Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Effektivwert berechnen


von Ingo L. (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

warum muss man, wenn man den Effektivwert einer Mischspannung berechnen 
will, die Teilkomponenten geometrisch addieren?

Ich habe:

U1 = 1,25V DC => RMS 1,25V
U2 = 0,8Veff

Ugeff = 1,48V


Warum muss ich kann ich die nicht einfach + nehmen, sondern muss hier 
die Summanden quadrieren, addieren und danach die Wurzel ziehen?


Steh gerade etwas auf der Leitung



Ingo

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Weil EFFEKTIV bedeutet, denselben Effekt an einem Widerstand zu haben, 
und an einem Widerstand ist die Leistung nun mal I * U und I ist durch 
den Widerstand an U gekoppelt I = U/R, also ist die Leistung am 
Widerstand U*U/R, also quadratisch abhängig von der einen gemessenen 
Grösse, also musst du quadrieren.

Eigentlich rechnest du die Leistung, also I * U aus. Sollte die nicht 
linear abhängig sein von der Spannung, müsstest du sowieso genauer 
rechnen, beispielsweise bei einer Diode mit der Flusspannung je nach 
Strom.

von Ingo L. (Gast)


Lesenswert?

JA, ich weiß der der Effektivwert auch als Wärmegleichwert bezeichnet 
wird, aber darum verstehe ich es ja nicht. Wenn ich einmal effektiv 
1,25V habe und dann einmal 0,8V warum habe ich dann nicht2,05V Effektiv. 
Ich blick nicht durch. Kannst du mir das mathematisch etwas näher legen?



Ingo

von Falk B. (falk)


Lesenswert?


von Ingo L. (Gast)


Lesenswert?

Ich glaube ich muss es einfach so hinnehmen das es so ist. Eine 
wirkliche Erklärung kann ich bei Wikipedia auch nicht finden, nur dass 
es so ist (oder hab ich was überlesen?)



Ingo

von Marius W. (mw1987)


Lesenswert?

Dann leite dir das doch aus der Definition des Effektivwertes einfach 
mathematisch korrekt her, wenn du eine Erklärung haben wollst.

Gruß
Marius

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

Eben. Dann wirst du nämlich noch etwas Interessanteres feststellen:

Die geometrische Addition zweier Effektivwerte kann allgemein immer dann
anwandt werden, wenn die beiden Einzelsignale nicht miteinander korre-
lieren. Im vorliegenden Sonderfall, wo ein konstantes Signal (DC) von
einem Sinussignal (AC) überlagert wird, ist diese Forderung erfüllt, in
vielen anderen Fällen aber auch, z.B. bei zwei Sinussignalen unter-
schiedlicher Frequenz.

von Ingo L. (Gast)


Lesenswert?

OK, danke



Ingo

von Stefan (Gast)


Lesenswert?

Bei einer Gleichspannung kannst Du einfach addieren. Bei 
Wechselspannungen mit gleicher Phasenlage kannst Du ebenfalls addieren.

Bei einer Wechselspannung, deren Phasenlagen nicht gleich sind, kannst 
Du es nicht. Ein Denkanstoß dazu:
1
   O--------+
2
~ 1V        X Last 1 Ohm
3
   O--------+
Im obigen Kreis fließen effektiv 1V/1Ohm=1A, die effektive Leistung ist 
1V*1A=1W. Oder zusammengefasst (1V*1V)/1Ohm=1Watt.

Auf dem Oszilloskop betrachtet deckt Sinus Kurve der Wechselspannung den 
Bereich von etwa -1,4 bis +1,4 Volt ab.

Die Spitzenspannung ist immer sqrt(2)*Effektivspannung. Oder anders 
herum: Die Effektivspannung ist Spitzenspannung/sqrt(2).

Da die Spannung Sinusförmig ist, gibt es auch Zeiten, in denen die 
Spannung alle möglichen Werte zwischen -1,4V und +1,4V annimmt. Die 
Effektive Spannung berechnet man mit der Quadratwurzel. sqrt(1,4V)=1V.

Nun denke Dir einen zweiten Stromkreis dazu:
1
   O--------+
2
~ 2V        X Last 1 Ohm
3
   O--------+
Hier ist die Leistung (2V*2V)/1Ohm=4Watt.
Beide Schaltungen zusammen betrachtet setzen 1Watt+4Watt=5Watt um.

Nun kombinieren wir die beiden Schaltungen:
1
   O--------+
2
~ 1V        |
3
   O        |
4
   |        X Last 1 Ohm        
5
   O        |
6
~ 2V        |
7
   O--------+
Angenommen, beide Spannungen sind Phasengleich, dann hast du die 
Leistung (3V*3V)/1Ohm=9 Watt

Komisch?!? Weiter oben waren es noch 5 Watt. Dieses Ergebnis kann nicht 
richtig sein!

Nun rechnen wir korrekt: (1V*1V)+(2V*2V)/1Ohm=5 Watt

Der Punkt ist der: In der kombinierten Schaltungen addieren sich NICHT 
die Effektiv-Werte der Spannungen, sondern die momentanen Werte aller 
Zeitpunkte. Von besonderem Interesse ist hier wegen der gleichen 
Phasenlage nur die Spitzenspannung:

1V Effektiv = 1,4V Spitze
2V Effektiv = 2,8V Spitze

In Summe ist die Spitzenspannung also 3,2 Volt. Da die Spannung aber wie 
gehabt zu den Zeitpunkten zwischen dem positiven und negativen 
Spitzenwert auch alle anderen Werte dazwischen hat, ist der 
Effektiv-Wert geringer, nämlich 3,2V/sqrt(2)=2,25V  (und eben NICHT 3 
Volt!)

2,25V*2,25V/1Ohm=5 Watt

Und nun ist das Ergebnis auch logisch. Es entspricht den beiden 
Leistungen der Teilschaltungen mit jeweils 1V/1Ohm und 3V/3Ohm.

Interessant wäre nun noch die Frage, warum die Effektive Spannung genau 
sqrt(2)*Spitzenspannung beträgt. WIe komman gerade auf die Wurzel von 2? 
Das weiß ich auch nicht, ich habe es als Tatsache hingenommen. Sicher 
gibt es hier Mathematiker, die auch das noch erklären können.

Richtig komplex wird es, wenn die Spannungen nicht Phasdengleich sind. 
Dann funktioniert eine einfache Addition nicht mehr, denn ihre 
Spitzenwerte treten nicht zum gleichen Zeitpunkt auf. Das macht man dann 
üblicherweise mit komplexen Zahlen - eine Welt in der sich mein Gehirn 
ausgeklinkt hat :-).

von Stefan (Gast)


Lesenswert?

Sorry, ich habe mich oben vertippt:

"Effektive Spannung berechnet man mit der Quadratwurzel. sqrt(1,4V)=1V."

Das ist Unsinn. Die Formel sollte lauten: 1,4V/sqrt(2)=1V

von Markus B. (lordnoxx) Benutzerseite


Lesenswert?

Stefan schrieb:
> Interessant wäre nun noch die Frage, warum die Effektive Spannung genau
> sqrt(2)*Spitzenspannung beträgt. WIe komman gerade auf die Wurzel von 2?
> Das weiß ich auch nicht, ich habe es als Tatsache hingenommen. Sicher
> gibt es hier Mathematiker, die auch das noch erklären können.

Das kommt ganz einfach durch dass Einsetzten einer Sinusfunktion in die 
integrale Beschreibung des Effektivwertes. Der weiter oben verlinkte 
Wiki-Artikel beschreibt dies.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.