Forum: HF, Funk und Felder Polarisation


von HF-Neuling (Gast)


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Hallo,

da mir hier schon super geholfen wurde. Mache ich gleich mal weiter mit 
folgendem Anliegen:

Ich habe gelesen, dass die Polarisation der Sende- und Emfangsantenne 
möglichst gleich sein sollte.

Welche Polarisation hat beispielsweise eine Antenne an einem Router bzw. 
Access Point (wenn man das so allgemein sagen kann)?

Welche Antennen mit verschiedenen Polarisationen "passen" gut und welche 
passen weniger gut zusammen? Gibt es so etwas?

Danke.

von myzyn (Gast)


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Meist haben die Antennen doch ein Knickgelenk.
Also kannst du Horizontal und Vertikal sebst wählen.

Nur Zikular wird schwer - dazu muss du den Router in das Futter einer 
Bohrmaschiene spannen. ....nur Spaß!

von Stefan M. (derwisch)


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Gleiche Polarisationen passen zueinander.

Nur bei Zirkular muss man ein wenig aufpassen. Zirkular zu linear ( also 
zu horizontal oder vertikal ) ergibt 3 dB ( halbe Leistung ) Verlust.

Wenn zirkular reflektiert wird der "Drehsinn" umgedreht. Also aus 
rechtsdrehend zirkular wird linksdrehend und umgekehrt.

Für UKW Rundfunk wählt man horizontale Polarisation, weil leitfähige 
Hindernisse in der Landschaft ( Hochspannungsmasten, Bäume... ) meist 
vertikal orientiert sind.
Die horizontale Welle "sieht" solche störenden vertikalen Hindernisse 
dann nicht, und man erhält theoretisch eine grössere Reichweite.

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, HF-Neuling,

Ergänzung zum guten Beitgrag von Stefan.

Hast Du mal zwei Polarisationsfilter übereinander gelegt und denen einen 
gegen den anderen verdreht?
Wenn Papa Hobbyfotograph ist, ist die Gelegenheit dazu eher da. Man 
könnte auch die Folien vor und hinter einer LCD-Durchlichtanzeige 
gegeneinander verdrehen, aber dann wäre der LCD kaputt.

Wenn Du es getan hättest, dann hättest Du zwei mal pro Volldrehung 
erkannt, wie beide Filter gemeinsam von hoher Durchleuchtung abnehmen 
bis fast ganz dunkel und es wieder heller wird.

Dasselbe nun mit linear polarisierten Antennen - nur bei genauer 
Ausrichtung der Polarisation ist maximaler Empfang, sonst immer weniger.

Zirkular polarisierte Antennen derselben Drehrichtug (zirkular-links, 
zirkular-rechts) haben immer Empfang. Deswegen sind die meisten Signale 
umlaufender Satelliten zirkular polarisiert.

Zu Deinem Router: Das Diagramm einer Antenne am Gehäuse ist schon ein 
Krampf. Dann kommen die Reflexionen an leitenden Flächen hinzu - das ist 
Glücksspiel, dessen Glückswahrscheinlichkeit mit der Sendeenergie 
zunimmt und mit der Bandbreite, innerhalb der der Sender in der Frequenz 
herumspringt.
Denn wo auf der einen Frequenz infolge Reflektion ein Funkloch, da kommt 
der Sender bei der Wiederholung auf anderer Frequenz durch.

Ausgebuffte Systeme im Kurzwellenbereich "lernen" dabei, auf welchen 
Frequenzbändern Verbindung war und wo nicht und optimieren sich darauf.

Ciao
Wolfgang Horn

von Antennenheinz (Gast)


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HF-Neuling schrieb:
> Welche Polarisation hat beispielsweise eine Antenne an einem Router bzw.
> Access Point (wenn man das so allgemein sagen kann)?

Hallo,
früher bei den Stabantennen war das einfach, die waren vertikal 
polarisiert, der Strom bewegt sich vertikal auf der Antenne.

Heute bei den manigfaltigen internen Antennen kann man die Polarisation 
nicht mehr genau definieren. Sie ergibt sich auch im Zusammenspiel mit 
der
Leiterplatte des Systems.
Es wird bei der Entwicklung auch kein besonderer Focus darauf gelegt.
Hauptsache der Wirkungsgrad der Antenne stimmt. Die Leistung erreicht 
durch Reflexion, Stichwort MIMO, schon irgendwie den Empfänger.

von BT (Gast)


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Hallo,

das vorige Experiment mit den Polfiltern lässt sich auch mit 2 Kino 
3D-Brillen durchführen.  Nur so als Zusatz zu dem Beitrag von Wolfgang 
Horn.

Gruß
BT

von HF-Neuling (Gast)


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Ich wollte mal mit einer selbst geätzten Patchantenne in Verbindung mit 
WLAN rumspielen, deswegen die Fragen.

Bei Patchantennen kann man ja durch die Form auch die Polarisation 
beeinflussen.

Quintessenz: Es ist egal welche Polarisation ich nutze?!

von Ralph B. (rberres)


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HF-Neuling schrieb:
> Quintessenz: Es ist egal welche Polarisation ich nutze?!

Nein!

von Harald W. (wilhelms)


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Antennenheinz schrieb:
> HF-Neuling schrieb:
>> Welche Polarisation hat beispielsweise eine Antenne an einem Router bzw.
>> Access Point (wenn man das so allgemein sagen kann)?
>
> Hallo,
> früher bei den Stabantennen war das einfach, die waren vertikal
> polarisiert, der Strom bewegt sich vertikal auf der Antenne.

Für Autoantennen galt das auch schon nicht mehr. Da hat man auch
trotz horizontaler Polarisation vertikale Antennen genutzt.
Gruss
Harald

von Ralph B. (rberres)


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Bei Sichtverbindung zwischen Sender und Empfänger kann eine falsche 
Polarisationebene in der Feldstärke mehr als 20db ausmachen.

Wenn aber keine Sichtverbindung besteht, und die Ausbreitung in erster 
Linie durch Reflektionen an irgendwelche unbekannte Flächen zustande 
kommt, wird die Polarisation zunehmend unwichtig, weil nicht 
vorraussehbar.

Die Feldstärke einbrüche sind dann auch weniger dramatisch, weil immer 
irgendwelche Reflektionspunkte eine einigermasen passende 
Reflektionsebene anbietet.

Ralph Berres

von Stefan M. (derwisch)


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Harald Wilhelms schrieb:

>Für Autoantennen galt das auch schon nicht mehr. Da hat man auch
>trotz horizontaler Polarisation vertikale Antennen genutzt.

Stimmt, das ist aber erst auf den zweiten Blick logisch!

Eine vertikale Antenne vorn auf dem Kotflügel bildet zusammen mit der 
A-Säule einen "V-Dipol", der als Ganzes betrachtet nämlich horizontal 
polarisiert ist ( stehendes "V" ).

Wenn man die gleiche vertikale Stabantenne mitten aufs Fahrzeugdach 
baut, wird der Empfang schlechter, da sie nun tatsächlich vertikal 
wirkt.

Das sorgte schon für viel Verwirrung, da sich die meisten Leute nie mit 
Polarisationsebenen und Antnennentechnik befasst haben...:-).

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan M. schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>
>>Für Autoantennen galt das auch schon nicht mehr. Da hat man auch
>>trotz horizontaler Polarisation vertikale Antennen genutzt.
>
> Stimmt, das ist aber erst auf den zweiten Blick logisch!
>
> Eine vertikale Antenne vorn auf dem Kotflügel bildet zusammen mit der
> A-Säule einen "V-Dipol", der als Ganzes betrachtet nämlich horizontal
> polarisiert ist ( stehendes "V" ).

Der Kandidat hat 10 Punkte! :-)
Gruss
Harald

von Wolfgang Horn mobil (Gast)


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Hi Harald,

> Für Autoantennen galt das auch schon nicht mehr. Da hat man auch
> trotz horizontaler Polarisation vertikale Antennen genutzt.
Im Prinzip ja.
Jedenfalls an Autos mit Metallkarosserie, weniger an Leiterwagen aus 
Holz.
Weil die Karosserie das EM-Feld mächtig verbiegt.

Pfusch wäre, eine Antenne ohne deren Umfeld zu betrachten.

Ciao
Wolfgang Horn

von HF-Neuling (Gast)


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Welche Polarisation ist in Verbindung mit WLAN sinnvoll? Meist 
Sichtverbindung aber nicht immer garantiert.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Irgendeine. Die Stummelantennen oder gar Platinenantennen sind 
diesbezüglich nicht optimiert. Manchmal kann eine Fehlrichtung einer 
Antenne sogar weniger Störungen bringen. Oder sie liegt an einem nahen 
Kabel mehr oder weniger an. Dann strahlt das ganze Gebilde irgendwie...


Zurück zur Autoantenne:
In Australien schwören die Farmer auf eine Riesenantenne möglichst weit 
abgesetzt auf einer der Stoßstangen montiert.
Vermutlich eher Kurzwellenbereich??


Jedenfalls ist die normale UKW-Autoantenne eine E-Antenne!!

von Wolfgang Horn mobil (Gast)


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Hi, HF-Neuling,

> Welche Polarisation ist in Verbindung mit WLAN sinnvoll?

Abdul sagte richtig "Irgendeine".

Wir können nach grundsätzlich zwei Strategien vorgehen:
a) analytisch.
b) empirisch.

Analytisch ist vorteilhaft, wenn wir alles Wichtige übersehen, kennen 
oder erkunden können, dann planen mit Prognose der Soll-Eigenschaften, 
dann die Planung umsetzen, schließlich die Ist-Eigenschaften messen.

Aber wer kennt schon das Reflexionsverhalten seiner Zimmerwand, seines 
Schreibtisches, der Ecke mit dem abgesetzten Drucker, der drahtlos 
erreicht werden soll? Mit dem Mangel an Wissen und Erlungsmöglichkeiten 
fällt "analytisch" aus.

Die übrig bleibende Empirik läßt sich auch verschönen als "agiles 
Vorgehen" im Sinne der agilen Programmierung von Software - erst mal 
nach Gutdünken Gerät leihen, installieren, probieren. Wenn's klappt, 
toll, ein dreifach Hoch dem agilen Vorgehen.
Wenn es nicht klappt, dann ändere irgendetwas und versuche es noch mal:
1. Andere Stellung für die Antenne.
2. Höhere (Andere) Position für den Sender.
3. Mehr Leistung für den Sender.
4. Anderes Frequenzband.
5. MIMO für den Empfänger.
6. Kabel-Backup mit RJ-45. (Die Funkstrecke bleibt bestehen, der Kunde 
hat ja schon bezahlt. Er muss ja nicht merken, dass alle Daten über 
Kabel laufen.)

Ciao
Wolfgang Horn

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