Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Stromsensor auswertung


von Norbert (Gast)


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Hallo,

ich möchte an einem Außenleiter (230V AC) an dem auch eine 
Photovoltaik-Anlage angeschlossen ist den Strom messen (ja Strom, nicht 
Leistung). Zusätzlich soll noch die Richtung des Stromflusses bestimmt 
werden (wird der gemessene Strom von der PV-Anlage ins Netz eingespeist 
oder aus dem Netz bezogen).
Ein Shunt fällt dabei raus, also wollte ich eine Lösung über einen 
Stromwandler nehmen. Dazu habe ich bisher einen von LEM herausgesucht 
(http://www.lem.com/docs/products/at_b10_e.pdf).
Jetzt müsste der Sensor mir ja bei Stromfluss in die eine Richtung 0 bis 
-10V DC ausgeben und in die andere Richtung 0 bis -10V DC (oder kann es 
sein dass er die Richtung intern "wegbügelt"?) Das könnte ich dann mit 
einem Komparator auswerten (also quasi ein Vorzeichenbit erstellen). Die 
eigentlichen Messwerte würde ich dann mit einem Mikrocontroller 
auswerten.

Meine Frage ist nun funktioniert das so wie ich es beschrieben habe und 
gibt es noch eine bessere Lösung?
Benötige ich für die Auswertung sonst noch etwas?

Danke schonmal

von Falk B. (falk)


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@  Norbert (Gast)


>ich möchte an einem Außenleiter (230V AC) an dem auch eine
>Photovoltaik-Anlage angeschlossen ist den Strom messen

Das ist leicht.

> (ja Strom, nicht
>Leistung). Zusätzlich soll noch die Richtung des Stromflusses bestimmt
>werden (wird der gemessene Strom von der PV-Anlage ins Netz eingespeist
>oder aus dem Netz bezogen).

Das ist schwer, denn es ist IMMER Wechselstrom. Die Richtung des 
Leistungsflusses kann man nur mit zusätzlicher, phasenbezogender Messung 
der Spannung feststellen.

>Stromwandler nehmen. Dazu habe ich bisher einen von LEM herausgesucht
>(http://www.lem.com/docs/products/at_b10_e.pdf).
>Jetzt müsste der Sensor mir ja bei Stromfluss in die eine Richtung 0 bis
>-10V DC ausgeben und in die andere Richtung 0 bis -10V DC (oder kann es
>sein dass er die Richtung intern "wegbügelt"?)

Du hast den falschen Typ ausgewählt, der hier spuckt RMS aus, also den 
Effektivwert.

>eigentlichen Messwerte würde ich dann mit einem Mikrocontroller
>auswerten.

Dann nimm was passendes. Der Typ muss DC verarbeiten können. Dann musst 
du die oben beschriebene phasenrichtige Spannungsmessung machen. Alles 
nicht so einfach.

>Meine Frage ist nun funktioniert das so wie ich es beschrieben habe und
>gibt es noch eine bessere Lösung?

Ja, zapf die Information an deinem Wechselrichter ab.

MFG
Falk

von MaWin (Gast)


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Also DER Stromsensor enthält Elektronik "self powered" und liefert nur 
eine Gleichspannung, aus der du nicht schlussfolgern kannst, in welche 
Richtung der Strom floss.

Strom fliesst bei Wechselspannung immer hin- und her. Ohne Kenntnis der 
Phasenlage zur Spannung kannst du also gar nicht ermitteln, ob Strom 
geliefert oder verbraucht wird.

Ein simpler Stromtrafo
http://darisusgmbh.de/shop/product_info.php/info/p15194_ASM50-----Stromwandler-5-50A-10-.html
würde dir (an seinem vorgesehenen Lastwiderstand) eine Spannung je nach 
Stromrichtung liefern, die musst du aber mit der Phasenlage der Spannung 
synchron gleichrichten.

Dazu tut es ein FlipFlop, welches pro Nulldurchgang die Polarität 
umschaltet, z.B. durch Analogmultiplexer oder gesteuerten (non)inverting 
OpAmp.

Dabei entsteht aber ein Einfluss durch den Blindstrom 
(Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung).

Also baut man es anders auf: Das FlipFlop orientiert sich an der 
differenzierten Spannung (schaltet letztlich also bei Spannungsminima 
und Spannungsmaxima um) und dient nur als Eingabewert für ein zweites 
FlipFlop, welches bei Nulldurchgang des Stromes die Polarität des 
Stromsensorsignals umschaltet.

Mit einem uC braucht man natürlich keine Bauteil, nur ein Programm.

von Norbert (Gast)


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Ok,gar nicht so einfach.
Also ich verbrauche Strom wenn wenn beide Phasen synchron sind und 
speise ein, wenn sie 180° verschoben sind. Der Trafo liefert mir jetzt 
eine Spannung je nach Strom durch den Außenleiter.
Was ich gerade nicht verstehe: Durch die Induktivität des Wandlers 
handel ich mir doch wieder eine ~90° Phasenverschiebung zwischen 
Spannung und Strom ein und wenn ich dann gleichrichte auf 0° geht mir 
die Phaseninformation vom Anfang (0° oder 180°) doch wieder verloren. Wo 
ist mein Denkfehler?
Ein Multimeter würde wohl an den Stromtrafo angeschlossen jeweils das 
richtige Vorzeichen anzeigen, ich versteh nur grad nicht warum.

von Falk B. (falk)


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@Norbert (Gast)

>Also ich verbrauche Strom wenn wenn beide Phasen synchron sind und
>speise ein, wenn sie 180° verschoben sind.

So einfach isses eher nicht. Die Phasenlage schwankt eher zwischen -90 
und +90 Grad.

> Der Trafo liefert mir jetzt
>eine Spannung je nach Strom durch den Außenleiter.

Jo.

>Was ich gerade nicht verstehe: Durch die Induktivität des Wandlers
>handel ich mir doch wieder eine ~90° Phasenverschiebung zwischen
>Spannung und Strom ein

Nö, die Phasenverschiebung ist deutlich kleiner so um die 1-5%m siehe 
Stromwandler.

>Ein Multimeter würde wohl an den Stromtrafo angeschlossen jeweils das
>richtige Vorzeichen anzeigen, ich versteh nur grad nicht warum.

Dein Multimeter zeigt kein Vorzeichen an, weil es Wechselgrößen und als 
Mittel- bzw. Effektivwert misst. Deine Richtungserkennung des 
Leistungsflusses muss das mit der phasenrichtigen Multiplikation und 
Filterung von Strom und Spannung machen.

MfG
Falk

von Frank K. (fchk)


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Norbert schrieb:
> Ok,gar nicht so einfach.
> Also ich verbrauche Strom wenn wenn beide Phasen synchron sind und
> speise ein, wenn sie 180° verschoben sind. Der Trafo liefert mir jetzt
> eine Spannung je nach Strom durch den Außenleiter.

In der realen Welt hast Du nicht nur Wirkleistung, sondern auch 
Blindleistung, die Du nicht bezahlst, die aber doch Leistungsverluste 
bewirkt.

Schau Dir mal an, wie andere Leute das machen:

http://www.microchip.com/wwwproducts/Devices.aspx?dDocName=en520376

fchk

(und ja, um die Formeln zu verstehen, sind einige Kenntnisse der höheren 
Mathematik erforderlich, insbesondere komplexe Zahlen)

von Sebastian M. (compressed)


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Messe doch zusätzlich den Stringstrom oder Spannung. Dann weißt du ob 
eingespeist wird, oder der Wechselrichter ein paar Watt aus dem Netz 
nimmt.

von b35 (Gast)


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Hallo,
der Aussage von Falk möchte ich etwas hinzufügen...
Die Phasenlage kann von 0...180° oder 0...-180° variieren. Für die 
Wirkleistung gilt P = U x I x cos Phi (Q = U x I x sin Phi, S = U x I).
Wann wird der cos Phi negativ? ==> Im 2. und 3. Quadranten. Dann ist die 
Phasenverschiebung 90°...180° oder 180°...270° (-90°...-180° lass ich 
auch gelten).
Graphisch dargestellt hilft es vielleicht (genauso wie bei Schaltplänen) 
besser. Zwei (sinusförmige) Größen (U und I) werden miteinander 
multipliziert, als Ergebnis gibt es einen Sinus (P) mit doppelter 
Frequenz. Der Mittelwert hiervon ist die Wirkleistung. Ist er größer 
Null: Wirkleistung (Energiefluß von Erzeuger zur "Last") wird verbraucht 
(kein Wechselstrom wird verbraucht, das sagt nur der Volksmund), ist er 
gleich Null: reine Scheinleistung, ist er kleiner Null: Wirkleistung 
wird aufgenommen (Energieflußumkehr).

von Norbert (Gast)


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Frank K. schrieb:
> Schau Dir mal an, wie andere Leute das machen:
>
> http://www.microchip.com/wwwproducts/Devices.aspx?...
>
> fchk
>
> (und ja, um die Formeln zu verstehen, sind einige Kenntnisse der höheren
> Mathematik erforderlich, insbesondere komplexe Zahlen)

Mathematik ist nicht das problem ;)
So ein IC gefällt mir schon gut. Die Frage ist nur wie ich am 
geschicktesten die Spannung auf der Leitung messe, um sie in den IC zu 
geben. Am Besten wäre galvanisch getrennt messen ohne das Kabel des 
Außenleiters auftrennen zu müssen (wie z.b. bei einem Shunt).

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