Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Freiberufler oder Angestelltenverhältnis


von Huck F. (debil)


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Hallo,

ich habe mal eine Frage.
Ich bin seit kurzem als Angestellter in einer Firma tätig, wo ich am 
Monatsende ungefähr 3500 Euro brutto bekomme. Nachdem die Lohnsteuer und 
die Sozialversicherungsabgaben abgezogen werden, bleiben mir noch ca. 
2400 Euro übrig.

Würde ich jetzt zum selben Stundenlohn als freier Mitarbeiter dort meine 
Brötchen verdienen, würden mir am Monatsende ebenfalls 3500 Euro brutto 
überwiesen werden.
Wie verhält es sich dann mit den Sozialabgaben und der Lohnsteuer?
Bei den Sozialabgaben sitzt ja zu ungefähr 50% auch der Arbeitgeber mit 
im Boot.
Heißt das, dass ich dann als freier Mitarbeiter zu 100% die 
Sozialversicherungsbeiträge bezahlen müsste und mir somit unterm Strich 
deutlich weniger als 2400 Euro netto übrig bleiben würden?


Ich danke euch!

von Klaus W. (mfgkw)


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ja.

Um freiberuflich auf ein adäquates Einkommen zu kommen, muß man 
wesentlich mehr ansetzen.

Wieviel mehr, ist natürlich nicht so pauschal zu sagen.

Zum Einen hast du deutlich mehr Kosten (SV zu 100%, ggf. Fahrtkosten, 
Übernachtungskosten, Ausfall durch Urlaub/Krankheit, ...), zum Anderen 
hat man auch ein paar Erleichterungen.
Freiberuflich fällt mein zu versteuerndes Einkommen mit etwas Geschick 
doch deutlich niedriger aus.

Ein Richtwert wäre etwa der doppelte Stundensatz. Wenn man tatsächlich 
kaum Kosten hat (weil das Verhältnis doch eher wie angestellt ist), kann 
es auch weniger als 100% Aufschlag sein.

Dann aber stellt sich (bzw. das FA) gelegentlich die Frage, ob es 
wirklich selbständig ist...

Wenn man nicht wesentlich mehr Geld einstreichen kann, fährt man als 
Angestellter sicher besser.

von Jens (Gast)


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Hcuk Finn schrieb:
> Heißt das, dass ich dann als freier Mitarbeiter zu 100% die
> Sozialversicherungsbeiträge bezahlen müsste und mir somit unterm Strich
> deutlich weniger als 2400 Euro netto übrig bleiben würden?

Genau so ist es. Steuer könnte etwas günstiger sein, da ein 
Selbstständiger mehr absetzen kann. Dafür musst du die kompletten 
Sozialabgaben (zumindest Kranken- und Rentenversicherung) komplett 
selber zahlen. Bedenke aber auch, dass du als freier Mitarbeiter jeden 
Quatsch selbst finanzieren muss, egal ob es ein neuer Schreibblock oder 
ein Messgerät ist.

Deshalb liegen die Brutto-Einkommen von Freelancern je nach Können und 
Auftraggeber so bei 30-70€/h. Rechnen kannst du ja selber...

von Klaus W. (mfgkw)


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PS: solange man sich darüber nicht im Klaren ist und nicht für sich 
selbst einen realistischen Vergleich rechnen kann, sollte man das mit 
der Selbständigkeit gleich vergessen.

von Michael K. (charles_b)


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Die Überlegung bekommt auch erst dann Flügel, wenn von dritter Seite 
Aufträge winken, die man sonst nicht machen könnte.

Als Selbständiger nur EINE Firma als Kunden zu haben, dazu noch keine 
eigenen Mitarbeiter, ist eher ein Indiz für Scheinselbständigkeit.

Also: Sind Potenziale für weitere Kunden da? Lastet einen der Job nicht 
ganz aus? Gibt man keine mühsam erworbenen Pfründe in der Firma auf? Hab 
ich ne Perspektive, aus der Selbständigkeit wirklich Vorteile zu ziehen 
(sollte jetzt nicht auf die Frage der Absetzbarkeit des PKW hinauslaufen 
- das wäre zu billig).

von Huck F. (debil)


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danke erst einmal für die antworten.

jetzt mal abgesehen vom kündigungsschutz, lohnfortzahlung im 
krankheitsfall und bezahltem urlaub innerhalb eines 
angestelltenverhältnisses, haben mich nur die monatlichen sozialabgaben 
interessiert.

wenn mir also vom brutto 1100 euro am monatsende abgezogen werden, wovon 
ca. 400 euro lohnsteuer und 700 euro sozialversicherungskramm ist, dann 
müsste ich als freiberufler 1400 euro für die sozialversicherungen 
abgeben.
somit hätte ich statt 2400 netto nur noch ca. 1700 netto raus, was eine 
erhebliche lohnkürzung darstellt.
ist diese sichtweise grob gesehen korrekt?

gruß

von Michael K. (charles_b)


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Hcuk Finn schrieb:

> ist diese sichtweise grob gesehen korrekt?
>
> gruß

Der AG führt natürlich Sozialabgaben in gleicher Höhe ab wie er sie dir 
auf dem Lohnzettel abzieht (bis auf die Schieflage bei KV mal 
abgesehen).

Wenn du also als Festangesteller x bekommst, kostet das die Firma x+Z. 
Insofern sollten dann auch die Freiberufler-Honorare mindestens dies 
wieder wettmachen.

von Ausbildung (Gast)


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Du bekommst keine 2400 Euro sondern ca. 2.079,73 € netto

von Ausbildung (Gast)


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Achso, hab mich verlesen, ohne gesetzliche KV natürlich die ca. 2400 
Euro

von reNur (Gast)


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Ausbildung schrieb:
> Du bekommst keine 2400 Euro sondern ca. 2.079,73 € netto

Woher weisst du, in welcher Steuerklasse er ist, wie viele Kinder er hat 
oder was für Freibeträge er sonst noch hat?

@Hcuk Finn
Die Frage klingt schon irgendwie leicht naiv, sorry :)
Wie oben schon geschrieben wurde, hab ich auch gehört, dass man grob 
gesagt als Selbständiger das Doppelte verdienen sollte, um auf den 
gleichen Netto-Lohn wie ein Angestellter zu kommen.
Also in deinem Fall würd ich mir erst ab 6500-7000 Euro im Monat 
überhaupt Gedanken machen, ob ich das Angestelltenverhältnis für die 
Selbständigkeit aufgebe.

von Berndt (Gast)


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Hier sind einige Begriffe und Unterschiede aufgeführt

Freiberufler und Angestellte

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