Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Fragen zur Stabilität von Operationsverstärkerschaltung


von Felix F. (schlonz)


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Guten Abend Allerseits,

es ist ja so, dass OpAmpschaltungen mit kleiner Verstärkung eher 
schwingen als solche mit großer. Wenn ich aber mal ins Bodediagramm 
schaue, kann ich doch in dem ich die Verstärkung veringere bei 
gleichbleibender Phase für mehr Gainmargin sorgen. => Die Schaltung wird 
stabiler. Das ist doch auch der Grund, warum ich eine Kapazität parallel 
zum Rückkoppelwiderstand einfüge: geringere Verstärkung bei höheren 
Frequenzen. Oder irre ich mich?
Wie kann man dann folgendes Zitat aus dem Roboternetzwiki verstehen?

"Etwas gegen die Intuition sind Verstärkerschaltungen mit einer hohen 
Verstärkung für das Signal weniger schwingungsanfällig als solche mit 
einer kleinen Verstärkung (z.B. 1 beim Impedanzwandler). Einige OPs 
(z.B. OP37, LF357): sind speziell für Schaltungen mit einer Verstärkung 
von mindestens z.B. 5 gedacht - bei weniger Verstärkung muss man mit 
Schwingungen rechnen."

Gilt dies hier(aus demselben Artikel):
"- hochohmige Rückkopplung ohne parallelen Kondensator"
weil kleine parasitäre Kapazitäten große Widerstände benötigen um 
Grenzfrequenzen im interessierenden Frequenzbereich zu erzeugen?

http://www.rn-wissen.de/index.php/Operationsverst%C3%A4rker#Stabilit.C3.A4t_in_OP_Schaltungen

schönen Rest-Samstag noch,
FF

von Kai K. (klaas)


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>Das ist doch auch der Grund, warum ich eine Kapazität parallel
>zum Rückkoppelwiderstand einfüge: geringere Verstärkung bei höheren
>Frequenzen.

Mit diesem Cap kannst du eine "phase lag" in der Gegenkopplung durch 
eine "phase lead" kompensieren. "phase lag" entsteht durch kapazitive 
Last am Ausgang in Verbindung mit der endlichen Ausgangsimpedanz des 
OPamps und/oder durch eine Streukapazität vom "-" Eingang des OPamps 
nach Masse in Verbindung mit dem Gegenkopplungswiderstand.

Die "phase lead" Kapazität päppelt also die "phase margin" wieder auf.

von Felix F. (schlonz)


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Hmm habe ich noch nicht ganz verstanden. Das eine Phasenanhebung gut für 
die Stabilität ist, ist klar. Aber wieso führt eine Kapazität in der 
Rückkopplung zu einer Phasenanhebung?

von ArnoR (Gast)


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> es ist ja so, dass OpAmpschaltungen mit kleiner Verstärkung eher
> schwingen als solche mit großer.

Richtig.

> Wenn ich aber mal ins Bodediagramm
> schaue, kann ich doch in dem ich die Verstärkung veringere bei
> gleichbleibender Phase für mehr Gainmargin sorgen. => Die Schaltung wird
> stabiler.

Vollkommen falsch und im Widerspruch zu obiger Aussage.

> Das ist doch auch der Grund, warum ich eine Kapazität parallel
> zum Rückkoppelwiderstand einfüge: geringere Verstärkung bei höheren
> Frequenzen. Oder irre ich mich?

Ja du irrst dich. Die Kapazität hat eine ganz andere Funktion:

Beitrag "Re: verstärkerschaltung"

> Wie kann man dann folgendes Zitat aus dem Roboternetzwiki verstehen?
>
> "Etwas gegen die Intuition sind Verstärkerschaltungen mit einer hohen
> Verstärkung für das Signal weniger schwingungsanfällig als solche mit
> einer kleinen Verstärkung (z.B. 1 beim Impedanzwandler). Einige OPs
> (z.B. OP37, LF357): sind speziell für Schaltungen mit einer Verstärkung
> von mindestens z.B. 5 gedacht - bei weniger Verstärkung muss man mit
> Schwingungen rechnen."

Genau so wie es geschrieben wurde, denn es ist richtig.

von Ulrich (Gast)


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Die Kapazität in der Rückkopplung, parallel zum Widerstand, führt bei 
richtiger Größe zu einer gewünschten Phasenverschiebung um die 
Phasendifferenz zu vergrößern. Ist die Kapazität zu groß, ist die 
Wirkung geringer und es wird nur verhindert das der Widerstand zusammen 
mit der Eingangskapazität und parasitären Kapazitäten ein unerwünschte 
Phase erzeugt. Auch das reicht bei einem Unity-gain stabilen OP.

Bei den OPs die nicht unity Gain stabil sind, kann eine zu große 
Kapazität in der Rückkopplung aber zu Instabilität führen.

von (prx) A. K. (prx)


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Man kann sich das auch etwas einfacher und intuitiver modellieren.

Ein OPV als Spannungsfolger koppelt 100% seiner Ausgangsspannung an den 
Eingang zurück. Ein 10-fach Verstärker koppelt nur 10% der 
Ausgangsspannung zurück.

Und immerhin ist es diese Gegenkopplung, die für die Oszillation 
verantwortlich ist, weil sie bei geeigneter Phase zur Mitkopplung wird. 
Je ausgeprägter die Rückkopplung ist, desto stärker ist das für diese 
Mitkopplung nötige Signal, desto früher tritt dieser Effekt also ein, 
desto eher oszilliert er - und desto geringer ist andererseits die 
Verstärkung.

von Kai K. (klaas)


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>Hmm habe ich noch nicht ganz verstanden. Das eine Phasenanhebung gut für
>die Stabilität ist, ist klar. Aber wieso führt eine Kapazität in der
>Rückkopplung zu einer Phasenanhebung?

Im Anhang ist die Phasensituation für einen nichtinvertierenden 
Verstärker mit der Verstärkung 2 gezeigt. Die Streukapazität vom "-" 
Eingang nach Masse soll 20pF und die "open loop output impedance" soll 
300R sein, ungefähr so wie beim TL072.

Man erkennt, daß R3 und C1 eine destabilisierende "phase lag" erzeugen, 
die mit zusätzlichem C2 fast vollständig kompensiert werden kann.

von Klaus D. (kolisson)


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schön kai !
Da lohnt es sich doch wieder mitzulesen.

Danke

von Felix F. (schlonz)


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Kai Klaas schrieb:
> Im Anhang ist die Phasensituation für einen nichtinvertierenden
> Verstärker mit der Verstärkung 2 gezeigt. Die Streukapazität vom "-"
> Eingang nach Masse soll 20pF und die "open loop output impedance" soll
> 300R sein, ungefähr so wie beim TL072.
>
> Man erkennt, daß R3 und C1 eine destabilisierende "phase lag" erzeugen,
> die mit zusätzlichem C2 fast vollständig kompensiert werden kann.

Vielen Dank für die Mühe! Ich habe mich gestern auch nochmal dran 
versucht und einerseits den Frequenzgang eines invertierenden 
Verstärkers per Hand auszurechnen, und ihn andererseits mit ltspice zu 
simulieren.

Aus der Rechnung kommt raus:

es entsteht also ein Pol bei
. Der sollte die Phase doch um 90grad nach unten drehen und nicht 
anheben oder?
Also ich fange mit meiner Phase bei 180Grad an, weil invertierender 
Verstärker. Die Verstärkung liegt bei
.
Dann kommt irgendwann der Pol: Die Verstärkung fällt mit 20dB/dek und 
die Phase dreht auf 270grad. Richtig? Wenn ja, wie soll dann da ne 
Phasenanhebung zustande kommen?

Mal ne andere Frage: Wenn ich mir die Phase des Frequenzgangs ansehe, 
betrachte ich doch den Phasenunterschied zwischen Eingang und Ausgang. 
Richtig? Entscheident ist aber doch eigentlich der Phasenunterschied 
zwischen + Eingang und - Eingang oder nicht?
Diese ganze Rückkoppelei führt noch zu Instabilitäten in meinem Hirn.
Viele Grüße

von Helmut L. (helmi1)


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Felix F. schrieb:
> Entscheident ist aber doch eigentlich der Phasenunterschied
> zwischen + Eingang und - Eingang oder nicht?

Noe.Der Phasenunterschied vom Ausgang zum Eingang ist endscheident. Du 
baust doch eine Gegenkopplung. Die funktioniert aber wenn die 
Phasendrehung 180 Grad ist. Bei 0 oder 360 Grad wird sie zur 
Mitkopplung. Dann schwingt die Schaltung. Wenn dein 
Gegenkooplungsnetzwerk jetzt die Phase dreht kommst du immer weiter von 
den 180 Grad weg zu den 360 Grad. Der Rest der die bis 360 Grad fehlt 
nennt man Phasenreserve. Und die sollte mindesten 45 Grad betragen 
besser mehr. Wenn du jetzt eine kapazitive Last am Ausgang hast drehst 
du die Phase schon weiter. Und wie A.K. schon sagte bei kleinerer 
Verstaerkung wird mehr an den (-) Eingang zurueckgegeben. Und dann ist 
die Schwingbedingung V >= 1 und Phi 0,360.. schneller erreicht.

von Felix F. (schlonz)


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was ich noch vergessen habe: Sind hochohmige Rückkopplung ohne 
parallelen Kondensator deshalb schlecht für die Stabilität, weil sie 
zusammen mit den parasitären Kapazitäten den Phaselag zu niedrigeren 
Frequenzen verschieben?

Soll in deiner Simulation das Vm1 der Eingang des OPVs sein? Falls ja 
würdest du R3 auf den +Eingang zurückführen. Was dann wieder kein 
nichtinvertierender Verstärker wäre..

von Helmut S. (helmuts)


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Hallo Felix,
man sollte "loopgain" simulieren. Das ist die Verstärkungsreserve mit 
Betrag und Phase. Der Abstand der Phase zu -180° beim Betrag der 
loopgain von 0dB ist die Phasenreserve. Je größer die ist, um so weniger 
Überschwingen hat man. Wenn die Phase gar unter -180° bei 0dB ist, dann 
schwingt das System (Oscillator). Scahu dir die Wirkung 
derunterschiedlich CF an. 1f(emto) soll 0 sein.
.step param CF list 1f 6p  12p

Da die Bilsschirme heutzutage sehr breit sind(16:9), empfehle ich die 
Darstellung:
Window -> Tile Vertically

Der Schaltplan ist aus Versehen zweimal angehängt.

von Helmut S. (helmuts)


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Und so sieht die Sprungantwort dann im Zeitbereich für verschiedene 
Kapazitäten von Cf aus. Siehe vorherige Anhänge.

von Kai K. (klaas)


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>schön kai !
>Da lohnt es sich doch wieder mitzulesen.

Danke.

>Dann kommt irgendwann der Pol: Die Verstärkung fällt mit 20dB/dek und
>die Phase dreht auf 270grad. Richtig? Wenn ja, wie soll dann da ne
>Phasenanhebung zustande kommen?

Du machst dir das viel zu kompliziert. Betrachte einfach nur die 
Bauteile der Gegenkopplung, also R2, R3, C1 und C2. Diese Bauteile 
bilden einen frequenzabhängigen Spannungsteiler, wie bei einem Tastkopf 
von einem Oszi.

Wenn C2 nicht da ist, hast du bei niedrigen Frequenzen einen rein 
resistiven Spannungsteiler und keinerlei Phasendrehung. Bei hohen 
Frequenzen dominiert aber C1 über R2 und du hast einen Tiefpaß.

Wenn C2 da ist und richtig gewählt wurde, hast du bei niedrigen 
Frequenzen wieder einen rein resistiven Spannungsteiler und keinerlei 
Phasendrehung. Bei hohen Frequenzen dominiert jetzt aber C1 über R2 und 
C2 über R3. Also hast du bei hohen Frequenzen einen rein kapazitiven 
Spannungsteiler und ebebenfalls keinerlei Phasendrehung.

>Mal ne andere Frage: Wenn ich mir die Phase des Frequenzgangs ansehe,
>betrachte ich doch den Phasenunterschied zwischen Eingang und Ausgang.
>Richtig? Entscheident ist aber doch eigentlich der Phasenunterschied
>zwischen + Eingang und - Eingang oder nicht?

Eigentlich ist der Phasenunterschied zwischen Ausgang und der Differenz 
von "+" und "-" Eingang entscheidend. Es wird hier aber angenommen, daß 
der "+" Eingang auf Masse liegt, also interessiert nur noch die 
Phasendifferenz zwischen Ausgang und "-" Eingang.

Ich lege bei meinen Simulationen immer den Pluspol meines "meters" an 
den "-" Eingang des OPamps und den Minsupol an den "+" Eingang des 
Opamps (hier Masse). Dann brauche ich nur noch zu schauen, ob im 
Übertragungsfrequenzgang des OPamp in der Simulation eine negative 
Phasedrehung auftritt. Diese kann bei niedrigen Frequenzen zugelassen 
werden, wenn sie rund -60° nicht übersteigt. Dies deshalb, weil der 
OPamp durch seine interne Kompensation noch auf 180° OPhasendrehung 
vorgespannt ist. Viele Aktivfilterschaltungen und TIAs wären nicht 
möglich, wenn ich bei niedrigen Frequenzen nicht bis -60° Phasendrehung 
erlauben würde.

Bei höheren Frequenzen bis an die Übertragungsgrenze versuche ich die 
Schaltung mit "phase lead" Kapazitäten und anderen Maßnahmen so zu 
kompensieren, daß in der Simulation bei der "unity gain bandwidth" auf 
keinen Fall mehr als -30° Phasendrehung auftritt. Dies deshalb, weil 
hier die interne Kompensation bereits beginnt zu versagen und der OPamp 
schon von sich aus eine zusätzliche negative Phasendrehung mitbringt.

>was ich noch vergessen habe: Sind hochohmige Rückkopplung ohne
>parallelen Kondensator deshalb schlecht für die Stabilität, weil sie
>zusammen mit den parasitären Kapazitäten den Phaselag zu niedrigeren
>Frequenzen verschieben?

Ja, aber nicht dafür, was sie bei niedrigen Frequenzen anrichtet, 
sondern weil sie bei der UGB die "phase margin" immer kräftiger 
aufzehrt. Der OPamp beginnt ja dann, wenn er instabil wird, auf einer 
hohen Frequenz zu schwingen.

>Soll in deiner Simulation das Vm1 der Eingang des OPVs sein? Falls ja
>würdest du R3 auf den +Eingang zurückführen. Was dann wieder kein
>nichtinvertierender Verstärker wäre..

Habe ich oben schon erklärt.

von Felix F. (schlonz)


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Kai Klaas schrieb:
> Wenn C2 nicht da ist, hast du bei niedrigen Frequenzen einen rein
> resistiven Spannungsteiler und keinerlei Phasendrehung. Bei hohen
> Frequenzen dominiert aber C1 über R2 und du hast einen Tiefpaß.
Macht Sinn. Die Verstärkung würde steigen, da die Parallelschaltung aus 
R2 und C1 mit höheren Frequenzen kleiner wird. Hohe Verstärkung soll 
doch aber besser sein für die Stabilität als geringe. Was hier aber 
nicht zutrifft, da bei hohen Frequenzen Phase des ganzen gegen 180° zu 
laufen droht und dann aus der Gegenkopplung eine Mitkopplung wird. 
Richtig?

>
> Wenn C2 da ist und richtig gewählt wurde, hast du bei niedrigen
> Frequenzen wieder einen rein resistiven Spannungsteiler und keinerlei
> Phasendrehung. Bei hohen Frequenzen dominiert jetzt aber C1 über R2 und
> C2 über R3. Also hast du bei hohen Frequenzen einen rein kapazitiven
> Spannungsteiler und ebebenfalls keinerlei Phasendrehung.
Macht auch Sinn, ich sollte also für R2xC1 = R3xC2 sorgen? (also gleiche 
Zeitkonstanten)

Wie sähe das bei einem invertierenden Verstärker aus? Dort wäre die 
Kapazität vom -Eingang gegen Masse und nicht parallel zum 
Eingangswiderstand. Die oben genannte Erklärung würde dann nicht 
funktionieren oder?


> Eigentlich ist der Phasenunterschied zwischen Ausgang und der Differenz
> von "+" und "-" Eingang entscheidend. Es wird hier aber angenommen, daß
> der "+" Eingang auf Masse liegt, also interessiert nur noch die
> Phasendifferenz zwischen Ausgang und "-" Eingang.
Deshalb hat sich HelmutS also für die Verstärkung der geschlossenen 
Schleife interessiert und nicht für Ausgang/Eingang?

> Ich lege bei meinen Simulationen immer den Pluspol meines "meters" an
> den "-" Eingang des OPamps und den Minsupol an den "+" Eingang des
> Opamps (hier Masse). Dann brauche ich nur noch zu schauen, ob im
> Übertragungsfrequenzgang des OPamp in der Simulation eine negative
> Phasedrehung auftritt. Diese kann bei niedrigen Frequenzen zugelassen
> werden, wenn sie rund -60° nicht übersteigt. Dies deshalb, weil der
> OPamp durch seine interne Kompensation noch auf 180° OPhasendrehung
> vorgespannt ist. Viele Aktivfilterschaltungen und TIAs wären nicht
> möglich, wenn ich bei niedrigen Frequenzen nicht bis -60° Phasendrehung
> erlauben würde.
Damit der OpAmp bei einer Verstärkung von 1 stabil ist, wird durch 
interne Kompensation dafür gesorgt, dass die Phase intern erst nach der 
transitfrequenz auf 180° fällt bzw die Verstärkung vor den 180° auf 
unter 1 gedrückt wird. Wenn ich durch meine Rückkopplung die Phase 
vorher schon zu weit drehe, ist die Verstärkung noch größer 1 und es 
wird instabil. Bei niedrigen Frequenzen ist die Phasendrehung des Opamps 
noch nicht so groß, es kann also eine größere Phasendrehung durch die 
Rückkopplung erlaubt werden. Habe ich bis hierhin alles richtig 
verstanden?

> Bei höheren Frequenzen bis an die Übertragungsgrenze versuche ich die
> Schaltung mit "phase lead" Kapazitäten und anderen Maßnahmen so zu
> kompensieren, daß in der Simulation bei der "unity gain bandwidth" auf
> keinen Fall mehr als -30° Phasendrehung auftritt. Dies deshalb, weil
> hier die interne Kompensation bereits beginnt zu versagen und der OPamp
> schon von sich aus eine zusätzliche negative Phasendrehung mitbringt.
Gerade da ist die interne Kompensation doch wichtig dachte ich...


>
>>was ich noch vergessen habe: Sind hochohmige Rückkopplung ohne
>>parallelen Kondensator deshalb schlecht für die Stabilität, weil sie
>>zusammen mit den parasitären Kapazitäten den Phaselag zu niedrigeren
>>Frequenzen verschieben?
>
> Ja, aber nicht dafür, was sie bei niedrigen Frequenzen anrichtet,
> sondern weil sie bei der UGB die "phase margin" immer kräftiger
> aufzehrt. Der OPamp beginnt ja dann, wenn er instabil wird, auf einer
> hohen Frequenz zu schwingen.
Also weil der Phaselag die Phase margin verkleinert, wird die gesamte 
Phasenverschiebung bei UnityGain eventuell 180° überschreiten. Wenn der 
Phaselag bei Frequenzen liegt, die oberhalb der UGB liegen, interessiert 
er nicht, weil Verstärkung sowieso kleiner 1.

Ich hoffe ich hab alles richtig verstanden. Wenn ich das jetzt noch auf 
einen Invertierenden Verstärker umgemünzt bekomme ist alles gut. ;)

von Ulrich (Gast)


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Für die Betrachtung der Stabilität wird angenommen, dass das 
Eingangssignal auf GND ist - die eventuellen Schwingungen sind ja 
unabhängig vom Eingangssignal. Es macht also auch für den Invertierenden 
Verstärker keinen wesentlichen Unterschied Unterschied. Man muss aber 
ggf. die Impedanz der Quelle am Eingang mit berücksichtigen - wichtig 
wird das vor allem bei so etwas wie dem Transimpedanzverstärker.

von Felix F. (schlonz)


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Ich habe mal das Einschwingverhalten meiner Schaltung simuliert. Wie 
erwartet gibt es ohne Kompensationskondensator mehr überschwinger, 
zumindest auf der nach der aufsteigenden Flanke vor der Flanke gibt 
scheint die Kapazität nicht so optimal zu sein, oder sind das Fehler in 
LTspice? Kann das jemand erklären?

Grau = 20p

rot = ohne

von Helmut S. (helmuts)


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Der Unterschwinger im linken Bild ist ein Vorschwinger. Da geht das 
Signal direkt von der Quelle zum Ausgang bevor der Operationsverstärker 
überhaupt reagiert. LTspice simuliert hier richtig.

von Felix F. (schlonz)


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Vielen Dank euch allen, ich denke es haben sich ein paar Knoten in 
meinem Hirn gelöst.Danke.

von Kai K. (klaas)


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>Hohe Verstärkung soll doch aber besser sein für die Stabilität als
>geringe.

Stabilität hat vor allem etwas mit der Phase zu tun. Wenn die Phase 
stimmt, ist die Verstärkung egal.

>Macht auch Sinn, ich sollte also für R2xC1 = R3xC2 sorgen? (also gleiche
>Zeitkonstanten)

Scheint hier so. Aber da gibt es noch die endliche "open loop output 
impedance" und eventuelle kapazitive Lasten am Ausgang des OPamps. Und 
bei TIAs mit besonders großer Streukapazität vom "-" Eingang nach Masse 
sieht die Rechnung wieder anders aus.

Die Phase muß für jede Schaltung individuell durchgerechnet werden. Nur 
für besonders einfache Schaltungen, wie die in meinem Beispiel, sieht 
die Geschichte so einfach aus.

>Wie sähe das bei einem invertierenden Verstärker aus? Dort wäre die
>Kapazität vom -Eingang gegen Masse und nicht parallel zum
>Eingangswiderstand. Die oben genannte Erklärung würde dann nicht
>funktionieren oder?

Da beides Mal der "+" Eingang auf Masse liegt, ist die Rechnung 
praktisch identisch. Man kann beim nichtinvertierenden Verstärker auch 
zusätzliche Quellimpedanzen annehmen, sowie Streukapazitäten vom "+" 
Eingang nach Masse und Streukapazitäten zwischen den Eingängen. Aber 
viel macht das nicht aus. Bei meiner Phasensimulation geht es ohnehin 
nicht um eine exakte Berechnung, sondern lediglich um eine Tendenz. Man 
hat praktisch immer geung "phase margin" übrig, um gewisse Toleranzen 
der Bauteile und der Simualtion aufzufangen.

>Damit der OpAmp bei einer Verstärkung von 1 stabil ist, wird durch
>interne Kompensation dafür gesorgt, dass die Phase intern erst nach der
>transitfrequenz auf 180° fällt bzw die Verstärkung vor den 180° auf
>unter 1 gedrückt wird. Wenn ich durch meine Rückkopplung die Phase
>vorher schon zu weit drehe, ist die Verstärkung noch größer 1 und es
>wird instabil. Bei niedrigen Frequenzen ist die Phasendrehung des Opamps
>noch nicht so groß, es kann also eine größere Phasendrehung durch die
>Rückkopplung erlaubt werden. Habe ich bis hierhin alles richtig
>verstanden?

Durch die interne Kompensation des OPamp entsteht eine Phasendrehung 
("phase lag") von 90°. Dazu kommt die 180° Phasendrehung wegen des 
invertierenden Eingangs. Also hast du noch 90° Phasenreserve, auch 
"phase margin" genannt, bevor es schwingt.

Bei niedrigen Frequenzen kann man die "phase margin" kräftig anknabbern, 
ohne daß dadurch größere Probleme entstehen. So rund 60° kann man sich 
schon borgen.

Bei höheren Frequenzen entstehen im OPamp durch Laufzeitverzögerungen 
aber zusätzliche Phasenverschiebungen und die "phase margin" schrumpft 
zusammen. Wenn bei der UGB beispielsweise 30° zusätzlicher "phase lag" 
entsteht, schrumpft die "phase margin" von ursprünglich 90° auf 60° 
zusammen. Davon kann man sich nur nur 30° borgen, bevor es kritisch 
wird.

>Gerade da ist die interne Kompensation doch wichtig dachte ich...

Aber durch die zusätzlichen Lauftzeitverzörerungen (endliche 
Schaltzeiten der Transistoren, unerwünschte Streukapazitäten auf dem 
Chip, etc.) entsteht zuviel des Guten.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Laufzeiten hat man auch in den externen Komponenten. Z.B. die typische 
Konstellation R-C. Interessant ist das bei Offset-Kompensation durch 
negative Rückkopplung mittels RC-Tiefpaß. Also wenn das Nutzsignal per 
AC-Kopplung durch den offsetgeregelten OpAmp durchgereicht wird und die 
Schaltung nicht schwingen soll. Da teilt sich der Effekt auf:
1. Dämpfung im Tiefpaß muß Verstärkung kompensieren
2. Laufzeit darf nicht konstruktiv zum Eingangssignal wirken


Weil es so gut paßt:
Wie bringt man den UniversalOpAmp von LTspice zum Schwingen? Ich schaffe 
das nicht. Steige durch das Gerödel im Modell aber auch nicht komplett 
durch. Ich kann das nur als Black-Box benutzen.
Also wer kann z.B. L165 oder TDA2052 oder ähnliche, die nicht v=1 stabil 
sind, zuverlässig vergleichbar zum realen Aufbau zum Schwingen bewegen? 
Danke!

von Kai K. (klaas)


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>Wie bringt man den UniversalOpAmp von LTspice zum Schwingen? Ich schaffe
>das nicht.

Dann probier doch mal die Schaltung aus dem Nachbarthread aus:

Beitrag "Sallen Key Filter mit Gain > 2 Instabil?"

Im Anhang ist die Simulation zu sehen, in der der TL072 schwingt. In den 
Bildchen daneben wird klar warum: Bei der Schwingfrequenz wird die 
Mitkopplung gleichphasig und es ergibt sich eine Verstärkung >1. 
Deswegen schwingt die Schaltung mit dem 10k Gegenkopplungswiderstand 
noch nicht, wohl aber die mit dem 20k Widerstand.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Abdul K. schrieb:
> Wie bringt man den UniversalOpAmp von LTspice zum Schwingen? Ich schaffe
> das nicht.

Wie ging noch dieser Spruch:

  "Verstärker schwingen immer, Oszillatoren nie."

Offensichtlich hast du bisher nur Oszillatoren gebaut bzw. simuliert ;-)

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Der TL07x ist v=1 stabil. Daher bringt mir das nichts.

von Kai K. (klaas)


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>Der TL07x ist v=1 stabil. Daher bringt mir das nichts.

Was brauchst du denn? Ich habe dich noch nicht verstanden.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch??

Ich möchte einfach nur in LTspice nachvollziehen können, warum die ganze 
Audio-OpAmp Serie beginnend so bei TDA2030 und mindestens bis TDA2052 
nicht v=1 stabil ist. Bei diesen Chips wird laut Datenblatt immer eine 
Mindestverstärkung verlangt. Diese ICs scheinen alle eine mehr oder 
weniger gleiche Innenschaltung zu haben. Individuell unterschiedlich 
starke Endstufe und Schutzfunktionen, aber ansonsten scheinen sie 
gleich.

Wenn ich am universellen UniversalOpAmp-Modell rumspiele, bekomme ich 
trotzdem kein Schwingen. Der interne OTA erschließt sich mir auch nicht 
in allen seinen Parametern. Ist auch nicht offiziell dokumentiert. 
Vielleicht durch eine E-Source ersetzen?

von Ulrich (Gast)


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Die Audioverstärker sind in der Regel nicht V=1 stabil, weil die 
üblichen Anwendungen das nicht verlangen. Entsprechend darf die interne 
Kompensation so ausgelegt sein, dass es erst ab eine Verstärkung von 
z.B. 5 oder 10 stabil ist. So kann man aus der praktisch gleichen 
Schaltung eine höhere GBW heraus hohlen und der fertige Verstärker hat 
weniger Klirr bzw. mehr Bandbreite.

Eine Verstärker der nicht V=1 stabil ist, mit externen mitteln auch mit 
V=1 stabil zu bekommen ist gar nicht so einfach, aber möglich. Bei den 
OPs stellt sich das Problem eher selten, denn da gibt es halt meist such 
die unity-gain stabilen Versionen.

Bei den OPs gibt es auch teils solche Versionen, um mit der fast 
gleichen Schaltung eine höhere Bandbreite zu bekommen. z.B. OP27 (V=1 
stabil) - OP37 (ab V =5).

von ArnoR (Gast)


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> Ich möchte einfach nur in LTspice nachvollziehen können, warum die ganze
> Audio-OpAmp Serie beginnend so bei TDA2030 und mindestens bis TDA2052
> nicht v=1 stabil ist.

Wie stellst du dir das denn vor? Die Instabilität liegt doch in der 
Innenschaltung begründed und die siehst du nicht bzw. kannst nicht darin 
messen. Wenn du unbedingt unstabile Verstärker haben willst, dann bau 
doch einfach eine der vielen bekannten NF-Verstärkerschaltungen in Spice 
nach, lass die Frequenzgangkorrektur weg und stell die Verstärkung auf 1 
ein, am besten mit einem hochohmigen, nicht kompensierten 
Rückkoppelteiler...

Es ist auch eine Frage, was man überhaupt als unstabil betrachtet. 
Manche sagen ein Verstärker ist stabil, wenn er nicht von selbst 
oszilliert, egal wie groß das Überschwingen im Zeit- und damit auch 
Frequenzbereich ist, obwohl die Schaltungen dicht an der Grenze sind 
(das ist der Normalfall bei den ganzen Bastlerschaltungen). Auch die 
IC-Hersteller lassen da einiges zu, um möglichst große Zahlen für 
Bandbreite und SR in DB schreiben zu können. Ich sehe das etwas anders.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Angehängte Dateien:

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Abdul K. schrieb:
> Wenn ich am universellen UniversalOpAmp-Modell rumspiele, bekomme ich
> trotzdem kein Schwingen.

Wenn du die Parameter richtig einstellst, schon: "SpiceModel" musst du
auf "level.3b" (maximale Realitätsnähe) und phimargin (Phasenreserve)
auf einen negativen Wert (keine Vollkompensation) setzen.

Im angehängten Beispiel hat der linke Opamp eine positive Phasenreserve
und schwingt deswegen bei Verstärkung 1 nicht.

Der mittlere Opamp hat eine negative Phasenreserve und schwingt deswegen
bei Verstärkung 1. Die Schwingungsamplitude wird dabei durch die endli-
che Slew-Rate begrenzt. Vergößert man die Slew-Rate, erfolgt die Begren-
zung durch die endliche Versorgungsspannung.

Der rechte Opamp hat die gleiche Phasenreserve wie der mittlere. Wegen
der höheren eingestellten Verstärkung (schwächere Rückkopplung) schwingt
er trotzdem nicht. Der besseren Vergleichbarkeit wegen habe ich das
Ausgangssignal im Plot durch 3 dividiert.

von Arsch G. (arschgwaf)


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Die Verstärkung im boidediagramm bezieht sich auf die Verstärkung der 
Rückkopplung (closed loop).

Bei der Verstärkerschaltung des OP-Amps wirkt die Verstärkung aber nicht 
in der Rückkopplung, sondern kommt in der Rückkopplung invers zum 
tragen. Eine Verstärkung von 3 bedeuted also eine Verstärkung von 1/3 in 
der Rückkopplung, wodurch du im bode-Diagramm wieder mehr phase-margin 
bekommst.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Danke für die Beiträge! Heute kann ich wegen kleinem Betriebsunfall nur 
einhändisch tippen.
Ich denke mit dem Ansatz von Yalu kann ich erstmal weiterforschen.

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