Forum: Offtopic Absorptionskältemaschine eigenbau


von Bernhard _. (Firma: dl1bg) (bernhard_)


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Hallo zusammen,

als Besitzer eines modernen Einfamilienhauses mit starker Dämmung und 
thermischer Solaranlage geht es mir wohl ähnlich wie vielen hier:
ich sitze bei kuscheligen 27 °c im Obergeschoss und die durch die 
geöffneten Balkontüren kommende Luft bringt dank Windstille und der 
hohen thermischen Kapazität der Kalksandsteinmauern nur wenig Linderung.

Wenn es schon (wie meine Recherche ergab) keinen Anbieter von 
Plugin-Klimaanlagen für thermische Solaranlagen und zentrale 
Wohnraumlüftung gibt, dann muss doch wenigstens einer gebastelt haben, 
oder?

Eigentlich besteht so ein Teil doch nur aus einer Ladung geformtem 
Edelstahl, einem Kältemittel und der Wirkungsgrad ist dank kostenloser 
Primärenergie fast egal.

Nur für die Anhänger der "Atmenden Wände" und bekämpfer des 
"Dämmungs-Wahns": ich komme aus einer Handwerkerfamilie und kenne 
etliche Häuser, die wir schon vor 25 Jahren (bis auf die Dämmstoffdicken 
und die Fenster) genauso gebaut haben; bitte spart euch also 
besserwisserisches gemoser und konzentriert euch auf die Frage.

Hier mal meine bisherigen Rechercheergebnisse:
- Prinzip: http://www.gaswerk-augsburg.de/erfindungenkuehlen.html
- Eigenbau kaum versicherungstechnisch wasserdich möglich, da Gefährdung 
durch Energiemenge, Druckspeicher, Gefahrstoff(e) etc.
- mehrere Anbieder für Technologie für B2B existieren, aber nichts für 
Endkunden
- etliche Installationen vorhanden, aber in unhandlichen Dimensionen
- meine Idee bisher: siehe Anhang

Bitte meldet euch mit eurem Wissen.
Viele Grüße
Bernhard

von Purzel H. (hacky)


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Eine Absorptionswaermemaschine hat einen lausigen Wirkungsgrad. Daher 
baut die keiner. Kostenlose Primaerenergie? Nur wenn die Solarflaeche 
nichts kostet. Auch wenn die ueber alles guenstiger waere, was sich dann 
noch ueber den Parameterbereich zeigen muesste... kann man die einem 
nichtspezialisten kunden nicht verticken, denn die erste Frage waere 
nach dem Wirkunsgrad. Also besser ein paar Quadratmeter Solarzellen und 
einen Kompressor.

Ich wuerd mir grad ueberlegen was geschieht bei Aussentemperaturen unter 
Null...

von Bernhard _. (Firma: dl1bg) (bernhard_)


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Wie gesagt ist die thermische Solaranlage bereits vorhanden, und das 
Herunterkühlen des Speichers wird oft sogar nachts mit der Umwälzpumpe 
gemacht -> Kosten

von Frank X. (flt)


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von Uhu U. (uhu)


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Besser, als Amoniak/Wasser wäre in diesem Fall wohl Lithiumbromid/Wasser 
- Probleme mit Überdruck und Flüchtigkeit giftiger Substanzen gibt es 
damit praktisch nicht.

von Purzel H. (hacky)


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>>Zwei von Drei schrieb:
> Eine Absorptionswaermemaschine hat einen lausigen Wirkungsgrad. Daher
> baut die keiner.
>
>http://de.wikipedia.org/wiki/Absorptionskältemaschine


Der Wirkungsgrad (COP) dieser Kleinanlagen liegt bei ca. 0,2.
Nicht grad der Hammer. Aber immer noch hoeher wie erst ueber solarzellen 
Strom zu erzeugen und dann mit einem Kompressor zu kuehlen. Der 
Kompressor kann im Winter aber sehr effizient heizen, wo die Absorber 
Kuehlung dann nur rumsteht.

von Michael K. (charles_b)


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Könnte man nicht einfach Wasser über das Dach laufen lassen, welches das 
Dach kühlt - entweder durch Erwärmung oder durch Verdunstung?

von Bernhard _. (Firma: dl1bg) (bernhard_)


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@ Uhu Uhuhu
Lithiumbromid klingt wesentlich besser. Hast du eine Ahnung, welche 
Konzentration benötigt wird und wie korrosiv das wird?

@ Michael K-punkt
Gut gedämmte Häuser nehmen Wärme quasi nur durch Sonnenlicht auf, die 
Umgebungstemperatur spielt kaum eine Rolle; eben auch beim fehlenden 
Abkühlen nachts...

von Uhu U. (uhu)


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Bernhard __ schrieb:
> Lithiumbromid klingt wesentlich besser. Hast du eine Ahnung, welche
> Konzentration benötigt wird und wie korrosiv das wird?

Nein.

von Michael K. (charles_b)


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Bernhard __ schrieb:

> @ Michael K-punkt
> Gut gedämmte Häuser nehmen Wärme quasi nur durch Sonnenlicht auf, die
> Umgebungstemperatur spielt kaum eine Rolle; eben auch beim fehlenden
> Abkühlen nachts...

Wie kommen dann die 27° unter dem Dach zustande?

1. Die Dachziegel absorbieren das Sonnenlicht, erwärmen sich und geben 
die Wärme nach innen ab (natürlich verzögert, aber dann doch mit der 
Zeit)

2. Die Luft außen ist 27° oder mehr und die Leute machen die Fenster 
auf.

von Timm T. (Gast)


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Michael K-punkt schrieb:
> Wie kommen dann die 27° unter dem Dach zustande?

Die kommen üblicherweise daher, dass man beim Tiefpass zwar den 
Widerstand möglichst groß macht, aber den Kondensator vergisst.

Sprich, man baut dick Dämmung ein, hat aber kaum Wärmekapazität, so dass 
schon eine geringe transportierte Wärmemenge ausreicht, um den Raum 
aufzuheizen.

Manche Planer meinen, unter 20cm MiWo (0,035) im Dachstuhl geht nichts. 
Hab hier 16cm Hanf (0,04, aber schwer und große Wärmekapazität), und in 
den letzten Tagen mit voller Sonne und 32°C draussen war es angenehm.

von Michael K. (charles_b)


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Timm Thaler schrieb:
> Michael K-punkt schrieb:
>> Wie kommen dann die 27° unter dem Dach zustande?
>
> Die kommen üblicherweise daher, dass man beim Tiefpass zwar den
> Widerstand möglichst groß macht, aber den Kondensator vergisst.
>
> Sprich, man baut dick Dämmung ein, hat aber kaum Wärmekapazität, so dass
> schon eine geringe transportierte Wärmemenge ausreicht, um den Raum
> aufzuheizen.

Also kommt die Hitze dann doch durch die Dachziegel durch, oder?

> Manche Planer meinen, unter 20cm MiWo (0,035) im Dachstuhl geht nichts.
> Hab hier 16cm Hanf (0,04, aber schwer und große Wärmekapazität), und in
> den letzten Tagen mit voller Sonne und 32°C draussen war es angenehm.

Bei uns stehen noch Dämmaufgaben am Haus an. Ich werd mal "Hanf" im 
Hinterkopf behalten.

von Harald W. (wilhelms)


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Michael K-punkt schrieb:

> Ich werd mal "Hanf" im
> Hinterkopf behalten.

Ja, im Winter an kühlen Tagen kann man es rauchen.
Dann wird einem wärmer...
:-)
Gruss
arald

von Michael B. (laberkopp)


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> als Besitzer eines modernen Einfamilienhauses mit starker Dämmung und
> geht es mir wohl ähnlich wie vielen hier:
> ich sitze bei kuscheligen 27 °c im Obergeschoss

Da gibt es wohl ein grundsätzliches Problem mit der Hütte.

Ich hab dieses Jahr noch nie 22 GradC im gedämmten Obergeschoss 
erreicht.

Zum Klimakonzept eines Hauses gehört nicht nur die Dämmung für den 
Winter, sondern auch die Beschattung für den Sommer.

Wenn die Dämmung direkt unter den Dachpfannen beginnt, die in der Sonne 
locker auf 65 GradC aufheizen, dann muss die Dämmung zum 25 GradC warmen 
Dachgeschoss immerhin 40 GradC Differenz abhalten.

Wäre unter den Dachpfannne eine 10cm dicke Belüftungsschicht, die immer 
mit Luft in Schattentemperatur gefüllt ist (weil wärmere Luft durch die 
Ritzen abzieht und gegen frische Luft ersetzt wird), dann müsste die 
Dämmung nur zwischen 35 und 25 GradC dämmen, wäre also 4 mal so 
effektiv.

Dir fehlt keine bescheuerte Klimaanlage, sondern eine Belüftung.


> thermischer Solaranlage

damit sollte das doch kein Problem sein: Wenn die 10cm über dem Dach 
verbaut ist, stellt sie doch dein Haus in den Schatten.


> Die kommen üblicherweise daher, dass man beim Tiefpass zwar den
> Widerstand möglichst groß macht, aber den Kondensator vergisst.
> Sprich, man baut dick Dämmung ein, hat aber kaum Wärmekapazität,

Bedingt wahr. Diese Wäremakapazität hilft gegen:

"2. Die Luft außen ist 27° oder mehr und die Leute machen die Fenster
auf."

aber auch ohne Wärmekapazität hilft das Kaltdach, also die Belüftung 
über der Dämmung unter den Dachpfannen.

Dennoch hast du recht: Die Wärmekapazität eines Hauses sollte nicht zu 
klein sein, um ein angenehmnes Klime zu erreichen, auch ohne den 
Bewohner zum Sklaven seines Hauses machen zu müssen. Aber Türen und 
Fenster schliessen ist zum Erhalt der Kühle im Dachgeschoss schon nötig.

von Timm T. (Gast)


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Michael Bertrandt schrieb:
> aber auch ohne Wärmekapazität hilft das Kaltdach, also die Belüftung
> über der Dämmung unter den Dachpfannen.

Konventionell eingedeckte Dächer haben üblicherweise min 24mm 
Konterlattung und min 30mm Dachlattung zu den Ziegeln, also >5cm 
Hinterlüftung. Ist das Dach ordentlich gebaut, hat es an der Traufe und 
am First Entlüftung.

Allerdings passiert es wohl gern, dass beim nachträglichen Dämmen und 
der üblichen Folie beim Einstopfen der Dämmung die Folie gegen die 
Dachlattung / Ziegel gedrückt wird und die Hinterlüftung ist im Eimer. 
Auch bei Einblasdämmung muss man da aufpassen.

von Michael K. (charles_b)


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Timm Thaler schrieb:

> Allerdings passiert es wohl gern, dass beim nachträglichen Dämmen und
> der üblichen Folie beim Einstopfen der Dämmung die Folie gegen die
> Dachlattung / Ziegel gedrückt wird und die Hinterlüftung ist im Eimer.
> Auch bei Einblasdämmung muss man da aufpassen.

Wir haben ein Reihenhaus aus den 70er Jahren. Dachstuhl wurde 
nachträglich ausgebaut, hinter den Rigipswänden ist gelbe Mineralwolle.
Es gibt eines Absiss, die als zusätzlicher Stauraum genutzt werden kann. 
Da sieht man die "luftdichte" Folie, hinter der die Mineralwolle ist. Es 
ist eine Zwischsparrendämmung. Auf der anderen Seite der Sparren ist 
eine Folie, die allerdings NICHT luftdicht ist, auf der Folie kommt dann 
die Querlattung, die die Ziegel trägt. "Unten" kann Luft rein und ich 
vermute "Oben" auch wieder raus.

Eine besondere thermische Qualität (kühl im Sommer etc.) kann ich 
allerdings nicht feststellen, oben ist es schon recht warm im Sommer.

Aber wie gesagt, bei diesem simplen Aufbau ist da wohl auch nicht mehr 
zu erwarten.

Wir haben vor, das Haus auch von außen zu dämmen. Doch man hört oft von 
Leuten, die mit Tauwasser Probleme haben, welches sich an den zu kalten 
Außenwänden niederschlägt und dann für Schimmel und schwarze Stellen 
sorgt.

Ich vermute, dass diese Fehler vielleicht von einer zu geringen 
Wärmekapazität des normalen Styropors kommen.  Ob da Hanf oder etwas 
ähnliches besser ist und solche Baufehler vermeidet?

von Christopher J. (christopher_j)


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Was ist denn bisher aus der Idee geworden?
Bist du fündig geworden, was Bauteile angeht?

Ich finde die Idee an sich garnicht schlecht, obwohl ich denke, das es 
sehr schwierig zu realisieren sein könnte.

Was auf jeden Fall eine sehr feine Lösung ist, ist eine Lüftungsanlage.
So etwas in einem 70er-Jahre Bau nachzurüsten dürfte aber einem halben 
Abriss des Hauses gleichkommen, schließlich muss man ja die 
Lüftungsrohre irgendwo verlegen, sprich Löcher in Decken reißen.
Alles in allem würde das auf jeden Fall eine recht große Investition, im 
vierstelligen Bereich.

Die Annehmlichkeiten sind jedoch auch nicht zu unterschätzen:

- man braucht nie manuell Lüften
- man hat nie Probleme mit Schimmel oder auch nur stickige Luft
- man behält durch die Wärmetauscher die meiste Wärme/Kälte 
(Winter/Sommer) im Haus

Es gibt mittlerweile sogar Geräte die nicht nur die Wärme tauschen, 
sondern auch die Luftfeuchtigkeit (ein bisschen auf Kosten der 
Effizienz).
Das bedeutet auch im Winter hat man keine zu trockene Luft im Haus.


Die Realität sieht bei mir aber momentan eher trist aus, da ich 
ebenfalls unterm Dach in diesem Brutkasten (leider (noch) ohne 
Lüftungsanlage)hause.
Was einigermaßen funktioniert, ist nachts die Kellertür aufzumachen, 
sowie alle Türen im Treppenhaus und ein Fenster auf dem Dachboden und 
dem Kamineffekt freien Lauf lassen und vor allem die Wände abkühlen.

Ich wünsche auf jeden Fall gutes gelingen bei deinem Projekt und lass 
dich nicht entmutigen. Wenns funktioniert ists auf jeden Fall eine super 
Sache :)

von Christopher J. (christopher_j)


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Den Anhang wollte ich noch los werden

von Johannes J. (johannes_j)


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Wenn du über freie Dachfläche verfügst, sind AKMs schon eine feine 
Sache, allerdings würde ich davon ausgehen, dass so ein Teil für deinen 
Bedarf zu aufwändig ist.

- Da Wasser das Kältemittel ist und du bei ~10°C verdampfen willst, hast 
du einen Niederdruck von <20 mbar.
- fast siedende LiBr-Lösung zu pumpen ist kein Spaß, da braucht man 
Spezialpumpen.
- Das Zeug ist recht korrosiv, also braucht man für große Teile der 
Anlage guten Stahl


Ich kenne zwei Doktoranden, die an dem Bau einer solchen Anlage zu 
leiden haben - da braucht man Erfahrung für.

Vielleicht wäre ja so eine Anlage
http://www.eaw-energieanlagenbau.de/rubrik_5_k15.php
was für dich?

von Christopher J. (christopher_j)


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Sieht auf jeden Fall ganz interessant aus, wobei die 15KW Kälteleistung 
sicherlich überdimensioniert sind.

Mich würde mal interessieren was so ein Gerät kostet.

von Karsten M. (karstomic)


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Bernhard _. schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> als Besitzer eines modernen Einfamilienhauses......

Hallo!
Gibt es dazu eine aktuelle Fortsetzung oder einen Bericht, wie das Ganze 
ausgegangen ist? Wir wären sehr interessiert und würden auch gern auch 
mitmachen, falls möglich.
Schönen Gruß,
Karsten (BienenHaus gUG)

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