Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik EMV Problem?


von Alex S. (thor368)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Tach allerseits!

Leider ist mein aktuelles Problem schwierig zu beschreiben. Ich habe 
einen Class D Verstärker konzipiert, der jetzt ein rausch/verzerr 
Problem hat.

Ich habe mich mal an einem neuen design versucht. Die Idee war eine 
unsymetrische Versorgung zu verwenden und mit einer Vollbrücke zu 
arbeiten. Das bringt mehrere Vorteile micht sich. Unter anderem kann man 
so auf den Ausgangsfilter verzichten.

Der Witz ist, dass die Schaltung soweit funktioniert. Wenn ich nur eine 
Halbbrücke an die Versorgung hänge und einen Koppelkondensator 
dazwischen haue läuft der entsprechende Kanal tadellos. Erst wenn ich 
beide Halbbrücken anschließe fängt das Rauschen und Zerren auf beiden 
Kanälen an. Ich habe mir gedacht, dass das nur durch Einstrahlung der 
steilen Flanken auf die Eingänge des Modulators zu erklähren wäre, und 
das ganze Logikgeraffel in eine Metalldose verfrachtet. Der Effekt ware 
allerdings eher negativ als positiv.

Irgend eine Idee was sich da tun lässt?
Thor

von Johannes E. (cpt_nemo)


Lesenswert?

Für mich sieht die Ansteuerung der Transistoren etwas verdächtig aus, da 
durch die Beschaltung nicht zuverlässig verhindert wird, dass die beinen 
Transistoren in einer Phase gleichzeitig einschalten. Falls das 
passiert, kann das durchaus alle möglichen Störungen verursachen.


Hat zwar vermutlich nichts mit dem Problem zu tun, das du beobachtest 
hast; aber mit ist aufgefallen, dass du die Logic-level Mosfets 
(IRLR120N) mit 15V Gatespannung ansteuerst. Das ist schon ziemlich 
grenzwertig...

Und dann ist die Beschaltung von U9 total falsch; der Eingang muss ans 
andere Ende von L2.

von Alex S. (thor368)


Lesenswert?

Tach Johannes,

> Für mich sieht die Ansteuerung der Transistoren etwas verdächtig aus, da
> durch die Beschaltung nicht zuverlässig verhindert wird, dass die beinen
> Transistoren in einer Phase gleichzeitig einschalten. Falls das
> passiert, kann das durchaus alle möglichen Störungen verursachen.
Theoretisch gibt es keine Überschneidung der hi- und lowside. Das 
Gatesignal ist genau invertiert. Praktisch sorgt die Gatekapazität aber 
für Schaltzeiten größer 0. Ich habe vorher mit IRFP4229 gearbeitet und 
deren Ciss hat mich ein wenig umdenken lassen. Mein ursprüngliches 
design hatte eine einstellbare deadtime insertion. Wie sich 
herausstellte war das für die IRLR nicht mehr nötig.
Ich werde es aber noch ein mal überprüfen. Wer weiß...

> Hat zwar vermutlich nichts mit dem Problem zu tun, das du beobachtest
> hast; aber mit ist aufgefallen, dass du die Logic-level Mosfets
> (IRLR120N) mit 15V Gatespannung ansteuerst. Das ist schon ziemlich
> grenzwertig...
Hui, das hatte ich ja gar nicht gesehen: Die machen nur +-16V Vgs! Naja, 
15V tauchen aber sogar in den typical output characteristics auf. 
Trotzdem kein gutes Gefühl wenn man doch deutlich weniger Wasser unterm 
Bug hat als man dachte^^ Ich werde mal zusehen, ob ich die Versorgung 
eventuell auf +10V reduzieren kann.

> Und dann ist die Beschaltung von U9 total falsch; der Eingang muss ans
> andere Ende von L2.
Nein, falsch ist sie nicht. Nur unsinning, wenn parallel U6 bestückt 
ist. Ich habe leider vergessen zu erwähnen, das U6 und U9 zwei Varianten 
zur Erzeugung der +15V sind. Für U9 wird beim footprint von U6 pin 1 und 
8 überbrückt. Das lässt sich auf dem layout gut lösen.

Thor

von Alex S. (thor368)


Lesenswert?

Tja, die deat time ist es nicht. 0 - 100% und die Störungen ändern sich 
kein bischen.

Irgend eine Idee?
Thor

von Alex S. (thor368)


Lesenswert?

Tja, nach einer weiteren session Ausprobieren ist der Stand jetzt 
folgender:

Beide Halbbrücken laufen gleichzeitig und sauber aber nur, wenn sie 
parallel angesteuert werden. Sobald ich den inverter vor die eine Brücke 
hänge, gehen die Störungen wieder los.
Lasse ich die Hallbbrücken parallel aber gegenphasig laufen ist es 
grenzwertig. Zuerst hatte ich leichte Verzerrung und Rauschen. Nachdem 
ich die Lautsprecherleitungen und die Versorgung verdrillt habe waren 
sie weg.

Thor

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Was man als Rauschen niederfrequenzmäßig hört, kann wildes Schwingen im 
Kurzwellenbereich sein.

von Jobst M. (jobstens-de)


Lesenswert?

Warum lässt Du den invertierenden Verstärker nicht weg und vertauschst 
die Eingänge der nachfolgenden Komparatoren? Bzw. HIN und LIN ...

Das Deine Stufe mit 500Ω am Eingang recht niederohmig ist, ist Dir klar?


Gruß

Jobst

von Alex S. (thor368)


Lesenswert?

> Was man als Rauschen niederfrequenzmäßig hört, kann wildes Schwingen im
> Kurzwellenbereich sein.
Ja, das würde ich auch vermuten. Ähnlich wie das Zerren.

> Warum lässt Du den invertierenden Verstärker nicht weg und vertauschst
> die Eingänge der nachfolgenden Komparatoren? Bzw. HIN und LIN ...
Die Brücken mit dem selben Signal zu speisen aber gegenphasig 
anzusteuern funktioniert soweit auch recht gut. Es gibt dabei nur das 
Problem, dass man nicht wirklich ohne Filer auskommt. Der Hauptgrund ist 
dabei, dass die Annahme, der Lautsprecher wirke als Schwingspule mit 
Masse wie ein LC Tiefpass, nur bedingt zutrift. Grundsätzlich stimmt das 
und funktioniert auch wunderbar. Leider ist das Kernmaterial der Spule, 
also der Magnet des Lautsprechers, meist nicht besonders gut geeignet 
für die hohe Frequenz. Ich hatte zB einen Lautsprecher angeschlossen und 
beachtete den Aufbau ein paar Minten nicht weiter. Als ich den 
Lautsprecher das nächste mal in die Hand genommen habe verbrannte ich 
mir fast die Finger. Der Magnet war heiß geworden. Nicht die 
Schwingspule!

Laufen die Halbbrücken gleichphasig, wobei eine Halbbrücke ein 
invertiertes Eingangssignal bekommt, veringert sich die Amplitude der 
PWM-Trägerfrequenz im Spektrum stark.

Ich habe nicht viel Ahnung von der Mathematik dahinter aber meine 
Überlegung sieht so aus: Nimmt man die extremsten Situtationen, also 
0V@100kHz bei Stille und Vs@100kHz bei der Wiedergabe von einem voll 
ausgesteuerten 100kHz Sinus dann ist klar, dass die Trägerfrequenz nun 
nur noch einen variablen Anteil am Gesammtspektrum hat.

> Das Deine Stufe mit 500Ω am Eingang recht niederohmig ist, ist Dir klar?
Das ist war aber aus Sicht der Störungsprobleme auch eher positiv, oder 
nicht?

Thor

von Alex S. (thor368)


Lesenswert?

Ach ja, was ich als nächstes versuche ist Kondensatoren zwischen E+ und 
E- der Komperatoren zu kleben. Das habe ich als Kommentar zur 
Störungsunterdrückung bei einer anderen Schaltung gesehen.

Thor

von Werner (Gast)


Lesenswert?

Alex S. schrieb:
> Theoretisch gibt es keine Überschneidung der hi- und lowside. Das
> Gatesignal ist genau invertiert. Praktisch sorgt die Gatekapazität aber
> für Schaltzeiten größer 0.

Dann solltest du deine Gatekapazitäten mit in die Theorie einbeziehen, 
damit sie die Realität besser beschreibt ;-)

Sonst nützt dir die Theorie praktisch wenig.

von Alex S. (thor368)


Lesenswert?

> Praktisch sorgt die Gatekapazität aber für Schaltzeiten größer 0.
Habe ich doch? Praktisch ~ Realität?

Wie dem auch sei. Die deattime hat nichts bewirkt außer den Klang (wenn 
auch noch unhörbar) zu verschlechtern. Von daher lasse ich sie bei 
diesem Aufbau weg.

Wenn ich später auf größere Leistungen und damit größere MOSFET abziehle 
werde ich nicht drum herumkommen. Das ist mir klar.

Thor

von Alex S. (thor368)


Lesenswert?

Es ist echt wie verhext. Ich habe jetzt eine Halbbrücke direkt am 
Eingangssignal und die andere komplett ohne Signal. E+ und E- der beiden 
Komperatoren für die zweite Halbbrücke sind einfach per 
Spannungsteiler(2x100Ohm) und genügend Kapazität beschaltet. Der Witz 
ist, ich höre auf dem eigentlich terminierten Kanal leise und übel 
verzerrt das was auf dem ersten Kanal läuft.

Ich kann es mir nicht mehr erklähren:
Die Versorgung ist mehr als gut abgepuffert. Der Eingang der zweiten 
Brücke KANN sich nicht bewegen. Ich habe sogar den Spannungsteiler am 
Referenzdreieck für die Komperatoren auf jeweils 100Ohm reduziert und 
zusätzlich 10nF nach Masse gehängt. Auch da KANN nichts mehr 
reinstreuen. Trotzdem höre ich noch etwas.

HELP!
Thor

von Jobst M. (jobstens-de)


Lesenswert?

Vielleicht bewegt sich die Masse?


Gruß

Jobst

von Arno H. (Gast)


Lesenswert?

Jobst M. schrieb:
> Vielleicht bewegt sich die Masse?

Vor allem die ungenügend abgeblockten virtuellen Massen, um eine duale 
Spannungsversorgung zu vermeiden.
Empfehlenswerter Lesestoff dazu sind von AD die AN 214, 280, 340 und vor 
allem die AN581. Andere Hersteller bieten ähnliches.

Hast du auch die stark unterschiedlichen tD(On) und tD(Off) 
berücksichtigt?

Arno

von Alex S. (thor368)


Lesenswert?

Ah, die AN581 ist ja wirklich interessant. Vielen Dank! Ich optimiere 
das gleich mal.

Thor

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.