Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Durchschlagsfestigkeit von "normalen" Litzenkabeln


von Robert M. (Gast)


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Hallo,
bei "normalen" Litzenkabeln wie dem untenstehenden ist die 
Durchschlagfestikeit nur selten angegeben. Die Nennspannung ist 
natürlich angegeben, in diesen Fall 300Vac. Die Durchschlagspannung 
müßte aber wesentlich höher liegen. Kann man die Durchschlagfestigkeit 
vielleicht aus irgendeiner Norm herauslesen?

http://de.farnell.com/belden/hp26sba-04100/draht-ptfe-a-gruen-7-015mm-100m/dp/1423352?Ntt=1423352

Vielen Dank!

von lowlevel (Gast)


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Die Durchschlagsfestigkeit ist beim Isolationsmaterial angegeben. 
Allerdings unterscheiden sich die Werte meistens je nach Anbieter. So 
oder so sollte man diesen Wert nicht verwenden sondern den Draht max. 
bei Nennspannung (oder Bemessungsspannung) betreiben. Ansonsten gibt es 
Hersteller, die den Draht prüfen oder spezielle Hochspannungsdrähte mit 
zusätzlichem Isoliermaterial. Wenn du ne Hausnummer willst würde ich für 
PTFE mit ca 0,6mm nicht mehr als 10kV schätzen.

von Robert M. (Gast)


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Vielen Dank für die Antwort. Man muß sich die Durchschlagsfestigkeit 
wohl einfach selbst ausrechnen und entsprechend Sicherheit einplanen.

Viele Grüße!

von Reinhard Kern (Gast)


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Robert M. schrieb:
> Man muß sich die Durchschlagsfestigkeit
> wohl einfach selbst ausrechnen und entsprechend Sicherheit einplanen.

Hallo,

ich denke das sollte man gleich bleiben lassen - wenn du zum Ergebnis 
kommst, dass du ein Kabel, das für 300V spezifiziert ist, nach deinen 
Berechnungen auch für 1000V verwenden kannst, handelst du gegen die 
anerkannten Regeln der Technik und nicht einmal deine 
Haftpflichtversicherung springt für dich ein, wegen grober 
Fahrlässigkeit.

Gruss Reinhard

von drahtundphantasie (Gast)


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Es gibt für Kabel und Litzen zwei wesentliche Spannungen. Die 
Betriebsspannung (Nennspannung) sowie die Prüfspannung. Beide Angaben 
findest Du in den Datenblättern [U/Uo] (Beldon fertigt nach 
BS-Standards, schaue mal bei Helu, Lapp, etc.)

Für Kabel welche mit Spannungen über 50 VAC oder über 120 VDC betrieben 
werden, ist die Prüfspannung min. 2 kV AC (für min 5 min.). Für 
AC-Spannung mit max. 50 V und DC-Spannungen mit max. 120 V muß die 
Prüfspannung min. 500 VAC (für min. 5 min).
Die Durchschlagsspg. liegt wesentlich höher, die theoretische Berechnung 
hilft nur überschlagsmässig (PTFE Ud=20, 40...80 kV/mm) da es sehr auf 
die Inhomogenität (Lunker / Porenfreiheit) des Materials ankommt. 
(Modifiziertes PTFE hat bis zu 100kV/mm).

Wir verwenden Standard Koax Leitung von Huber&Suhner mit bis zu 80kV 
DC-Betriebsspannung (bei 100uA), es kommt auch auf den Einbau / die 
Verwendung an (Leitung liegt in Kunststoffumhausung). Geprüft werden 
diese regelmässig im Wasserbad mit 96kV. Die Geräte sind natürlich so 
konstruiert, daß im Fehlerfall (Versagen der Isolation) keine 
Personengefährdungen möglich sind.
Nicht jeder der eine Litze verwendet, will einen Schaltschrank damit 
verdrahten...

von Erich (Gast)


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Einfache ("normale") (Litzen-) Kabel haben billigste PVC Isolation.
Vereinfach gesagt isoliert hier eigentlich die Luft, der Kunststoff ist 
lediglich der Abstandshalter.
Wichtig hierbei ist, daß der "Abstandshalter" keine Feuchtigkeit 
aufnimmt.

Luft isoliert mit ca. 3,3 kV/mm (abhängig von Feuchtigkeit und 
Luftdruck!).

Nur hochwertige Kunststoffe habe höheres Isolationsvermögen als Luft.
Für Verwendung in Kabeln sind das insbesondere PE (Polyethylen) oder 
PTFE (Teflon).

Weitere Info hier
http://de.wikipedia.org/wiki/Durchschlagsfestigkeit
http://de.wikipedia.org/wiki/Isolierstoff

von lowlevel (Gast)


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Reinhard Kern schrieb:
> Hallo,
>
> ich denke das sollte man gleich bleiben lassen - wenn du zum Ergebnis
> kommst, dass du ein Kabel, das für 300V spezifiziert ist, nach deinen
> Berechnungen auch für 1000V verwenden kannst, handelst du gegen die
> anerkannten Regeln der Technik und nicht einmal deine
> Haftpflichtversicherung springt für dich ein, wegen grober
> Fahrlässigkeit.

Da stimme ich voll und ganz zu. Wie ich bereits sagte, sollte man ein 
Draht/Kabel nur max. bis zur Bemessungsspannung betreiben.
Durchschlagsfestigkeit an sich kann lediglich ein interessanter Wert 
sein wenn man im HV-Bereich irgendwas bastelt und keine teuren HV-Kabel 
kaufen möchte.

von Robert M. (Gast)


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drahtundphantasie schrieb:
> Beldon fertigt nach
> BS-Standards, schaue mal bei Helu, Lapp, etc.

Kann man die BS-Standarts irgendwo einsehen? Für das Belden-Kabel gilt 
Standart BS 3G 210.

@lowlevel:
Wenn man LV-Kabel (z.B. für einfache Sensoren) in einer HV-Umgebung 
(z.B. in einem E-Motor) verlegen will, braucht man dann dafür trotzdem 
HV-Kabel? Also Kabel, die die maximal im Motor auftretende Spannung als 
Betriebsspannung verkraften würden?

Danke!

von drahtundphantasie (Gast)


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BS muß man kaufen, genauso wie (DIN) EN oder IEC (es sei denn die haben 
auch Auslegestellen).

Die Isolation wird durch den Potentialunterschied beansprucht. Es ist 
gleich "auf welcher Seite" die hohe Spannung liegt. Wenn das Potential 
im Motor "blank" liegt braucht es natürlich die Isolation.

@Erich, ein Klick auf seinen Link hätte genügt, er spricht von PTFE 
Litzen...

von Brizzzlator, nur echt mit drei Z (Gast)


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>Vereinfach gesagt isoliert hier eigentlich die Luft, der Kunststoff ist
>lediglich der Abstandshalter.

So ein Schmarrn.

Du verlinkst selber zu einem Wikipedia-Artikel, in dem die 
Durchschlagsfestigkeit von PVC mit 30-50 kV/mm angegeben ist.

Zeig mir mal die "Luft", die das bringt.

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