Forum: Platinen Layout verschwindet beim Entwickeln


von Stefan W. (sephalon)


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Hallo zusammen,

gerade eben ist mein zweiter Anlauf im Herstellen von Platinen wieder in 
einem Fehlschlag geendet. Auch nach stundenlanger Suche im Netz ist es 
mir nicht gelungen, den Fehler zu finden.

Zunächst zu meinem Aufbau: Ich arbeite mit dem Fotopositiv-Verfahren und 
verwende dazu Basismaterial von Bungard. Die Folien von Herlitz bedrucke 
ich mit einem Photosmart C7200 mit Originaltinten, wobei das Ergebnis 
durchweg sehr kontrastreich wirkt. Belichtet werden die Platinen mit 
einem umgebauten Scanner (4 x Philips TL 29 D 16/09 N). Als 
Entwicklerlösung verwende ich Natriumhydroxid in einprozentiger Lösung 
bei Zimmertemperatur, während als Ätzmittel Natriumpersulfat in einer 
Konzentration von 20 % zum Einsatz kommt. Als Heizung steht mir im 
Moment leider nur eine Heißluftpistole zur Verfügung, die ich auf etwa 
50 °C eingestellt habe.

Bisher ist es mir jedoch nicht gelungen, eine Platine überhaupt nur zu 
entwickeln. Bereits nach zehn Sekunden beginnt das Layout im 
Entwicklerbad zu verschwimmen, und nach etwa 30 Sekunden sind kaum noch 
Konturen zu erkennen. Die Belichtungszeit habe ich zwischen 30 Sekunden 
und zehn Minuten variiert, wobei sich am Ergebnis kaum etwas geändert 
hat. Noch längere Belichtungszeiten erscheinen mir im Hinblick auf 
ähnliche Umbauten kaum noch sinnvoll.

Hinzu kommt, dass der Ätzvorgang sehr zäh abläuft. Bisher ist es mir 
nicht gelungen, eine von den (vermutlich vermurksten) Platinen 
vollständig zu ätzen, obwohl ich die Lösung 20 Minuten vorgeheizt habe. 
Hier vermute ich noch am ehesten als Fehlerquelle die unzureichende 
Leistung der Heißluftpistole, die eigentlich nur als Zwischenlösung bis 
zur Ätzanlage gedacht ist.

Ich wäre dankbar wenn mir jemand weiterhelfen könnte, denn inzwischen 
beginnt die anfängliche Begeisterung in Frustration umzuschlagen.

von Sam P. (Gast)


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Mit dem Heissluftfön ein Ätzbad zu heizen oder auch einfach nur auf 
Temperatur zu halten ist aussichtslos. Wenn du nichts gescheites 
beheizbares hast, dann würd ich mit Fe3Cl unbeheizt ätzen. Hat so seine 
Nachteile, aber die Ätzzeit und Resultate hauen hin.

Zum Belichten kann ich nix sagen, ich mach Tonertransfer. Generell gilt 
aber, egal wie du deinen Ätzprozess gestaltest, am Anfang ist immer viel 
experimentieren angesagt, bis du deine eigenen Werkzeuge beherrschst, 
die kleinen Macken kennst und so. Lass dich nicht entmutigen!

von Wunderer (Gast)


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Nun darf man gespannt warten, bis die hohen Herren des Forums ihren Senf 
zu deiner Vorgehensweise abgeben.

Du wirst lesen können, was für ein schlechter Mensch du bist. Aber das 
ist typisch für dieses Forum.

Zur Not kommt noch die Moderator-Keule und löscht oder sperrt 
willkürlich.

W.

von Johannes (Gast)


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Hallo Stefan,

Wenn das Layout so schnell wieder verschwindet, kann dieses zwei 
Ursachen haben. Zum einem kann die Konzentration des NaOH zu hoch sein, 
zum Anderen aber auch eine zu hohe Belichtung. Natürlich kann auch eine 
zu dünn bedruckte Folie Schuld sein, aber wenn diese blickdicht bedruckt 
ist, sollte das ausreichend sein. Ich drucke mit einem Laserdrucker, und 
da ist das Druckbild nicht wirklich lichtdicht. Trotzdem habe ich damit 
immer gute Ergebnisse erreicht. Ich denke, diese Fehlermöglichkeit kann 
man bei Dir ausschließen.

Da die Konzentration mit einem Prozent korrekt ist, liegt es mit 
ziemlicher Sicherheit an der Belichtung. Mit meinem Isel1 
Belichtungsgerät liegt die Zeit für eine korrekte Belichtung bei etwa 3 
Minuten, abhängig von dem Alter der Röhren und der Folie. Deinen 
ungebauten Scanner kenne ich natürlich nicht, ich belichte selbst mit 
dem Isel1. Als ersten Versuch würde ich deshalb die Belichtungszeit 
erniedrigen, obwohl mir 30 Sekunden schon sehr wenig erscheinen. Das 
Problem besteht nachher darin, dass man die Belichtungszeit sehr genau 
treffen muss und da sind plus minus fünf Sekunden fataler als bei meinen 
drei Minuten. Vielleicht ist der Belichter so zu hell. Dort kommen 
möglicherweise Probleme auf Dich zu.

Normalerweise dauert das Entwickeln in der Größenordnung von weniger als 
einer Minute. Aber auch dann, wenn man die Platine aus Versehen zu lange 
entwickelt, halten Bungard Platinen hier sehr viel aus. Produkte der 
Mitbewerber haben da weniger Toleranz.

Nach dem Entwickeln kann man die Leiterbahnen auf der Platine deutlich 
sehen. Das Ätzen ist also erst das nächste, hiervon unabhängie Problem. 
Für das Ätzen mit Natriumpersulfat gilt: Unter 40 Grad ätzt es kaum. 
Über 50 Grad (oder 60 Grad) kristallisiert es aus und man kann damit 
nicht mehr ätzen. Kannst Du die Temperatur mit einem Thermometer 
kontrollieren und schreiben, welche deine Ätzlösung wirklich hat? Ist 
die Temperatur gleichmäßig? Sonst ätzt es an einer Stelle schneller als 
an einer anderen.

Platinenätzen ist erst Frust, dann Routine. Das ging allen Ätzern so. 
Übrigens muss man sich an den religiösen Grabenkämpfen mancher 
Platinenfundamentalisten nicht beteiligen. Natriumpersulfat und 
EisenIIIchlorid führen beide zu guten Ergebnissen. Natriumpersulfat 
braucht nur gute Temperierung, EisenIIIchlorid arbeitet auch bei 
Zimmertemperatur.

Viele Grüße Johannes

von Michael S. (technicans)


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Stefan W. schrieb:
> Entwicklerlösung verwende ich Natriumhydroxid in einprozentiger Lösung

Wie hast du denn diese Konzentration angemischt?

von herbert (Gast)


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Natriumhydroxid 10 g für einen Liter Wasser.Belichten.Belichtungsreihe 
machen.Bei Belichtungszeiten im Sekunden Bereich hast schon eine 
ordentlich UV-Quelle ;-) Die bedruckte Seite der Vorlage muß den 
Fotolack sehen.Atzbad kannst auf dem E -herd auch in einem Wasserbad 
temperieren.Messen nicht vergessen!

von Harald W. (wilhelms)


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herbert schrieb:

> Atzbad kannst auf dem E -herd auch in einem Wasserbad
> temperieren.

Seeehr schlechter WAF. :-(
Gruss
Harald

von herbert (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Seeehr schlechter WAF. :-(

Ohne Begründung kann ich damit nichts anfangen! Mache ich schon ewig 
so...man darf halt nicht sabbern.

von Michael H. (mueckerich)


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WAF = Weiblicher Aktzeptanz Faktor

Chemie + Herd + Küche + Frau = (meist) Ärger

von Michael S. (technicans)


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Die Frau wird ja wohl auch mal Heim und Herd verlassen für ein paar
Stunden?

herbert schrieb:
> Natriumhydroxid 10 g für einen Liter Wasser.

So sollte es sein, aber ich vermute das der TO sich da vertan hat.

von Harald W. (wilhelms)


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Michael S. schrieb:
> Die Frau wird ja wohl auch mal Heim und Herd verlassen für ein paar
> Stunden?

Ja, aber dann hat sie womöglich die Familienkreditkarte mit und
muss beaufsichtigt werden. :-)
Gruss
Harald

von Michael H. (mueckerich)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Ja, aber dann hat sie womöglich die Familienkreditkarte mit

So ein Lapsus darf aber unter gar keinen Umständen passieren ;-)

von c. m. (Gast)


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Stefan W. schrieb:
> Die Folien von Herlitz bedrucke
> ich mit einem Photosmart C7200 mit Originaltinten, wobei das Ergebnis
> durchweg sehr kontrastreich wirkt.

> Bisher ist es mir jedoch nicht gelungen, eine Platine überhaupt nur zu
> entwickeln. Bereits nach zehn Sekunden beginnt das Layout im
> Entwicklerbad zu verschwimmen, und nach etwa 30 Sekunden sind kaum noch
> Konturen zu erkennen.

- möglicherweise ist die tinte blickdicht, aber uv-druchlässig. 
unwahrscheinlich. trotzdem wäre ein versuch mit einem laserdrucker 
angebracht.
- möglicherweise ist die photobeschichtung auf den platinen alt (hab 
selbst schon 6m alte platinen ohne problem geätzt), angegriffen 
(lagerung bei zu hoher temp, in lösemittel dunst?), produktionsfehler 
(unwahrscheinlich).
wie hast du die platinen gehandhabt? die schutzfolie erst kurz vor dem 
belichten weg gemacht und die platine, obwohl recht unempfindlich, 
keinem heftigen licht ausgesetzt? (ich mach z.b. die 70w neonröhren aus 
wenn ich die schutzfolie abziehe)


Michael H. schrieb:
> WAF = Weiblicher Aktzeptanz Faktor
>
> Chemie + Herd + Küche + Frau = (meist) Ärger

wer schafft sich ein weib an das nicht kapiert das die küche per se ein 
chemielabor ist? selbst schuld :P

von gerhard (Gast)


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Ich würde erst mal den Entwicklungsprozess klären. Ein Stück Platine
voll belichten, ohne Film. Dann entwickeln und die Konzentration des
NaOH so dünn machen, dass der Lack in einer knappen Minute wirklich
weg ist. Die Photoschale dabei etwas kippeln, damit das NaOH leicht
schwappt.

Wenn das geschafft ist wird die Belichtungszeit geklärt. Belichtungs-
keil erzeugen mit einem Stück Pappe, das man alle 20 sec ein Stück
weiter wegzieht. Damit sieht man, wie Lampe & Bungard-Material mit
einem idealen Film zusammenpassen. Man kann seinen Prozess dann
schön zentrieren.

Von Belichtungszeiten im Sekundenbereich bin ich übrigens weit weg.
Mit einem Gesichtsbräuner aus dem Blödmarkt (4 Röhren) dauert das
hier so 10 Minuten. Ich montiere Platine & Filme aber zwischen
2 massiven Glasplatten, die sich sicher nicht verbiegen können.
Abstand Lampe-Film etwa die Breite des Digikey-Katalogs.
Je nach Glassorte könnte das ein deutlicher optischer Abschwächer
sein.

Die Filme lasse ich in einer benachbarten Druckerei machen.
Ausdrucken 1:1 mit 2400 dpi in .pdf, eine DIN-A4 Seite kostet
je nach Laune & Eile ab €5. Offset-Film verlangen.

Genau das gleiche .pdf kann man auch dem heimischen Drucker
als Checkplot anvertrauen. Mein Laserdrucker macht alles 4% zu klein.
(Könnte man im Druckertreiber einstellen.)

Wenn der Toner des Laserdruckers genauso ist wie später das
Kupfer auf der Leiterplatte, dann braucht die Druckerei
normalerweise nicht nochmal für die Kontaktkopie zur Platine
spiegeln.

Ich ätze mit Persulfat in einer Glasschüssel, bei der die
Ecken der Europakarte gerade in 4 mm Höhe aufliegen. Ergibt
minimale Menge an Ätzlösung und eine unverkratzte Unterseite.
Europakarte mitnehmen zum Kaufen!
Das geht auf dem normalen Elektroherd. Man muss eben sauber
arbeiten.

Nach dem Ätzen Photoresist strippen mit UV & Entwickler.
Wird viel sauberer als irgendein Lösungsmittel, vor allem
wenn man danach noch SENO-Glanzzinn aufbringen will (gut!)

Der Prozess reicht zuverlässig für Europakarten mit 5mil/5mil
design rules.

Gruß, Gerhard

von gerhard (Gast)


Angehängte Dateien:

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Lag gerade auf dem Tisch. Sorry, noch ungewaschen.

Ist übrigens ein 32 MHz-VCXO, den man optional an eine externe 
10.00000000-MHz-Ref phaselocken kann, als genaue Zeitbasis für einen 
DG8SAQ-V2-Networkanalyzer.
Der 74HC4046 in SO-16 sieht schon recht klobig aus.

Gruß, Gerhard

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