Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltnetzteil: Leckstrom


von Joachim .. (joachim_01)


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Ob Laptop-Schaltnetzteil, n 15V-25A Netzteil von Reichelt oder n 
Steckernetzteil: Ich bekomm jedesmal eine gewischt wenn ich die Masse 
meines Versuchsaufbaus berühre. In allen drei Fällen sind's so etwa 
90-140V bei 1mA die über Erde abfließen. Hab grad n viertes, maßlos 
überdimensioniertes in Betrieb, mit dem ist Ruhe.

Ob die Hersteller wissen was für einen Murks sie da verzapfen?

von fonsana (Gast)


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Der Unterschied wird wohl in - geerdet oder nicht - liegen.
Ein Eurostecker hat nunmal keinen Schutz/Erdungsanschluss.

Wenn Du allerdings so empfindlich bist, koennte das das falsche Hobby 
sein.

fonsana

von S. T. (cmdrkeen)


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fonsana schrieb:
> Der Unterschied wird wohl in - geerdet oder nicht - liegen.
> Ein Eurostecker hat nunmal keinen Schutz/Erdungsanschluss.
>
> Wenn Du allerdings so empfindlich bist, koennte das das falsche Hobby
> sein.
>
> fonsana

ich glaube nicht, dass das etwas mit Empfindlichkeit zu tun hat.
Hier ist wie bei fast allen Schaltnetzteilen irgendwas, dass den Ausgang 
kapzitiv an 230V koppelt.
Bei einem 300W Netzteil hat das sogar verheerende Auswirkungen: z.b. 
wenn man eine Schaltung mit dem Netzteil betreibt und diese per USB mit 
dem PC verbinden will.
die Masse der Schaltung schwebt irgendwo mit 70V Wechselspannung rum und 
bei der Leistung des Netzteils ist da auch ne ordentliche Kapazität 
dahinter. jedenfalls hat es gereicht die 0.5mm Masseleitung des 
USB-Seriell-Konverters auf kompletter länger vom PCB abzulösen und 
durchbrennen zu lassen.

Daraufhin erde ich die Masse aller Schaltnetzteile wenn ich beabsichtige 
sie mit andern geerdeten Massen zu verbinden.

Sehr gut bemerkt man diesen Efeckt z.b. bei USB-Ladegeräten: wenn man 
leicht mit dem Finger über die metallische seite des ladenden ipods 
streicht, verspürt man ein "brummen". ... aber vielleicht bin ich ja 
auch nur zu empfindlich.

von Zac Hobson (Gast)


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Ein Trafo geht durch die kapazitive Kopplung zwischen primaer und 
sekundaer, sekundaer auf die halbe primaere Spannung. Wenn man das nicht 
haben will, so muss man einen Erd-Schirm zwischen die primaer und 
sekundaer Wicklung einbauen und auf Erde legen. Dieser Schirm kann sogar 
nur eine bedampfte Folie sein. Aber wenn's auch jeden Cent ankommt...

von Harald W. (wilhelms)


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S. T. schrieb:

> die Masse der Schaltung schwebt irgendwo mit 70V Wechselspannung rum und
> bei der Leistung des Netzteils ist da auch ne ordentliche Kapazität
> dahinter. jedenfalls hat es gereicht die 0.5mm Masseleitung
> auf kompletter länger vom PCB abzulösen und durchbrennen zu lassen.

Das halte ich für äusserst unwahrscheinlich. Da muss es einen zusätz-
lichen Fehler oder eine Falschbestückung gegeben haben.

Natürlich kannst Du solche unterschiedlichen Potentiale durch
Verbindung aller "Massen" mit dem SL verhindern. Du handelst Dir
dadurch aber andere Probleme ein. (Brummschleifen)
Gruss
Harald

von S. T. (cmdrkeen)


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Harald Wilhelms schrieb:
> S. T. schrieb:
>
>> die Masse der Schaltung schwebt irgendwo mit 70V Wechselspannung rum und
>> bei der Leistung des Netzteils ist da auch ne ordentliche Kapazität
>> dahinter. jedenfalls hat es gereicht die 0.5mm Masseleitung
>> auf kompletter länger vom PCB abzulösen und durchbrennen zu lassen.
>
> Das halte ich für äusserst unwahrscheinlich. Da muss es einen zusätz-
> lichen Fehler oder eine Falschbestückung gegeben haben.

mach den Test:  nimm ein beliebiges Schaltnetzteil, das keinen geerdeten 
Ausgang hat und schau auf dem Oszi was da rauskommt.

von Gregor B. (Gast)


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Habe ich auch schon mit Voltcraft Labornetzgeräten mit Schaltnetzteil 
gehabt, die haben potentialfreie Ausgänge und zwischen GND und PE etwa 
60V Wechselspannung anliegen.
Hat ausgereicht, um bei an der Schaltung hängender Masseleitung und 
Löten mit einem an der Spitze geerdeten Lötkolben reihenweise MOSFETS in 
der Schaltung zu killen.

von Dieter W. (dds5)


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Ich habe letzte Woche bei 3 verschiedenen Schaltnetzteilen 24V, 30 bis 
40W mal zwischen PE der Steckdose und Minus Ausgangsspannung mit einem 
TRMS Multimeter gemessen.

Leerlaufspannung lag zwischen 80 und 95V und Kurzschlussstrom zwischen 
140 und 165µA.

Bei einem NT für den medizinschen Bereich war die Spannung 65V und Strom 
45µA.

Als MOSFET-Killer reicht das allemal.

von Harald W. (wilhelms)


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S. T. schrieb:

>>> jedenfalls hat es gereicht die 0.5mm Masseleitung
>>> auf kompletter länger vom PCB abzulösen und durchbrennen zu lassen.

>> Das halte ich für äusserst unwahrscheinlich. Da muss es einen zusätz-
>> lichen Fehler oder eine Falschbestückung gegeben haben.

> mach den Test:  nimm ein beliebiges Schaltnetzteil, das keinen geerdeten
> Ausgang hat und schau auf dem Oszi was da rauskommt.

Jedenfalls gibt es da nicht so hohe Ströme, das Leiterbahnen 
durchbrennen.
Gruss
Harald

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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S. T. schrieb:
> Bei einem 300W Netzteil hat das sogar verheerende Auswirkungen: z.b.
> wenn man eine Schaltung mit dem Netzteil betreibt und diese per USB mit
> dem PC verbinden will.

Ein 300 Watt Netzteil in Schutzklasse 2? Das möchte ich mal sehen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzklasse_%28Elektrotechnik%29
 Übrigens steht da für Schutzklasse 2:
"Der Berührstrom muss unter 0,25 mA liegen (das ist zwar spürbar aber 
harmlos)"
Wenn ihr da also mehr messt, ist das Netzteil fehlerhaft und mit 
Vorsicht zu geniessen.

von oszi40 (Gast)


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Joachim ... schrieb:
> Ob die Hersteller wissen was für einen Murks sie da verzapfen?

Wer ein Schaltnetzteil will, muß auch den Störschutz mögen. 
http://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator

Für spezielle Sachen gab es früher schon Trafos mit GETRENNTER Wicklung, 
die man heute noch in der Wiki bewundern kann. z.B.
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Trafo-innenleben.jpg&filetimestamp=20100621182855

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Es gibt auch SNT ohne jeglichen Koppel-Kondi. Die Nokia-Wandwarze ACP-8E 
ist so eine.

Getrennte Wicklungen gibts auch bei heutigen Trafos. Nix besonderes.

von SNT (Gast)


Angehängte Dateien:

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Matthias Sch. schrieb:
> Ein 300 Watt Netzteil in Schutzklasse 2? Das möchte ich mal sehen.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

von oszi40 (Gast)


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SNT schrieb:
> Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Nicht alles was schön aussieht, muß HF-mäßig toll sein. Bisher haben die 
Störschutzkombinationen mit Kondensatoren am Eingang einiges abgehalten 
und leider auch Leckströme verursacht.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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SNT schrieb:
>> Ein 300 Watt Netzteil in Schutzklasse 2? Das möchte ich mal sehen.
>
> Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Hab ich gesagt, das das eine was mit dem anderen zu tun hat? Nö... Hier 
gings um Leckströme bei Netzteilen der Schutzklasse II. Ich denke nur, 
das es Netzteile mit 300 Watt in Schutzklasse II vermutlich nur sehr 
selten gibt.
Schönes Netzteil mit 200 Watt und Schutzklasse 1 oder II. Was willst du 
mir damit mitteilen?
Klar ist jedenfalls, wenn da mehr als 250uA als Leckstrom zu messen 
sind, ist das Netzteil kaputt, bzw. erfüllt eben nicht Schutzklasse II.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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HALT! Hier geht es um die Entstörkondis zwischen Primär- und 
Sekundärseite, NICHT um die Ableitströme zu PE! Jedenfalls hatte ich ihn 
so verstanden. Dadurch schwimmt die Sekundärseite je nach Steckerlage 
irgendwo zwischen 230V und 0V. Und das killt einen MOSFET, wenn das Gate 
nicht andersweitig spannungsbegrenzt ist.

von Harald W. (wilhelms)


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Abdul K. schrieb:
> HALT! Hier geht es um die Entstörkondis zwischen Primär- und
> Sekundärseite, NICHT um die Ableitströme zu PE! Jedenfalls hatte ich ihn
> so verstanden. Dadurch schwimmt die Sekundärseite je nach Steckerlage
> irgendwo zwischen 230V und 0V. Und das killt einen MOSFET,

...aber keine Leiterbahn.
Gruss
Harald

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Das stimmt wohl. Vielleicht werden hier zwei Effekte vermischt? 
Scope-Erde an +5V z.b. angeschlossen.

von oszi40 (Gast)


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Wiki:Betriebsmittel dieser Schutzklasse müssen mit „Schutzklasse II“ 
(siehe rechts) gekennzeichnet sein. (VDE 0100 Teil 410, 412.2.1.1) Der 
Berührstrom muss unter 0,25 mA liegen (das ist zwar spürbar aber 
harmlos).[1]

Bei TRACO sagt z.B. das Top200-Datenblatt:
http://www.tracopower.com/datasheet_g/top200-d.pdf
==================================================
Isolationsspannung – Eingang / Ausgang 3000 VAC
– Eingang / Schutzleiter 1500 VAC
– Ausgang / Schutzleiter 500 VAC
Isolationswiderstand (bei 500 VDC) 100 MW min.
Erd-Leckstrom 500 μA max.
Schutzklasse Klasse I, Klasse II vorb. mit zweiter Sicherung

1.Wie man oben lesen kann, ist SK II nicht so einfach zu erreichen.

2.Die Ableitung einer schwimmenden Spannung über MOSFET-Gates ist lt. 
Gregor meist ungesund. Bevor der MOSFET stirbt, sollte er sein 
Datenblatt befragen :-) oder sein Herrchen spannungsfrei mit 
Ableitwiderstand MOSFETS löten.

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