Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verlustleistung LM675 Leistungs -OP


von Johannes (Gast)


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Moin,

Ich habe eine Verstärkerschaltung gebaut, die aus -+5V  mit Hilfe eines 
LM675 LeistungsOPs eine Spannung von bis zu -+ 10V generiert wird. Der 
Soll dann sowas wie'n Trafo antreiben.
Um nun den Wärmeleitwiderstand für einen passenenden Körper auszurechen 
(und sowieso zum überprüfen, ob der IC für die benötigte Leistung 
ausgelegt ist) wollte ich nun mit einem Verbraucher die Leistung 
bestimmen, die ich dem OP abverlangen muss.

Ich bin bis jetzt davon ausgegangen, dass die einfach die Scheinleistung 
ist, die die Verbraucher aufnehmen, was wahrscheinlich völliger Unsinn 
ist.

Kann mir jemand einen Tip geben?

Gruß Johannes

von Amir Troglodim (Gast)


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Was meint denn das Datenblatt zur Verlustleistung?

von MaWin (Gast)


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> Ich habe eine Verstärkerschaltung gebaut, die aus -+5V  mit Hilfe eines
> LM675 LeistungsOPs eine Spannung von bis zu -+ 10V generiert wird.

Also hast du den LM675 an Spannungen angeschlossen, wie grösser als 
-10V/+10V sind, z.B. -15V/+15V.

Da der Chip sowohl Wirkleistung als auch Scheinleistung transportieren 
muß, interessiert nur der Strom.

Da ein Trafo auch Strom transformiert, reicht es, die Stromaufnahme der 
Last zu kennen, und dann mit dem Wirkungsgrad des Trafos 
zurückzurechnen.

Dann kannst du Strom * Betriebsspannung rechnen. Das stimmt zwar nicht, 
ist aber eine obere Abschätzung.

Ein halbe-Betriebsspannung*Strom reicht nur bei ohm'schen Lasten.

von Johannes (Gast)


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Das Datenblatt gibt leider nicht wirklich was her. Eigener 
Wämewiderstand steht da, nicht aber, wie dieser entsteht.

Also rechne ich den Strom aus, der ja komplex ist, und mulitpliziere den 
dann mit


vielen Dank

von Michael M. (michaelm)


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Johannes schrieb:
> Das Datenblatt gibt leider nicht wirklich was her.

Soso.... Ich sehe da z.B. max. Pd = 30W.

;-)

Gruß Michael

von Amir Troglodym (Gast)


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>Also rechne ich den Strom aus, der ja komplex ist...

Ist er das ? Da der OpAmp weder eine passive Komponente wie eine Spule, 
resp Kondenser, noch geschaltet ist, ist der Stom nicht komplex, sondern 
reel. Dh wenn der Ausgang 1V @1A in eine ohmsche Last ist, und die 
Speisung 12V hat, so ist die Ausgangsleistung 1W(1V*1A) und die 
verheizte Leistung 11W(11V*1A) im Idealfall. Wenn die Last nicht Ohmsch 
ist, sondern induktiv, oder kapazitiv, oder ohmsch-generatorisch, bewegt 
man sich in anderen Quadranten. Es wird aber nie was in die Speisung 
zurueckgespiesen, dh der OpAmp kann keine Blindleistung.

von Johannes (Gast)


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Da es sich um eine drei-Kanal Verstärkerschaltung handelt leide ich 
unter einer Art Platzknappheit und nen Lüfter wolle ich auch möglichst 
vermeiden. Daher wollte ich mir das selbst ausrechnen. Dabei brauche ich 
pro Kanal nicht die maximal mögliche Leistung (und möchte das auch 
nachweisen können)

Besten Dank bis jetzt

von Johannes (Gast)


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Amir Troglodym schrieb:
>>Also rechne ich den Strom aus, der ja komplex ist...

> Ist er das ?

Hab ich oben mal angegeben. Was ich vergessen hab ist, dass der Tafo 
kräfitg streut.


Amir Troglodym schrieb:
> Wenn die Last nicht Ohmsch
> ist, sondern induktiv, oder kapazitiv, oder ohmsch-generatorisch, bewegt
> man sich in anderen Quadranten. Es wird aber nie was in die Speisung
> zurueckgespiesen, dh der OpAmp kann keine Blindleistung.

Aber wo geht der gespeicherte Strom hin, der sich in einer Induktivität 
aufgebaut hat? Jetzt bin ich völlig verwirrt.

von Amir Troglodym (Gast)


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>Aber wo geht der gespeicherte Strom hin, der sich in einer Induktivität
aufgebaut hat? Jetzt bin ich völlig verwirrt.

Der wird niedergekocht. In der Endstufe.

von Amir Troglodym (Gast)


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>Was ich vergessen hab ist, dass der Trafo kräfitg streut.

Was bedeutet, dass die Spannung nach dem Trafo stromabhaengig wird. Was 
dann im Spannungsregler niedergekocht wird.

von MaWin (Gast)


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Theoretisch könnte auch ein OpAMp zurückspiesen, dann müsste seine 
Ausgangsbeschaltung aber ein Schiwngkreis mit Güte > 1 sein (und de 
OpAmp z.B. Freilaufdioden haben).

In der Praxis wird die Spannung am OpAmp Ausgang eher im 
Versorgungsspannungsbereich sein, und damit der OpAmp an der Last hängt, 
muß dann zumindest einer der Ausgangstransistoren leiten um den Strom 
entweder einzuspeisen oder rauszuziehen, mit entprechendem Verlust von 
Strom*Spannung_über_dem_Transistor.

Dabei kann wie gesagt bei komplexen Lasten die Spannung an einem solchen 
Transistor auch mal über halbe_Betriebsspannung liegen. Klar kann man 
das ausrechnen, aber man wird immer was übersehen. Daher ,wenn man keine 
Maximalwerte haben will, vielleicht einfach in LTSpice simulieren und 
sich die Verlustleistung ansehen, oder aufbauen und (mit Infrarotkamera) 
messen.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Hmm, die Verlustleistung auszurechnen ist doch nicht so schwierig:

Die mittlere Verlustleistung Pv im Verstärker ist die mittlere Leistung
Pe, die von der Versorgung aufgenommen wird abzüglich der mittleren
Leistung Pa, die an die Last abgegeben wird:

Ist die Betriebsspannug symmetrisch (±Ub) und der Eigenverbrauch des
Verstärkers vernachlässigbar, ist

Sind zudem Ausgangsspannung und -strom beide sinusförmig, ist

Die Betriebsspannung wirst du kennen, die Spitzenausgangsspannung hast
du oben mit 10V angegeben, den Spitzenausgangsstrom kannst du messen,
ebenso den Phasenwinkel.

Wenn bekannt (z.B. aus dem Datenblatt), kannst du noch den Eigenver-
brauch des Opamps hinzurechnen.

von MaWin (Gast)


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> Ist die Betriebsspannug symmetrisch (±Ub) und der Eigenverbrauch des
> Verstärkers vernachlässigbar, ist

Rechnest du ernsthaft mit Ub-Halbe und dem Betrag des Stroms ?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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MaWin schrieb:
> Rechnest du ernsthaft mit Ub-Halbe und dem Betrag des Stroms ?

Ja, wenn du mit Ub-Halbe die Spannung zwischen +Ub und GND bzw. zwischen
GND und -Ub meinst (also die halbe Gesamtbetriebsspannung des Opamp).
Überleg dir einfach, von wo nach wo der Strom durch den Opamp fließen
kann.

von MaWin (Gast)


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> Überleg dir einfach, von wo nach wo der Strom durch den Opamp
> fließen kann.

Eben. Da gibt es schon muntere Spannungs/Stromverläufe.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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MaWin schrieb:
> Da gibt es schon muntere Spannungs/Stromverläufe.

Hui, da ringst du dem armen LT1353 aber auch einiges ab, kein Wunder,
dass der sich so windet :) Hast du mal im Datenblatt den maximalen
Ausgangsstrom nachgeschlagen? Da steht etwas von 13,4mA bei 13V
Ausgangsspannung. Bei 10V werden es etwas mehr sein, aber bei dieser
Last müssten mehr als 1A(!) fließen.

Weil die Signalformen deswegen leicht vom idealen Sinus abweichen, kann
man die dritte Formel in meinem vorletzten Beitrag nicht anwenden, die
zweite gilt aber auch hier.

Ich hab deine Schaltung ebenfalls in LTspice eingegeben und mir den
Mittelwert des Betrags des Ausgangsstroms ausgeben lassen: 43,0mA. Da
die mittlere Leistung der LC-Last vernachlässigbar ist, fällt dass
rechte Produkt der Formel weg, und die mittlere Leistung ergibt sich zu

  P = 15V · 43,0mA = 645mW

LTspice gibt 635mW aus, was ganz gut in der Nähe liegt.

Dass LTspice 10mW weniger als nach meiner Formel ausgibt, obwohl der
Wert eher höher sein müsste, weil ja noch der Eigenverbrauch des Opamp
hinzukommt, ist übrigens weder ein Fehler in meiner Formel noch ein
Rundungsfehler von LTspice. Er kommt daher, dass das Opamp-Modell im
Gegensatz zu einem echten Opamp offensichtlich interne GND-Verbindungen
hat, so dass die Summe aller von außen sichtbaren Anschlussströme nicht
mehr 0 ist, wie es der Herr Kirchhoff (und auch ich) gerne hätte.

Diese internen GND-Verbindungen trifft man immer wieder bei Spice-Model-
len an. Meist wird dabei eine Kapazität, die sich real auf einen der
Versorgungsspannungsanschlüsse bezieht, stattdessen auf GND gelegt. Das
macht bei niederohmiger DC-Versorgung keinen großen Unterschied und soll
wohl die Simulation etwas beschleunigen. Ich finde das trotzdem etwas
murksig, weil dadurch wie in diesem Fall schnell Verwirrung ensteht.

von Johannes (Gast)


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Super, das es etwas komplizierter ist, als eine eben über den Daumen 
gepeilte Rechnungen. Ich werd dann am besten einen Simulation als 
Nachweis verwenden. Schein wohl die am besten nachzuvollziehne Lösung zu 
sein. Für den lm675 hab ich auch schon ein Spice-Model gefunden.
Danke für die Hilfe.

Gruß Johannes

von Amir Troglodym (Gast)


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Autsch. Was fuer ein Aufwand. Ich wuerd in erster Naeherung den 
Absolutwert der Blindleistung der Last als Verlustleistung des Opamp 
einsetzen und's dann etwa lassen. Und in zweiter Naeherung das Integral 
anschauen.

von Helmut S. (helmuts)


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Hallo Johannes,
an dem SPICE-Modell für den LM675 wirst du wahrscheinlich keine Freude 
haben, wenn du die Verlustleistung simulieren willst, da dieses Modell 
den Laststrom nicht über die Versorgungs-Pins zieht.
Ich habe dir mal ein Beispiel mit einem Universal-Opamp angehängt. Mit 
dem kannst du die Verlustleistung simulieren.

Wenn du die Alt-Taste hältst und den Kursor über ein Bauteil bewegst, 
dann wird das Mouse-icon zum Thermometer. Dann die linke Maustaste 
drücken. Jetzt plottet LTspice die Formel für die Leistung.
Wenn du im Waveform Viewer mit Ctrl und rechte Maustaste auf diese 
Leistungsformel klickst, dann wird die mittlere (Verlust-)Leistung 
angezeigt. Was will man mehr.

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