Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik ATmega8 Schutzbeschaltung Eingang (Taster)


von Mike L. (Gast)


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Hallo zusammen!

Habe schon ziemlich lange hier im Forum gesucht aber leider nichts 
passendes gefunden.

Ich möchte gerne die Eingäge eines ATmega8 gegen Überspannung usw. 
schützen. Der AVR sitzt in einem Gehäuse mit einem Stecker, an dem ein 
Kabel angeschlossen wird mit einem Taster.

An einem PIN des Steckers liegen die 5V über den internen Pull-Up vom 
AVR an, der andere PIN ist GND.

Wie schütze ich am besten den Eingang des Mikrocontroller gegen 
Überspannung, ESD und andere äussere Einwirkungen?

Reichen zwei Dioden, wie in der DSE FAQ beschrieben? Wenn ja, welche 
Dioden sollte man optimalerweise verwenden?

              VCC
               o
               |
               -
               ^ Diode
               |
Taster o-------o------o AVR
               |
               -
               ^ Diode
               |
               _
              GND

Taster o--------------o GND



Danke schonmal.

Grüsse,
Mike

von kleiner (Gast)


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Ich würde da noch wiederstände in beide Leitungen bringen... so 1k bis 
4k7 um den Strom zu begrenzen. Auch ein Kondensator als RC Filter dazu 
wäre nicht schlecht...

von Dietrich L. (dietrichl)


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Ich würde einen externen Pull-Up verwenden (parallel zur VCC-Diode) und 
zwischen Dioden und AVR einen (Strombegrenzungs-) Widerstand.

Für heiße Fälle ist eine Zenerdiode parallel zu VCC auch noch sinnvoll, 
falls der Eingang zu viel Strom in die VCC hinein pumpt und die dann 
ansteigt.

Gruß Dietrich

von spess53 (Gast)


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Hi

>Wie schütze ich am besten den Eingang des Mikrocontroller gegen
>Überspannung, ESD und andere äussere Einwirkungen?

Mit welchen Einwirkungen rechnest du wirklich? Oder ist das nur die 
übliche Anfänger-Paraneua.

MfG Spess

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


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Nimm einen Puffertreiber.

von Stefan F. (sfrings)


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Ich mache es immer so (z.B. in Alarmanlagen):

                                10k
                            +--[===]--O VCC
                            |
                     100r   |   47k
 Gnd |--- switch ---[===]---+--[===]------------o AVR Input
          n.c.              |
                            +---||----| GND
                              100nF-10yF

10yF für Alarmanlagen-Kontakte
1yF für Taster, die man schneller bedienen will
Weniger als 100nF würde ich nicht machen, dann prellt der Taster sicher.

Der Eingang ist für Taster, Open-Collektor/Open-Drain Schaltungen, 
Widerstände (analoge Messung) und Spannungsquellen bis etwa 24V 
geeignet.

von Brrrrr (Gast)


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kleiner schrieb:
> wiederstände

Das Wort "Widerstand" ist und bleibt ein Ding-Wort und auch wenn man die 
Teile wieder und wieder verwenden kann, leitet sich die Bezeichnung von 
"wider" (=gegen) ab.

von Peter D. (peda)


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Dioden gegen VCC,GND sind schon im AVR drin, bringen also nichts.

Schalte einfach einen 100k in Reihe zum AVR, die internen Dioden können 
20mA, d.h. der Eingang ist damit bis 2000V geschützt (normale 
Widerstände halten aber nur 200..500V aus).

Der interne Pullup kann dann aber nicht mehr runter gezogen werden, 
daher vor den 100k Schutzwiderstand noch ein 10k Pullup.


Peter

von Mike L. (Gast)


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Danke für die hilfreichen Antworten!

In Hinsicht auf eine spätere EMV Prüfung sollte die Schaltung so 
ausgelegt werden, das sie diese auch besteht. Wie stehen die Chancen 
wenn ich es wie folgt löse:


                                 VCC
                                  |
                                  |
                                 .-.
                                 | |10K
                                 | |
                                 '-'
             T                    |
            ---            _    |
        +---o o-----o-----|___|---o-------AVR
        |                 100K
        |   n.o.
        |
        |
        +-----------o-------------+
                                  |
                                 ===
                                 GND


Mike

von Dietrich L. (dietrichl)


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Peter Dannegger schrieb:
> die internen Dioden können 20mA

Wo hast Du die Spezifikation her?
In den Datenblättern habe ich dazu nichts gefunden. In AVR182: Zero 
Cross Detector (http://www.atmel.com/Images/doc2508.pdf) steht auf Seite 
4 lediglich:
"It is not recommended that the clamping diodes are conducting more than 
maximum 1 mA".
Ich würde daher nicht über 1mA gehen.

Mike L. schrieb:
> Wie stehen die Chancen wenn ich es wie folgt löse:
>
>
>                                  VCC
>                                   |
>                                   |
>                                  .-.
>                                  | |10K
>                                  | |
>                                  '-'
>              T                    |
>             ---            _    |
>         +---o o-----o-----|___|---o-------AVR
>         |                 100K
>         |   n.o.
>         |
>         |
>         +-----------o-------------+
>                                   |
>                                  ===
>                                  GND

Schlecht, denn bei geschlossenem Taster hast Du "nur" ca. 0,9*Vcc am 
AVR-Eingang.
=> der 10k muss vor die 100k (direkt am Taster).

Gruß Dietrich

von Peter D. (peda)


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Dietrich L. schrieb:
> Wo hast Du die Spezifikation her?

Sorry, 40mA.
Die dürfen natürlich nicht dauernd fließen, sonst hebt man ja damit die 
VCC an.


Peter

von Dietrich L. (dietrichl)


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Peter Dannegger schrieb:
> Sorry, 40mA.
> Die dürfen natürlich nicht dauernd fließen, sonst hebt man ja damit die
> VCC an.

Die "DC Current per I/O Pin: 40.0 mA" in "Absolute Maximum Ratings" 
beziehen sich meiner Meinung nach auf den Strom, den ein Ausgang von Vcc 
abgeben oder nach GND aufnehmen kann, und nicht auf den max. Strom der 
Dioden!
Denn: Bei der Angabe "Voltage on any Pin except RESET with respect to 
Ground: -0.5V to VCC+0.5V" fließt ja noch kein Strom über die Dioden. 
Und diese Angabe gehört auch zu "Absolute Maximum Ratings", darf also 
nie überschritten werden.
Insofern würde ich der Empfehlung aus AVR182: Zero Cross Detector eher 
vertrauen und behaupten: 40mA oder auch 20mA sind definitiv zu viel!

Gruß Dietrich

von Funkenschlosser (Gast)


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Mehrere Steuerungshersteller nutzen dafür diesen Chip: CLT3-4BT6. Damit 
hast du ESD und Überspannung ausreichend abgesichert.

von Peter D. (peda)


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Dietrich L. schrieb:
> Insofern würde ich der Empfehlung aus AVR182: Zero Cross Detector eher
> vertrauen und behaupten: 40mA oder auch 20mA sind definitiv zu viel!

Dort geht es aber um Dauerbelastung und nicht um ESD-Schutz.
Das ist schon ein großer Unterschied.

"All I/O pins have protection diodes to both VCC and Ground as indicated 
in Figure 21. Refer to “Electrical Characteristics” on page 242 for a 
complete list of parameters."


Peter

von Dietrich L. (dietrichl)


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Peter Dannegger schrieb:
> Dort geht es aber um Dauerbelastung und nicht um ESD-Schutz.
> Das ist schon ein großer Unterschied.

OK.

> "All I/O pins have protection diodes to both VCC and Ground as indicated
> in Figure 21. Refer to “Electrical Characteristics” on page 242 for a
> complete list of parameters."

Das hatte ich noch nicht gefunden und macht Deine Aussage doch erheblich 
glaubhafter :-))

Danke + Gruß Dietrich

von Mike L. (Gast)


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Danke, der CT3-4BT6 sieht interessant aus und würde sich hervorragend 
für meine Bedürfnisse eignen.

Allerdings ist der Preis (4,44 EUR bei Farnell) ziemlich hoch.

Gibt es Alternative ICs, die einen entsprechenden Schutz für meine 
Schaltung bieten? Oder sollte ich doch bei Dioden+Widerständen bleiden?

Mike

von Peter D. (peda)


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Mike L. schrieb:
> die einen entsprechenden Schutz für meine
> Schaltung bieten?

Dazu müßte man erstmal wissen, was "entsprechend" bedeutet.
Welchem Hochsicherheitslevel ist denn Dein Produkt zuzuordnen?

Wenn Du für die NASA entwickeln mußt, solltest Du schon das teuerste vom 
teuersten nehmen.
Oder für Medizintechnik, AKWs usw.


Peter

von Mike L. (Gast)


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Industrietauglich. Sprich es kann auch mal passieren, das statische 
Aufladung am Stecker für den Taster auftritt, das Spannung anliegt (im 
Bereich bis 40V), das verpolt Spannung anliegt.

Einfach gesagt, das Gerät sollte den CE bzw. EMV Test bestehten (nur in 
Bezug auf den Anschluss für den Taster, der Rest der Schaltung 
funktioniert und ist getestet)

Mike

von Stefan Frings (Gast)


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Die internen Schutzdioden des AVR sollen nicht über 1mA belastet werden, 
weil sonst die Spannung in unerlaubte Bereiche kommen kann (z.B. 5,8 
Volt bei 5V Spannungsversorgung), was wiederum zu einem Latch-Up Effekt 
führen kann. Der Latch-Up bewirkt, dass zwei komplementäre Transitoren 
im Eingang beide leitend werden und so ein Kurzschluss entsteht. Der 
Chip wird dann in der Regel heiss und das Problem verschwindet in der 
Regel, sobald man die Stromversorgung kurz aus schaltet.

Die intern en Schutzdiode verhindern den Latch-Up Effekt nur, wenn der 
Stromfluss gering ist. Sie halten auch viel höhere Ströme aus, schützen 
dann aber nicht mehr. Deswegen empfiehlt sich ein Vorwiederstand vor dem 
Eingang, der den Strom auf maximal 1mA begrenzt.

von Peter D. (peda)


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Stefan Frings schrieb:
> der den Strom auf maximal 1mA begrenzt.

40V / 100k = 0,4mA


Peter

von Helmut L. (helmi1)


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Mike L. schrieb:
> Wie schütze ich am besten den Eingang des Mikrocontroller gegen
> Überspannung, ESD und andere äussere Einwirkungen?

Da gibt es was fertiges von TI.

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/tpd2e001.pdf

Davor noch einen Strombegrenzungswiderstand und fertig.
Den Pullup wuerde ich auch niederohmiger waehlen und nicht die internen 
nehmen.

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