Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Energie im Kondensator bestimmen (Schaltung)


von Christian (Gast)


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Ich seh vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Vllt. hat ja einer von 
euch den nötigen Denkanstoß für mich?!

Folgende Problemstellung:
Ein Energiespeicher(Kondensator) soll über ein (kleines) Solarmodul 
geladen werden. Ein Verbraucher (Prozessor) soll allerdings erst dann 
eingeschaltet werden, wenn auch wirklich genug Sonnenenergie im 
Kondensator gesammelt wurde. Denn ansonsten würde der Prozessor 
eventuell hochfahren und gleich wieder unsanft durch Einbruch der 
Spannug ausgeschaltet werden. Ein in jedem Fall sauberer Betrieb des 
Prozessors muss gewährleistet sein.
Außer dem Solarmodul ist keine Spannungsquelle verfügbar. Deshalb ist 
aus meiner Sicht die Versorgung von ICs, die die Spannung/Energie im 
Kondensator detektieren könnten schwierig. Ich denke, dass eine rein 
diskrete Lösung, vorallem beim Anlaufen der Schaltung vom Punkt Null 
aus, von Vorteil sein könnte.

Hat jemdand vielleicht eine gute Idee, wie ich prinzipiell oder auch 
konkret die Schaltung angehen könnte?!
Oder sieht jemand einen anderen Lösungsweg?

Bin für jede geistige Anregung offen ;-)
Wenn in meiner Beschreibung noch etwas unklar ist, ergänze ich dies 
natürlich noch.

MfG

von Peter II (Gast)


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um welche Kondensatorgröße bzw Energiemengen reden wir?

von Dr.Schäfer (Gast)


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Ich werf mal den LTC1540 in den Raum.
Unter 1,6V verhält der sich allerdings manchmal nicht so wie gewünscht 
(Ausgang driftet hoch). Das lässt sich allerdings mit zusätzlichen 
Bauteilen in den Griff kriegen.

Alternativ das ganze mit Software erschlagen. Beim Start erst die 
Spannung messen und je nach Ergebnis weiter anlaufen oder wieder 
schlafen legen.

von Christian (Gast)


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Schonmal danke für die Antworten.

Den Kondensator hätte ich so in die Größenordnung von um die 100mF 
gelegt.

Der LTC1540 ist schon nicht schlecht. Braucht ja wirklich wenig Strom 
für sich selbst. Allerdings wird dessen Spannungsversorgung schwierig. 
Er braucht ja laut Datenblatt mind. 2V. Und ich denke, dass undefinierte 
Zustände bei Spannungen unter 2V, was denke ich durchaus vorkommen kann, 
sehr ungünstig sind. Werd ihn mir nochmal genauer anschauen ;-)

Aber unsicher bin ich mir vorallem bei folgendem Punkt:
Wenn ich (mit einem Komperator, Schmitt-Trigger oder sonst wie) eine 
gewisse Spannung im unbelasteten Kondensator messe und darauf hin den 
Verbraucher zu-/anschalte, wie kann ich da sicher gehen, dass die 
Energie im Kondensator wirklich ausreicht und die Spannung nicht gleich 
wieder einbricht?

Wichtig ist eben, dass der Prozessor immer definierte Betriebszustände 
vorweist, also v.a. nie wegen mangelnder Spannungsversorgung abstürzt.

Ideen?

MfG

von Peter II (Gast)


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Christian schrieb:
> eine
> gewisse Spannung im unbelasteten Kondensator messe und darauf hin den
> Verbraucher zu-/anschalte, wie kann ich da sicher gehen, dass die
> Energie im Kondensator wirklich ausreicht und die Spannung nicht gleich
> wieder einbricht?

rechnen!

du musst einfach wissen welchen strom deine Schaltung braucht. Die 
spannung im Kondensator steht im direkten bezug zur Energie die in ihm 
gepspeichert ist. eventuell noch den Innenwiderstand dazunehmen dann 
hast du alles was mach braucht.

von Uwe (Gast)


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Den Ladezustand sieht man an der Spannung. Wenn deine Schaltung bei 3V 
arbeitet und bei 2V aufhören soll dann benutzt du nur die Energie die in 
diesem Spannungshub von 1V "drin" sind. Deshalb benutzt man 
Spannungswandler die mit möglichst kleiner Eingangsspanung auskommen und 
auch bei höheren Spannungen eine konstante ausgangsspannung liefern. 
Damit kann man den Kondensator möglichst gut nutzen. Und an der 
Spannungshöhe kann man nun direkt den Ladezustand ablesen.
Q=C*U

von Falk B. (falk)


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@  Christian (Gast)

>geladen werden. Ein Verbraucher (Prozessor) soll allerdings erst dann
>eingeschaltet werden, wenn auch wirklich genug Sonnenenergie im
>Kondensator gesammelt wurde.

Also die Spannung hoch genug ist.

> Denn ansonsten würde der Prozessor
>eventuell hochfahren und gleich wieder unsanft durch Einbruch der
>Spannug ausgeschaltet werden. Ein in jedem Fall sauberer Betrieb des
>Prozessors muss gewährleistet sein.

Jo, das macht ein voltage supervisor, teilweise auch Brown Out Detektior 
genannt. Gibt es fix und fertig mit µA Stromverbrauch bei Maxim & Co. 
Der schaltet die Stromversorgung für deinen Prozessor, ggf. mit Hilfe 
eines kleinen MOSFETs.

>aus meiner Sicht die Versorgung von ICs, die die Spannung/Energie im
>Kondensator detektieren könnten schwierig.

Nö.

> Ich denke, dass eine rein
>diskrete Lösung, vorallem beim Anlaufen der Schaltung vom Punkt Null
>aus, von Vorteil sein könnte.

Falsch.

MfG
Falk

von Christian (Gast)


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@Falk:
Worin genau siehst du den Nachteil einer diskreten Lösung? 
Stromverbrauch und Wirkungsgrad?
Hab ich bei ICs nicht dann noch zusätzlich das Problem, dass ich auch 
noch deren Versorgungsspannung garantieren muss, da ich sonst dort 
wieder undefinierte Schaltzustände erwarten muss?

@all:
Danke für die Antworten. Ich glaube ein paar Bäume in meinem Kopf 
gefällt zu haben und endlich den Wald wieder zu erkennen ;-)

Sollte jedoch jemand noch nen guten Einfall haben, wie zB. einen IC den 
er empfehlen kann, dann nur raus damit.

MfG

von Falk B. (falk)


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@  Christian (Gast)

>Worin genau siehst du den Nachteil einer diskreten Lösung?

Stromverbrauch, Bauteilaufwand, Platz, Kosten, Entwicklungsaufwand.

>Hab ich bei ICs nicht dann noch zusätzlich das Problem, dass ich auch
>noch deren Versorgungsspannung garantieren muss,

???
Dein supervisor schaltet bei einer definierten Spannung ein, dann können 
deine ICs normal mit solider Spannung arbeiten. Sinkt sie zu stark, 
schaltet der IC wieder aus.

>Sollte jedoch jemand noch nen guten Einfall haben, wie zB. einen IC den
>er empfehlen kann, dann nur raus damit.

Auf die Schnelle. MAX810 + BSS84.

von Floh (Gast)


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Was für ein Controller überhaupt?
Die AVRs z.B. haben bereits ne Brown-Out-Detection und laufen teils 
zwischen 1,8 und 5,5V, können also viel Hub vertragen und den 
Kondensator gut nutzen.

Oder ist wegen irgendwas stabile Spannung gefordert?

von b35 (Gast)


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Peter II schrieb:
> Die
> spannung im Kondensator steht im direkten bezug zur Energie die in ihm
> gepspeichert ist.

W = 1/2  C  U^2

von Falk B. (falk)


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@  Floh (Gast)

>Die AVRs z.B. haben bereits ne Brown-Out-Detection und laufen teils
>zwischen 1,8 und 5,5V, können also viel Hub vertragen und den
>Kondensator gut nutzen.

Ist richtig, aber wir hatten schon mal einen Thread, und da war das 
Problem, dass der uC unterhalb der Nennspannung viel Strom gezogen hat, 
auch wenn er aus war.

von Dr.Schäfer (Gast)


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LTC2934 braucht nur 500nA, die 17µA (bis 100µA max.) vom MAX810 finde 
ich schon ordentlich Holz.

Zumindest bei Linear ist die Energy Harvesting Sektion ganz interessant, 
für alles was wenig Strom brauchen soll. So einen Bereich gibts bestimmt 
auch von anderen Herstellern.

OT: Was braucht eigentlich ein µC im Reset an Strom? Clocks sollten ja 
aus sein. Ich finde das gerade, zumindest im MSP430 Datenblatt nicht...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Dr.Schäfer schrieb:
> OT: Was braucht eigentlich ein µC im Reset an Strom?
Steht im Datenblatt.

> Ich finde das gerade, zumindest im MSP430 Datenblatt nicht...
In welchem Datenblatt welches MSP430?

von Dr.Schäfer (Gast)


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Lothar Miller schrieb:
> In welchem Datenblatt welches MSP430?

Ich hab hier unter anderen z.B. den MSP430F2274. Auf Seite 26 im 
(kurzen) Datenblatt (MSP430F22x2, MSP430F22x4 Mixed Signal 
Microcontroller (Rev. F), msp430f2274.pdf) stehen die Ströme für die 
diversen LPMs, aber zum Reset kann ich nichts finden...

Das Family User Guide habe ich auch gerade mal überflogen und nach "µA" 
durchsucht, aber bei knapp 700 Seiten kann ich da gerne was übersehen 
haben.

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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Dr.Schäfer schrieb:
> OT: Was braucht eigentlich ein µC im Reset an Strom? Clocks sollten ja
> aus sein. Ich finde das gerade, zumindest im MSP430 Datenblatt nicht...

Darüber schweigen sich die meisten Datenblätter aus. Bei AVRs zumindest 
ist es so, dass die Portpins hochohmig werden, wenn der Controller im 
Reset ist. Ich denke, das wird bei vielen Controllern ähnlich sein. Wenn 
die Pins nun aber hochohmig sind, fangen sie an zu floaten. Wenn die 
Spannung an den Pins in Richtung VCC/2 läuft, nehmen die Eingangstreiber 
einen nennenswerten Strom auf. Dieser kann sich in den Bereich von 
einigen mA bis zu einigen 10mA bewegen (abhängig vom Controller und 
dessen Pinanzahl). Es hilft also nur das vollständige Abschalten des 
Controllers. Sleep-Modes helfen hier nur wenig, da die Controller, wenn 
der Kondensator doch mal leer war, beim Anfahren der Betriebsspannung 
recht viel Strom ziehen, auch so einige mA. Daher kommt eine 
leergenuckelte Schaltung nicht mehr in die Gänge. Es sei denn, der 
Harvester kann diese paar mA beim Startup liefern.

Derweil stricke ich mir gerade eine Harvester-Schaltung aus 2 FETs 
zusammen, die den Speicherkondensator erst bei ca. 9V für eine 
festgelegte Zeit auf die Last schalten, mit ´ner LED klappt´s schon. 
Energielieferant ist ein Drehstromkabel, welches ein paar Meter aufputz 
verläuft. Dagegen liegt ein isolierter Draht, welcher zum Harvester 
führt. Der Gegenpol ist Erde. Die kapazitiv eingekoppelte 
Wechselspannung wird gleichgerichtet und läd einen 100µF-Kondensator in 
etwa 3 Minuten auf die geforderten 9V. Energie für lau ;-)

Ich weiß, dass der Beitrag schon älter ist, aber ich bin gerade drüber 
gestolpert.

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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Harvester Schaltung:
1
                              4M7
2
                              ___
3
                       .-----|___|---------.
4
                       |                   |
5
    o----o-->|---------o------+^+----------)------o---------.
6
         |             |      ||| p-FET    |      |         |
7
Eingang  '--|<--.      |      ===          |      |         |
8
                |      |   ___  |    ||    |      |         |
9
    o----o-->|--)------o--|___|-o----||----o      |         |
10
         |      |      |   4M7  |    ||    | n-FET|         |
11
         '--|<--o      |        |          |      |         |
12
                |      |        |    22n   +-||   |        .-.
13
      4x 1N4148 |      | +      |          ->||   |        | |
14
                |     ###       |          +-||---o        | |1k
15
                |     ---       |          |      |        '-'
16
                |      | 47µ    z          |     .-.        |
17
                |      |        A 9V1      |     | |4M7     |
18
                |      |        |          |     | |        V ->
19
                |      |        |          |     '-'        -
20
                |      |        |          |      |         |  LED
21
                '------o--------o----------o------o---------'  blau

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