Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 100W Flyback für hohe Spannungen umbauen


von Klaus (Gast)


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Hallo zusammen,

ich habe ein 90W Openframe Netzteil(Sperrwandler), was für 
Eingangsspannungen 100-240Vac ausgelegt war, auf 575Vac_in umgebaut.

Wegen so hohen Spannung (ca820Vdc) wurden folgende Änderungen rein 
gebracht:
- Eingangsfilter angepasst (->820Vdc)
- BGR jetzt für 1kV
- 2 Eingangs Elkos 120uF/420V in Reihe, parallel dazu Meg R's als 
Balance.
- Wandler wurde angepasst f_max jetzt ca. bei 100kHz, Primärwicklung in 
zwei aufgeteilt (siehe Schaltplan).
- Statt nur einem Schalt-MOSFET, zwei SPA11N80 in Reihe. Diese werden 
zwar von demselben Treiber angesteuert, jedoch jetzt über einen 
Impulstrafo. Vor dem Impulstrafo musste noch eine Push-Pull Stufe rein. 
Treiber war zu schwach.

Von dieser Aufteilung erhoffte ich mir kleinere Sperrspannungen an den 
FETs. Da bei HV(>1kV)MOSFETs RDS_on leider recht hoch liegt, käme 1 FET 
Variante nicht in Frage. Die kosten dazu noch ein Vermögen.

Knackpunkt ist jetzt aber eine verlässliche Balancierung. Die beiden 
FETs sollen dieselbe Sperrspannung sehen. Habe je einen Kerko 1nF/500V 
parallel zu jedem FET&Wicklung geschaltet und es hat funktioniert! 
Jedoch nur wenn das Netzteil tackert und die f nicht so weit unten ist. 
Wenn ich die C's größer mache werden die FETs sehr heiß. Bei kleineren 
C's (<1nF) ist die Sperrspannung an den FETs nicht mehr stabil. Soweit 
ok.

Damit dieser "Mittelpunkt" auch beim Hochdrehen der Eingangsspannung, 
konstant auf halber Spannung liegt, habe ich zusätzlich zwei 24V 
Z-Dioden eingebracht (siehe Schaltung). Durch die Z-Dioden fließt nicht 
so viel Strom, da diese nur für Potentialausgleich sorgen. Muss noch mal 
schauen ob die 1,3W Z-Dioden an dieser Stelle wirklich nötig sind.

Was meint ihr? Ist dieses Konzept stabil oder kann es mir in bestimmten 
Fällen um die Ohren fliegen? Bin für Tips und konstruktive Kritik offen 
:D

Klaus

von David (Gast)


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Hallo Klaus,

habe Deine Idee mit der Reihenschaltung der MOSFETs nicht komplett 
durchdacht, würde hier aber eher einen 1200V-IGBT nehmen. Z.B. den 
Ixx03N120H2 von Infineon.

David

von Ben _. (burning_silicon)


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Gibt auch IGBTs, die noch mehr vertragen...

von Klaus (Gast)


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Die IGBTs gehen doch bis max. 20kHz.
Ist es beim Sperrwandler nicht zu tief? Ausserdem wird es doch Pfeifen 
im gesamten hörbaren Spektrum.

von Fralla (Gast)


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Verpasse dem Wandler och zwei Dioden zum entmagnetisieren der 
Streuinduktivität. Dann musst du weniger wegsnubbern.

In welchem Mode arbeitet der Wandler?

Grundsätzlich ist diese Topologie sehr gut geeignet um von hohen 
Spannungen wezuarbeiten. Hab ein Netzteil entwickelt, welches ebenfalls 
von hohen Spannungen (Umrichter Zwischenkreis 800VDC bis 1200VDC) 
wearbeitet. Ein weitere Variante nutz zwei 1200V IGBTs, da gibts auch 
welche die man weit höher als 20kHz takten kann. Das Teil geht arbeitet 
von 1800VDC weg. Die grüßte herausforderung war der Trafo, nicht jedoch 
die Aufteilung der Spannung.

Die Wicklung würde ich nicht so aufteilen und verschalten. Auch mit 
einer Wicklunggruppe Primär gabs kein Problem mit der Aufteilung der 
Sperrspannungen.

MFG Fralla

von Klaus (Gast)


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David schrieb:
Z.B. den
> Ixx03N120H2 von Infineon.

Stimmt der soll bis 100kHz gehen. Sehe mir gerade das Dsheet an.
Bin aber mit IGBTs recht unerfahren. Muss da ein extra Treiber hin oder 
kann ich einfach den IGBT an den MOSFET Treiber hängen? Wie sind die 
IGBTs so termisch im Vergleich zu MOSFETs?

Fralla schrieb:
> Verpasse dem Wandler och zwei Dioden zum entmagnetisieren der
> Streuinduktivität. Dann musst du weniger wegsnubbern.

Die Snubber Dioden sind doch schon in Freilaufrichtung @_@?


Fralla schrieb:
> In welchem Mode arbeitet der Wandler?

Das kann ich mit dem Luftspalt bestimmen. -> Discontinuous Mode.

> Die grüßte herausforderung war der Trafo, nicht jedoch
> die Aufteilung der Spannung.

Was genau? :-)

> Die Wicklung würde ich nicht so aufteilen und verschalten. Auch mit
> einer Wicklunggruppe Primär gabs kein Problem mit der Aufteilung der
> Sperrspannungen.

Wie genau? Ich habe schon mit einer Wicklung versucht. Also vom Elko+ zu 
Wicklung dann MOSFET1 und sofort danach MOSFET2 und dann die Shunts. Das 
war nicht so gut, hatte mega ON und OFF Klingler am Gate von FET2. Evtl. 
MOSFET1 dann Wicklung dann MESFET2? Ist mir aber trotztem nicht so 
sicher, wie jetzt mit aufgeteilter primär Wicklung.

Klaus

von Gregor B. (Gast)


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Klaus schrieb:
> Die IGBTs gehen doch bis max. 20kHz.

Infineon:
IHW30N160R2: 5A@100kHz, Uce=1600V

von Fralla (Gast)


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>Die Snubber Dioden sind doch schon in Freilaufrichtung @_@?

Ja aber diese snubbern die Energie weg. Wieso nicht in die Quelle 
rückspeisen? Dadurch dass du zwei Schalter hast kannst du einen Trafo 
ganz von der Quelle abkoppeln und somit mit ZWEI Freilaufdioden die 
Streuin
duktivität in den Eingangskondensator abmagnetisieren. Das letzten 
parasitären Rest dann wegsnubbern.

>Stimmt der soll bis 100kHz gehen. Sehe mir gerade das Dsheet an.
>Bin aber mit IGBTs recht unerfahren. Muss da ein extra Treiber hin oder
>kann ich einfach den IGBT an den MOSFET Treiber hängen? Wie sind die
>IGBTs so termisch im Vergleich zu MOSFETs?
Ja IGBTs sind oft mit 100kHz angegeben. Doch dann können sie nur mehr 
einen Bruchteil iherer maximalen Schaltleistung weil die 
Ausschaltverluste so dominierend werden wenn hart geschaltet. Und ja, 
dise kleinen IGBTs kann man mit jedem Fet Treiber Schalten.

Für die noch nicht so hohe Spannung von 800V gemeinsam mit nur 100W, ist 
der Mosfet Ansatz schon richtig.

>> Die grüßte herausforderung war der Trafo, nicht jedoch
>> die Aufteilung der Spannung.
>Was genau? :-)
Das Streuamre design gemeinsam mit stark unterschiedlicher Windungszahl 
gepaart mit der hohen Spannung.

Eine andere Möglichkeit wäre ein ESBT  welcher bis 2,2kV kleine 
Leistungen schnell Schalten kann. Allerdings habe ich diese nach einem 
Design aufgegeben, da die Abhängigkeit von ST-Semicon nicht tragbar ist.


MFG Fralla

von Klaus (Gast)


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Fralla schrieb:
>>Die Snubber Dioden sind doch schon in Freilaufrichtung @_@?
>
> Ja aber diese snubbern die Energie weg. Wieso nicht in die Quelle
> rückspeisen? Dadurch dass du zwei Schalter hast kannst du einen Trafo
> ganz von der Quelle abkoppeln und somit mit ZWEI Freilaufdioden die
> Streuin
> duktivität in den Eingangskondensator abmagnetisieren. Das letzten
> parasitären Rest dann wegsnubbern.

Sorry, stehe irgendwie auf dem Schlauch. Oben in der Schaltung ist nur 
die primär Wicklung zu sehen. Du willst, dass ich die Dioden ohne die 
Snubber R's und C's direkt an Elko+ lege? Wahrscheinlich meinst du das 
anders nur ich kann es nicht nachvollziehen.

> Ja IGBTs sind oft mit 100kHz angegeben. Doch dann können sie nur mehr
> einen Bruchteil iherer maximalen Schaltleistung weil die
> Ausschaltverluste so dominierend werden wenn hart geschaltet. Und ja,
> dise kleinen IGBTs kann man mit jedem Fet Treiber Schalten.

Gut, habe mir Heute ein paar Muster bestellt. Werde sie ausprobieren.

> Das Streuamre design gemeinsam mit stark unterschiedlicher Windungszahl
> gepaart mit der hohen Spannung.

Habe jetzt im aktuellen Design Wicklungsverhältnis von ca. 1:8 verpackt 
als einfacher "Sanguitch" prim. sek. prim. -> daher die passte die 
Aufteilung in zwei Wicklungen so schön ;)

von Fralla (Gast)


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>Du willst, dass ich die Dioden ohne die
>Snubber R's und C's direkt an Elko+ lege? Wahrscheinlich meinst du das
>anders nur ich kann es nicht nachvollziehen.

Ja ganau das, aber jeweils überkreut. Also vom unteren Drian nach V+ und 
vom oberen Source auf V-.

>Gut, habe mir Heute ein paar Muster bestellt. Werde sie ausprobieren.
Ich würde dennoch zu Fets raten. Ok wenn der Wirkunsggrad egal ist, kann 
man auch einfach entsprechende IGBTs mit hoher Spannung nehmen. Wenn nur 
ein IGBT geht Abmagnetisieren geht dann nicht mehr über die zwei Dioden 
rückspeisend.

MFG Fralla

von Klaus (Gast)


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Fralla schrieb:
> Ja ganau das, aber jeweils überkreut. Also vom unteren Drian nach V+ und
> vom oberen Source auf V-.

So? Gute Idee! Sollte funktionieren. Werde es morgen ausprobieren. 
Danke!

von Fralla (Gast)


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Ja genau so. Damit wird die Energie rückgepeist und die Aufteilung der 
Spannungen ist gleich. Achte aber dass das Dutycycle unter 50% bleibt.
Das ganze kann man auch mit mehren Trafo/Schaltern in Serie machen, so 
kann man auch von vielen kV mit Effizienten 600V Bauteilen Wandeln (auf 
kosten der Komplexität)

Da die Schaltung hier beschrieben ist, ist Patentieren zwecklos, 
außerdem ist sie das schon;)

von Klaus (Gast)


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Habe eben die Freilaufdioden (1F6) ausprobiert und es kann eigentlich so 
nicht funktionieren, da die Spannung zwischen der L2 und T2 nicht höher 
ist als die V+. Es bringt also nichts die Dioden so zu verschalten. Und 
irgendwie denke ich jetzt, dass man damit auch das Sperrwandler Prinzip 
verletzen würde (sollte es trotzdem funktionieren). Was ist mit der 
Reflektierten Spannung?

von Fralla (Gast)


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>Es bringt also nichts die Dioden so zu verschalten.
Doch. Du machst etwas falsch. Das ganze funktioniert bestens und ist 
super geneignet wenn der Trafo viel streut und die Spannung hoch ist.
Das Sperrwandler Prinzip wird auch nicht verletzt, wieso auch?

Dass das Dutycycle nicht über 50% gehen darf hab ich auch erwähnt. Somit 
kann die Spannung am Trafo auch umdrehen ohne, dass die 
Hauptinduktivität ebenfalls in den Eingang abmagnetisiert wird. Dh das 
Übersetzungsverhältnis des Trafos muss auf diese Schaltung auch 
ausgelegt werden (was die 50% ja schon definieren)

MFG Fralla

von Klaus (Gast)


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> Doch. Du machst etwas falsch. Das ganze funktioniert bestens und ist
> super geneignet wenn der Trafo viel streut und die Spannung hoch ist.
> Das Sperrwandler Prinzip wird auch nicht verletzt, wieso auch?
Könntest du mir für diesen Fall aus deiner Sicht die komplette Periode 
(Lade/ Endladevorgang im Wandler) beschreiben? Wie sollte es aussehen 
und was sollte passieren? Evt. komme ich dann dahinter.

Was ist mit der ersten Wickelung? Sie wird doch nicht entmagnetisiert. 
Meine U_ds Spannung (der Streu L Klingler) an den beiden MOSFETS wird 
dann nicht mehr gleich sein.

> Dass das Dutycycle nicht über 50% gehen darf hab ich auch erwähnt. Somit
> kann die Spannung am Trafo auch umdrehen ohne, dass die
> Hauptinduktivität ebenfalls in den Eingang abmagnetisiert wird. Dh das
> Übersetzungsverhältnis des Trafos muss auf diese Schaltung auch
> ausgelegt werden (was die 50% ja schon definieren)

Mein jetziger Wandler hat 1% Streu L und mein Dutycycle liegt bei max. 
30%.

von Fralla (Gast)


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Hallo Klaus, ich versuchs mal ganz grob zu beschreiben...

Phase 1: Beide Schalter zu. An Primärwicklung liegt Eingangsspannung, 
Strom steigt linear an.

Phase 2: Beide Schalter aus, SPannung am Trafo dreht auf 
-EIngangsspannung. Die Freilaufdioden leiten. Die Streuinduktivität wird 
linear abmagnetisiert. Gleichzeitig steigt der Strom auf der 
Sekundärseite ebenfalls linear an.

Phase 3: Streunduktivität wurde abmagnetisiert, Freilaufdioden sperren. 
Sekundärstrom hat (fast) den vollen Übersetzten Wert erreicht. 
Abmagnetiseirung des Trafos in Sekundärseite.

Phase 4: Strom in Sekundärwicklung ist 0 geworden. Geladene Trafo und 
Fet kapazitäten schwingen sich mit der Primärwicklung aus.

Die Umladevorgänge bei drehen der SPannung sind da nicht dabei (auch 
nicht so wichtig).
Im Prinzip das gleiche wie beim normalen Flyback, nur dass die Streunung 
nicht weggesnubbt wird, und die Schalter maximal die Eingangsspannug 
sperren müssen, anstatt Eingang + reflektiert.

Die erste Wicklung geöhrt auch zwischen die Mosfets. Wobei man die 
zusmmenfassen kann oder jede einen Freilauf braucht. So asymetrisch ist 
natürlich nicht gut.

MFG Fralla
(Meine Tastatur wird bald den Geist aufgeben..)

von Klaus (Gast)


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Ganz blöder Fehler von mir. Habe mich mit der Wickelrichtung bzw mit 
Anfgang und Ende primärseitig vertan. Erstaunlich, dass ich so noch 70 
Watt aus der Kiste rausgehollt hatte. (Prim&Sek. Wicklungen waren 
gelichsinnig!) Und ich habe mich gewundert warum auf der Hilfswindung wo 
viel Spannung drauf war O_o Ich hasse flying leads.

Auf jeden Fall jetzt läufts, und es bringt zwar was aber nicht viel. 
Hatte an beiden Wicklungen keine Snubber dran. Erst mit und dann ohne 
die Dioden gemessen. Unterschied 40V bei 400Vac. Ich werde im nächsten 
Schritt die beiden Wicklungen zusammenfassen und diese mit 
Freilaufdioden versehen.

von Klaus (Gast)


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.. EMV Mässig wird das Ding aber strahlen wie Sau, oder?

von Fralla (Gast)


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Grundsätzlich muss man mal zwischen Abstrahlung und Leitungsgebunden 
unterscheiden.

Es wird nicht mehr conducted EMI (Leistungsgebunden) Probleme machen, 
sondern andere. Da beiden Wicklungsenden geschaltet werden, wird es 
Sekundär mehr Common-Mode Störungen geben.

Was radiated EMI Betrifft ist es nicht viel schlimmer, also ein normaler 
Flyback. Wichtig ist, dass die Freilaufdioden und deren Verbindung 
keinen Loop Aufspannen, da in diesen Ströme mit Steilen Flanken fließen. 
Aber im primären Schaltpfad auch, was ja ohnehin bekannt ist und zu den 
Grundlagen für SMPS Design zählt. Was Abstrahlung betrifft, kann jede 
kleine Änderung an einem Snubber das Spektrum ändern. Das gilt aber für 
den "normalen" Flyback, wie auch diesen hier.

>Ganz blöder Fehler von mir. Habe mich mit der Wickelrichtung bzw mit
>Anfgang und Ende primärseitig vertan. Erstaunlich, dass ich so noch 70
>Watt aus der Kiste rausgehollt hatte.
Ja den Fehler kenn ich;) Flybacks als Flußwandler missbrauchen...

MFG Fralla

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