Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Fragen zur Sinusmodulation (Anfänger)


von Klaus (Gast)


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Hallo Leute,

kurz zu meinem Hintergrund, damit ihr meine Kenntnisse besser 
einschätzen könnt:
Ich bin Student, der bereits erste praktische Erfahrungen in der 
Leistungselektronik mit DC/DC Wandlern gemacht hat. Das Prinzip der PWM 
Erzeugung mit einem Sägezahn und der DC Spannung ist mir also bekannt. 
Ich habe dafür immer fertige ICs verwendet.

Nun möchte ich gerne meine Anfänge mit Wechselrichtern machen - zunächst 
mittels Simulation. Zur PWM Erzeugung nimmt man ja auch hier einen 
Komparator und ein Sägezahnsignal, vergleicht es aber nun mit einem 
Sinussignal.

Der Ausgang des Komparators geht dann an einen Halbbrückentreiber und 
steuert somit die Halbbrücke an.

Das würde ich gerne simulieren (angefangen mit der PWM Erzeugung) und 
scheitere dabei, den Sägezahn richtig zu dimensionieren. Nehmen wir an, 
dass der Sinus eine Amplitude von 1 sowie eine Frequenz von 50 Hz hat, 
wie wählt man dann Amplitude und Phasenlage des Sägezahns?

Sagen wir mal, dass der Sägezahn eine Frequenz von 20 kHz haben soll. 
Was muss man ferner berücksichtigen?

Gibt es eine schicke Application Note dazu?

Ich danke euch.


Gruß

von Klaus (Gast)


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Hat niemand mal ne Modulation für eine Halbbrücke realisiert? :D

Oder nimmt man da auch einfach vorgefertigte Regler ICs?

Falls ja, welche wären das?

von Michael (Gast)


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Klaus schrieb:
> Das würde ich gerne simulieren (angefangen mit der PWM Erzeugung) und
> scheitere dabei, den Sägezahn richtig zu dimensionieren.

Das funktioniert nach dem Prinzip der DDS, d.h. die Sägezahnfrequenz 
entspricht der PWM-Frequenz. Über die Integration der Phase im 
Phasenakkumulator bestimmst du die Phase des Ausgangssinus und damit das 
Tastverhältnis vom PWM-Signal.

von Klaus (Gast)


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Michael schrieb:
> Das funktioniert nach dem Prinzip der DDS, d.h. die Sägezahnfrequenz
> entspricht der PWM-Frequenz. Über die Integration der Phase im
> Phasenakkumulator bestimmst du die Phase des Ausgangssinus und damit das
> Tastverhältnis vom PWM-Signal.

Hast du vielleicht Literaturtipps zu diesem Thema? Meine 
Leistungselektronikbücher beziehen sich immer nur auf die Schaltungen, 
in denen PWM Signal als gegeben angenommen wird. Mich würde jedoch 
interessieren, woher das PWM Signal kommt. Da stehe ich noch ein wenig 
auf dem Trockenen.

Danke und Gruß

von Achim M. (minifloat)


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Klaus schrieb:
> Mich würde jedoch
> interessieren, woher das PWM Signal kommt.

Im Datenblatt jedes halbwegs modernen Mikrocontrollers, der eine "Output 
Compare Unit" oder "Waveform Generation Unit" an einem Timer dranhängen 
hat, steht prinzipiell schon die Antwort. Hier mal in Kurzfassung:

Der Timer zählt von sagen wir mal 0 - 255 - 0 und fängt dann wieder von 
vorn an. Die Zeit eines ganzen Durchlaufs legen wir mal beispielsweise 
in die Nähe von 8kHz.

Nun lässt sich der Timerblock so konfigurieren, dass der Inhalt eines 
speziellen Registers bei jedem Timer-Tick mit dem aktuellen Zählerstand 
des Timers verglichen wird.

Das lässt sich soweit konfigurieren, dass ein Portpin bei Gleichheit von 
Zählerstand und speziellem Register beim hochzählen gesetzt wird(logisch 
1) und bei Gleichheit von Zählerstand und speziellem Register bei 
Runterzählen gelöscht wird(logisch 0).

Das war die PWM-Erzeugung. Dann konfiguriert man einen Interrupt so, 
dass er z.B. bei Zählerstand 0 auslöst.(*) Dann gibt es eine 
Sinustabelle mit 160 Werten.

Der Timer-Interrupt sorgt dafür, dass jedesmal ein neuer, also der 
nächste Wert aus der Sinustabelle geholt, skaliert und in das spezielle 
Register geschrieben wird. Die Timer-Hardware besitzt dazu meist 
Pufferregister(sog. Schattenregister) die eine sichere Datenübernahme 
für die jeweils nächste Timerperiode veranlassen.

Das wars dann auch schon. Für Mehrphasige Motörchen nimmt man eben einen 
Prozessor, der möglichst mehrere dieser Compare-Units an Bord hat und 
macht eine Phasenverschiebung beim auslesen der Sinustabelle.

mfg mf

(*)Bis hier wird alles gesagte in integrierter Peripherie erledigt und 
erfordert außer einer Initialisierung keinen Programmcode!

von Klaus (Gast)


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Hi,

danke schon mal für die Antwort Mini Float.

Eigentlich wollte ich nicht großartig mit uC anfangen, weil ich das 
erstmal auf analoger Ebene bzw. mit Simulationen verstehen wollen würde.

Es muss doch auch eine Theorie dahinter geben...

Im Prinzip ist es so:
Ich kann ein Sägezahn Signal generieren. Auch kann ich ein Sinussignal 
generieren. Nur weiß ich nicht, welche Amplitude der Sägezahn benötigt 
und welche Phasenlage zum Sinus ich brauche.

von Achim M. (minifloat)


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Klaus schrieb:
> welche Amplitude der Sägezahn benötigt
> und welche Phasenlage zum Sinus ich brauche.

Amplitude Sinus < Amplitude Sägezahn/Dreieck
Im Grenzbereich kann es zur sogenannten Blockkommutierung kommen.

Frequenz Sinus << Frequenz Sägezahn/Dreieck
Nomalerweise nimmt man eine Frequenz des Sägezahns/Dreiecks mindestens 
um den Faktor 10-20 größer(Stromripple groß) aber nicht über dem Faktor 
200-300 größer(Schaltverluste an Leistungshalbleitern groß).

Phasenlage ist wegen des riesigen Frequenzunterschieds nicht wichtig. 
Der Sinus durchfährt ja gerade mal den Bereich von einigen Grad, während 
der Sägezahn/das Dreieck schon locker 5-10 Perioden durch hat.

mfg mf

von Klaus (Gast)


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Mini Float schrieb:

> Phasenlage ist wegen der Frequenzuntrschiede nicht wichtig. Der Sinus
> durchfährt ja den Bereich von einigen Grad, während der Sägezahn/das
> Dreieck schon bis 10 Perioden durch hat.

Ah, interessant. Also ist es egal, wo ich mich auf dem Sägezahn/Dreieck 
befinde, wenn der Sinus gerade durch den Nullpunkt geht? Irgendwie kann 
ich kaum glauben, dass das keine Auswirkungen auf das Pulse Pattern und 
die anschließende Fourier Analyse hat. :/

von Achim M. (minifloat)


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Dreieck und Sinus erzeugen, auf einen Komparator geben, fertig ist das 
PWM-Signal. Wenn du mir nicht glaubst, dann häng ein RC-Glied hinter den 
Komparator, f_g = ca. 1/10 f_sägezahn. Das wäre die analoge Ebene.

Klaus schrieb:
> Also ist es egal, wo ich mich auf dem Sägezahn/Dreieck
> befinde, wenn der Sinus gerade durch den Nullpunkt geht? Irgendwie kann
> ich kaum glauben, dass das keine Auswirkungen auf das Pulse Pattern und
> die anschließende Fourier Analyse hat.

Natürlich hat es eine Auswirkung. Aber die kann man vernachlässigen. Hab 
ich doch gesagt, der Sinus macht gerade so die Biege von -5° bis 5°, und 
der Sägezahn hat derweil schon mehrere Perioden 0° - 359° durch.

mfg mf

PS:
Kommst du von der Uni? Hast du schon irgendwie Praxiserfahrung? Da hört 
man ja dann so Sachen wie "Nee lass mal, ich arbeite eher 
konzeptionell". Ja, Zahlen auf Papier kritzeln kann ich auch. Papier ist 
geduldig, heißt es. Mach die Augen auf! In jedem 80er-Jahre 
Frequenzumrichter arbeitet bereits ein kleines 
Mikroprozessor-Arbeitspferd. Und die arbeiten echt fast alle nach 
demselben Kochrezept. Steck dein Gehirnschmalz also lieber in 
Regelungsalgorithmen, das ist genug Herausforderung...

von Achim M. (minifloat)



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Wusste doch, dass da noch was hier rum lag.

1. Schaltplan Testschaltung: Der Pullup muss da hin, ist schließlich ein 
Komparator. Das Filternetzwerk ist hingegen hinreichend hochohmig 
ausgelegt.

2. Sinus 50Hz, Dreieck 5kHz: Filterung zeigt fast wieder das 
Ursprungssignal. Man kann sehr "fein" modulieren.

3. Wie 3, Bereich um Nulldurchgang gezoomt: Man sieht das Tastverhältnis 
von >50% auf <50% schrumpfen.

4. Sinus 50Hz, Dreieck 500Hz: Sinus, Dreieck und PWM-Signal 
übereinandergelegt demonstrieren schön die Wirkungsweise des 
Komparators.

5. Schaltplan LT-Spice .asc-file zum rumprobieren.

mfg mf

von Klaus (Gast)


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Hi Mini Float,

Mini Float schrieb:
> Natürlich hat es eine Auswirkung. Aber die kann man vernachlässigen. Hab
> ich doch gesagt, der Sinus macht gerade so die Biege von -5° bis 5°, und
> der Sägezahn hat derweil schon mehrere Perioden 0° - 359° durch.
Okay, dann glaube ich dir mal so. Für die Anfänge sollten andere Aspekte 
sowieso erstmal höhere Priorität haben.


> Kommst du von der Uni? Hast du schon irgendwie Praxiserfahrung? Da hört
> man ja dann so Sachen wie "Nee lass mal, ich arbeite eher
> konzeptionell". Ja, Zahlen auf Papier kritzeln kann ich auch. Papier ist
> geduldig, heißt es. Mach die Augen auf! In jedem 80er-Jahre
> Frequenzumrichter arbeitet bereits ein kleines
> Mikroprozessor-Arbeitspferd. Und die arbeiten echt fast alle nach
> demselben Kochrezept. Steck dein Gehirnschmalz also lieber in
> Regelungsalgorithmen, das ist genug Herausforderung...

Meinem Eingangspost ist zu entnehmen, dass ich noch studiere und erste 
praktische Erfahrung im Bereich Leistungselektronik lediglich mit DC/DC 
Wandlern gesammelt habe. Als nächsten Schritt hatte ich dann DC/AC 
Wandler angedacht. Die Topologien sind mir aus der Literatur und den 
Vorlesungen hinreichend bekannt. Aber wie gesagt, dort kommt das PWM 
Signal immer aus dem Zauberhut heraus und wird als gegeben angenommen.

Oder kannst du mir zum Thema Regelung/Regelungsalgorithmen passende 
Literatur nennen?


Gruß

von Achim M. (minifloat)


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Klaus schrieb:
> Oder kannst du mir zum Thema Regelung/Regelungsalgorithmen passende
> Literatur nennen?

In dem Bereich gibts haufenweise AppNotes.

FOC für Dreiphasenmaschinen...
Was von TI:
http://www.ti.com/lit/an/bpra073/bpra073.pdf
Der Gockel spuckt erstmal haufenweise Links zu Microchip aus:
http://www.google.com/search?q=FOC+ACIM&hl=de

Zur Raumzeigermodulation gibts vieles:
http://www.google.com/search?q=space+vector+modulation&hl=de

Auch für digitale Regler:
http://www.google.com/search?q=digital+feedback+control+algorithms&hl=de
mfg mf

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