Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Eigenartige Logarithmiererschaltung


von Benedikt L. (Gast)


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Hallo zusammen,

in einer Prüfungsaufgabe meines Schaltungstechnik-Profs kommt die obige 
Logarithmiererschaltung vor.
Trotz Recherche in diversen Büchern und im Netz habe ich diese Schaltung 
noch nie so gesehen. Man beachte die Rückkoplung auf den +Eingang des 
OP's!

Die berechneten Widerstände und Spannungen ergeben sich aus den 
Lösungsvorschlägen in der Prüfung.


Folgende Daten sind bekannt:

Ic0 = 600µA (Kollektorsperrsättigungsstrom)

n=70 (Technologiefaktor)

v0 = 2000 (Leerlaufverstärkung OP)


Es soll eine Gleichung für Uout hergeleitet werden, in der die 
Logarithmierfunktion ersichtlich ist.
Uout als Funktion von (Uout, Uin)

Mein Lösungsansatz:
V2=Vin = Eingangsspannung

Uout = v0*(Up-Un)

Un=Vref
Up= Vin-Ic*R3

wenn ich für Ic die gegebene Transistorgleichung

Ic=Ic0*(exp(UBE/(n*UT)-1) mit UBE = Uout einsetze

bekomme ich

Uout = vo[Vin-R3*Ic0*(exp(Uout/(n*UT))-1)-Vref]

Soweit so gut denke ich...

Jetz lautet die Aufgabenstellung
Stellen sie diese Gleichung (also die obere Gleichung ist von mir, nicht 
gegeben) soweit um das die Logarithmier-Funktion gut erkennbar ist.
In dieser Gleichung tritt eine nichtlösbare Konstelltion auf; umgehen 
Sie das Problem durch eine gerechtfertigte Näherung (Rechtfertigung 
angeben!)

Algemein erscheint mir die Schaltung seltsam, da ja die Ausgangsspannung 
nie größer als die Basis-Emiterspannung (ca. 0,7V) werden sollte??

Kann mir jemand weiterhelfen?
Ich steh aufm Schlauch??


Danke!

mfg
Benedikt Lippert

von MaWin (Gast)


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Rechne mal so, daß
Q1 einfach nur 2 thermisch gut gekoppelte Dioden sind.

von Benedikt L. (Gast)


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Hallo,

auf den Gedanken bin ich auch schon gekommen.

Wie lässt sich die Basis-Kollektor-Diode gleichungstechnisch 
beschreiben?

Kam in der VL nie vor...

Danke!

mfg Benedikt

von Falk B. (falk)


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@  Benedikt Lippert (lbenedikt)

>Wie lässt sich die Basis-Kollektor-Diode gleichungstechnisch
>beschreiben?

Nahezu wie jede andere Diode.

von Peter Z. (Gast)


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Das Problem tritt auf, wenn V2 < V3 ist.
Dann kann sich kein Gleichgewicht einstellen.

von Benedikt L. (Gast)


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@ Peter zZ

welches Problem?

von Benedikt L. (Gast)


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Nachtrag:

V2 ist nicht näher spezifiziert!

Die 0V stammen von meiner Simulation!

von Benedikt L. (Gast)


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Hallo
der Professor hat sich auf eine Anfrage von mir gemeldet!


Uout = vo[Vin-R3*Ic0*(exp(Uout/(n*UT))-1)-Vref]

Diese Gleichung lässt sich nach dem exp-Term umstellen.
Dabei kann Uout/v0 vernachlässigt werden.

Daraus ergibt sich

Uout = n*Ut*ln(1-((Vref-Vin)/(R3*Ic0)))

Somit ist die Aufgabe gelöst!
Nur darauf in einer Prüfung zu kommen....

Ein paar Fragen zur Schaltung bleiben mir noch:

1. Ist eine solche Schaltung verwendbar oder eher akademischer Natur?
2. Dieser hohe Technologiefaktor bewirkt ja eine "flache" Kennlinie der 
Basis-Emitterdiode.
Sind solche Dioden realisierbar?

Danke!

mfg Benedikt

von Kai K. (klaas)


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Also den exponetiellen/logarithmischen Zusammenhang (je nachdem von 
welcher Seite man aus schaut...) zwischen Ube und Ic beim Transistor 
verwendet man schon zum Logarithmieren. In der Regel muß man aber noch 
einen kräftigen Offset abziehen, was die Verwendung von zwei identischen 
Transistoren voraussetzt, und den Einfluß von Ut mit einem 
temperaturabhängigen Widerstand beseitigen.

Im Anhang ist eine Schaltung (von vielen möglichen) gezeigt: Der CA3086 
enthält zwei nahezu gleiche Transistoren und der Temperaturgang wird 
hier mit einem PT1000-Element elminiert.

Solche Schaltungen arbeiten leidlich gut, für die meisten Audiozwecke 
reicht es. Wenn es aber sehr genau sein, oder das Ganze über viele 
Dekaden gehen soll, wird es schwierig. Mittlereile logarithmiere ich 
gerne digital.

von Benedikt L. (Gast)


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Ja das man die Kennlinie von Transistoren /Dioden zum Logarithmieren 
verwendet kenn ich, und hab sie auch selbst schon eingesetzt.

Mir gehts um genau die Schaltung aus der Prüfungsaufgabe.
Da Dioden mit diesem N=70 sehr utopisch sind, denke ich das das eine 
"Prüfungsaufgabe" mit akademischem Charakter ist.

von Kai K. (klaas)


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>Mir gehts um genau die Schaltung aus der Prüfungsaufgabe.
>Da Dioden mit diesem N=70 sehr utopisch sind, denke ich das das eine
>"Prüfungsaufgabe" mit akademischem Charakter ist.

Ich kenne nur Logarithmierschaltungen, die mit realen Transistoren 
aufgebaut sind. Bei der Dimensionierung dieser Schaltungen geht man von 
n=1 aus.

von Benedikt L. (Gast)


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Kann jemand sagen ob man Transistoren so "schlecht" fertigen kann?

von Pspice Fan (Gast)


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Der "Idealitätsfaktor" liegt bei Dioden in der Nähe von 1. Hier scheint, 
auf den ersten Blick, die Stromverstärkung des Transistors mit 
einzugehen.

von Pink S. (pinkshell)


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Viel Info zu dem Thema (vielleicht auch als Klausurvorbereitung 
geeignet...)
http://www.electronics.dit.ie/staff/ypanarin/Lecture%20Notes/DT021-4/6LogAntiLogAmplifiers.pdf

von Helmut S. (helmuts)


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Der ideality factor N ist zwischen 1 und 2 bei Si-Dioden und 
Transistoren wobei Transistoren sehr nahe bei 1 iegen.
http://www.smsc.com/media/Downloads/Application_Notes/an1214.pdf

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Benedikt Lippert schrieb:

> Mir gehts um genau die Schaltung aus der Prüfungsaufgabe.
> Da Dioden mit diesem N=70 sehr utopisch sind, denke ich das das eine
> "Prüfungsaufgabe" mit akademischem Charakter ist.

Das ist sie offensichtlich. Schon U_T ist ja nicht kompensiert, das Ding 
driftet also heftig mit der Temperatur.


XL

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Benedikt Lippert schrieb:
> Trotz Recherche in diversen Büchern und im Netz habe ich diese Schaltung
> noch nie so gesehen.

Ich meine, diese Schaltung schon mal gesehen zu haben, und zwar entweder 
in einem Moog- oder dem Elektor Formant Synthesizer.

von Zac Hobson (Gast)


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Benedikt Lippert schrieb:
> Trotz Recherche in diversen Büchern und im Netz habe ich diese Schaltung
> noch nie so gesehen.

Naja. Entweder hat man sie begriffen oder eben nicht...

von Benedikt L. (Gast)


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Hallo zusammen,
so nach Rücksprache mit dem Erfinder dieser Aufgabe kann ich bestätigen 
das es sich hier um eine "akadmische Dimensionierung" handelt...

Vielen Dank für die hilfreichen und sinnvollen Beiträge, die Personen 
die hier weniger sinnvolles beigetragen haben....., naja was solls is 
man hier ja gewonht...


Also in diesem Sinne

mfg Benedikt Lippert

von Kai K. (klaas)


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>so nach Rücksprache mit dem Erfinder dieser Aufgabe kann ich bestätigen
>das es sich hier um eine "akadmische Dimensionierung" handelt...

Der Nachteil der von dir gezeigten Schaltung ist, daß du eine 
zusätzliche Hilfsspannung brauchst, um Kollektor und Emitter geeignet 
vorzuspannen.

Aber ob du den Transistor nun am "+" Eingang des OPamp festmachst oder, 
wie sonst üblich, am "-" (siehe meine Schaltung), ist eigentlich egal. 
Je nach Schaltung kann das eine oder das andere sinnvoll sein.

von Benedikt L. (Gast)


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es is praktisch nur schwer möglich einen Einzeltransistor zu schaffen 
der dieses Verhalten zeigt.
Wenn man das mal Simuliert ann man die Basis auf 4V ziehen , das im 
Kollektor ca. 12mA fließen....

von Kai K. (klaas)


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>es is praktisch nur schwer möglich einen Einzeltransistor zu schaffen
>der dieses Verhalten zeigt.
>Wenn man das mal Simuliert ann man die Basis auf 4V ziehen , das im
>Kollektor ca. 12mA fließen....

In Logarithmierschaltungen muß der Arbeitspunkt immer sehr sorgfältig 
eingestellt werden. Kollektorstromänderungen von 3 Dekaden und knapp 
darüber sind in der Regel aber noch gut machbar. Allerdings schwankt die 
Ube dabei nur um rund 59mV/Dekade (bei Raumtemperatur). Dabei sitzt die 
Ube auch noch auf einem Offset, der rund 10 mal so groß, wie Änderung 
pro Dekade und der ist auch noch temperaturabhängig. Deswegen kann man 
genaue Logarithmierverstärker nur mit besonders hochwertigen 
Doppeltransistoren aufbauen, wie den LM394 und ähnliche. Für einfache 
Audioanwendungen reicht aber schon ein CA3086.

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