Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Erfahrungen Praxissemester


von Dominik (Gast)


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Hallo,
ich bin jetzt im 5.Semester und werde dann nächstes Semester mein 
Praxissemester+Bachelorarbeit haben. Ehrlich gesagt graut es mir etwas 
vor dem Gedanken allein auf sich gestellt ein Projekt/Aufgabe 
durchzuziehen auch wenn ich mich schon drauf freue. Bisher habe ich nur 
Grundpraktika gemacht, die sich dann mehr auf die körperlichen 
Tätigkeiten beschränkt haben (Fräsen, Schweissen, Montage etc), was dann 
alles auch mehr oder weniger locker gewesen ist, da jeder wusste das man 
die Dinge zum ersten mal macht und niemand irgendetwas grossartig 
erwartet hat.
Beim Praxissemester ist die Situation ja schon ein wenig anders..würde 
man keinen Master mehr dranhängen, stünde man ja schon kurz vor dem 
Berufseinstieg, dementsprechend hoch werden wohl auch die Anforderungen 
sein.
Ich würde gerne wissen, wie das ganze abläuft? Konkret..wird man 
ausreichend eingearbeitet? Wie betrachten und behandeln einen die schon 
etablierten Ingenieure? Wie hoch sind die Erwartungen bzw. inwieweit 
darf man sich es erlauben Fehler zu machen etc.
Da man das ganze natürlich nicht verallgemeinern kann und es von 
Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein wird, würde es mich 
freuen einfach ein paar Erfahrungen von euch zu hören, die ihr während 
eures Praxissemesters gemacht habt.
Noch eine zusätzliche Frage, gibt es eigentlich Vor-und Nachteile das 
Praxissemester bei einer eher grösseren bzw. eher kleineren Firma zu 
machen, abgesehen davon das sich der Name eines grossen Konzerns 
vielleicht besser im Lebenslauf macht?

Vielen Dank für eure Antworten

Gruß

von nanotech (Gast)


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Niemand wird dich einarbeiten. Du bist kein Auszubildender. Es wird 
erwartet, dass du dich selber in benötigtes Wissen einarbeitest. Wie 
dich die erfahrenen Ingenieure sehe hängt von dir ab. Grosse Klappe, 
keine Ahnung oder lernt schnell, nervt nicht, macht was man ihm sagt, 
macht keine grossen Fehler (und die kleinen nr einmal).

von Erfahrungsbericht (Gast)


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Hallo Dominik,

ich schreibe gerade meine Abschlussarbeit (Master - 6 Monate) in einem 
Unternehmen, habe also schon das Praxissemester ausm Bachelor hinter 
mir.

Da ich auch während des Studiums bereits als Werkstudent tätig war, habe 
ich nun mehr als nur eine Firma von innen sehen können. Und meine 
Erfahrung ist ziemlich geteilt.

Damit will ich sagen, dass ich sowohl sehr gute als auch sehr schlechte 
Erfahrungen gemacht habe. Meine schlechte Erfahrung zuerst, damit ich 
meinen Post mit etwas Positivem abschließen kann :)

Ich hatte mich auf eine Stelle in einem Konzern beworben. Im 
Bewerbungsgespräch teilte man mir mit, dass man gerne einen Bewerber mit 
vorangegangener Berufsausbildung hätte, da man ihn wenige einarbeiten 
muss bzw. ohne große Einarbeitung flexibler einsetzen kann. Da niemand 
anders den Job haben wollte, bekam ich ihn also doch. Und es kam wie 
befürchtet: Ich wurde auf eine Position eingearbeitet, in der ich 
ständig das Gleiche machte, keine Abwechslung, keine Herausforderung. 
Lerneffekt in dieser Tätigkeit konvergierte schon nach der ersten Woche 
gegen 0. Gleichzeitig meinte mein Chef ständig, ich müsse alles können, 
denn ich sei ja fast Ingenieur - wozu also den Chef bei Problemen 
kontaktieren? Insofern habe ich den Chef 2 oder 3 mal gesehen. Einmal 
beim Vorstellungsgespräch, einmal am ersten Tag und als ich die 
Kündigung einreichte.

Im gleichen Konzern, aber Stelle im Ausland, wurden die Karten neu 
gemischt. In meinem Praxissemester hat sich der Betreuer sehr viel Zeit 
genommen, mir Sachen erklärt und bei Problemen geholfen. Der Lerneffekt 
war immens, das Zusammenspiel zwischen Betreuer und Betreuendem super 
(aus meiner Sicht jedenfalls).

Nun Masterarbeit in einem weiteren Unternehmen. Sehr junges Team, sehr 
motiviert, sehr hilfsbereit. Am ersten Tag wurde ein Konzept und eine 
Art zeitlicher Ablauf geplant. Der Chef erklärt die Problematik, gibt 
seine ersten Ansätze/Ideen zur Lösung und lässt mich dann quasi machen. 
Ich arbeite seine und meine Ideen aus, wir treffen uns und diskutieren 
darüber. Gemeinsam einigen wir uns dann auf das weitere Vorgehen. Auch 
hier wieder: Lerneffekt immens. Der Betreuer sagte zu mir, dass 
Studenten gar nicht alles wissen sollen, sondern auch für die ein 
Lerneffekt vorhanden sein soll.

Fazit:
Es kann sowohl als auch kommen. Die Betreuer haben ja auch ihre eigenen 
Projekte am Hut, sofern können und sollen sie auch nicht das 
Kindermädchen spielen. Dennoch sollten sie ihre Position als Betreuer 
wahrnehmen und dich unterstützen, wenn du nicht weiter kommst.

Insofern kann ich aus meiner Sicht nicht sagen, ob Groß- oder 
Kleinunternehmen besser ist. Ich habe mit beiden positive und negative 
Erfahrungen gemacht.

Das Problem ist:
Fragst du im Unternehmen nach der Betreuung, sagen sie, dass sie spitze 
ist. Am besten wäre es, wenn du ggf. Freunde/Bekannte dort hast oder 
über den Prof. z.B. ein paar Informationen herausbekommen könntest.

Bei uns kannten die Profs. einige Unternehmen und haben einigen 
zugestimmt und anderen abgeraten.

Ich würde dir raten, das Praxissemester nach dem Inhalt der Tätigkeit 
bzw. der Thesis zu wählen. Dann hast du im Praktikum die Chance, dir 
einen Einblick zu machen. Gefällt es dir dort und bist du zufrieden, 
mach gleich die Thesis dort. Merkst du, dass dich eine etwaige fehlende 
Betreuung am Arbeiten hindert und du nicht zum Ziel kommst, beginne 
lieber die Thesis woanders.


Hättest du denn schon eine Richtung/Unternehmen im Blick? Vielleicht 
findest du hier ja einige Erfahrungsberichte zu deinem 
Wunschunternehmen.

Gruß

von Dominik (Gast)


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Hallo Erfahrungsbericht,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Ich bin bisher noch total unschlüssig in welche Richtung die 
Bachelorarbeit gehen soll.
Das ganze in einem Konzern zu absolvieren wäre schon ein reizvoller 
Gedanke. Ich habe bisher 4 Praktika in kleinen Firmen gemacht und mich 
dort auch immer relativ wohl gefühlt. Allerdings hatte ich dort auch 
kaum bzw keinen Kontakt zu den Ingenieuren, weil es halt nur einfache 
Grundpraktika waren.

Ich habe jetzt im 5.Semester noch ein Projekt an der Hochschule das über 
das ganze Semester verteilt läuft und hoffe das sich da noch ein wenig 
mehr meine Stärken/Schwächen zeigen werden und das mir die Wahl für ein 
passendes Thema etwas erleichtert.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Mach es so, wie du es für richtig hältst. Das Hartz-4-Amt fragt später 
auch nicht mehr danach. ;)

Einarbeiten kannst du dich selber. Du musst dir vorstellen, es sei eine 
ganz normale Aufgabe wie in der Uni.

Du wirst allerdings feststellen, dass die Schwerpunkt in Unternehmen 
ganz anders liegen. In der Uni beschäftigt man sich mit Effekten, 
Theorien, Algorithmen. Im Unternehmen ist dagegen vieles einfach 
Basic-Know-How. Da geht es darum das Produkt herstellbar und 
wettbewerbsfähig zu bekommen. Da wird dann an einer einfachen Lampe ewig 
gefeilt, damit möglichst große Herstellungstoleranzen erlaubt sind, 
keine scharfen Grade entstehen, Langlebigkeit, technische Sicherheit, 
Brandschutz, etc. eingehalten werden. Und schließlich fließt auch die 
Versandverpackungsgröße in das Design ein, damit es überhaupt 
transportiert werden kann.

Es kommt also das gesamte drumherum auf dich zu. Wenn man da schon mit 
komplexen, verteilten System und schwierigen Algorithmen etc. anfängt, 
wo das grundlegende Verständnis eine Herausforderung darstellt, dann 
gute Nacht, wenn das marktfähig werden soll...

Ich war auf einem Ideenwettbewerb, wo die Einsender ihre Geschäftsideen 
vorstellten. Natürlich war viel technologisch abgehobener shice dabei. 
Es gab ein Team, das bereits Geld mit ihrem Produkt verdiente. Es 
handelte sich dabei um ein einfaches Kartenspiel ohne Web 2.0 und ohne 
social media oder cloud.

Als ich Praktikum gemacht habe, haben sich die Mitarbeiter schon 
abgegeben. ich konnte immer fragen und sie haben sogar am Wochenende 
einen kleine LaTeX-Workshop vorbereitet.

von manni (Gast)


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Wie gross ist eigentlich die Gefahr bei einer Bachelor-/Master-oder 
Diplomarbeit durchzufallen? Habt ihr von solchen Fällen schon gehört?

von Dr. Psych (Gast)


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Na klar, allerdings oft vom Prof. zu Prof. unterschiedlich.

An meiner Uni gab es einen Prof. der gefürchtet war und einer, bei dem 
es quasi unmöglich war, durchzufallen.

Hat es beim ersten Prof geschafft, bekam man eine Liste mit Unternehmen, 
für dich man sich bewerben "sollte".

Beim zweiten Prof. warst halt einer von vielen.

von Mario W. (dywlkr)


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Hallo,

entweder habe ich es überlesen oder du hast es einfach nicht 
geschrieben.
Was studierst du denn? Ohne diese Information irgendwie witzlos.
Finde es irgendwie merkwürdig Praxissemester und Bachelorarbeit zusammen 
zu schreiben, ist das bei euch normal? Welche Hochschule?
Was für "Grundpraktikas" waren das denn und wie lang sind die gegangen?
Was du da gemacht hast und zu wem du Kontakt hattest hört sich für mich 
wie ein Ferienjob mit (unterbezahltem) Praktikantengehalt an.

Bin gerade auch im Praxissemester (5. Semester, Elektrotechnik, 
Konstanz)
und ich kann sagen: man macht es sich selber schwerer als es ist.
Bei uns ist es übrigens so, dass man im 5. Semester ins Praktika geht 
und im 7. die Bachelorarbeit schreibt.
Ich bin nicht der hellste und auch nicht der fleissigste, aber ich kann 
mich in etwas reinarbeiten habe dann Spass daran und es kommt meistens 
was dabei raus.
Die Leute hier sind auch super zufrieden mit mir und fragen ob ich nicht 
verlängern möchte bzw. ob das nicht etwas für nach dem Studium für mich 
wäre.

Wie man eingearbeitet wird hängt einzig und allein von der Abteilung und 
dem Betreuer ab. Wie schon erwähnt wurde es kann sein es gibt nichts und 
es kann sein es gibt viel Hilfe und Einarbeitung. Die gute Mischung 
machts, denke ich mal.
Eine grosse Firma macht sich zum einen im Lebenslauf gut (sofern das 
Zeugnis gut ist ;)) und auch später bei der Jobsuche. Viele arbeiten 
auch danach als Werkstudent weiterhin dort.
Oder knüpfen die Verbindungen um später die Bachelorarbeit zu schreiben 
oder direkt dort anzufangen.
Eine kleine Firma muss einem halt gefallen.
Auch in einer grossen Firma kann man in einer kleinen Abteilung sein und 
man denkt es ist ein 20 Mann Betrieb, nur das Risiko ist geringer.
Wie sind ~7500 Mitarbeiter weltweit, am Standort ca. 500 aber es ist 
doch alles sehr 'familiär', da es eine kleine Abteilung ist.

Habe mich am Anfang auch ein wenig verrückt gemacht und geackert wie es 
nur ging und versucht so schnell wie möglich Ergebnisse zu liefern, aber 
auf Dauer macht das keiner mit, so kann es auch mal sein, dass an einem 
Tag effektiv nur 3 Stunden gearbeitet wird. Am nächsten läufts dafür 
wieder besser.
Habe auch mein eigenes Projekt was ich komplett alleine bearbeite und da 
muss man sich viel einarbeiten, so dass vom Studium nur die Grundlagen 
helfen.
Und noch was zu deinem Projekt von der Hochschule: Vergiss es!
Ist was komplett anderes ;)

Hoffe konnte einen Einblick geben.

von Dominik (Gast)


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Hallo Mario,

ertsmal Danke für deine ausführliche Antwort.

Ich studiere Maschinenbau.
Man muss Praxissemester und Bachelorarbeit nicht unbedingt über das 
selbe Thema machen, aber es scheint ratsam zu sein, zumindest gehen bei 
uns 99% der Studenten so vor. So hat man halt 3 Monate Zeit sich mit dem 
Thema vertraut zu machen und danach dann 9 Wochen (oder waren es 6, ich 
weiss es gerade nicht genau) um die Bachelorarbeit zu verfassen.

Die Praktika die ich gemacht habe, waren ganz normale Grundpraktika, die 
man vor dem 1. Semester machen muss. Die Aufgaben sind dabei natürlich 
alles andere als anspruchsvoll oder interessant aber es sind halt die 
Sachen die in den Praktikumsrichtlinien stehen.

von Mario W. (dywlkr)


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Ja okay, aber wieso machst du 4x Grundpraktika?
Oder hast du das Grundpraktika was du für Studienbeginn brauchst einfach 
in 4 Teile gesplitted? Oder waren die Praktika alle vor Studienbeginn?
Normal sollte ein Praktika wenn du z.b. im 4. Semester bist schon ein 
wenig anspruchsvoller sein als das Grundpraktika.

Mir wurde von einem sogenannten "Karriereplaner" auch wärmstens 
empfohlen lieber ein Praktika mit Studienbezug bzw Ferienjob mit Thema 
Elektrotechnik zu machen.
Bei verschiedenen Bewerbungsgesprächen mit zum Beispiel Siemens, EADS, 
... waren die Personaler aber viel erfreuter zu sehen, dass ich in 
vielen verschiedenen Bereichen gearbeitet habe wie Kanuverleih 
(Tourismus), Produktion, Qualitätskontrolle, Ingenieurbüro, Baufirma.
Darüber wurde ich immer wieder ausgequetscht, weil das fast alle SEHR 
spannend fanden und ich Erfahrung aus versch. Bereichen sammeln konnte 
und so über den Tellerrand hinausschauen konnte.

Gruss

von oszi40 (Gast)


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Dominik schrieb:
> Noch eine zusätzliche Frage, gibt es eigentlich Vor-und Nachteile das
> Praxissemester bei einer eher grösseren bzw. eher kleineren Firma zu
> machen, abgesehen davon das sich der Name eines grossen Konzerns
> vielleicht besser im Lebenslauf macht?

1.Bei einer kleinen Firma hat man noch den Überblick. Bei einer 
1000-Mann Firma ist vieles sehr spezialisiert. Such Dir eine Firma 
Deiner Träume, wo Du glaubst später mal arbeiten zu wollen und Du 
bekommst so schon einen kleinen Einblick. Ob Du dann wirklich noch dort 
arbeiten möchtest, wirst Du bald merken. Jedenfalls ist ein Zusammenhang 
zwischen Bachelorarbeit und Praxis hilfreich.

2.Glaube nicht, daß alle auf Dich warten um Dich einzuarbeiten. Man muß 
auch sinnvoll fragen, wenn man was wissen möchte.

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