine Europakarte
> Doppelseitig (MIT Durchkontaktierungen) und Lötstopplack sowie
> Bestückungsdruck ~50 Euro.

Das ist EINE Eurokarte inklusive aller Schaltungsfehler und Du kannst 
bei dem Preis ich sag mal mind. 2 Wochen darauf warten.

Natuerlich lohnt sich das -- bei Strukturen, die man auch daheim 
fertigen kann. Und die Kosten sind recht gering dafuer, das teuerste ist 
wahrscheinlich noch das Bohren, zumindest wenn man gute Bohrer 
verwendet.

Aber wenn Du lieber jede Platine herstellen lassen willst nur zu, es 
gibt immer solche und solche. Aber ich persoenlich lass mir von meinem 
Hobby nur das wegnehmen, was ich selber nicht beherrschen kann ;)

Greets,
Michael

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


Lesenswert?

Martin W. schrieb:

> Also wenn du nicht gerade das Beste vom Besten möchtest, rentiert sich
> das selberätzen weiterhin. Man muss halt Abstrichte hinnehmen und zum
> Beispiel auf Lötstopplack und Verzinnen verzichten.

Nein braucht man nicht, weder auf das eine noch auf das andere. Wobei 
die Stopmaske schon relativ zeitaufwaendig ist. Aber eine Verzinnung ist 
ja obligathorisch und chemisch in nen paar Minuten gemacht.

von Michael D. (etzen_michi)


Lesenswert?

PlatinenPapst schrieb:
> Michael D. schrieb:
>> Wenn du sehr feine Leiterbahnen brauchst wird es im Hobbybereich recht
>> schnell schwer ausreichen lichtdichte Vorlagen zu drucken.
>
> Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Meine Layouts auf Folie sind nicht
> lichtdicht, d.h. das Licht wird lediglich gedämpft. Mit entsprechender
> Belichtungszeit und erprobten Parametern erstelle ich dir ein TQFP 144
> wie nix!

"sehr feine" ist natürlich ein relativer Begriff. Hierbei denke ich an 
Leiterbahnen ab 150µm abwärts.

von Jojo S. (Gast)


Lesenswert?

wenn man >2 Layer oder MicroVias in seinem Layout hat kann man den 
Ätzkrempel im Keller lassen. Ansonsten sollte man noch bedenken das man 
für eine schöne Platine auch ein paar Stunden braucht, incl. der 
Trocknungszeiten, UV-Belichten und Aushärten von Lötstopp usw.

von Dario B. (abcd)


Lesenswert?

>Ätzanlage ~100 Euro
>Belichtungsgerät (doppelseitig, mit Vakuum) ~500 Euro
>Div. Schalen ~100 Euro
>Chemikalien ~50 Euro
>Sonsitges Verbrauchsmaterial ~150 Euro

Und die Pinzetten sind vergoldet, oder wie kommst du auf solche Zahlen? 
Meine Ätzausrüstung kommt komplett, so wie sie hier steht, auf 30-40€.

von Guido (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

wir sind Hobby-Ätzer.

Definition von Hobby (nicht von mir, sondern von einem Modellbauer):
Mit größtmöglichem Aufwand den geringstmöglichen Nutzen erreichen ;-)

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Jojo S. schrieb:
> wenn man >2 Layer oder MicroVias in seinem Layout hat kann man den
> Ätzkrempel im Keller lassen

Man sollte es nicht für möglich halten, was man auf einlagige oder auch 
zweilagige Platinen mit normalen Vias so unterbringt. Dazu muss man 
natürlich selber routen, und nicht nur den Autorouter anschmeissen.

von Valerian U. (valerian_u)


Lesenswert?

Guten Tag Patrick B.
meiner Erfahrung nach lohnt es sich immer sein eigenes Ätzwerkzeug im 
Keller zu haben. Es mag sein dass für Wenigätzer die Anschafungskosten 
etwas hoch sind, aber nichts ist so schlim wie wenn man ein layout vor 
sich liegen hat und etwas dran bauen oder es verändern möchte und dann 
zwei Wochen warten muss bis man die Platine geliefert bekommt.
Desweiteren vertrete ich den Standpunkt das niemand Wenigätzer bleibt. 
Wenn man mal ein Projekt geschaft hat will man es immer verbessern und 
erweitern.
Und wenn man das Projekt irgendwann für gut befindet ist das nächste 
nicht mehr fern.
Mit freundlichem Gruß

von Jens (Gast)


Lesenswert?

Patrick B. schrieb:
> Ätzanlage ~100 Euro
> Belichtungsgerät (doppelseitig, mit Vakuum) ~500 Euro
> Div. Schalen ~100 Euro
> Chemikalien ~50 Euro
> Sonsitges Verbrauchsmaterial ~150 Euro

Für den privaten Einsatz ist das ganze überdimensioniert. Da reicht ein 
alter Gesichtsbräuner oder ein UV-Belichter im alten Scanner-Gehäuse 
dicke aus. Zum Ätzen genügen ein paar Schalen und die Vorlagen werden 
mit einen Laserdrucker auf Overheadfolien gedruckt. So mache ich das 
gelegentlich mit ausreichender Qualität. Da ich allerdings Einzelstücke 
baue, ist mir das Entwerfen einer Platine meist zu umständlich. Da komme 
ich mit Lochraster schneller zum Ziel. SMDs werden mit der 
Käfer-auf-dem-Rücken-Methode oder mittels (teilweise selbstgeätzten) 
Breakout-Board verarbeitet.

Im industriellen Umfeld sieht es mit dem selbst Ätzen schon wieder 
anders aus. Da werden oftmals Durchkontaktierungen, Vias unter Bauteilen 
und BGAs verwendet. Das bekommt man auch mit der o.g. Technik nicht hin. 
Die Leiterzüge sind da nicht so sehr das Problem. Außerdem habe ich den 
Eindruck, das viele Kunden komisch schauen, wenn man ihnen einen 
Prototypen in Lochraster oder selbstgeätzt präsentiert.

von Reinhard Kern (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

ein Hobby kann sich schon lohnen, manche haben sich ganze Häuser gebaut. 
Aber bei Elektronik ist das eher unwahrscheinlich. Ich habe letztes Jahr 
mal Bauanleitungen aus dem Internet studiert für Magnetkompasse mit 
MEMS-Sensoren, ist zwar interessant, aber bei Pearl gibt es einen 
solchen aus China für 6,90 EUR, fertig im westenstaschengerechten 
Gehäuse. Und er zeigt sogar nach Norden!

Gruss Reinhard

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


Lesenswert?

Reinhard Kern schrieb:
> Hallo,
>
> ein Hobby kann sich schon lohnen, manche haben sich ganze Häuser gebaut.
> Aber bei Elektronik ist das eher unwahrscheinlich. Ich habe letztes Jahr
> mal Bauanleitungen aus dem Internet studiert für Magnetkompasse mit
> MEMS-Sensoren, ist zwar interessant, aber bei Pearl gibt es einen
> solchen aus China für 6,90 EUR, fertig im westenstaschengerechten
> Gehäuse. Und er zeigt sogar nach Norden!
>
> Gruss Reinhard

Naja sorry das kann ich so nicht unterschreiben. Was ich unterschreiben 
kann ist dass es sich in keiner Weise lohnt, wenn man 
Massenmarktprodukte nachbilden will. Aber Elektronik ist ja nicht nur 
das. Es gibt genug Dinge, die man entweder gar nicht oder nur 
unzureichend auf dem Massenmarkt findet. Und selbst wenn man nicht in 
Sachen Funktionsumfang gewinnen kann (kann man oft aber doch), dann 
gewinnt man in Sachen Qualitaet. Davon abgesehen dass es schon eine 
gewisse Genugtuung ist, seine eigenen Geraete in Betrieb zu haben.

Sich seinen eigenen MP3-Player zu bauen ist akademisch und fuer das Ego 
interessant, also immerhin.

Trotzdem ne bescheidene Einstellung, die Du da hast.

Michael

von G ast (Gast)


Lesenswert?

Michael G. schrieb:
>> Gehäuse. Und er zeigt sogar nach Norden!

Vermutlich stehst du am Südpol, lol.

von Funkamateur (Gast)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

im Hobbybereich Amateurfunk gibt es gigantisch viele Anwendungen, bei 
denen noch geätzt wird. Die meißten Schaltungen sind nicht kommerziell 
verfügbar und bei einer Stückzahl von 1-2 Platinen lohnt sich das Ätzen 
definitiv. Zum Vergleich: Ich habe eine Platine geätzt, deren Größe ist 
200 mm x 150 mm beidseitig. Es handelt sich um einen SSB-Transceiver für 
das 20-m-Band. Diese Platine hat mich neben 2 Stunden Arbeit mit Bohrung 
und Verzinnung umgerechnet 15 Euro gekostet. Bei einem kommerziellen 
Ätzer sollte ich 119 Euro bezahlen.

Was will ich damit sagen? Ganz einfach: Es gibt eben Nischen, da lohnt 
es sich eben!

...-.-

von Jonas B. (jibi)


Lesenswert?

Ich hab mir was gebaut, Fotos und ein Video(das muss ich erstmal wieder 
auf der Platte finden...) folgen.

1. Drucken:
Man nehme einen Tintenpisser, gute Folien (Zweckform...etc..) und wähle 
die RICHTIGE Druckereinstellung! Das heisst ich muss vor jedem Drucken 
alle Einstellungen tätigen.
Darunter fallen bei mir:
Papiertyp: Hochauflösendes Fotopapier oder T-Shirt Transferfolie; 
Hauptsache ist das der Drucker registriert, dass er sich seine 
Tinten-sparaktionen für den nächsten Druck vergneifen soll. Also quasi, 
hau raus was geht...

2. Belichten:
"Äh, wo ist Problem?" - Ich benutze einfach einen für 1€! erstanden 
Gesichtsbräuner von der ebucht. Belichtungszeit, nach einem empirischen 
Versuchswochenende:
4min bei 4 x 15 Watt gesammter Gesichtsbräunerleistung bei 15 cm 
Abstand.

3. Entwickeln:
"Hmm..as .easy as that I...."  Man nehme ne Glasschale, einen Teelöfel 
Entwickler und 250ml Wasser. Alles einmal durch gemischt.
Dann die frisch belichtete Platine da reingeworfen und sofort anfangen 
dass Ganze zu bewegen. Dabei empfiehlt es sich schützende Handschuhe zu 
tragen, weil man damit die Platine wunderbar Handeln kann. Dann muss 
alles mit Wasser abgespült werden.

4. Ätzen:
Dann schmeiss ich die Platinen in die selbstgebaute Ätzvorrichtung und 
nehme ein gemütlichen Platz vor dem Gerät ein. Die nächsten 5-10 Minuten 
ich meine Konzentration nun auf den Fortschritt des Ätzvorgang's 
zentrieren. Ich wende die Platine regelmässig, sowohl horizontal als 
vertikal um einen gleichmässigen Ätzvorgang zu unterstützen.

5. Finale:
Wieder abspülen. Dann erste Sichtprobe: Sind alle Leiterbahnen frei 
geätzt worden? Jetzt hat man noch die Chance, alles noch mal in die 
Ätzvorrichtung zu packen um eventuelle Fehler noch zu beseitigen.  Wenn 
dann alles passt, hat man sein erste selbst geätzte Platine in der Hand 
und glaubt mir, dass kommt gut :)

Morgen gibt's Fotos.

Gruß Jonas

von Patrick B. (p51d)


Lesenswert?

Also so wie mir es scheint, sind hier viele überzeugte Selbstätzer.
Dann habe ich noch eine Frage betreffend der haltbarkeit der 
Chemikalien:
Bei uns in der Lehre waren pro Woche ~0-20 Platinen gergestellt, also 
wurden die Chemikalien häufig verwendet. Wie lange kann man aber 
Entwickler, Ätznatron und Chemisches Zinn lagern? Wenn pro Monat nur max 
1 Platine entwickelt wird, ist das nicht viel.

Bei den meisten Projekten, die ich bis jetzt gemacht habe, wurde 
meistens mindestens 1 Bauteil verwendet, welches einen Freiraum von 
~0.2mm zwischen den Leiterbahnen oder Pads. Bei uns in der Lehre war 
sowas bei gutem Entwickler und Ätzmittel möglich. Wobei wir hier 
natürlich nicht die Bastlerversion des Ätzlabors hatten: 
Vakum-Belichtungsgerät (was für doppelseitige PCBs sehr nützlich ist, 
vorallem bei feinen Strukturen), beheizte Ätzanlage...

Aber wie ich sehe, geht es bei vielen auch mit sehr viel einfacheren 
Mitteln.

Besten dank für die Rückmeldungen
MFG
Patrick

von Heinz L. (ducttape)


Lesenswert?

Klar hast im "Semi-Pro" Bereich andere Tools zur Verfügung als als 
Hobbyist. Und natürlich wird's eng wenn Du 6mil oder darunter 
produzieren willst. 10-12mil sind allerdings recht problemlos drin wenn 
Du mal raus hast wie Dein Setup am besten funktioniert, welche 
Belichtungs- und Entwicklungszeit Du verwenden sollst und wie lang und 
womit Du am besten beim Ätzen umgehen kannst.

Insgesamt kommst du allerdings mit weniger als 100 Euro Investition und 
etwa 5 Euro pro Platine (inkl. Lötstop und Verzinnung) davon, das hast 
Du nach einigen Platinen bereits wieder herinnen. Allerdings sollte Dir 
klar sein, dass Du Zeit investieren musst, es kann gut 2 Stunden dauern 
bis eine Platine fertig ist. Wobei man zugeben muss, dass davon nur ca. 
15 Minuten Arbeitszeit sind, der Rest ist warten auf Belichtung, Ätzung, 
Härtung des Laminats, etc.

Vor allem allerdings kannst Du sofort feststellen ob's geklappt hat oder 
ob Dein Design einen Fehler hat, was vor allem bei Schaltungen die sehr 
empfindlich auf Störungen der umliegenden Leitungen reagieren oft recht 
überraschend sein kann. Da ist es doch praktisch, nicth immer 1-2 Wochen 
warten zu müssen bis Du das nächste Design probieren kannst.

Für mich war's allerdings hauptsächlich eben der Wunsch es selbst zu 
machen. Ich will am Ende da stehen können und sagen können, ist alles 
von mir. Design, Programm, Fertigung.

Preislich ist's allerdings auch ein Argument.

Zur Haltbarkeit:

NaOH Pos-Entwickler: Uninteressant. Ein Viertelkilo Entwickler kostet 
bei 2-4 Euro und Du brauchst bei 1-2 Gramm für einen Viertelliter 
Entwicklerlösung, das reicht für 1-2 Platinen. Man muss ja keinen Liter 
davon ansetzen. Aufheben? Wozu?

Ätzmittel: Ich verwende Natriumpersulfat, und das hält durchaus 'ne 
kleine Ewigkeit. Es gast zwar aus, allerdings nicht so dramatisch dass 
es nach einigen Tagen bereits unbrauchbar wäre. ich ätze mit einer 
Lösung durchaus einige Monate lang. Was angeblich auch zum Aufbewahren 
funktioniert ist, das Zeug einfach eintrocknen zu lassen und wieder 
aufzulösen wenn's wieder gebraucht wird. Ob das allerdings so gut ist 
mag ich nicht entscheiden. Ich lass es einfach in der Flasche (mit 
Überdruckventil!) stehen, hält recht lang.

Chem Zinn: Weiss ich ehrlich gesagt noch nicht. Meins ist jetzt etwa 6 
Monate alt und bisher merk ich nix dass es nicht mehr funktionieren 
würde. Riecht zwar schon etwas sehr streng, funktioniert allerdings noch 
prima. Nächstes Mal werd ich aber nicht gleich 'n ganzen Liter davon 
ansetzen, da reicht wohl auch ein Bruchteil davon für den Hausgebrauch.

NaCO Neg.Entwickler (für Laminat): Ist auch für einige Platinen gut, 
hier gilt aber ähnliches wie für den NaOH. Man braucht ein paar Gram und 
es kostet einen Spott.

von Reinhard Kern (Gast)


Lesenswert?

Michael G. schrieb:
> Trotzdem ne bescheidene Einstellung, die Du da hast.

Von meiner Einstellung war überhaupt nicht die Rede, ich bastle mit 
Elektronik seit Jahrzehnten und übe das auch als Beruf aus - ich habe 
nur festgestellt, dass man eher selten finanzielle Vorteile dabei 
erzielt. Einen echten Bastler interessiert das schon von vornherein 
nicht.

Gruss Reinhard

von Heinz L. (ducttape)


Lesenswert?

Michael G. schrieb:
> Was ich unterschreiben
> kann ist dass es sich in keiner Weise lohnt, wenn man
> Massenmarktprodukte nachbilden will. Aber Elektronik ist ja nicht nur
> das. Es gibt genug Dinge, die man entweder gar nicht oder nur
> unzureichend auf dem Massenmarkt findet. Und selbst wenn man nicht in
> Sachen Funktionsumfang gewinnen kann (kann man oft aber doch), dann
> gewinnt man in Sachen Qualitaet. Davon abgesehen dass es schon eine
> gewisse Genugtuung ist, seine eigenen Geraete in Betrieb zu haben.

Dieses Argument ("Wozu der Aufwand, kannst für 3 Euro aus China kaufen") 
gibt's öfter zu hören. Kenn ich auch sehr gut. Warum erfindest das Rad 
denn neu?

Weil es eben auch, wie Du richtig sagst, drei Dinge gibt die es so aus 
China eher selten bis nie gibt:

1. Nischenprodukte
2. Spezialanfertigungen
3. Hohe Qualität

Aktuell setze ich gerade ein Projekt für einen Freund um, wo das Ding 
das ich bau im Handel bei 2.000,-- Euro kostet, bei einem Materialpreis 
von nicht mal 100 Euro (und ein Gutteil davon ist der Preis für das 
Gehäuse, da es sich nicht rechnet dafür ein Spritzgusswerkzeug 
herzustellen...). Woher die Spanne kommt? Aus der Tatsache dass eine 
Massenfertigung des Produktes mangels Markt nicht lohnt und die Kosten 
eines Elektronikgerätes nunmal im Design der Elektronik und des 
Controllerprogrammes liegen. Wenn man dies auf eine Milliarde Stück 
runterbrechen kann, nun, dann kostet das Ding nur mehr wenig mehr als 
die Materialkosten...

Elektronik ist eben nicht nur Massenware. Klar, die kriegst für 'n Euro 
nachgeworfen. Es gibt eben auch spezielle Anforderungen, die man so nur 
erfüllt bekommt wenn man es entweder selbst macht oder jemandem viel 
Geld dafür in die Hand drückt.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> Dazu muss man
> natürlich selber routen, und nicht nur den Autorouter anschmeissen.

Oder einen ordentlichen Autorouter benutzen. :-)  (duck und wech ...)

Ansonsten hier mal wieder ein Beispiel, für das ich nicht erst auf
die nächste Platinensammler-Runde warten wollte:

Beitrag "Re: AVR mehr Speicher (RAM) als erwartet"

Allerdings muss ich zugeben, dass ich alles, wo's nicht auf eine Woche
ankommt, mittlerweile doch lieber fertigen lassen.  Insbesondere die
Möglichkeit, ausgiebig Vias zu benutzen, machdt das allemal interessant.

von Christian K. (Firma: Atelier Klippel) (mamalala)


Lesenswert?

Patrick B. schrieb:
>
> Beim Vergleich zu der Bestellung-Variante kostet eine Europakarte
> Doppelseitig (MIT Durchkontaktierungen) und Lötstopplack sowie
> Bestückungsdruck ~50 Euro.

Das kann man aber so nicht wirklich vergleichen. Schau einfach mal was 
beim Fertiger deiner Wahl der schnellste Service kostet. Da sind 
Aufschläge von mehreren 100% die Regel. Ansonsten dauert es nämlich 
mind. 10 AT plus Vorlauf und plus Versand bis Du die Platine hast.

Galvanisch Durchkontaktieren ist auch nicht so schwer und sogar ohne all 
zu fiese Chemie machbar (lediglich das Galvanikbad ist da "fies"). 
Lötstop ist einfach per Dynamask machbar. Bestückungsdruck kann man mit 
Tenting tricksen oder per Tonertransfer aufbringen. Oder man macht es im 
Siebdruck, ist auch nicht sooo schwer, bersonders wenn man eh schon den 
meisten Kram für Fotosachen da hat.

Wenn man sehr feine Strukturen erzeugen will kann man sich auch echte 
Filme machen lassen, z.B. von einem repro-Stdio, Druckereien, etc. 
Einfach mal rumfragen. Ich bestelle Filme immer bei einem Laden in 
Düsseldorf. PDF hinschicken, am nächsten Tag sind die Filme im 
Briefkasten.

Wenn man mit Tenting-Laminat arbeitet kann man sich sogar das Vakuum 
sparen. Nach dem laminieren die Platine auf Raumtemperatur abkühlen 
lassen. Dann die Schutzfolie vom aufgebrachten Laminat entfernen. Das 
ist in dem Zustand minimal klebrig. So kann man einen echten Film drauf 
"pappen". Nach dem Belichten kurz in den Kühlschrank, schon lässt sich 
der Film problemlos entfernen ohne das Laminat abzureißen.

Es geht vieles wenn man bereit ist etwas Zeit und Übung zu investieren. 
Es macht Spaß. Der größte Vorteil aber ist die Zeit. Man hat das ganze 
am gleichen oder nächsten Tag fertig in den Händen und muss keine 2 
Wochen warten. Und das meiste an Zeit geht, wie schon andere hier 
erwähnt haben, für das Warten auf Belichten, Ätzen, etc. drauf.

Grüße,

Chris

von Miky (Gast)


Lesenswert?

Ein weiteres Minus für den Fertiger ist aus meiner Sicht die Tatsache, 
dass in der Regel immer mindestens 1 qdm abgerechnet wird. Oftmals hat 
man als Hobby-Bastler aber kleinere Maße. Da muss man dann entweder 
sammeln (also noch länger warten) oder Sammelbestellungen suchen/ 
organisieren einen entsprechend hohen Aufschlag bezahlen oder einfach 
noch irgendwelche Platinen auf Vorrat mitbestellen, damit man den qdm 
vollbekommt.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Miky schrieb:
> Da muss man dann entweder
> sammeln (also noch länger warten) oder Sammelbestellungen suchen

Siehe "Platinensammler" (Jakob Kleinen) im Marktforum.  Er organisiert
im Schnitt eine Bestellung pro Monat zu akzeptablen Preisen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.