Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Einstiegsgehaltsvorstellung PhD Engineering


von Roland B. (geldler)


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Hallo Leute,

da manche Firmen a priori auf der Bewerbung Gehaltsvorstellungen 
wünschen, mal hier die Frage, was da realistisch wäre.

Mein Profil:

Studium Mechatronik Diplom (TU) mit Note 1.7
Ich bin sehr in die Richtung Modellierung/Simulation gegangen und habe 
hier eine Promotion in einem Wirtschaftsprojekt bearbeitet, das ein sehr 
breites Themenspektrum beinhaltet, von der Materialwissenschaft, 
nichtlin. FEM bis hin zur Prüfstandsentwicklung usw. Da die Promotion in 
England ist, bin ich in Englisch inzwischen so gut wie 
verhandlungssicher. Ich habe auch intensive Programmiererfahrung in 
VBS,C/C++ usw. Matlab/Simulik Experte - könnte also Modelle erstellen 
für FEM & MKS, Regler entwerfen, alles was ein Mechatrononiker so kann. 
Gute Kenntnisse außerdem in elektr. Antriebstechnik und 
Leistungselektronik - im Prinzip kann ich alle technischen Systeme 
modellieren, wozu man ja deren Hintergründe verstanden haben muß - 
sowohl Navier Stokes Gleichungen als auch Maxwellgleichungen und 
Kontinuumsmachanik kann ich diskretisieren und Lösungen finden.
Schließe bald mit PhD ab und bin dann so 29 J. alt. Habe 2009 keinen 
besseren Job gefunden und den PhD zur "Überbrückung" der Krise gemacht. 
Zur Zeit sind mE sehr viele interessante Stellen ausgeschrieben - 2009 
konnte man die Stellen an einer Hand abzählen und alles, wo ich mich 
beworben hatte, wäre Kompromiss gewesen.

Ich bewerbe ich vorzüglich auf OEM Stellen in F&E, vorzüglich Betriebe 
>5000 MA, die auch in diese Richtung Modellierung gehen. Ich könnte mir 
aber auch Versuchsabteilung vorstellen, weil ich hier aufgrund von 
Praktikum und Promotion auch Erfahrung habe, also Datenansalyse, CAN- 
Tools und andere Bussysteme usw. - oder am allerbesten eine Kombination 
aus beidem, damit es nicht langweilig wird. Man will ja auch nicht die 
ganze Zeit am Rechner sitzen...

von hehe (Gast)


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Schau in die Tarifverträge, da steht was du bei den großen bekommst.
Das Ergebnis rundest Du dann etwas auf und dann kannst Du Dich im 
Gespräch noch paar Prozent "drücken lassen".

von Roland B. (geldler)


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Kommt drauf an, wo man da einsortiert wird. Ich bewerbe mich aber auch 
gezielt auf (die eher seltenen) Stellen, wo es eine recht 
wissenschaftliche Ausbildung braucht, also z.T. explizit TH oder 
Promotion gefordert wird. Das ist in der Modellierung/Sim. relativ 
häufig, weil es hier sehr theoretisches (Uni-)Wissen braucht.

Ich dachte hier an 53.000€. Das sollte bei einer entsprechend 
anspruchsvollen Tätigkeit bei 40h schon drin sein, oder? Zwar kann man 
einen PhD nicht direkt als Berufserfahrung zählen, aber man war ja doch 
auf Konferenzen, hat Vorträge gehalten und auch ein industieelles 
Projekt bearbeitet. So viel anders ist das in der F&E Abteilung im 
Betrieb ja dann im Grunde auch nicht, nur halt mehr Interaktion mit 
anderen, was mir sehr willkommen ist, weil ich hier oft 12h am Tag und 
mehr allein im Büro sitze, was mich langfristig krank machen würde.

Jedenfalls sollte es schon auf jeden Fall über 50.000€ liegen, wobei ich 
natürlich kompromissbereit sein muß, weil ich ja erstmal ne Stelle 
brauche. Wenn die mir aber zu wenig bieten, können die sich eh ausmalen, 
daß sie mich mittelfristig nicht halten. Dann machen sie mit mir am Ende 
nur Verlust, weil es ja ne Weile dauert, bis ich da voll auf Touren 
komme.

von Bon z'O (Gast)


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Als Mega-super-Bimbo sollte sich nicht wegschleudern, sondern aus dem 
vollen Schoepfen, 100k als Minimum...
Ausser man betrachtet sich als Berufsanfaenger, der noch etwas lernen 
will.

von Arno Nym (Gast)


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Hi,

also bei einem OEM oder direkten Zulieferer in Bayern sind 53k @ 40h
zu wenig. Das wäre weniger ERA9, und das bekommt ein Uni ohne Dr. und 
ohne groß zu verhandeln. Bin selbst vor 2 Jahren so eingestiegen.
Gibt natürlich auch einige Ausreißer (Firmen) nach oben oder unten.

Aus dem Bauch raus würde ich ERA 10, oder 11, fordern + Leistungsprämie.

ERA 10 @40h und 13.2 Jahresgehälter und 14% Leistungszulage währen 66k
ERA 11 entsprechen mehr, rechnen hast du ja gelernt ;-)

Bin damals mit Uniabschluss, Note im ersten Drittel, bei Conti 
eingestiegen:
ERA9@40h + 7%, das wären heute 56k, für dich muss also deutlich mehr 
drin sein.

von Lebenskünstler (Gast)


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> Autor: Roland B. (geldler)
> Datum: 02.08.2012 18:58

> da manche Firmen a priori auf der Bewerbung Gehaltsvorstellungen
> wünschen,

Ist für mich ein K.O. - Kriterium . Bei solchen Läden bewerbe ich mich 
nicht.

Gehaltsvorstellungen kann ich dann angeben wenn mir die Konditionen der
Stelle bekannt sind, was praktisch nie der Fall ist !

von Epi (Gast)


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53k€ finde ich zu wenig. Ein Kollege von mir steigt jetzt direkt nach 
dem E-Technik Studium als M.Sc. bei Siemens NRW mit ERA 13 ein (Auch im 
Bereich Modellbildung/Regelung). Hat da allerdings auch vorher ein 
duales Studium gemacht. Ich glaube mit deinem Fähigkeitsprofil solltest 
du nicht unter 60k in die Verhandlung einsteigen bei ner großen Firma. 
Je nachdem wieviel du von den geforderten Aufgaben schon mal gemacht 
hast.

von Roland B. (geldler)


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Epi schrieb:
> Ein Kollege von mir steigt jetzt direkt nach
> dem E-Technik Studium als M.Sc. bei Siemens NRW mit ERA 13 ein (Auch im
> Bereich Modellbildung/Regelung). Hat da allerdings auch vorher ein
> duales Studium gemacht.

Leider hab ich keinerlei Vitamin B, höchstens ich würde bei meinem PhD 
Sponsor einsteigen, der auch größerer OEM ist. Allerdings war da nichts 
wirklich adäquates ausgeschrieben zur Zeit.
Eine Stelle im Versuch würde mich bei denen zwar reizen, aber da wird 
Projektleitungserfahrung gefordert, weil internat. Feldeinsätze mit 
größeren Teams zu planen sind usw. - Das traue ich mir zwar prinzipiell 
zu, aber kann ich da keine Referenzen nachweisen. Bei der 
Stellenbeschreibung sehe ich dann in der Tat Gehälter von über 60k als 
möglich an.

Mit PhD ist es halt auch nicht so einfach, weil man auf pure 
Absolventenstellen wie Trainee oder so nicht mehr paßt, aber eben auch 
nicht mit Berufserfahrung glänzen kann. Aber für etwas 
Wissenschaftliches in F&E sollte es ja gut sein.

von Lebenskünstler (Gast)


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> Autor: Roland B. (geldler)
> Datum: 03.08.2012 10:37

Mensch machs !

von Chris, M.Eng (Gast)


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Epi schrieb:
> als M.Sc. bei Siemens NRW mit ERA 13

Ich kann garantieren, dass das nicht stimmt. Ich kenne Siemens und weiss 
was für Gehälter für Einsteiger gezahlt werden.
Generell kann man als Anfänger E9/E10 verlangen. Natürlich gibts auch 
Firmen die etwas mehr zahlen, vor allem wenn die Verträge AT sind. Bei 
Bosch habe ich auch mal nachgehört wie es Dr. mit dem Einstieg aussieht. 
Da bekommst du dann etwa 56k + Zulagen in Höhe von 2000. Ein "normaler" 
Ing steigt mit 54k ein @ 40h

von Epi (Gast)


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Da ich seine Lohnabrechnung vermutlich nie zu Gesicht kriege, kann ich 
nicht überprüfen ob es stimmt oder nicht. Allerdings ist das ein 
ziemlich guter Kumpel und ich seh keinen Grund warum er lügen sollte. 
Aber vielleicht bin ich auch zu naiv :-)

Wie heißt es so schön: Es wird bei nichts soviel gelogen wie beim Gehalt 
und der größe des Gemächts.

von Roland B. (geldler)


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Wenn ich 55k kriege, wäre ich schon hoch zufrieden. Ich finde auch, der 
englische PhD ist schon Levelmäßig unter dem deutschen Dr.-Ing - wobei 
aber auch in Deutschland große Levelunterschiede zu merken sind. Hab ja 
so einige Dissertationen zumindest teilweise gelesen. Allerdings hab ich 
dadurch wieder das plus mit der Auslands + Interkulturellen Erfahrung. 
Die hatte ich im Diplom, das ich streng nach Plan in Regelstudienzeit 
durchgezogen habe, nämlich nicht.
Außerdem ist mein PhD mengenmäßig sehr viel für 3 Jahre - und daß ich 
hier 80h Wochen arbeite (seit über einem Jahr nun) wird mir bei den 
Bewerbungen auch nicht helfen. Ob der Sponsor so zufieden ist, weiß ich 
nicht, weil hier vieles was geplant war, allerdings aus Gründen, auf die 
ich keinen Einfluß hatte, nicht geklappt hat. Ich mußte also viele 
Kompromißlösungen gehen und habe zum Teil katastrophale Meßergebnisse - 
mit denen mein Betreuer aber vollstens zufrieden ist. Mit den Leuten aus 
der Firma liege ich auch leider nicht so 100% auf einer Linie.

von arrrggg (Gast)


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Roland B. schrieb:
> Schließe bald mit PhD ab und bin dann so 29 J. alt.

Also bei uns in Berlin, bei einem erfolgreichen Mittelständler, ist im 
Bereich HF-Technik ein PhD deines Alters mit ~36k eingestiegen.

Hoffe weiter geholfen zu haben! Eure Gehaltsvorstellungen 50k+ fürn 
Einsteiger sind illusorisch!
Die meisten deutschen Firmen brauchen mittlerweile auch leider nicht 
deine ganzen Spezialkenntnisse sonderen nur einen billigen dressierten 
Affen, der irgendwo Messknecht spielt oder ein paar Knöpfchen drückt, 
dementsprechend zahlen sie.

von Nico (Gast)


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arrrggg schrieb:
> Eure Gehaltsvorstellungen 50k+ fürn Einsteiger sind illusorisch!

Ein Blick in die ERA Tabellen und du wirst deine Aussage revidieren. Bei 
13,5 Monatsgehältern + Weihnachts- und Urlaubsgeld sind 50k und mehr 
durchaus real

von Roland B. (geldler)


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arrrggg schrieb:
> Also bei uns in Berlin, bei einem erfolgreichen Mittelständler, ist im
> Bereich HF-Technik ein PhD deines Alters mit ~36k eingestiegen.

Da hätte ich eher einen Bauing. Master gesehen... Im Süden, das weiß ich 
aus versch. Quellen, steigt man bei einem Dienstleister (glaube es war 
Bertrand) als Master mit 43-45k ein. Bei Zufieferer OEMs (in dem Fall 
Schaeffler KG) habe ich von Master-Einstiegsgehältern von 48k gehört.

Insofern: Berlin ist halt Osten. Die Stellenvielfalt ist in Berlin ja 
auch nicht gerade üppig. Aber bei 36k Gehalt bekommt man ja in dem Fall 
als wiss. Mitarbeiter an der Uni oder beim Fraunhofer oder so noch weit 
mehr, denn da zählt ja der Dr. - da wäre ich an dessen Stelle eher an 
der Uni geblieben.

arrrggg schrieb:
> Die meisten deutschen Firmen brauchen mittlerweile auch leider nicht
> deine ganzen Spezialkenntnisse sonderen nur einen billigen dressierten
> Affen, der irgendwo Messknecht spielt oder ein paar Knöpfchen drückt,
> dementsprechend zahlen sie.

Kommt eben halt auf die Stelle an. Wenn man sich als PhD auf ne 
Facharbeiterstelle bewirbt, kann man auch nicht mehr als ein 
Facharbeiter verdienen. Kann ja sein, daß man das in Berlin aufgrund von 
Alternativen muß. Ich jedenfalls bewerbe mich deutschlandweit - nur 
nicht im Osten. Im Osten würde ich zum Fraunhofer oder an die Uni gehen. 
Die vollen Stellen sind da für Ostverhältnisse nicht schlecht bezahlt.

von Lablasmutation (Gast)


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arrrggg schrieb:
> Roland B. schrieb:
>> Schließe bald mit PhD ab und bin dann so 29 J. alt.
>
> Also bei uns in Berlin, bei einem erfolgreichen Mittelständler, ist im
> Bereich HF-Technik ein PhD deines Alters mit ~36k eingestiegen.


Da muss man aber sehr viel Glück haben um ~36k zu bekommen. In Berlin 
HF-Technik steigt man "höchstens" mit ~30k bei gutem bis sehr gutem 
Diplom/Master. Das sind so die realen Einstiegsgehälter die ich aus dem 
Uni/Hochschulumfeld erfahre.

von Roland B. (geldler)


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Lablasmutation schrieb:
> "höchstens" mit ~30k bei gutem bis sehr gutem
> Diplom/Master. Das sind so die realen Einstiegsgehälter die ich aus dem
> Uni/Hochschulumfeld erfahre.

Warum bleiben die dann in Berlin, bzw. gehen nicht zum DLR oder bleiben 
gleich an der Uni?

von EGS_TI (Gast)


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Lablasmutation schrieb:
> Da muss man aber sehr viel Glück haben um ~36k zu bekommen. In Berlin
> HF-Technik steigt man "höchstens" mit ~30k bei gutem bis sehr gutem
> Diplom/Master. Das sind so die realen Einstiegsgehälter die ich aus dem
> Uni/Hochschulumfeld erfahre.

Das sind doch Facharbeiterlöhne.

von Lablasmutation (Gast)


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Roland B. schrieb:

> Warum bleiben die dann in Berlin, bzw. gehen nicht zum DLR oder bleiben
> gleich an der Uni?

Keine Ahnung, Familie? Naja und Berlin für Süddeutschland einzutauschen, 
scheint für 10k mehr im Jahr nicht unbedingt ein toller Deal zu sein. 
Mich wird es woll auch gen Westen/Süden ziehen, aber wohl ist mir bei 
dem Gedanken nach Stuttgart oder Ähnlichem zu gehen auch bei 50k+ nicht.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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> Naja und Berlin für Süddeutschland einzutauschen,
> scheint für 10k mehr im Jahr nicht unbedingt ein toller Deal zu sein.

Wenn man so die Mieten in München und Umgebung anschaut ..

Die werden vermutlich schon in den nächsten Monaten einen herben 
Rückschlag erleiden

von Lablasmutation (Gast)


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Dipl Ing ( FH ) schrieb:
>> Naja und Berlin für Süddeutschland einzutauschen,
>> scheint für 10k mehr im Jahr nicht unbedingt ein toller Deal zu sein.
>
> Wenn man so die Mieten in München und Umgebung anschaut ..
>
> Die werden vermutlich schon in den nächsten Monaten einen herben
> Rückschlag erleiden

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