Forum: Platinen Fragen zu Prepregs und Cores


von Roman M. (Gast)


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Hallo,
ich hätte ein paar Fragen zum Leiterplattenaufbau...
Man kann Prepregs doch fast wie Cores verwenden, es gibt sie sogar 
teilweise in den selben Dicken, z.B. in 100µm. Wenn man z.B. eine 
6-lagige Platine machen will und die Dicke spielt keine Rolle, hat man 
doch die Wahl: 2x Core + Prepreg, 1x Core + Prepreg, kein Core + nur 
Prepreg...

Wie entscheidet man das normalerweise? Kann man in Prepregs eingentlich 
auch Blind-Vias und Buried-Vias bauen oder geht das nur bei Cores?

Hier sieht es so aus, als ob man immer 2 Prepregs aufeinander stapeln 
würde:

http://www.multi-circuit-boards.eu/leiterplatten-design-hilfe/lagenaufbau.html

Warum macht man das?

Vielen Dank!

von Reinhard Kern (Gast)


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Roman M. schrieb:
> hat man
> doch die Wahl: 2x Core + Prepreg, 1x Core + Prepreg, kein Core + nur
> Prepreg...

Schon hundertemal besprochen...

Nein, geht nicht, nur Cores haben Cu. Man kann auch keine Cu-Folie 
dazwischenlegen, weil ja die Leiterbahnen schon geätzt sein müssen vor 
dem Verpressen. Also nimmt man immer 1 Core für 2 Lagen. Für die 
Aussenlagen ist Folie üblich, da diese ja erst nach dem Verpressen 
geätzt werden. Also ergibt sich: Folie, Prepreg, Core (geätzt) für Lage 
2 und 3, Prepreg, Core für Lage 4 und 5, usw. Der Lagenaufbau sollte 
symmetrisch sein, auch was die Cu-Dichte (Masselagen) angeht, sonst 
verbiegt sich die LP wie ein Bimetall.

2 Prepregs sind MIL-Vorschrift und werden von ordentlichen Lieferanten 
fast immer verwendet, damit ein Fertigungsfehler nicht zum Kurzschluss 
führt.

Buried Vias kann man in Cores einfügen, wenn man den Mehraufwand in Kauf 
nimmt, dass der Core dann vor dem Verpressen durchkontaktiert werden 
muss. Wenn nötig, geht das auch über mehrere Cores, damit sind aber 
zusätzliche Verpressvorgänge verbunden.

Blind Vias werden am Schluss von aussen gebohrt und sind nicht von Cores 
abhängig, aber in der Tiefe begrenzt.

Das ist das Standardverfahren, theoretisch könnte man auch alles anders 
machen, z.B. Lage auf Lage verpressen und ätzen usw. aber das würde um 
ein Vielfaches aufwendiger. Viele LP-Hersteller beschreiben den 
Fertigungsgang auch auf ihren Webseiten.

Da sich erfahrungsgemäss hier gleich "Spezialisten" melden, die jeden 
Industriestandard für Quatsch halten, alles besser wissen und mit 
Beleidigungen um sich werfen, melde ich mich aus diesem Thread gleich 
wieder ab. Kein Interesse an shit storms.

Gruss Reinhard

von Roman M. (Gast)


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Vielen Dank für die Antwort!

Ich habe mal mit einer (sonst sehr unauffälligen) 6-lagigen-Platine 
gearbeitet, die lt. Eagle aus lauter 250µm Prepregs aufgebaut war, ganz 
ohne Cores. Ich dachte, das wären jeweils zwei 125µm Prepregs. Aber wenn 
das nicht geht...

Vielleicht hat der Entwickler in diesem Fall einfach dem Layouter die 
Auswahl von Prepreg und Core überlassen...


Auf der HP von Multi-PCB sieht es so aus, als ob das Via F im Prepreg 
wäre. Deswegen frage ich.

http://www.multi-circuit-boards.eu/leiterplatten-design-hilfe/design-parameter.html

von Reinhard Kern (Gast)


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Roman M. schrieb:
> Auf der HP von Multi-PCB sieht es so aus, als ob das Via F im Prepreg
> wäre. Deswegen frage ich.

Das wird z.B. hier erläutert:
http://www.rdcircuits.com/technology.php?disp=buildup_buildupstacked

Klar ist, dass das die aufwendigste von allen Möglichkeiten ist. Man 
sollte beim Bild von MultiPCB dazusagen, dass die Kosten von A bis F 
extrem ansteigen. Das zu verwenden, ist sozusagen ein "ökonomischer 
Designfehler", es sei denn, es geht wirklich nicht anders.

Um zu überlegen, was ein "normales" Buried Via ist, stellt man sich vor, 
dass es sich um ein durchgehendes Via eines Zwischenprodukts handelt - 
die LP wird bis zu diesem Aufbau gefertigt und durchkontaktiert und dann 
mit weiteren Zwischenprodukten oder Cores und Prepregs verpresst. Z.B. 
fertigt man für Buried Vias von Lage 2 bis 5 eine Vierlagenschaltung mit 
den Lagen 2 bis 5 und kontaktiert sie durch. Das schliesst aber aus, in 
der gleichen LP BVs von Lage 3 bis 4 zu verwenden, und etwas weniger 
offensichtlich auch solche von Lage 4 bis 7. Völlig freie Wahl hat man 
nur beim extrem aufwendigen Zusammenbau Lage für Lage.

Gruss Reinhard

PS "die lt. Eagle aus lauter 250µm Prepregs aufgebaut war"

Eagle ist es egal, ob man das real verpressen kann, da muss man sich 
selbst drum kümmern, und auch mit welchem Aufwand. Ich hatte mal einen 
Kunden, der eine LP mit 8 Lagen ohne jede Kenntnis der Fertigung 
entworfen hat, mit Vias wild von Lage x zu Lage y. Nachdem ich ihm 
erklärt hatte, dass und warum man das so nicht herstellen kann (damals 
jedenfalls), meinte er, das hätte er vorher wissen sollen, jetzt hätte 
er mehr als 10000 DM völlig in den Sand gesetzt.

von Christian B. (luckyfu)


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Um die Verwirrung zu komplettieren kann man aber auch mit den Cores 
aussen und das Prepreg in der Mitte arbeiten. eine 4Lagige Platine hätte 
dann den aufbau:
Cu
Core
Cu
x*Prepreg
Cu
Core
Cu

Solche Spezialaufbauten kosten aber mehr, da die Außenlagen 2 mal 
Prozessiert werden (Beim Strukturieren der jeweils inneren Lage müssen 
Sie komplett abgedeckt werden)
Dennoch gibt es solche Aufbauten, wenn man z.B. Sacklöcher von L1 zu L2 
haben will und diese aber zu weit aus einanderliegen für ein 
entsprechendes AR. oder man generell einen großen Abstand zwischen L1 
und L2 braucht. mehr als 3 Prepregs übereinander zu schichten ist 
problematisch, mehr als 4 kenne ich gar nicht. das dickste Prepreg hat 
imho ca. 0,75mm... den genauen Wert hab ich nich mehr im Kopf.
Außerdem kann dies aus Impedanztechnischer sicht sinnvoll sein.

Den Standardaufbau hat aber Reinhard schon umfassend beschrieben.

noch was zu den Sacklöchern: Wenn du viele Sacklöcher brauchst nimm am 
besten gleich Lasersacklöcher die sind dann schnell billiger. die 
Technologie dafür ist heute bereits Standard und meines Wissens 
unterstützen alle großen Hersteller die Technologie. nat. ist sie 
dennoch teurer als wenn man ohne Sacklöcher auskommt.

Eins noch: Stichwort Symmetrie: es ist nicht nur Problematisch ungerade 
Lagenzahlen zu verwenden sondern auch, z.B. bei einem 4 Lagigen Board 
lage 1 und 2 für die Signale und lage 3 und 4 für die Versorgungsplanes 
zu nutzen. auch das kann u.U. (besonders bei großen Boards) schnell zu 
Wöbungen ähnlich einem Kartoffelchip führen (wenngleich nicht so extrem)

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