Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Eigenbau-Verstärker in Metallgehäuse: Schutzleiter oder nicht?


von Chris (Gast)


Lesenswert?

Hi,

es gibt hier im Forum ja schon einige Beiträge zu ähnlichen Themen, aber 
ich bin mir noch immer unschlüssig, ob ich einen Schutzleiter brauche 
(oder nutzen sollte), oder ob die getroffenden Sicherheitsvorkehrungen 
ausreichend sind.

Der Verstärker soll später zusammen mit einem Heimkinoverstärker 
eingeschaltet werden, der dazu geschaltete Euro-Steckdosen auf der 
Rückseite besitzt. Wenn ich also einen Schutzleiter brauche, müsste ich 
disen irgendwo anders her holen... ein y-Kabel mit Euro- und 
Schuckostecker ist sicher nicht zulässig ;)


Als Gehäuse habe ich das lackierte Metallgehäuse eines alten 
Autobatterieladegerätes genommen. Original war da nur ein offener Trafo 
(ohne Sicherung auf der Primärseite, eventuell mit Thermosicherung...) 
sowie ein Frontpanel mit 3 LEDs und ein paar Dioden und Widerständen 
drin, es gab keinen Schutzleiter (Anschluss erfolgte über Euro-Stecker).

Den Anschluss über Euro-Stecker habe ich beibehalten. Der Ringkerntrafo 
ist mit der üblichen Befestigung (lange Schraube, Gummiplatte, 
Unterlegscheibe, Mutter) mit dem Gehäuse verschraubt. Es gibt einen 
zweiten kleinen Trafo (aus einer PC-Aktivbox mit Plastikgehäuse 
ausgeschlachtet), der auf einer Lochrasterplatine ohne Lötaugen montiert 
ist. Diese  habe ich (versetzt) mit Distanzbolzen mit dem Gehäuse 
verschraubt, damit das Trafogehäuse keine Verbindung zum Metallgehäuse 
hat.
Unter dem gesamten 230V-Bereich befindet sich zudem eine Isolierfolie, 
die ich aus einem ATX-Netzteil ausgeschlachtet habe.
Die 230V-Kabel sind mit Heißkleber gegen Ablösen/Abreißen von der 
Platine gesichert.


Gruß,
Chris

von Grübler (Gast)


Lesenswert?

Um "Brummschleifen" zu vermeiden den Verstärker
unbedingt Schutzisoliert aufbauen.

siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Brummschleife

von mhh (Gast)


Lesenswert?

Es zwingt Dich keiner, die Verstärkermasse mit dem Gehäuse zu verbinden. 
So gibt es auch mit Schutzleiter am Gehäuse keine mögliche 
Brummschleife.

von Grübler (Gast)


Lesenswert?

Ich hab den ganzen Artikel jetzt erst gelesen.
Du hast doch keine Ahnung von 230V Geräten.

Für die Sicherheit solltest du das lesen:

http://www.elektor.de/service/selbstbau-sicherheit.83065.lynkx

Chris schrieb:
> Der Ringkerntrafo
Entspricht der Trafo VDE 0570, IEC 61558?
Wenn Nein, wegschmeißen.

Chris schrieb:
> Unter dem gesamten 230V-Bereich befindet sich zudem eine Isolierfolie,
Es gibt Leute die haben eine Hasenpfote
in der Hosentasche, damit nichts passiert.
Die Hilft bestimmt besser.

Chris schrieb:
> Die 230V-Kabel sind mit Heißkleber gegen Ablösen/Abreißen
Muss mal gerade zum Klo: "kotzen!"

von Chris (Gast)


Lesenswert?

@Grübler: Wenn ich Ahnung hätte, würde ich hier nicht solche Fragen 
stellen.

Danke für den Link!

Aber anstatt auf das Klo zu gehen, könntest du schreiben, wie man es 
besser macht, oder, warum Heißkleber so furchtbar falsch oder sogar 
schädlich ist.

Der Ringkerntrafo erfüllt EN60742, EN60065, EN60950, VDE0550, VDE0551,

von Grübler (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Chris schrieb:
> Der Ringkerntrafo erfüllt ... VDE0551

Das ist OK. Es ist die alte Norm. Der Trafo
hat damit SELV-Eigenschaften und man könnte
auf den Schutzleiter verzichten.

Chris schrieb:
> ...wie man es besser macht,...

Wenn dir der Artikel in Elektor (schon gelesen?)
nicht genügt, kann ich dir leider auch nicht
mehr helfen.
Das Bild am Ende des Artikels zeigt es
eigentlich perfekt. (siehe Anhang)
- Abstand und/oder gute Isolierung
  der Bauteile und Leitungen mit
  Netzspannung zum leitfähigen Gehäuse.
- Langlebige und stabile Zugentlastung.

Damit es deutlich wird, noch mal Häme:
"Wer Leitungen mit Heißkleber sichert,
füllt auch Spiritus in Limonadenflaschen."

von Chris (Gast)


Lesenswert?

Hi Grübler,

ja, den Link habe ich gelesen, nochmals vielen Dank!
Text und Bilder liegen ausgedruckt auf dem Basteltisch. Ich habe bereits 
ein paar Änderungen vorgenommen und zwei Stellen, die über keine 
doppelte Isolation verfügten (Kabel), nachgebessert.

Im Normalbetrieb ist alles ok. Wenn sich irgendwo ein Kabel löst, 
funktioniert das Gerät nicht mehr richtig. Alle Bereiche, in die das 
Kabel dann aufgrund seiner Länge gelangen könnte, sind isoliert oder 
abgetrennt.

Ich halte das Gerät für sicher, aber ob es den Anforderungen genügt und 
in jedem erdenklichen Fehlerfall noch sicher ist, ist eine andere Sache. 
Das erinnert mich an Atomkraftwerke. Man kann doch nicht jeden Fall 
vorhersehen?


Ich gebe zu, Heißkleber ist nicht die feine Art, aber er erfüllt doch 
die Funktion? Oder nicht? Wie macht man es besser?

Spiritus ist in der Spiritusflasche und alle Flaschen, in denen man 
Lebensmittel erwartet, enthalten auch welche und ich zünde auch den 
Grill oder den Kamin nicht mit Spiritus an...

Gruß,
Chris

von Mathias (Gast)


Lesenswert?

Mach doch mal ein Foto.

von Praktiker (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

Chris du hast es in deinen letzten Beitrag ja schon selbst angedeutet.

Mit normalen Menschenverstand und real zu erwartenden Fehlerfällen ist 
dein Aufbau laut deiner Beschreibung sicher - ob dein Aufbau nun allen 
VDE Empfehlungen entspricht kann ich nicht sagen und leider kann mann 
das auch nicht kostenfrei im Netz nachlesen (ist halt ein Abzockerverein 
der VDE).

Mach es einfach.


   Praktiker

von Jan (Gast)


Lesenswert?

>Ich halte das Gerät für sicher, aber ob es den Anforderungen genügt und
>in jedem erdenklichen Fehlerfall noch sicher ist, ist eine andere Sache.
>Das erinnert mich an Atomkraftwerke. Man kann doch nicht jeden Fall
>vorhersehen?


Es ist egal, ob du das Gerät für sicher hälst.
Die VDE ist nicht nur dafür da,ein Gerät Sicher zu machen. Sie legt auch 
fest, wer im Schadensfall haftbar ist.
Passiert etwas, und das Gerät entspricht nicht den Vorschriften, haftest 
du. Brennt z.B. deine Wohnung ab, zahlt die Versicherung nix.
Anderesherum ist es aber auch so, solange nix passiert, muss man sich 
auch nicht an die VDE halten.
Die frage ist also nur, willst du dieses Risiko eingehen.

Und zum Thema Zugentlasung mit Heißkleber: Das halte ich auch für 
ungenügend. Es sei denn du hast speziellen Kleber mit Superhaftung.
Im Normalfall nimmt man dafür Zugentlastungsschellen.
In der VDE steht übrigens, wieviel Gewicht sie aushalten müssen.

von Grübler (Gast)


Lesenswert?

Jan schrieb:
> Die VDE ist nicht nur dafür da,ein Gerät Sicher zu machen. Sie legt auch
> fest, wer im Schadensfall haftbar ist.
> Passiert etwas, und das Gerät entspricht nicht den Vorschriften, haftest
> du. Brennt z.B. deine Wohnung ab, zahlt die Versicherung nix.

Das ist natürlich alles Mumpitz.

Hallo Chris.
Lass dich nicht verunsichern. Ich habe mein Ziel erreicht.
Du machst dir Gedanken, wie dein Gerät so sicher wie möglich wird.

Auch eine Elektrofachkraft (Geselle, Meister, Techniker...)
muss sich bei Aufbau einer Anlage nicht unbedingt an die
VDE-Vorschriften halten. Er muss die Anlage nur so sicher
aufbauen, wie es nach den "aktuellen Regeln der Technik"
möglich ist.
Gerichte und Sachverständige definieren die "RdT" aber
mit den VDE-Vorschriften.

Sollte dein Verstärker der Grund für einen Wohnungsbrand
werden, müsstest du schon sehr grob fahrlässig gehandelt
haben, damit die Versicherung aus der Zahlung heraus
kommt.
Oder zahlt sie auch nicht wenn du die Kerzen auf
dem Weihnachtskranz vergessen hast?

Panik: In knapp 150 Tagen ist Weihnachten.

von Egon (Gast)


Lesenswert?

Würde mich allen Bedenkenträgern hier anschließen:
Basteln bitte nicht mit 220 Volt !
Kurzschlußfestes Netzsteckernetzteil mit VDE / CE usw. KAUFEN und dann 
mit den gelieferten 6/9/12 Volt DC fröhlich basteln !

von Grübler (Gast)


Lesenswert?

Egon schrieb:
> Würde mich allen Bedenkenträgern hier anschließen:

Ich sehe hier keine Bedenkenträger.
Geräte für Netzspannung zu bauen ist möglich.
Man muss sich halt mehr Gedanken machen
und verantwortungsvoll arbeiten.

von Chris (Gast)


Lesenswert?

Ich baue etwas ungerne Geräte, die irgendwie direkt mit 230V zu tun 
haben, eben, weil man sich dann so viele Gedanken machen muss. Aber 
manchmal geht das nicht anders, z.B. wenn man 230V schalten will, oder 
weil man +-28V sowie +-18V sowie +5V braucht. Wie soll man das alles mit 
externen Netzteilen abdecken?  Zumal in diesem Fall bestimmte Spannungen 
zeitgleich anliegen müssen bzw. nicht durch "Steckerziehen" ausfallen 
dürfen, da sonst die Schaltung abraucht.

Mir geht es primär darum, das Gerät sicher zu gestalten. Ich bin der 
Meinung, dass die Versicherung eh nicht zahlt, denn irgend einen Grund 
finden die ja immer. Daher darf es erst gar nicht zum Schaden kommen.

Gruß,
chris

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.