Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Summendes Bauteil im Wechselrichter


von Sophie T. (treuenfels)


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Liebes Forum,

ich habe nun schon mehrere Wechselrichter 12/24 V DC auf 230 VAC 
bestellt und ausprobiert und jeder von diesen hat mehr oder weniger 
gesummt und gebrummt. Da ich das Gerät in einem Wohnbus einsetzen 
möchte, stören diese Geräusche extrem. Gibt es da qualitativ 
hochwertigere (brummfreie) Bauteile die man einsetzen lassen könnte? Ich 
habe mal die Lauscher gespitzt und das eingekreiste Bauteil als 
Übeltäter identifiziert. Um was für ein Bauteil handelt es sich denn 
hier?

Grüße!

PS: Im Bild ein Effekta 350 W 24 Volt WR

: Verschoben durch Admin
von Michael H. (michael_h45)


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Sophie Treuenfels schrieb:
> Ich
> habe mal die Lauscher gespitzt und das eingekreiste Bauteil als
> Übeltäter identifiziert. Um was für ein Bauteil handelt es sich denn
> hier?

Da hast du ganz richtig gehört.
Das brummende Bauteil ist die Spule links im Kreis. Oder genauer, deren 
Spulenkern.
Magnetostriktion: Ausrichtung im Material entsprechend des 
Magnetfeldlinien, die sich ständig umkehren. Dabei erfährt der Kern eine 
Längenänderung - der Kern schwingt.

Dämpfen kannst du das, indem du die Spule auslötest, in nicht fest 
aushärtenden Lack tränkst und auf einem Bett aus Silikon gelagert wieder 
einlötest.

von Bodo S. (opa-rudi)


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Ist es möglich, dass auch der Kondensator rechts im Kreis brummen kann, 
oder ist das ausgeschlossen?

VG

von Uhu U. (uhu)


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Kerkos können das.

von Michael H. (michael_h45)


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Bodo S. schrieb:
> Ist es möglich, dass auch der Kondensator rechts im Kreis brummen kann,
> oder ist das ausgeschlossen?
Kunststoffkondensatoren sind schweigende Zeitgenossen.
Keramische Kondensatoren können bis weit in den hörbaren Bereich 
herunter schwingen und geben mit einer Leiterplatte als Schallköper 
ein Fiepen von sich. Vorsicht aber bei Messungen an vermeintlich 
brummenden Kerkos: wegen des Piezo-Effekts kriegst du deutliche Signale 
mit der Brummfrequenz, die aber aktiv nichts mit dem Kerko zu tun haben.

Das beschriebene Brummen ist typisch für Spulen.

von Bodo S. (opa-rudi)


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Also ist es ausgeschlossen, dass das Brummen auch von dem Wechselstrom 
Entstörkondensator (Folie) - wie auf dem Bild zu sehen - kommen kann? 
Habe sowas mal gelesen.

von Sophie T. (treuenfels)


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Ich habe heute nochmal mit dem Schlauch gehorcht und es liegt definitiv 
am Kondensator. Die Spule gibt keinen Mucks von sich. Gibt es da eine 
Möglichkeit zur Geräuschreduktion?

von mhh (Gast)


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Sophie Treuenfels schrieb:
> Gibt es da eine
> Möglichkeit zur Geräuschreduktion?

Austausch gegen andere Bauform mit den gleichen elektrischen Daten kann 
helfen. (Wobei ich 300 V etwas knapp bemessen halte.)

von Sophie T. (treuenfels)


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Könnte man einen Kondensator mit leicht abweichenden Werten hier noch 
verwenden? Weil diesen speziellen Kondensator gibt es ziemlich selten.

von mhh (Gast)


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Probiere es aus. 2 mal 2,2 µF und > 300 V parallel, Ohropax raus und 
abwarten...

von hinz (Gast)


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Welche Maße hat der Kondensator denn?

von Sophie T. (treuenfels)


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ist ein 37,5 mm Brocken.

von hinz (Gast)


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Sophie Treuenfels schrieb:
> ist ein 37,5 mm Brocken.

Du meinst das Rastermaß?

Dann RS #497-4220.

von Stefan (Gast)


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Falls der weisse Kleber eher hart ist könnte man ja erst mal versuchen 
die akustische Kopplung vom Kondensator zur Spule zu entfernen.
Eventuell ist der C ja nur der Resonanzkörper.

Stefan

von Sophie T. (treuenfels)


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Den Epcos würde passen. Danke für den Link. Der weiße Kleber ist sehr 
weich. Hatte diese Stelle schon von der Spule getrennt. Liegt definitiv 
am Kondensator (Hörschlauch).

Bleibt die Frage, ob das Brummen generell bei diesen 
Wechselspannungskondensatoren auftritt oder das ein Qualitätsmerkmal 
ist. Vielleicht kann das jemand verraten, bevor ich einen Neukauf 
tätige.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Sophie Treuenfels schrieb:
> ob das Brummen generell bei diesen
> Wechselspannungskondensatoren auftritt

Definitiv nicht. Normalerweise sind Kondensatoren sehr gut vergossen, da 
davon die Spannungsfestigkeit, Kapazitätskonstanz usw. abhängt. Es 
scheint so, als ob die Herren BWL'er beim Hersteller da etwas gespart 
haben und deswegen das billigste genommen haben, was es auf dem Markt 
gab. Ein C in guter Qualität summt nicht.
Spulen hingegen summen gerne mal (manche unter uns errinnern sich 
ungerne an piepsende Zeilentrafos und knarrende Dimmer), weil die 
Wicklung bei Stromdurchfluss magnetische Kräfte erzeugt, die den Kern 
wackeln lassen. Deswegen haben so viele hier erstmal die Spule aufs Korn 
genommen.

von Sophie T. (treuenfels)


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Danke für den Hinweis. Da werde ich jetzt doch mal einen neuen 
Kondensator einbauen. Ich werde berichten!

von Sophie T. (treuenfels)


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Habe nun einen X2 Epcos mit 305 VAC und 4,7 µF eingesetzt. Der brummt 
genauso wie der original verbaute. Danach war ich im Elektronik 
Fachgeschäft und habe das Problem geschildert. Der nette Herr hat mir 
dann einen WIMA mit 3,3 µF und 400 VAC mitgegeben zum ausprobieren. Ist 
schon ein ganz schönes Monster. Fazit: der brummt noch lauter. Ich bin 
langsam echt am verzweifeln. Ich könnte jetzt noch kleinere Kondis 
einbauen. Weiß aber nicht, ob es der Schaltung schaden könnte. Es sind 2 
X2 mit 275 VAC und 0,1 µF (aus einem 150 W Wechselrichter, die damals 
keinen Mucks abgegeben hatten). Könnte ich das mit denen mal probieren, 
oder ist das zu wenig Kapazität?

von hinz (Gast)


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Sophie Treuenfels schrieb:
> Habe nun einen X2 Epcos mit 305 VAC und 4,7 µF eingesetzt. Der brummt
> genauso wie der original verbaute. Danach war ich im Elektronik
> Fachgeschäft und habe das Problem geschildert. Der nette Herr hat mir
> dann einen WIMA mit 3,3 µF und 400 VAC mitgegeben zum ausprobieren. Ist
> schon ein ganz schönes Monster. Fazit: der brummt noch lauter.

Tja, auch Folienkondensatoren sind nicht immer stille Gesellen.


> Ich bin
> langsam echt am verzweifeln. Ich könnte jetzt noch kleinere Kondis
> einbauen. Weiß aber nicht, ob es der Schaltung schaden könnte. Es sind 2
> X2 mit 275 VAC und 0,1 µF (aus einem 150 W Wechselrichter, die damals
> keinen Mucks abgegeben hatten). Könnte ich das mit denen mal probieren,
> oder ist das zu wenig Kapazität?

Du weißt wozu der Kondensator und die benachbarte Spule da sind? Wohl 
nicht.

Es handelt sich um den Ausgangsfilter des Wechselrichters, und wenn 
dessen Grenzfrequenz zu hoch liegt, dann bekommen die Verbraucher zu 
viel von der Schaltfrequenz der Ausgangsstufe ab, und das werden die 
nicht mögen.

von Sophie T. (treuenfels)


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Es muss doch irgendwie möglich sein, so einen Wechselrichter zum 
Schweigen zu bringen? Elektronikfüchse meldet euch :)

von Rainer Ernst (Gast)


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Wie wär es, wenn du das Teil in ein Schalldichtesgehäuse baust? :)

von hinz (Gast)


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Sophie Treuenfels schrieb:
> Es muss doch irgendwie möglich sein, so einen Wechselrichter zum
> Schweigen zu bringen? Elektronikfüchse meldet euch :)

Wechselrichter mit klassischem Ringkerntrafo nehmen, sind halt größer, 
schwerer und teurer.

von Sophie T. (treuenfels)


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hinz schrieb:
> Wechselrichter mit klassischem Ringkerntrafo nehmen, sind halt größer,
> schwerer und teurer.

Hatte ich auch schon da. Da hat statt des Kondensators der Ringkern 
gebrummt :(

Rainer Ernst schrieb:
> Wie wär es, wenn du das Teil in ein Schalldichtesgehäuse baust? :)

Das wäre die allerletzte Notlösung die wirklich sehr unschön wäre.

von Rainer Ernst (Gast)


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Sophie Treuenfels schrieb:
> Das wäre die allerletzte Notlösung die wirklich sehr unschön wäre.

Der müsste für den Ausgangsfilter sein. Du kannst den auch weglassen, 
wird auch sehr unschön.

von Ben _. (burning_silicon)


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Den kann man eben nicht weglassen. Es sieht so aus, als ob das Ding ein 
echter Sinuswandler ist - und sowas braucht zwingend ein LC-Glied am 
Ausgang um das PWM-Signal auszufiltern. Die Sinusschwingung entsteht 
praktisch erst in diesem Filter.

von Rainer Ernst (Gast)


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Ben _ schrieb:
> Den kann man eben nicht weglassen. Es sieht so aus, als ob das Ding ein
> echter Sinuswandler ist - und sowas braucht zwingend ein LC-Glied am
> Ausgang um das PWM-Signal auszufiltern. Die Sinusschwingung entsteht
> praktisch erst in diesem Filter.

Ohne Schaltplan ist es schwer zu sagen, wofür genau der da ist.
Der könnte auch mit einer H-Brücke arbeiten, die 330 V DC in 230 V 
Sinus- oder Trapezförmige Ausgangsspannung wandelt.

von hinz (Gast)


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Rainer Ernst schrieb:
> Ben _ schrieb:
>> Den kann man eben nicht weglassen. Es sieht so aus, als ob das Ding ein
>> echter Sinuswandler ist - und sowas braucht zwingend ein LC-Glied am
>> Ausgang um das PWM-Signal auszufiltern. Die Sinusschwingung entsteht
>> praktisch erst in diesem Filter.
>
> Ohne Schaltplan ist es schwer zu sagen, wofür genau der da ist.
> Der könnte auch mit einer H-Brücke arbeiten, die 330 V DC in 230 V
> Sinus- oder Trapezförmige Ausgangsspannung wandelt.

Genau das schrieb er doch.

von Sophie T. (treuenfels)


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Also kann ich es wohl an den Nagel hängen, den WR geräuschlos zu 
betrieben (außer das Teil zu dämmen)? Ist im Übrigen ein 
Sinuswechselrichter.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Sophie Treuenfels schrieb:
> (außer das Teil zu dämmen)

... wobei man dann aber aufpassen muss, ob die Kühlung noch ausreicht.

Gruß Dietrich

von Rainer Ernst (Gast)


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Sophie Treuenfels schrieb:
> Ist im Übrigen ein
> Sinuswechselrichter.

Ok, dann wird der mit einem PWM-Signal arbeiten. Die meisten, die ich 
kenne haben entweder ein Trapezsignal oder einen großen Trafo.

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