Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Sinnvolle Zusammenschaltung von Ultra Caps


von Robin S. (Gast)


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Hallo,

ich möchte zehn vorhandene Ultra Caps (2,7V) so zusammenschalten daß 
sich etwa 10V + Sicherheitsreserve (kein Balancing vorgesehen) ergeben. 
Infrage kommen wohl 2x5 Caps in Reihe. Da die Kondensatoren nicht alle 
gleich sind (unterschiedliche Aufladung, max. 2,7V!) möchte ich sie 
vorselektiert möglichst sinnvoll zusammenschalten. Zunächst mal hab ich 
dazu mal je 5 in Reihe an 12 V gehängt und die einzelnen Spannungen über 
jedem Cap gemessen:

1) 2,27V   6) 2,59V
2) 2,48V   7) 2,46V
3) 2,50V   8) 2,14V
4) 2,52V   9) 2,51V
5) 2,26V  10) 2,30V

Meine Frage wäre nun soll man besser alle Caps mit höherer abfallender 
Spannung und alle Caps mit niedrigerer je in Reihe schalten und die 
Reihen dann parallel oder vielleicht besser je zwei (möglichst) 
unterschiedliche parallel und davon dann 5 Pärchen in Reihe? Die Extreme 
sollen sich ja ausgleichen. Wie optimiert man das?

Robin

von Jörg S. (joerg-s)


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Werden die in jedem Zyklus alle auf 0 entladen? Wenn nicht würde ich mir 
da sorgen machen das sich das ungleichgewicht über die Zeit ausweitet, 
egal wie gut vorher selektiert wurde.

von Samuel C. (dragonsam)


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http://de.wikipedia.org/wiki/Kondensator_%28Elektrotechnik%29#Parallel-_und_Reihenschaltung

"Da die Isolationswiderstände bzw. bei Elektrolytkondensatoren die 
Restströme der einzelnen Kondensatoren stark unterschiedlich sein 
können, kann über unterschiedliche Isolationswiderstände bzw. Restströme 
eine Spannungsaufteilung entstehen, die nicht mit der kapazitiven 
Spannungsaufteilung übereinstimmt. Dadurch können unter Umständen 
einzelne Kondensatoren mit einer zu hohen Spannung beaufschlagt werden, 
was zu Kurzschlüssen führen könnte. Aus diesem Grunde werden in der 
Regel in Reihe geschaltete Kondensatoren symmetriert, das heißt, jedem 
Kondensator wird ein definierter hochohmiger Widerstand (jedoch deutlich 
geringer als RLeak) parallel geschaltet, damit eine definierte 
Spannungsaufteilung entsteht."

Probier's mal ;)

von Robin S. (Gast)


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@Samuel
Danke für die Info.Ich hoffe und vermute aber,daß das was 
sicherheitshalber pauschaliert für die Serienproduktion gilt nicht 
unbedingt für den Einzelfall gelten muß :-) Die Symmetrierung mit 
Widerständen bleibt für mich wegen des kontraproduktiven zusätzlichen 
Stromverbrauchs die letzte Option.

@Jörg
Nein, in meiner Anwendung für ein mobiles Netzteil werden sie nicht 
komplett entladen. Ob es die "Ausweitung des Ungleichgewichts" wirklich 
gibt ist wohl tatsächlich die entscheidene Frage. Ich habe aber zum 
Glück Zeit und Muße, das jetzt eine Zeitlang an den Caps (Samwha 
200F/2,7V) mit einigen Lade/Entladezyklen zu untersuchen, bislang schaut 
es gut aus.

Ich denke ich werde mich für die Pärchenlösung mit einander 
"komplementären" sprich möglichst verschiedenen Caps entscheiden:
Das Risiko das sich dabei ein Cap mit höherem 
Innenwiderstand/abfallender Spannung überlädt dürfte sich damit 
drastisch reduzieren; kombiniert mit den ohnehin nur 10V pro 5 Caps in 
Reihe = 0,7 V "Sicherheitsabstand" zur max.Spannung kann ich doch 
eigentlich recht optimistisch sein, oder?

Robin

von Ulrich S. (voodoofrei)


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Ohne Balancing riskierst du, dass es aufgrund der unterschiedlichen 
Spannungsabfälle an irgend einem Cap mal einen Durchschlag gibt.

Und wenn du mal mitbekommen hast, was ein kleiner popeliger 
100µ-Kondensator an Aufmerksamkeit erregt, wenn er hochgeht, dann kannst 
du das mal auf einen deiner Ultracaps "umrechnen".

von Robin S. (Gast)


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Ulrich S. schrieb:
> dass es aufgrund der unterschiedlichen
> Spannungsabfälle an irgend einem Cap mal einen Durchschlag gibt

Du meinst aufgrund einer Überspannung an einem Cap?

Ulrich S. schrieb:
> Und wenn du mal mitbekommen hast, was ein kleiner popeliger
> 100µ-Kondensator an Aufmerksamkeit erregt,

Nein, hab ich noch nicht :-)

Ich möchte das ja durchaus ernst nehmen.
Aber trotzdem und ganz konkret, warum sollte es zu einer lokalen 
Überspannung bis hin zum Durchschlag kommen, bei Einhaltung aller 
Spezifikationen? Die Caps werden in großer Stückzahl produziert und 
sollten doch einigermaßen zuverlässig sein. Ich sehe momentan kein 
nennenswertes Risiko. Kernkraftwerke sind per se auch gefährlich (sorry, 
Apfel/Birnen Vergleich :-))

Robin

von Ulrich S. (voodoofrei)


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Du kommst mit einen deiner Kondensatoren bereits auf 2,59V - knapp unter 
die Nennspannung.

Das Balancing hat man nicht umsonst bei den Kondensatoren eingeführt - 
es ist genau dazu gedacht, dass man Überspannung an einem einzelnen 
Kondensator verhindert, da diese zu einem Spannungsdurchschlag führen 
kann. Wenn das passiert, dann hast du eine nette Explosion.

Die 12V sind nicht zufällig das KFZ-Bordnetz?

von Robin S. (Gast)


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Die 12V hab ich momentan nur zum Testen anliegen, später sollen es wie 
gesagt nur geregelte 10V sein.

von Basti (Gast)


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Mobiles Netzteil? Also einmal laden und dann irgendetwas betreiben. Na 
dann ist das doch kein Problem.

Beim laden wie schon erwähnt ein paar niederohmige Widerstände parallel 
und wenn sie geladen sind sollten sie ja nicht mehr in die Überspannung 
driften, also kannst du die Widerstände in der Betriebs oder 
Entladephase abklemmen/wegschalten...

Hoffe das war jetzt kein Unsinn :D

von Ulrich S. (voodoofrei)


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Die Leckströme fliesen auch beim Entladen.

und btw. die sind abhängig von der Kondensatorspannung und der 
Temperatur.

Bei 10V entspannt sich die Sache jedoch noch etwas, ich würde trotzdem 
noch ein paar Messungen machen.

Stell mal dein Netzgerät auf 10V und schau dir die Spannungsabfälle im 
Vergleich an.

von Robin S. (Gast)


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OK Ulrich, das werde ich.

Die Cap-Speicherbank soll auch nur bei Bedarf zum Laden/ als Quelle 
eines LT1085 Spannungsreglers zugeschaltet werden können.

Danke Basti für den Tipp, allerdings bräuchte es dafür einen Schalter 
mit allerhand Kontakten...

von Jörg S. (joerg-s)


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Robin S. schrieb:
> Aber trotzdem und ganz konkret, warum sollte es zu einer lokalen
> Überspannung bis hin zum Durchschlag kommen, bei Einhaltung aller
> Spezifikationen?
Ich würde halt befürchten das wenn ein Cap etwas weniger Kapazität hat 
das er dann schneller geladen, sprich schneller auf Maximalspannung 
angelangt ist. Dieser Cap hat dann also mehr Spannung, nimmt im gleichen 
zug den anderen die Spannung weg. Wird er jetzt nicht komplett entladen, 
hat der mehr geladene immer noch mehr Spannung und ist beim nächsten 
Ladezyklus noch schneller auf Maximalspannung usw. usw.

von Robin S. (Gast)


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Jörg S. schrieb:
> Ich würde halt befürchten das wenn ein Cap etwas weniger Kapazität hat
> das er dann schneller geladen, sprich schneller auf Maximalspannung
> angelangt ist. Dieser Cap hat dann also mehr Spannung, nimmt im gleichen
> zug den anderen die Spannung weg. Wird er jetzt nicht komplett entladen,
> hat der mehr geladene immer noch mehr Spannung und ist beim nächsten
> Ladezyklus noch schneller auf Maximalspannung usw. usw.

Jörg S. schrieb:
> würde ich mir
> da sorgen machen das sich das ungleichgewicht über die Zeit ausweitet,

Beides kann ich nach ein paar ersten Lade/Entladetests nicht bestätigen. 
Unabhängig vom Entladezustand/Spannung laden sich alle Caps wieder 
entsprechend ihrem Innenwiderstand auf. Und dabei schaut es so aus als 
daß sich die ungleiche Ladungsverteilung mit der Zeit ein wenig 
ausgleicht (wieder die gleichen Caps je 5 in Reihe an 12V):

1) 2,29V   6) 2,53V
2) 2,45V   7) 2,45V
3) 2,48V   8) 2,20V
4) 2,48V   9) 2,48V
5) 2,28V  10) 2,31V

Soweit ein kurzes Zwischenupdate.

Robin

von Bernd K. (bmk)


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Ein Möglichkeit zur Symmetrierung wäre die Parallelschaltung einer
Bandgap-Referenz 2,5V zu jedem Cap, mit Schutzwiderstand etwa 10 Ohm
in Reihe zur Begrenzung des Ausgleichsstroms auf 20mA.

http://www.reichelt.de/?ARTICLE=10493;

Der besondere Charme: Ist die Cap Spannung auf 2,5V gedrückt
(bzw. minimal darunter), zieht die Referenz unter 10 µA, also
etwa im Bereich der Selbstentladung. (Figure 1 im Datenblatt)

von Robin S. (Gast)


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Die Caps sind nun wie beschrieben selektiert zu 5 "komplementären" 
Pärchen in Reihe testweise zusammengeschaltet. Es ergibt sich das 
gewünschte Bild bei 12V angelegter Spannung: Über jedem Pärchen fallen 
nun fast genau 2,4V ab, die Differenzen beginnen erst beim hundertstel 
Volt... Daß sich ein einzelner Cap aufgrund von Toleranzen überlädt 
sollte eigentlich ausgeschlossen sein und weiterer Aufwand zur 
Symmetrierung überflüssig. Die Anschlüsse zwischen den Pärchen habe ich 
jedoch trotzdem herausgeführt und habe dafür auch ADU-Kanäle meiner MCU 
übrig um das langfristig im Auge zu behalten :-)

von Εrnst B. (ernst)


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Robin S. schrieb:
> Daß sich ein einzelner Cap aufgrund von Toleranzen überlädt
> sollte eigentlich ausgeschlossen sein und weiterer Aufwand zur
> Symmetrierung überflüssig. D

Das die Ultra-Caps unterschiedlich altern schließt du damit nicht aus.

Was spricht gegen die Bandgap-Lösung? da bist du mit weniger als 50 cent 
pro Cap dabei, im Vergleich dazu was so ein 200F-UltraCap kostet sind 
das doch Peanuts.

von Robin S. (Gast)


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Εrnst B✶ schrieb:
> Was spricht gegen die Bandgap-Lösung?

Klingt venünftig, ich kann ja mal Plätze auf der Platine dafür 
freihalten aber so recht durchschaue ich den Sinn noch nicht.
Die große Unbekannte ist das tatsächliche Alterungsverhalten.
Gehen die Differenzen zu schnell auseinander hilft diese Symmetrierung 
letztlich doch auch nicht oder nur begrenzte Zeit gegen den dann 
fälligen Bauteiletausch. Dauert es länger (und momentan ist der Trend ja 
sogar eher gegenläufig) verschenke ich mit 2,5V Oberkante wertvolle 
Lebensdauer dieser wie schon angemerkt nicht ganz billigen Bauteile. Mir 
scheint es nach wie vor sinnvoller, regelmäßig nach dem Rechten zu sehen 
sprich die einzelnen Teilspannungen via sowieso vorhandener Hardware im 
Auge zu behalten.

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