Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Grundsätzliche Frage zur Terminierung


von Daniel L. (Gast)


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Ich befasse mich seit einiger Zeit mit dem Anpassen von Signalen und 
lese eifrig in der zur Verfügung stehenden Literatur. Eines verstehe ich 
immer noch nicht:

Ich kann ein Signal a) mit Serienterminierung und auch b) 
Parallelterminierung abschließen. Bei a) wird sofort daruf abgehoben, 
dass man nur den halben Pegel hat. Dabei verstehe ich nicht, wie die 
Schaltung dann noch funktionieren kann, wenn man nicht die Spannung 
anhebt!

Beim Ausgang eines Chips habe ich doch gar keinen Einfluss auf den 
Hub.(?)

Wenn der z.B. mit 5V treibt, will die Folgestufe auch mal wenigstens 60% 
davon "sehen", um zu schalten. Wie funktioniert das?

Wird bei schnellen Schaltungen die Welle als solche irgendwie mitgenutzt 
und da ein Vorteil aus der Überhöhung gezogen?

Wie habe ich mir das vorzustellen?

von Jean P. (fubu1000)


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Hi,
lies dir das mal durch, ist sehr einfach aber schön erklärt.
http://www.mikrocontroller.net/articles/Wellenwiderstand

Gruß

von nicht "Gast" (Gast)


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Nun, es gibt ganz einfach 4 Fälle:

1) Keine Anpassung an Sender- und Empfängerseite. Brauchen wir hier 
nicht zu diskutieren.

2) Anpassung an Empfängerseite - der gebräuchlichste Fall. Hier versucht 
man, den Empfänger-Eingangswiderstand an die Leitungsimpedanz anzu 
passen; im einfachsten Fall mit einem Lastwiderstand=Wellenwiderstand 
(bspw. 50 oder 100Ohm) parallel zum hochohmigen Empfängereingang 
("Parallel-Terminierung").
Hier vermeidet man eine zum Sender zurücklaufende Welle.

3) Anpassung an der Senderseite. Zwischen den (meist sehr niederohmigen) 
Senderausgang und die Leitung wird ein Serienwiderstand=Leitungsimpedanz 
gehängt ("Serien-Terminierung"). Der Empfänger bleibt hochohmig. Die vom 
Empfänger zurücklaufende (reflektierte) Welle wird in diesem Widerstand 
geschluckt und es bilden sich keine Mehrfachreflexionen aus. Aufgrund 
der rücklaufenden Welle sieht der Empfänger allerdings einen 
stufenförmigen Spannungssprung. Um diese Stufe kurz zu halten sollte 
dieses Verfahren nur bei kurzen Leitungen angewandt werden.

4) Anpassung an Sender- und Empfängerseite. Hier wird die Signalspannung 
- wie du richtig erkannt hast - halbiert. Dies muss bei den 
Empfänger-Schaltschwellen bzw. bei den Sendepegeln berücksichtigt 
werden.
Bei optimaler Empfänger-Anpassung wäre diese Variante an sich unnötig.

von Daniel L. (Gast)


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Danke schon mal fü diese ausführlichen Erklärungen.

Wie würde Fall 4 realisiert werden? Beide Terminierungsarten?

von Dietrich L. (dietrichl)


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Daniel L. schrieb:
> Wie würde Fall 4 realisiert werden? Beide Terminierungsarten?

Du musst immer so terminieren, dass Du, wenn Du "in die Schaltung 
reinschaust", den Wellenwiderstand "siehst".
D.h.: Ist der Sender eine Spannungsquelle (Ri=0), brauchst Du einen 
Serienwiderstand, ist er eine Stromquelle (Ri=unendlich), einen 
Parallelwiderstand.

Gruß Dietrich

von HildeK (Gast)


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nicht "Gast" schrieb:
> 3) Anpassung an der Senderseite.
> Die vom
> Empfänger zurücklaufende (reflektierte) Welle wird in diesem Widerstand
> geschluckt und es bilden sich keine Mehrfachreflexionen aus.
Korrekt.
> Aufgrund
> der rücklaufenden Welle sieht der Empfänger allerdings einen
> stufenförmigen Spannungssprung. Um diese Stufe kurz zu halten sollte
> dieses Verfahren nur bei kurzen Leitungen angewandt werden.
Falsch!
Der Empfänger sieht ein einwandfreies Signal mit vollem Hub und das auch 
bei großen Leitungslängen. Nur auf der Sendeseite, nach dem 
Serienwiderstand, treten die beschriebenen Stufen auf - mehr oder 
weniger deutlich auch über die gesamte Länge der Leitung.
Deshalb darf man auch zwischen dem quellseitigen Serienwiderstand und 
dem Empfänger keine weiteren Abzweigungen oder Signalabnahmen vornehmen.

Dies ist die beste Methode zur sauberen Übertragung von digitalen 
Signalen.

von nicht "Gast" (Gast)


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HildeK schrieb:
>
> Falsch!
> Der Empfänger sieht ein einwandfreies Signal mit vollem Hub und das auch
> bei großen Leitungslängen. Nur auf der Sendeseite, nach dem
> Serienwiderstand, treten die beschriebenen Stufen auf - mehr oder

I stand corrected. Du hast vollkommen recht!

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