Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Class D - so machbar?


von Max W. (max96)


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Hallo,
ich versuche ja schon lange einen Class D Verstärker zu bauen. bis jetzt 
hat das aber nie so richtig geklappt, sicherlich auch weil ich ihn nie 
durchgeplant habe. Nun habe ich mir diverse Class D Projekte angesehen 
und einen eigenen Schaltplan zusammengewürfelt. Bevor ich das Layout 
erstelle wollte ich nochmal auf Nummer sicher gehen, dass mein 
Schaltplan in Ordnung ist. Könnt ihr bitte mal drüber schauen? Sollte 
ich jedem IC einen 100n Kondensator spendieren? Als kleine Anmerkung 
noch: IC4A geht ja mit beiden Eingängen auf Masse. Ich möchte das im 
Layout dann aber so umsetzen, dass der nicht invertierende Eingang über 
eine 4cm lange und 2mm breite Leiterbahn mit Masse verbunden ist. 
Zusammen mit einer 35u Cu Auflage ergibt das dann einen Widerstand von 
10mOhm, den ich als Shunt nutze.

von g457 (Gast)


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..nur der Vollständigkeit halber (und bevor beim layouten was verdreht 
ist): die IRFR1205 sind N-Kanal-Mosfets (im Schaltplan hast Du P-Kanal 
verbaut).

von Lukas K. (carrotindustries)


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Wie ich sehe scheint das einer von der Sorte "Dreieck mit Eingangssignal 
vergleichen zu sein". Das ist so ziemlich die einfachste 
Class-D-Topologie. Dann ist mir noch aufgefallen:
1. Keine Totzeit. Das  Signal zu LIN des linken Treibers hat eine 
längere Laufzeit, als das zu HIN. Es gibt also einen sehr kurzen 
Zeitraum, in dem der hi- und der loside FET durchgeschaltet sind -> 
kurzschluss der Versorgungsspannung. Besser ist es hi- und 
loside-Signale mit zwei XOR-Gattern zu erzeugen, dann sind die 
Laufzeiten gleich. Die Totzeit macht man dann mit einer Diode über den 
Gate-Widerständen.

2. Suboptimale MOSFETs: Durch die hohe Schaltfrequenz müssen die MOSFETs 
schnell schalten können. Der IRFB4212 ist ein MOSFET, der auf die 
Belange von Klasse-D-Verstärkern gezüchtet wurde, also eine kleine 
Gate-Ladung hat.

3. Keine Rückkopplung: Dein Verstärker hat eine PSRR von 0. Schwankungen 
der Versorgungsspannung schlagen voll auf den Ausgang durch. Wenn der 
Strom durch die Filterspulen (L1/L2) bei kleinen Ausgangsströmen auch 
mal 0 wird (lückender Betrieb), gibt dies unschöne Verzerrungen im 
Nulldurchgang, was den Klirrfaktor in die Höhe treibt.

Hast du deinen Verstärker mal (teilweise) simuliert?

IRF hat einige ganz gute Appnotes zu Klasse-D-Verstärkern.

Max W. schrieb:
> Sollte
> ich jedem IC einen 100n Kondensator spendieren?
Ja, und auch einige größere Kondensatoren an den Versorgungsspannungen 
könnte deine Schaltung vertragen.

von Max W. (max96)


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Danke für den Tipp mit den Mosfets, hatte nur aufs Gehäuse geachtet. 
Totzeit hat der IR2110 schon mit drin. Die Mosfets müsste der doch auch 
locker treiben können mit 2A. Ich weiß nicht ganz wie du das mit den XOR 
Gattern meinst kannst du das vllt. Mal zeichnen? Das Teil wird 
Batteriebetrieben, deshalb sind keine dicken Elkos drauf. Da müsste das 
mit der Rückkopplung doch nicht so tragisch sein oder wie könnte ich 
eine realisieren? Alle Hobby Class D Projekte die ich gesehen hab hatten 
auch keine Rückkopplung. Das Ding soll nicht HiFi werden, aber Sparsam 
und Leistungsfähig. Simuliert habe ich die Überstromabschaltung und den 
Dreieckgenerator. Ich aktualisiere heute Abend mal den Schaltplan.

von Lukas K. (carrotindustries)


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Max W. schrieb:
> Totzeit hat der IR2110 schon mit drin
Wär' mir neu. Im Datenblatt hab' ich nichts gefunden.

Max W. schrieb:
> Ich weiß nicht ganz wie du das mit den XOR
> Gattern meinst kannst du das vllt. Mal zeichnen?
So wie in http://0x83.eu/?p=20#mkV (IC1A,B)

Max W. schrieb:
> Da müsste das
> mit der Rückkopplung doch nicht so tragisch sein oder wie könnte ich
> eine realisieren?
Mein Klasse-D-Verstärker (s.o.) hat auch keine Rückkopplung, ist dennoch 
ganz erträglich. Es wird darauf hinauslaufen, dass du das Signal vor dem 
Ausgangsfilter abgreifst und in geeigneter Form an den Eingang 
zurückführst. So wie auch bei AB-Verstärkern.

von Max W. (max96)


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So ich hab jetzt mal ein bischen von dir abgekupfert. Ich hoffe das ist 
OK? So wie ich das verstehe verwendest du einen Delta-Sigma Modulator 
oder? Habe jetzt eine Totzeit eingebaut. Hast du eine Idee, wie ich den 
Hi Pegel halten kann wenn die Brücke überlastet ist? Sonst schwingt der 
ja immer zwischen Kurzschluss und Abschalten hin und her solange der 
Kurzschluss nicht behoben ist.

von Lukas K. (carrotindustries)


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Max W. schrieb:
> Ich hoffe das ist OK?
Persönlich habe ich kein Problem damit, doch würde ich von der 
Nachahmung abraten - es gibt deutlich bessere Konzepte.

Max W. schrieb:
> So wie ich das verstehe verwendest du einen Delta-Sigma Modulator
> oder?
Darüber bin ich mir selbst nicht so ganz im Klaren - es ist jedenfalls 
etwas so ähnlich. Zentral ist der Filter aus R3,C4 und IC2B. Dieser 
begrenzt die die minimale Pulslänge. Und sorgt für eine mäßige 
Schaltfrequenz (knap 500kHz)

Max W. schrieb:
> Hast du eine Idee, wie ich den
> Hi Pegel halten kann wenn die Brücke überlastet ist?
Häng' einen Transistor an den Ausgang, der im Fehlerfall R23 
kurzschließt. (ggf noch mit RC-Glied, damit's nicht zu empfindlich 
wird). Simulieren hilft.

Was ist eigentlich der Sinn von R{5,6,18...}? Die verschleifen dir nur 
unnötigerweise die Flanken und machen das Timing wackliger.

von Max W. (max96)


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Das ist ne Idee :D Die Widerstände dachte ich sind zur Strombegrenzung. 
Wenns bei dir auch ohne geht, dann lass ich die weg. Ich simulier das 
mal. Was wären denn die besseren Konzepte?

von Lukas K. (carrotindustries)


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Max W. schrieb:
> Was wären denn die besseren Konzepte?

Self oscillating digital feedback amplifier, bzw. hysterese richtig 
gemacht (mit rückkopplung) - klar, meine Schaltung funktioniert - mit 3% 
Klirrfaktor eben.

von Alex S. (thor368)


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Tach Max,

Mein Favorit ist immer noch Dreieck Refernz PWM. Ich mache das immer mit 
einem LM393/339 der pro Kanal zwei Komperatoren belegt. Das Dreieck geht 
jeweils auf einen invertierenden und einen nicht invertierenden Eingang 
und auf den jeweils anderen das Audiosignal. Damit hast du das Problem 
mit den Laufzeitunterschieden beim invertierten Singal auch aus der 
Welt.

Der onboard shunt ist eine fixe Idee die ich auch bei meinem Projekt 
gewählt habe. Willst du die Platine selber ätzen? Dann solltest du auf 
jeden Fall den Verstäkungsfaktor noch einstellbar machen, denn selbst 
bei Maschinell gefertigten Platinen hast du noch einen Fertigungsfehler 
von +-10% beim Widerstand.

Außderdem willst du da auf 13A begrenzen? Vorverstärkung ca. 19 Referenz 
des Komperators 2,5V entspricht 0,13V am shunt also 13A. Oder sehe ich 
da was falsch? Du musst auf jeden Fall bedenken, dass da erhebliche 
Verlustleitungen auf der Leitung abfallen. Bei meiner Endtsufe verwende 
ich 4mm Leiterbahnen und die erwärmen sich bei 13,5A schon um 80°!

Außerdem simmuliere ich mir da für den Ausgangfilter eine Grenzfrequenz 
von ca. 100kHz. Gewollt?

Thor

von Max W. (max96)


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Wie erzeugst du dein Dreieck?? War bisher von den ganzen Schaltungen 
noch nicht so überzeugt. Ja 13A weil der für den mobilen Einsatz sein 
soll und da dachte ich ich mach ihn 1ohm stabil. Bei 4mm müsste die Bahn 
schon 8cm lang werden. Na gut muss ich sehen wie ich das hin bekomme. 
Das Layout möchte ich selber ätzen. Da aber alles SMD werden soll muss 
ich wohl mal bei der FH
Fragen, weil ich nicht 3 Platinen verätzen will. Der Ausgangsfilter ist 
aus der PDF fürs Ausgangsfilter Design von IRF entnommen. Muss ich dann 
nochmal nach rechnen, in der PDF stand was von 37kHz.

von Alex S. (thor368)


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> Wie erzeugst du dein Dreieck?? War bisher von den ganzen Schaltungen
> noch nicht so überzeugt.
Mhh, dass ist der kritische Teil. Um so besser das Dreieck um so besser 
der Klang, grob gesagt. Hat das Dreieck einen Knick gibt es Verzerrungen 
und die spiegeln sich im THD wieder. Ich habe jetzt mal einen standard 
Ansatz aus Schmitt trigger und Integrator mit schnellen OpAmps 
gewählt(OPA2350 hat den Vorteil das es ihn beim R gibt;). Praxis Test 
steht noch aus. Aber schon mit einem TL074 sieht das Signal bei 200kHz 
und 1V Amplitude nicht so dramatisch aus. Natürlich von HiFi keine Rede.

> Ja 13A weil der für den mobilen Einsatz sein soll und da dachte ich ich
> mach ihn 1ohm stabil.
Hui, ja OK machbar. Viel Spaß;)

> Der Ausgangsfilter ist aus der PDF fürs Ausgangsfilter Design von IRF
> entnommen. Muss ich dann nochmal nach rechnen, in der PDF stand was von
> 37kHz.
Wie gesagt, dass ist der Teil bei dem ich mich vertan haben könnte. Wäre 
gut wenn das noch jemand anderes bestätigen würde. Aber meinem 
Verständnis nach würde ich die Grenzfrequenz möglichst nah an 20kHz 
legen. Der Phasenversatz ist ohne Rückkopplung egal.

Thor

von Alex S. (thor368)



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Hier noch die wichtigen Seiten aus meinem aktuellen Projekt.
Thor

von Max W. (max96)


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Du hast also schon öfter Class D's nach diesem Konzept gebaut? Wie sieht 
das bei dir mit dem Klirr aus? Ist der hörbar? @Lukas hast du die 3% nur 
gemessen oder hört man die auch?

von Lukas K. (carrotindustries)


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Max W. schrieb:
> Lukas hast du die 3% nur
> gemessen oder hört man die auch?
Die hatte ich mal gemessen, hörbar ist nichts nennenswert.

von Max W. (max96)


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Wenn es nicht hörbar ist soll es mich nicht Stören, Hauptsachen 
akzeptabler Klang, Laut und effizient. Ich denke ich bau deinen PWM 
Generator nach, der ist getestet und sieht Störunanfälliger aus als so 
ein OPAMP Oszillator, der bei mir in der Simulation immer nicht richtig 
funktioniert. Hier noch die PDF aus der ich meinen Filter habe 
http://www.ti.com/lit/an/sloa119a/sloa119a.pdf. Was sagt ihr dazu?

von Lukas K. (carrotindustries)


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Max W. schrieb:
> Was sagt ihr dazu?
Simulieren ;)
Den Filter zu meinem Amp hatte ich ohne groß nachzundenken nach einer 
appnote von National dimensioniert, einmal simuliert und aufgebaut. 
http://www.national.com/assets/en/appnotes/ClassDAmplifierFAQ.pdf

von Max W. (max96)


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So ich habe jetzt mal einen Filter mit 35khz Cuttoff-Frequenz, den 
Filter des CarrotAMPs und den Filter von TI bzw. den den ich im 
Schaltplan habe simuliert. Bei den ersten Beiden fällt mir auf, dass bei 
10khz schon eine Dämpfung von ungefähr 3dB auftritt. Also sind diese 
Töne nurnoch halb so laut. Beim Letzten jedoch tritt bei 20khz gerade 
mal eine 1dB Dämpfung auf. Demzufolge müsste der von TI doch besser sein 
oder?

von Max W. (max96)


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Antwortet mir hier keiner mehr? :-( Habe den Schaltplan nochmal 
aktualisiert. Seht ihr noch Fehler? Die Überstromabschaltung greift 
jetzt schon bei unter 2 Ohm Last, weil mir bei mehr Strom die MOSFET's 
abbrennen würden. Ist die Methode mit der ich den Anfangszustand des 
FlipFlops bestimme so OK? Habe nicht viel darüber im Internet gefunden.

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