Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Photodiode in TIA / mit Arbeitswiderstand - Oszillationen


von Sascha K. (an_apple_a_day)


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Hallo,

ich versuche gerade eine Photodiode an einem Versuchsstand zu verbauen 
und das Signal mit LabView auszulesen. Dabei habe ich mein begrenztes 
Wissen über Elektronik weitestgehend zu nutzen, hänge aber leider im 
Moment mit begrenzt verwertbaren Resultaten. Entschuldigt bitte deshalb 
schon im Voraus mein Unwissen.

Als Photodiode habe ich eine BPW 21 und hab die nach Schaltplan im 
Anhang mit einem LM741 verbaut. Als Widerstände habe ich 100 kOhm bis 5 
MOhm ausprobiert, als Kondensatoren 3-80 pF. Im Ausgang messe ich bei 
100kOhm leider primär ein relativ starkes Netzsignal (Amplitude ~100mV), 
das ein mäßig starken Ausgangs-Signal ~200mV überlagert. Wenn ich die 
Photodiode abdunkle geht es etwa auf 0 mV runter, wenn ich es mit einer 
Taschenlampe beleucht auf ca. 400 mV. Höhere Spannungen bekomme ich 
nicht raus. Wenn ich höhere Widerstände verwende, dann wird das Signal 
wider erwarten nicht stärker, sonder im Gegenteil immer schwächer, 
während die Netzschwankungen blieben.

Mit der Schaltung mit Arbeitswiderstand hatte ich bessere Ergebnisse und 
konnte den vollen Spannungsbereich von 0-10 V realisieren. Dabei hatte 
ich jedoch das Problem, dass bei höheren Spannungen das Siganl stark zu 
schwanken anfing (Amplitude 1-2V, aber nicht mit Netzfrequenz).

Bin etwas ratlos, warum die TIA-Schaltung so gar nicht funktioniert und 
woher das starke Netzsignal kommt. Ich verwende eine 
Gleichspannungsquelle als Spannungsversorgung. Muss ich geschirmte Kabel 
nehmen? Und muss ich bei der Erdung auf irgend etwas achten? Im Moment 
habe ich alles, was geerdet werden muss an die Erdung von der 
Spannungsquelle gehängt.

Die Schaltung selbst muss an sich nicht schnell sein, mir würden schon 
10-100 Hz reichen, da ich nur in regelmäßigen Abständen die 
Lichtintensität messen möchte und dafür eine ausreichende Anzahl zum 
Mitteln haben möchte.

Ich hoffe ihr habt ein paar Ideen, woran es bei mir hakt. Ich kann auch 
mal ein paar Graphen von den Signalverläufen posten, wenn euch das 
weiterhilft.

Viele Grüße

Sascha

von Olaf (Gast)


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> Als Photodiode habe ich eine BPW 21 und hab die nach Schaltplan im
> Anhang mit einem LM741 verbaut.

Bevor wir ueber andere Details nachdenken, warum nimmst du keinen 
Operationsverstaerker der 30 Jahre moderner ist?

Ansonsten waere ein Photo von deinem Aufbau wichtig...

Olaf

von Ein Gast (Gast)


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Sascha K. schrieb:
> Ich hoffe ihr habt ein paar Ideen, woran es bei mir hakt.

Hallo,

hier sind einige Infos zu Photodioden-Verstärkern:

http://ecee.colorado.edu/~ecen4827/hw/hw1/PhotodiodeAmplifers.pdf

http://www.ti.com/lit/an/sboa061/sboa061.pdf

http://www.electrooptical.net/www/frontends/frontends.pdf

von Sascha K. (an_apple_a_day)


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Von den LM741 haben wir noch einige vorrätig und die Techniker haben mir 
den "empfohlen". Könnte ein neuerer OP helfen?

von Helmut L. (helmi1)


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Sascha K. schrieb:
> Von den LM741 haben wir noch einige vorrätig und die Techniker haben mir
> den "empfohlen".

Wie alt sind die Techniker? Auch so über 60?

Das Teil ist 1968 auf dem Markt gekommen. Mittlerweile soll es bessere 
geben.

von Sascha K. (an_apple_a_day)


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Ein Gast schrieb:
> hier sind einige Infos zu Photodioden-Verstärkern:
>
> http://ecee.colorado.edu/~ecen4827/hw/hw1/PhotodiodeAmplifers.pdf
>
> http://www.ti.com/lit/an/sboa061/sboa061.pdf
>
> http://www.electrooptical.net/www/frontends/frontends.pdf

Danke, besonders das 2. war ziemlich aufschlussreich. Aber im Prinzip 
hab ich den Schaltkreis ja schon so.

Helmut Lenzen schrieb:
> Wie alt sind die Techniker? Auch so über 60?
>
> Das Teil ist 1968 auf dem Markt gekommen. Mittlerweile soll es bessere
> geben.

ja sind sie :D Ist der LMV751 (wurde in dem 2. verlinkten pdf empfohlen 
für low noise) dann eine gute Wahl?

Danke schon mal für eure Hilfe!

Sascha

von Helmut L. (helmi1)


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Sascha K. schrieb:
> Ist der LMV751 (wurde in dem 2. verlinkten pdf empfohlen
> für low noise) dann eine gute Wahl?

Bedenke der ist nur für maximal 5V Versorgung zu gebrauchen.

von beep (Gast)


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Ich hatte mal ähnliche Probleme.
Dass er das nur tat, wenn ich das Scope anschloss sah ich natürlich 
nicht.
Lösung war jedenfalls ein 100..1k Widerstand am Ausgang.
Scope war eine kapazitive Last, die irgendwie dazu führte, dass es zu 
schwingen begann.

von MaWin (Gast)


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> versuchsaufbau.jpg

Sind bei dem Board die Versorgungsspannungleitungen
bei Reihe 32 durchverbunden ?

Mein Board trennt die dort in 2 Hälften.

von chuckie (Gast)


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OPamp für sowas: TLC272, TS912 (Achtung, Versorgungsspannungsbereich 
beachten!)

>Im Ausgang messe ich bei
>100kOhm leider primär ein relativ starkes Netzsignal (Amplitude ~100mV),

Schau mal ob's 100 Hz statt 50 sind, dann kommt es von der Beleuchtung 
in Deinem Raum.

Ansonsten hast Du bei solch hohen Transimpedanzen immer Ärger durch 
Einkopplung von Störungen in die Drähte der PD, in den Widerstand und 
aus der Versorgung (nimm eine Batterie...). Muss man alles schirmen und 
superkurz halten, die Drähte einer Photodiode reichen locker für einigen 
Ärger. Denke auch an die symmetrische Stromversorgung bzw. R2R Opamp wie 
oben genannt, und dann an die Polarität der Ausgangsspannung. Kann 
durchaus negativ sein, da der TIA ja invertiert.

741 kannste total knicken, der hat Biasströme, da kackt dir alles bei 
hohen TIs ab.

Zusätzlich würde ich einen 100 R Reihenwiderstand am Ausgang gegen 
Schwingungen verbauen und vielleicht einen 10 k oder 100 k 
Lastwiderstand.

Checke auch mal, ob Deine Störungen durch Erdschleifen in der Versorgung 
kommen. Schaltnetzteil verwendet? Probier es mal mit einer Batterie!

von Großes F. (112)


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Hallo,

dein verwendeter OP hat einen Eingangswiderstand von 2Mohm.

Das bedeutet:
Sobald dein Widerstand im Rückkopplungszweig größer ist als (Pi-mal 
Daumen) 0,1*2Mohm = 200Kohm wird ein nicht mehr vernachlässigbarer 
Anteil deines Photostroms in den OP fließen und nicht mehr über den 
Rückkopplungszweig verstärkt werden.

Verwende am besten einen J-FET OP mit ~1GOhm Eingangswiderstand.

Falls du den nicht so schnell parat hast:

Beschalte deinen OP symmetrisch, d.h. den positiven Eingangspin nicht 
direkt, sondern über 1-10Mohm an GND.

von Kai K. (klaas)


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Du solltest die Aufbaurichtlinien hier befolgen:

Beitrag "Re: verrauschtes Signal bei Addierer"

>Sobald dein Widerstand im Rückkopplungszweig größer ist als (Pi-mal
>Daumen) 0,1*2Mohm = 200Kohm wird ein nicht mehr vernachlässigbarer
>Anteil deines Photostroms in den OP fließen und nicht mehr über den
>Rückkopplungszweig verstärkt werden.

Wie war das nochmal mit der virtuellen Masse am "-" Eingang eines TIA??

von Morz Kerl (Gast)


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Falls der Poster denn mal einen Schritt weiter ist, ein richtiges 
Layout, einen richtigen Opamp, usw hat, dann gibt es weitere Lektuere :

http://www.electrooptical.net/www/frontends/frontends.pdf

von Großes F. (112)


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>Wie war das nochmal mit der virtuellen Masse am "-" Eingang eines TIA??

Die virtuelle Masse gibt es nur bei dem "idealen OP" mit unendlich hohem 
Eingangswiderstand.

von Sascha K. (an_apple_a_day)


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MaWin schrieb:
>> versuchsaufbau.jpg
>
> Sind bei dem Board die Versorgungsspannungleitungen
> bei Reihe 32 durchverbunden ?
>
> Mein Board trennt die dort in 2 Hälften.

Hängt zusammen bei dem board, die anschlüsse hab ich alle überprüft

> Schau mal ob's 100 Hz statt 50 sind, dann kommt es von der Beleuchtung
> in Deinem Raum.

Hab ich auch erst gedacht, weil wir Leuchtröhren an der Decke hängen 
haben, ist es aber leider nicht. Sehe die Schwankungen auch, wenn ich 
die Diode abdunkle und sogar, wenn ich die Kontakte wegnehme, d.h. nur 
zwei lose Kabel in den AD-Wandler gehen. Sind dann die Kabel zu lang? 
Sind 2 einfache dünne Drähte.

> Denke auch an die symmetrische Stromversorgung bzw. R2R Opamp wie
> oben genannt,

Was bedeuted das?


Vielen dank für die vielen Hinweise. Werde das mal mit einem besseren OP 
probieren, Baterie ausprobieren und nen Widerstand hinten an den OP 
dranhängen. Mal sehen, obs hilft.

Ordentliches layout kann ich halt erst machen, wenn ich weiß, dass es 
funktioniert :/

von oke (Gast)


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Hat zufällig jemand einen Link (Appnote, Datasheet, ..) zu einer 
Schaltung von einem TIA mit DC-Servo?

mfg

von Hondo (Gast)


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Und das soll bringen ? Weg mit dem langsamen Ambient ?

von Kai K. (klaas)


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>Die virtuelle Masse gibt es nur bei dem "idealen OP" mit unendlich hohem
>Eingangswiderstand.

Nein, das ist nicht richtig. Nimm an, der 741 hat eine UGB von 1MHz, 
dann hat er bei 100Hz eine "open loop gain" von rund 10000. Wenn jetzt 
die Fotodiode 10µA liefert, wird der 741 an einem 200k 
Gegenkopplungswiderstand einen Spannungsabfall von 2V erzeugen. Wegen 
der endlichen "open loop gain" des realen 741 schwankt die Spannung am 
"-" Eingang dann um rund 200µV um 0V herum (bei 100Hz). Nur diese 
Spannung liegt jetzt am Eingangswiderstand des OPamp von 2M! Das 
Resultat ist ein Eingangsstrom von nur 0,1nA!

Der Eingangswiderstand des OPamp wird also durch die Gegenkopplung um 
den Wert der "open loop gain" vergrößert. In diesem Fall erscheint der 
Eingangswiderstand um den Faktor 10000 vergrößert, also 20G statt 2M.

von M. K. (sylaina)


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Sascha K. schrieb:
> Im Ausgang messe ich bei
> 100kOhm leider primär ein relativ starkes Netzsignal (Amplitude ~100mV)

Das halte ich eher für unwahrscheinlich, viel wahrscheinlicher ist, dass 
du da eine Störeinstrahlung siehst die durch den relativ großen 
Rückkopplungswiderstand ordentlich verstärkt wird (100kOhm und 100mV am 
Ausgang entspricht etwa 1 µA...die fängt man sich unglaublich schnell 
ein durch ne Leiterschleife), dagegen hilft nur abschirmen (OPV, 
Photodiode und Anschlussleitung zwischen OPV und Photodiode!).
Der LM741 ist, wie auch schon gesagt wurde, nicht der beste OPV für 
Photodioden, sollte aber bei 100kOhm Rückkopplungswiderstand prinzipel 
funktionieren. Einen Offset dürftest du da um die 10 mV erwarten dürfen 
ohne Kompensation.
Ich würde dir hier mindestens den AD820 empfehlen, der ist wesentlich 
besser als Photoamplifier geeignet und kostet auch nicht unbedingt die 
Welt. Und Reichelt hat ihn vorrätig.
Abschirmung ist aber das A und O bei Photoamplifier, ohne die wirst du 
immer eine nette Schwingung auf dem Ausgang sehen die von wenigen Hz bis 
in den kHz-Bereich reicht.

von Andreas G. (andig2)


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Michael Köhler schrieb:
> Der LM741 ist, wie auch schon gesagt wurde, nicht der beste OPV für
> Photodioden, sollte aber bei 100kOhm Rückkopplungswiderstand prinzipel
> funktionieren. Einen Offset dürftest du da um die 10 mV erwarten dürfen
> ohne Kompensation.
> Ich würde dir hier mindestens den AD820 empfehlen, der ist wesentlich
> besser als Photoamplifier geeignet und kostet auch nicht unbedingt die
> Welt. Und Reichelt hat ihn vorrätig.

Gibt es eine "Rangfolge" der geeigneten OPVs? Andere Postings empfehlen 
TLC272 oder TS912?

von Kai K. (klaas)


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>Gibt es eine "Rangfolge" der geeigneten OPVs?

Ja, gibt es, der LM741 steht an Stelle 139. Zufrieden?

Nein, nach welchen Parametern sollte denn eine solche Rangfolge geordnet 
sein? Bandbreite oder DC-Präzision? Was sehr schnell ist, ist nicht 
unbedingt genau und was sehr genau ist, nicht unbedingt schnell. So eine 
Rangfolge gibt es natürlich nicht, weil es immer auch auf die konkrete 
Anwendung ankommt.

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